Erschreckendes aus GB bei der Präsentation von Büchern im Handel

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 5.538 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von RStehn.

  • Hallo,


    der nachfolgende Buchreport-Artikel berichtet darüber, dass sich die Verlage in englische Buchhandelsketten einkaufen können. So kostet die Präsentation eines Buches als "Taschenbuch des Jahres" beispielsweise 10.000 Euro. 750 Euro sind zu berappen, wenn man im Weihnachtskatalog der Kette mit einer Kurzbesprechung erwähnt werden will.


    Mit echten Buchtipps und mit der Qualität der Bücher, so wie es wohl insgeheim suggeriert wird, hat das leider gar nichts mehr zu tun.


    Ich finde es erschreckend!


    Gruß,
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    die Meldung kam neulich auch über den Newsletter des Börsenblatts für den Buchhandel und ich war auch sehr überrascht, dass so etwas geht. Wie sich wohl die BuchhändlerInnen dabei fühlen, wenn sie Ware anpreisen müssen, die gar nicht ihrem Geschmack entspricht? Vermutlich haben die gar keine Passion mehr.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Wie sich wohl die BuchhändlerInnen dabei fühlen, wenn sie Ware anpreisen müssen, die gar nicht ihrem Geschmack entspricht? Vermutlich haben die gar keine Passion mehr.


    Als einfacher Angestellter hat man halt keine Wahl. Diese Einnahmen sichern ja auch die Gehälter der Buchhändler. Das ist ein Argument, welches immer zieht.


    Gruß, Thomas


  • Als einfacher Angestellter hat man halt keine Wahl. Diese Einnahmen sichern ja auch die Gehälter der Buchhändler. Das ist ein Argument, welches immer zieht.


    In Deutschland hatten wir das doch in ähnlicher Form bei Amazon, als sich Diogenes geweigert hat, die hohen Summen für das Angebot beim Onlinehändler zu bezahlen. Deshalb gab es dort ja auch eine ganze Weile keine Bücher von dem Verlag bei Amazon zu kaufen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • In Deutschland hatten wir das doch in ähnlicher Form bei Amazon, als sich Diogenes geweigert hat, die hohen Summen für das Angebot beim Onlinehändler zu bezahlen. Deshalb gab es dort ja auch eine ganze Weile keine Bücher von dem Verlag bei Amazon zu kaufen.


    Meines Wissens ging es da um die Diskussion der Einkaufspreise, zu denen Diogenes an Amazon Bücher verkaufen sollte, also der sog. Buchhändlerrabatt.


    Schöne Grüße,
    Thomas


  • Meines Wissens ging es da um die Diskussion der Einkaufspreise, zu denen Diogenes an Amazon Bücher verkaufen sollte, also der sog. Buchhändlerrabatt.


    Stimmt! Jetzt fällt es mir auch wieder ein. Wobei... ist ja eigentlich ähnlich...

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Stimmt! Jetzt fällt es mir auch wieder ein. Wobei... ist ja eigentlich ähnlich...


    Ja genau so erschreckend, aber bei anderen Gütern ja kaufmännische Praxis...

  • [...] dass sich die Verlage in englische Buchhandelsketten einkaufen können. So kostet die Präsentation eines Buches als "Taschenbuch des Jahres" beispielsweise 10.000 Euro. 750 Euro sind zu berappen, wenn man im Weihnachtskatalog der Kette mit einer Kurzbesprechung erwähnt werden will.


    Und warum wohl, denkst Du, gründen wir gerade das Literaturschock-Magazin? :engel:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Die Praxis, Produkte über verschiedene Wege optimal ins Kundenbild zu rücken und dabei auch Geld in die Hand zu nehmen, ist gang und gebe. Auch Buchmarketing ist Werbung und Werbung kostet Geld. Ich sehe das vermutlich nicht so schockiert, weil ich einen Einblick in zumindest einen bestimmten Industriebereich habe. Ob's gut ist oder nicht, beurteile ich mit dieser Aussage nicht.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Das Überrascht mich nicht gross... ich kann ja ein Liedchen davon singen wie schwer es ist Werbung für ein Buch zu machen wenn der Verlag dies nicht übernimmt (kleine Verlage mit niedrigem Budget).


    Es ist fast unmöglich!


    Und wenn man keine Werbung machen kann, wer weiss dann überhaupt dass es das Buch gibt? Keiner... ergo liests keiner. :(


  • die Meldung kam neulich auch über den Newsletter des Börsenblatts für den Buchhandel und ich war auch sehr überrascht, dass so etwas geht. Wie sich wohl die BuchhändlerInnen dabei fühlen, wenn sie Ware anpreisen müssen, die gar nicht ihrem Geschmack entspricht? Vermutlich haben die gar keine Passion mehr.


    Die Frage ist (vielleicht habe ich auch etwas überlesen ?) ob die Buchhändler das Buch dann auch wirklich aktiv empfehlen müssen, oder ob es einfach an einer auffälligen Stelle liegt und im Katalog als Buchtipp auftaucht. Als Mitarbeiter muss man sich da ja normalerweise dem nicht automatisch anschließen. Es sei denn, das könnte man sich auch erkaufen.

  • Moin, Moin!


    Vor einiger Zeit ging ein <a href="http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/458767/">Aufschrei durch die Presse</a>, als die Buchhandelskette Thalia von Verlagen forderte, sich beim Um- und Ausbau ihrer Filialen finanziell zu beteiligen. Und daß die Stellfläche in den Buchhandlungen ein heiß umkämpfter Platz ist, bei dem das Wörtchen "Gerechtigkeit" nicht unbedingt zu den bevorzugten Vokalbeln zählt, ist eine Binsenweisheit. Ob und in welchem Ausmaß hier Geld oder anderes zum Einsatz kommt, um diese Fläche bei den großen Ketten mit eigenen Büchern befüllen zu können, will ich gar nicht wissen.


    "Heinrich Hugendubel beschreibt es so: Seit Jahren erleben wir, dass die Auflagen der Bücher, die in der zweiten Reihe stehen, zurückgehen. Obwohl er in seinen großen Filialen heute bis zu 100000 Titel anbietet, macht er mit 3000 Titeln rund 40 Prozent seines Umsatzes. Tendenz steigend. (...) So hat es sich als betriebswirtschaftlich sinnvoll erwiesen, kleine Verlage nach und nach auszulisten: Wer keinen Erfolgsautor im Programm hat, darf seine Vertreter nicht mehr in die Filialen der großen Buchhandelsketten schicken. Thalia empfängt nur die Vertreter von 500 Verlagen, wie Vogel bestätigt. Die übrigen 12000 Unternehmen aus dem Verzeichnis Lieferbarer Bücher schaffen es schon aus diesem Grund kaum auf die zentralen Verkaufsflächen. So gelingt es den großen Verlagen und den großen Händlern mit vereinten Kräften, die Umsätze, also das Käuferverhalten, zu lenken und damit die Lesekultur zu verändern. Dank ihrer auf die Spitzentitel ausgelegten Marketingstrategie verdrängt ein Grisham einen Mario Vargos Llosa und ein Heyne Verlag eine Achilla Presse." (<a href="http://hermes.zeit.de/pdf/archiv/2004/14/Grisham_2fBuchmarkt.pdf">Quelle</a>)

  • Tja und da sieht man eben das Bücher auch eine Ware sind die man eben verkaufen muss damit man Geld damit verdienen kann. Wirklich überrascht hat mich dieser Artikel nicht, so etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht. Zum Glück entscheidet man ja normaler Weise dann doch selbst was man denn nun kaufen möchte... auch wenn so eine Werbung natürich dennoch für viele ein Kaufanreiz ist. Aber wie gesagt hinter allem stehen eben auch Leute die damit jede Menge Geld verdienen wollen.

  • Ehrlich gesagt überrascht mich diese Praxis ganz und gar nicht.


    Warum sollte es bei Büchern anders sein als bei anderen Waren?
    Sind Bücher "heilige" Waren, weil die Leute, die sie "entwickeln" sie manchmal als Kunst betrachten?



    Gerade bei Buchladen-Ketten ist so eine Handlungsweise doch vorgegeben - da hat ein einzelner Buchhändler doch gar nicht die Möglichkeit, zu bestimmen, welches Buch wie präsentiert wird, da ist alles vorgeben. Genauso wie bei anderen Waren auch.


    Oder ist hier wirklich jemand so naiv und glaubt, dass z.B. Amazon anders dafür sorgt, dass ihre Bücher gekauft werden??


    Die Ordnung der Trefferliste z.B. und die "andere Kunden, die X gekauft haben, haben auch Y gekauft" funktioniert doch auch nicht nach dem Prinzip "wir tun dem Kunden einen riesigen Gefallen" sondern "wir wollen, dass er seinen Warenkorb füllt.

    Schau danach, was anderen Freude macht, dann wird klar, wie du sie am besten ärgern kannst.<br /><br />Roald Dahl


  • Gerade bei Buchladen-Ketten ist so eine Handlungsweise doch vorgegeben - da hat ein einzelner Buchhändler doch gar nicht die Möglichkeit, zu bestimmen, welches Buch wie präsentiert wird, da ist alles vorgeben. Genauso wie bei anderen Waren auch.


    So schlimm ist es zum Glück noch nicht (außer vielleicht bei Weltbild/Jokers usw.). Ich hoffe, dass es auch nie so wird, aber dass es irgendwann so kommen könnte finde ich beunruhigend.

  • Natürlich darf man nicht so naiv sein zu glauben, dass in einer Buchhandlung der potentielle Leser nicht in seiner Kaufentscheidung beeinflusst wird. Auch hier und heute entscheidet die Präsentation der Bücher in vielen Fällen und bei vielen Käufern darüber, was gelesen wird, bzw. was in die Bestsellerlisten kommt oder bleibt.


    Allerdings hat eine so enge Verzahnung von Verlagen und Buchhandel schon eine ganz andere Qualität. Wenn in letzter Konsequenz in bestimmten Buchhandlungen nur noch bestimmte Verlage vertreten sind, bzw eben nicht, ist die Beeinflussung des Lesers nahezu perfekt, denn über den Verlag kann dann der Informationsfluss an den Leser prima gesteuert werden. :sauer:



    LG


    Olima

    In te ipsum redi - Schaue in dich selbst hinein

  • Die enge Verzahnung, von der du sprichtst, zieht sich aber durch die gesamte Medienbranche.


    Und durch den Rest der Wirtschaftwelt.


    Guckt man sich die Medienimperien auf der Welt an - welche Zeitungen zusammengehören, welche Politiker da ihre Finger drin haben, dann wundert einen gar nix mehr.


    Wer sich unabhängig informieren möchte, hat es heutzutage recht schwer - auch google oder andere Suchmaschinen sind nicht völlig frei von Manipulation. :verschwoerung: :verschwoerung:

    Schau danach, was anderen Freude macht, dann wird klar, wie du sie am besten ärgern kannst.<br /><br />Roald Dahl

  • Moin moin!



    Allerdings hat eine so enge Verzahnung von Verlagen und Buchhandel schon eine ganz andere Qualität. Wenn in letzter Konsequenz in bestimmten Buchhandlungen nur noch bestimmte Verlage vertreten sind, bzw eben nicht, ist die Beeinflussung des Lesers nahezu perfekt, denn über den Verlag kann dann der Informationsfluss an den Leser prima gesteuert werden. :sauer:


    Das ist leider jetzt schon so. Zumindest hier in Kiel gibt es eine große Buchandlung, die nur Bestellungen von Büchern bestimmter Verlage annimmt und Bücher anderer Verlage nicht bestellen kann/will.
    Solche Vorgehensweise scheint es vor allem bei den großen Buchhandelsketten zu geben, die kleine Buchhandlung "um die Ecke" kann sich das wohl nicht leisten.
    Doch auch bei denen gibt es Einschränkungen, weil viele nicht direkt beim Verlag bestellen können/wollen, sondern wiederum von bestimmten Großhändlern abhängig sind, die ihrerseits nicht alle lieferbaren Bücher auch wirklich liefern können/wollen.

    [size=10pt]Tschüss und liebe Grüße<br />Rüdiger[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von RStehn ()