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Verlag: Diana ISBN: 3-453-29023-2 Seiten: 735 Ausgabe: Hardcover Preis: € 22,95 ET: 02.2007 |
Inhalt
Paris, Mitte des 18. Jahrhunderts
Jeanne-Antoinette Poisson, ein Mädchen aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen, wird entgegen aller herrschenden Konventionen und Gesetze mit 23 Jahren die Geliebte des französischen Königs. Aus der leidenschaftlichen Affäre wird echte Liebe. Louis XV. erhebt Jeanne in den Adelsstand und macht sie zur Marquise de Pompadour. Nun kann sie als offizielle Maîtresse en titre in Versailles leben. Am französischen Hof ruft dies einen Skandal von bisher ungekanntem Ausmaß hervor. Vom ersten Tag an muss Jeanne gegen Intrigen, Demütigungen und Hass kämpfen. Und obwohl sie als Kunstmäzenin weit über die Grenzen von Versailles hinaus für ihren Esprit und Freiheitssinn geschätzt wird, erlebt sie das Schloss oft als Gefängnis. Doch sie bleibt bis zu ihrem Tod, fast zwanzig Jahre lang, an der Seite Louis` XV. und wird in dieser Zeit eine der mächtigsten und einflußreichsten Frauen Europas.
Meine Meinung
„Die Favoritin des Königs“ versucht das Bild der machthungrigen Madame de Pompadour gerade zu rücken und in meinen Augen ist es der Autorin außerordentlich gut gelungen und das Dank des sehr ausführlichen, mit Querverweisen versehenen Nachwortes auch noch glaubhaft.
Bevor ich dieses Buch begann, hatte ich kein deutliches Bild der Lieblingsmätresse Louis XV. vor Augen. Ich wusste wohl, dass es sie gab, aber ich war nicht mit Sympathien oder Antipathien vorbelastet. Von daher war dieser Roman für mich nicht nur reinstes Lesevergnügen, sondern auch eine interessante und vor allem lehrreiche Lektüre, die mir die Marquise de Pompadour und ihre Zeit um einiges näher brachte.
Claudia Ziegler schreibt flüssig und vor allem sehr farbenprächtig. Von der ersten Seite an befand ich mich in Frankreich des 18. Jahrhunderts und lebte, liebte und litt an der Seite der Marquise. Die Geschichte beginnt, als die zukünftige Mätresse mit sechs Jahren einer Zigeunerin begegnet, die ihr die Zukunft weissagt. Entgegen aller Erwartungen springt die Autorin nun nicht mehrere Jahre vor, sondern bemüht sich sehr, das Leben einer der berühmtesten Frauen Frankreichs chronologisch zu erzählen. Von der Art des Stils, sowohl erzählerisch als auch sprachlich, bin ich äußerst angetan. Claudia Ziegler erzählt eindrucksvoll lebendig das Leben der bürgerlichen Jeanne, die Dank einflussreicher Freunde eine hervorragende Erziehung genoss und weit über ihren Stand verheiratet wurde. Mit der ersten Begegnung zwischen Jeanne und König Louis XV. erwartet der Leser nicht nur den erste Höhepunkt, sondern und auch eine Wandlung des Erzählens. Der Leser dringt von nun an immer tiefer in Jeannes Inneres ein, hat mehr Teil an ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, als wurde sie erst mit der Liebe zum König wirklich geboren.
Die Figuren gefallen mir ausnahmslos wunderbar. Sie sind facettenreich, lebendig und glaubwürdig in ihrem Handeln und Auftreten. Claudia Ziegler hat ihnen allen eine wunderbare Tiefe und Vielfalt gegeben. Die Wandlungsfähigkeit der Charaktere hat mich besonders beeindruckt und überzeugt. Die Autorin schreibt nicht nur von Intrigen, sondern lässt ihre Figuren sich dementsprechend wandeln. Handlung, Stil, Sprache und Figuren sind bis auf das Genauste aufeinander abgestimmt und bilden eine überzeugende, süchtig machende Einheit. Jeanne, die vermeintlich machthungrige Mätresse, ist eine eindrucksvolle Figur, die mir vom ersten Moment an sehr ans Herz ging. Claudia Ziegler hat selbst recherchiert und sich ein eigenes Bild von dieser Frau gemacht, die nach neuesten Erkenntnissen keineswegs so gierig und skrupellos gewesen zu sein scheint. Mich hat dieses Bild, das Claudia Ziegler von der Madame de Pompadour gezeichnet hat, eindeutig überzeugt. Vor allem hat die Autorin ihre Schlüsse auch für einen Laien auf diesem Gebiet verständlich und nachvollziehbar in ihrem Nachwort erläutert.
Auch Louis XV., von dem ich ebenfalls nur ein vages Bild hatte, kam mir in diesem Roman sehr nahe und ich finde es großartig, wie es der Autorin gelungen ist, dem Leser nahe zu bringen, dass er auch als Geliebter immer noch König war und wie sich diese zwei Seiten auf ihn und seine Untertanen auswirkte. Aber nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Nebenfiguren, vom Diener bis zu den ärgsten und einflussreichsten Feinden der Mätresse, haben mich bis ins Kleinste überzeugen können. Von allen hatte ich ein gestochen scharfes Bild vor Augen und es viel mir schwer, mich am Ende von ihnen zu trennen.
Die Handlung befasst sich in erster Linie mit dem Leben der Marquise de Pompadour seit ihrem sechsten Lebensjahr bis zu ihrem Tod. Jedoch findet alles, was sich auf ihr Leben auswirkte, einen Platz in diesem Roman. Wie die Autorin anmerkt, hat sie sich bis auf einige, im Nachwort extra erwähnte, Details, an die belegten Fakten gehalten. Sicherlich fehlt dem Roman der Spannungsbogen eines Thrillers, nichtsdestotrotz hat „Die Favoritin des Königs“ eine ganz eigene Spannung, die vor allem auf Intrigen am Hofe und die Angst der Mätresse „entthront“ zu werden beruht. Vor allem nimmt sich die Autorin immer wieder sehr viel Zeit, dem Leser Etikette und Zeremoniell am Versailler Hof nahe zu bringen. Dabei ist sie sehr detailliert und akribisch. Mir hat das ausnehmend gut gefallen, da es mir die Atmosphäre und Lebensart des Hofes sehr verdeutlichte und nahezu greifbar machte. Versailles ist für mich dadurch wahrhaftig lebendig geworden. Wer dafür kein Faible hat, könnte sich durchaus gelegentlich ein wenig langweilen, das mag ich nicht abstreiten. Bei mir hingegen kam nie Langeweile auf, im Gegenteil, ich hätte noch hunderte Seiten weiter lesen können…
Einziger Kritikpunkt ist der recht kurze und abrupte Schluss des Romans. Er passt zwar zum Buch, aber ich hätte es gerne etwas ausführlicher gehabt. Allerdings haben mich das großartige Nachwort, das Personenverzeichnis mit Lebensdaten und die Zeittafel wieder getröstet.
Abschließend kann ich nur noch sagen, dass mit Claudia Ziegler ein neuer Stern am Autorenhimmel aufgegangen ist, dem man unbedingt Beachtung schenken sollte. Zum Glück arbeitet die Autorin bereits an ihrem zweiten Roman, denn ich kann es kaum erwarten wieder etwas von ihr zu lesen.
Bewertung
überzeugende