Colleen McCullough - Das Lied von Troja

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 3.620 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alamir.

  • "Das Lied von Troja" behandelt die Geschichte des Trojanischen Kriegs, angefangen mit der Entführung von Priamos' Schwester Hesione durch Telamon bis zur Einnahme der Stadt. Sehr interessant ist die Perspektive, da fast jeder einzelne, der in dieser Geschichte eine Rolle spielt, zu Wort kommt. Dies führt zwar dazu, daß keine der Figuren charakterliche Tiefen entfalten kann, aber dafür bekommt man zumindest einen Einblick in jede der Persönlichkeiten.
    Am faszinierendsten aber fand ich, wie McCullough die Mythen behandelt und für jeden davon eine logische Erklärung findet. Direkte Eingriffe der Götter sucht man hier umsonst. Dafür bekommt man mindestens eine Überraschung.


    Eine solide und unterhaltsame Nacherzählung der Legende, sowohl für den Erstkontakt als auch für die Auffrischung geeignet.


    4ratten


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    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

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    Klappentext:
    Troja, ein Zauberwort aus ferner Vergangenheit, das die Fantasie beflügelt. In der Schicksalsschlacht um die verführerische Helena kämpfen die griechischen Helden nur um eines - um die Liebe: Agamemnon und Hektor lehren den Feinden das Fürchten, Penthesilea ist zu allem entschlossen, und Achilles schreitet todesmutig voran. Nur Kassandra mahnt zur Vorsicht.



    An diesem Klappentext stimmt aber auch gar nichts, noch nicht einmal die Grammatik. Um mit dem Ärgerlichen gleich weiter zu machen: der Übersetzer scheint leider den Unterschied zwischen "der Schild" und "das Schild" nicht zu kennen, was mich auch im mitreißendsten Moment immer kichern ließ, denn Trojaner und Griechen, die mit ihren Schildern wedeln, sind doch eher komisch.


    Aber das war es auch schon mit den negativen Eindrücken. Ich liebe den Troja-Stoff und habe schon viele Versionen gelesen; diese gehört zu den wirklich gelungenen. Im Vordergrund steht zunächst einmal nicht der Krieg, sondern, wie es dazu kam. Daher setzt die Handlung ein, als Priamos Schwester Hesione von Griechen entführt wird, nachdem wiederum die Trojaner Herakles und seinen Begleitern um den vereinbarten Lohn für die Erlegung eines Löwen betrügen. Interessant wird das Ganze durch verschiedene Erzählperspektiven: so berichtet Priamos über die Entführung seiner Schwester, Peleus über seine Frau Thetis und ihren Wahn, eine Göttin zu sein sowie über die Geburt seines Sohnes Achilles. Und so geht es immer weiter: Achilles, Odysseus, Helena, Agamemnon, Patroklos, Diomedes, Hektor, Paris, Chiron - sie alle tragen ein Mosaikstück zu der Geschichte bei. Das letzte Kapitel erzählt Neoptolemos, der Sohn des Achilles. So setzt sich aus diesen Steinchen ein faszinierendes Ganzes zusammen, in dessen Verlauf der Leser niemals wirklich Partei ergreifen kann. Jede Geschichte ist nachvollziehbar aus Sicht der Person, die sie erzählt.


    Das Buch erzählt aber auch die "Wahrheit", die hinter den Mythen steckt - so erfährt man z.B., warum Achilles wirklich in seinem Zelt schmollte, anstatt den bedrängten Griechen beizustehen - und lässt den Leser an der Geburt dieser Mythen teilnehmen. Am besten hat mir gefallen, dass die Personen aus eigenem Antrieb handeln und nicht von den Götternn an Fäden geführt werden. Allerdings sind viele Ereignisse so unausweichlich, dass man schon wieder den Eindruck haben könnte, eine höhere Macht habe hier ihre Hände im Spiel. Das ist ein Balanceakt, den McCullough hervorragend meistert. Die Handelnden sind "echte" Menschen und bieten die ganze Palette menschlicher Charakterzüge, was manchmal zum Schmunzeln, oft aber zum Kopfschütteln ist.


    Insgesamt ein wirklich guter historischer Roman, der dem Leser trotz aller Kurzweil vermittelt, was Krieg mit Menschen und in Menschen anrichtet und mich am Ende betroffen gemacht hat.


    4ratten

  • Das ist aber ärgerlich, und ich hatte mich schon gefreut. *seufz*
    Was muss ich auch immer für komische Vorlieben haben...


    Dank deiner Rezi ist es trotzdem auf meinen Wunschzettel gekommen, die hört sich nämlich so an als ob man dadurch mehr über das größere Umfeld der Geschichte erfährt. Und vielleicht liegt die Kassandra-Phase ja auch schneller als ich mir vorstellen kann hinter mir...

  • Seychella, wenn Du einen Roman mit Kassandra suchst, schau mal' ob Marion Zimmer Bradleys Firebrand (Die Feuer von Troja?) noch erhältlich ist. Ich fand das Buch vor Jahren ganz ok, ein bischen zu feministisch für meinen Geschmack - etwas, das mich auch an Mists of Avalon gestört hat - aber ansonsten gut zu lesen, und mit einigen interessanten Perspektiven auf die bekannten Mythen.

    Alamir