Heinrich Heine - Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland

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  • Ich bin fertig! :klatschen:


    Zuletzt war ja Buchhändler Nicolai an der Reihe, über den hat Heine jede Menge Spott verbreitet. Ganz schön scharfzüngig, wenn nicht sogar böse, möchte ich sagen. Aber diese Abschnitte sind natürlich besonders amüsant zu lesen *schäm* :breitgrins:


    Da kommt der Herr Lessing eindeutig besser weg, der wird von Heine regelrecht verklärt wegen seiner Polemik, aber auch seiner Wahrheitsliebe. Hinsichtlich der Religion und Philosophie nennt Heine Lessing den Fortsetzer des Luthers.


    Im dritten Buch geht nun Heine endlich auf das Thema unseres Leserundenbuches ein, nämlich auf Kant und "Die Kritik der reinen Vernunft". Er zieht hier wieder den Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich; beide erleben denselben Bruch mit der Vergangenheit - Frankreich durch die materielle, Deutschland aber durch die geistige Revolution, ausgelöst durch Kants Buch.


    Heine vergleicht Kant mit Robespierre; beide verfügen über eine "unerbittliche, schneidende, poesielose, nüchterne Ehrlichkeit", dasselbe Talent des Mißtrauens und eine Zugehörigkeit zum Spießbürgertum; nur dass der Terrorismus des Robespierre noch bei weitem von Kant übertroffen wird, dem Zerstörer im Reich der Gedanken. "Die Kritik der reinen Vernunft" ist das "Schwert, womit der Deismus hingerichtet worden ist in Deutschland". In diesem Stil geht es weiter, und ich glaube, dass gerade diese Aussagen den Kern unseres Leserundenbuches bilden; die Ungeheuerlichkeit einer Beweisführung gegen die Existenz Gottes traf die Menschen damals bis ins Mark - mit diesem Wissen erscheint mir die eine oder andere Handlung mancher Hauptfiguren Wolfram Fleischhauers noch plausibler.


    Bei Heine geht es noch weiter mit Philosophen wie z.B. Fichte, Schelling und Hegel, auch über Goethe lässt er sich aus. Ich habe dieses dritte Buch zu ende gelesen, werde aber mangels Diskussionpartnern nicht weiter darauf eingehen.


    Ich empfand "Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland" als spannende und interessante Lektüre. Ursprünglich begleitend zu "Das Buch in dem die Welt verschwand" von Wolfram Fleischhauer gedacht, habe ich das Essay über vier Wochen immer wieder häppchenweise gelesen, dabei sehr viel Neues gelernt und mich obendrein noch über Heines kleine Bosheiten und seinen Wortwitz amüsiert. Schade fand ich, dass sich niemand mehr beteiligt hat, aber da ich nunmal grundsätzlich keine Leserunden abbreche, musste ich eben alleine durch. Vielleicht habt ihr ja irgendwann Gelegenheit, nochmal zu dem Buch zu greifen, dann werde ich gerne wieder mitdiskutieren. Es lohnt sich! :smile:


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

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