Banana Yoshimoto, Japans "Popautorin" legt wie so oft einen Band mit Erzählungen vor. Sechs Stück sind es diesmal, mit einem lose verbindenden Thema: Es geht um junge Menschen, die Bindungen zu anderen eingehen, geheiratet haben, heiraten wollen, um ihre Unsicherheiten und Ängste.
Sei es die junge Frau, die in überbehütet im Dorf einer Sekte aufwuchs und den Sprung nach Tokio in ein neues Leben wagt, sei es eine andere, die nach einem Leben mit ausschweifenden Sexorgien sich selbst und einen Traummann gefunden hat, sei es die Frau mit dem verheirateten Geliebten, den sie schließlich doch selbst heiraten kann und gar nicht glücklich damit ist - immer seht die Selbstfindung, ein bisschen Mystik, menschliches Zusammensein im Mittelpunkt.
Mein siebtes Buch von Banana, doch langsam setzt sich das Gefühl durch, dass ich mich an ihrer Prosa abgelesen habe, dass sie mir nicht mehr viel zu sagen und zu geben hat. Ihre Charaktere, die mich oft sehr berührt haben, haben mich diesmal überhaupt nicht ergriffen, vielleicht tat sich diesmal stärker ein Bruch zwischen japanischer und europäischer Lebenswelt auf: Es scheint sehr früh geheiratet zu werden, die Beziehungen scheinen zu diesem Zeitpunkt noch wenig gefestigt zu sein. Heiratsanträge (die zwei-, dreimal vorkommen) sind von einer unsentimentalen Nüchternheit. Dringt hier vielleicht noch durch, dass eine Generation früher arrangierte Heiraten noch normal waren?
Aus diesem Aspekt eine ferne Kultur kennenzulernen, habe ich die Geschichten auch sehr gerne gelesen.
Yoshimotos Sprache ist wie immer eher einfach, erzählend mit manchen poetischen Einschüben und nicht immer sehr geglückten Vergleichen und Metaphern. Unterhalten habe ich mich jede Seite gut, der Funke wollte aber diesmal nur auf wenigen Seiten überspringen.
Katia