Urlaubs-Leseinsel 2006: Lagerfeuer

Hallo!

Auch ich geselle mich heute abend mal zu euch ans Lagerfeuer. Ich hoffe, ihr habt kuschelige überdachte Plätze, bei uns regnet es nämlich schon den ganzen Abend.

Ich werde mir gleich "Ich und die anderen" von Matt Ruff schnappen und darin weiterlesen. Ein wirklich leises, trauriges Buch. Und einfach schön, wie es Matt Ruff wieder einmal gelingt, ernsthafte Dinge so zu verpacken, dass sie gleichzeitig bestürzen und doch etwas von einer Tragikkomödie haben.

Ansonsten werde ich leider morgen nicht zu euch kommen können, da es mich dieses Mal erwischt hat und ich aus Gründen, die ich momentan nicht nennen will, in eine Klinik muss. Ich werde jedoch Donnerstag Abend wieder bei euch sein. *schnief*

Liebe Grüße,

Marypipe

@ Marypipe: Gute Besserung!

Zitat von Elchkusel

@ Marypipe: Gute Besserung!

@Elchkusel
Dankeschön!

Gestern nacht um halb zwei war direkt vor meinem Fenster eine lautstarke Versammlung von betrunkenen Jugendlichen. Diese ging bis 3 Uhr, bis ich wutentbrannt aus meinem Fenster geschrieen habe. Das finde ich einfach unmöglich. Nicht alle Leute haben unter der Woche am nächsten Tag frei so wie die Schüler, die im Moment Schulferien haben und das fand ich schon etwas rücksichtslos. Ich hoffe deshalb sehr, dass die Bande sich heute nicht mehr blicken lässt...

Ich hab übrigens meinen Freund am Sonntag ausm Krankenhaus geholt. Ihm geht es etwas besser, aber leider noch nicht sooo gut.
Was habt ihr heute so alles erlebt?

Grüße,

Marypipe

Einen wunderschönen meine lieben Insulaner.
Ich bin erstmal nur für einen Kurztrip hier. Am Fraitag gehts ab nach Heppenheim (bei Heidelberg) auf ein anderes FT.
Ich bin dann rechtzeitgi am Sonntag Abend wieder hier, um mich auszuschlafen und dann am Speed Crime mitzuwirken.

Is noch ein Plätzchen am Lagerfeuer frei? Irjendwie isset heute kalt..

Miramis
Kapitel 4, bin leider eingeschlafen.
Gefällt mir bis jetzt ausgezeichnet, Tucholsky schenkt sich wieder einmal überhaupt nichts.

[hr]
Huch, bin doch glatt eingeschlafen und habe die Geisterstunde verpasst aber na ja.

Wie schon mal angedroht fällt mir einfach nix ein, ich habe wirklich schon so ziemlich jedes Genre mal geschrieben aber Grusel?, weis nicht.
Jetzt kommt es natürlich wieder so weit das ich DIE alte Geschichte erzählen muss. Ich habe sie schon langsam satt. Immer das selbe:
"Erzähl uns doch von Der Buche. Ach sei doch nicht so..."
Immer die gleichen blöden Fragen...
Jeder hier im Dorf kennt die Geschichte und für all jene die sie noch nicht kennen wurde ich als Chronist auserkoren um sie der Nachwelt weiterzuerzählen. Je öfter ich sie erzähle um so laxer, unwirklicher ja schon fast banaler wird sie. Wie gesagt, jeder kennt sie aber keiner spricht darüber, warum auch?
Sie ist nichts besonderes, solcherlei Geschichten gibt es wie Sand am Meer. Jedes Kuhkaff hat seine Legenden, und wir haben eben unsere...nur das uns an unsere ein Grabstein erinnert...mit nichts darunter. Jeder weis das sie damals gestorben ist, aber außer einem leeren Sarg hat man nichts in der Erde unterm Stein verbuddelt.
Niemand spricht darüber...

Wer vielleicht die Bilder in meiner Galerie im Forum gesehen hat dürfte in etwa einen kleinen Eindruck davon bekommen was es heißt in einer Gegend zu wohnen wo z.T. Quadratkilometer nichts anderes als Wald zu sehen ist. Man kann schon nen halben Tag damit zubringen darin spazieren zu gehen ohne auf jegliche Zivilisation zu stoßen. Natürlich sind die Wanderwege allesamt ausgeschildert, und im Herbst ist es wirklich lohnend.
"Und warst du schon einmal dort?"
Auf diese Frage, die mir genauso oft gestellt wird so oft ich diese Geschichte hier erzähle, kann ich immer wieder nur mit einem klaren "NEIN" antworten.
A) was soll ich dort und
B) jeder der mich kennt weis das ich ein Angsthase bin, auch wenn ich nicht so aussehe.
Es war...97..nein, vor 8 Jahren. 1998 ja, ein Jahr zuvor ist Hanna gestorben -nein, die beiden Todesfälle haben nichts miteinander zu tun- Hanna wurde von einem LKW weckgeputzt. War hart die Zeit, war der einzige der irgendwie nen Draht zu ihr hatte...mhm.
Ja dann war es 98.
Vio, ihr Rufnahme, sie hiss eigentlich Viola, auf jeden Fall, Vio und Johannes wahren seit Februar des selbigen Jahres zusammen. Er war 18 und sie ein Jahr älter, also 19.
Es war ein recht heißer Sommer, der seine Wärme bis in den Spätherbst hinein behielt und es ohne große Probleme möglich war im Oktober mit Shirt herum zu laufen.
Das Wandergebiet ist groß und man muss sich schon ein bisschen hier auskennen aber Johannes und Vio hatten nicht das erste mal ganze Tage mit Streifzügen durch die hiesigen Wälder verbracht so das man sich dahingehend kaum Sorgen machen brauchte. Aber was beiden an diesem Herbsttag zugestoßen ist...darauf kann man nicht vorbereitet sein.

Ich weis natürlich wo Die Buche steht, nicht weit von hier wo ich nun sitze. 60- 75 Minuten vielleicht, wenn man ein gemütliches Tempo an den Tag legt.
Von da aus sind es vielleicht noch 2 Stunden Fußmarsch bis zu Vios Haus, ich glaube Johannes wollte bei ihr übernachten und erst am nächsten Tag währen sie dann mit ihrem Wagen in die Stadt zurück gefahren.
Die Rast an der Buche war wohl als letztes Schwung holen gedacht bevor es endgültig nach Hause und somit wieder in die Zivilisation ging.

"Bitte, nicht jetzt und nicht hier", meinte sie als er seine Lippen nochmals auf die ihrigen drückte.
"Warum nicht? Es sieht uns doch keiner."
"Ich möchte aber nicht feststellen müssen das ich auf einem Ameisenhaufen zu liegen komme, oder du, wenn du unten bist." Sie lachte, und er wusste das er sich heute am Abend noch auf ein kleines Stelldichein freuen konnte. Aber da würde sie bereits unter der Dusche gestanden haben und nicht mehr so herb nach Schweiß riechen und den leicht salzigen Geschmack haben wenn er sie küsste und seinen Mund über ihren Hals streichen lies. Er entließ sie aber dennoch aus seiner Umarmung und sie drückte sich vom Stamm der großen Buche weck an der sie lehnte. Beide wollten nur noch kurz im Schatten dieses steinalten Baumes rasten bevor es das letzte Stück, bergauf, nach Hause ging.
Johannes besah sich den Stamm etwas genauer und sah das sich schon des öfteren Pärchen mit spitzen oder scharfen Werkzeugen hier verewigt hatten. In seiner Naivität, und vielleicht auch im Überschwang von Jugend und neuer Liebe, zückte er sein Taschenmesser und suchte sich eine geeignete Stelle wo er ein kitschiges Herz und die Initialen J+V in die Rinde ritzen konnte.
Im Gegensatz zu einer Birke war die Rinde einer Buche leichter zu ritzen, sie war glatt und eben.
Das Herz selbst war recht schnell gemacht, zwar etwas asymmetrisch aber durchaus als das gängige Zeichen der Liebe zu erkennen.
Mit der Zungenspitze zwischen den Zähnen mühte er sich nun am J ab, und dann noch...nichts.
Und nun noch ein Schnitt vertik...er dreht den Kopf...nichts.
Zuerst vertikal und dann noch ein horizontaler Schnitt...und zu guter letzt... .
Er dreht sich nochmals zu Vio um um sich zu versichern ob sie auch wirklich noch da war.
Es war wie ein Tinitus, den man ein Leben lang im Ohr hat und der von einem Moment auf den anderen einfach verschwindet. Man geht arbeiten, kommt nach Hause, geht was essen und setzt sich vor den Fernseher. Und mit einem mal merkt man:
"Hoppla, wo ist dieses irisierende Geräusch?"
Dieses Klingeln hat man zwar schon seit gestern nicht mehr im Ohr aber erst jetzt, 24 Stunden später, merkt man sein verschwinden. Und mit dem selben Gefühl blickte Johannes nun auch Vio an:
"Merkst du was? Ist dir was aufgefallen?",fragte er sie.
Sie schüttelte den Kopf, "ne, was denn?"
Er blickte auf den Erdboden. Gras, nur Gras. Ein riesiges Rund von Gras...
"Laub, Blätter, ich meine, wo sind sie? Wir sind zwei Stunden nur durch raschelndes Laub gegangen. Wo ist es nun hin?"
Auch Vio sah sich nun am Boden um und bemerkte ebenfalls das im Radius des Baumes, den er mit seiner uralten Krone absteckte, kein einziges Blatt am Boden lag.
"Ist eben ein sehr gesunder Baum", meinte sie, um irgendetwas zu antworten.
"Ja, vielleicht. Aber warum sieht es hier aus wie gefegt?" Er ging einige Schritte auf sie zu.
"Und da drüben?", er deutete über ihre rechte Schulter, "diese Bäume sehen mir alles andere als krank aus aber dort steht man mindestens bis zu den Fußknöcheln im toten Laub. Und Vio, es ist Herbst, und nicht mal so alte Buchen wie diese hier behalten ihre Blätter den Winter über..."

Vio zuckte mit den Schultern weil es für sie keinen Sinn machte solch einem Phänomen auf den Grund zu gehen. Ob jetzt ein Baum sich dagegen wehrte seine Blätter zu verlieren oder nicht...
Johannes wandte sich nun wieder dem Stamm zu wo sein Schnitzwerk auf Vollendung wartete.
Etwas war anders. Da wo er vor kurzem ein Herz in den Stamm getrieben hat war nun ein roter Fleck. Erst als er nur noch 5 Schritte davon entfernt war erkannte er die Umrisse, es waren ganze eindeutig die Konturen von...

Sodale, genug für heute, der Märchenonkel ist müde den Rest gibt es Morgen.