Monika Voss – Kennste noch dat alde Leed. Heine-Text in Original und Mundart

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.960 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aldawen.

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    Rückentext: Heinrich Heine im Düsseldorfer Originalton – eine wundervolle Entdeckung. Mundartexpertin Monika Voss hat eine Auswahl von Heines Gedichten und Prosatexten mit Augenzwinkern und rheinischem Humor in Düsseldorfer Mundart übertragen. So entsteht »ein neues Lied«, das Heines scharfe Zunge, seinen Ideenwitz, seine Kritik an Spießertum und Intoleranz ebenso wie seine zart-ironische Liebeslyrik erklingen läßt.



    Meine Meinung: Ausnahmsweise kann ich dieser Zusammenfassung nur zustimmen. Ich habe mir immer wieder mal abends ein paar Seiten vorgenommen und mein Eindruck ist, daß Monika Voss das „Übersetzungsproblem“ gut gelöst hat. Ich habe immer zuerst die mundartliche Variante gelesen (das ging besser als ich dachte) und dann das Original zum Vergleich. Natürlich gibt es manche Änderungen, weil einfach die Ausdrucksweise es verlangt, und nicht immer sind sie ganz geglückt, aber das Original war sinngemäß durchgehend erkennbar. Mir hat's sehr gut gefallen, war mal eine ganz neue Sicht auf einen meiner Lieblingsdichter!


    Beispiel gefällig (S. 202 f.)?


    Ein Fichtenbaum Ene Fechteboom
    Ein Fichtenbaum steht einsam
    Im Norden auf kahler Höh.
    Ihn schläfert; mit weißer Decke
    Umhüllen ihn Eis und Schnee.




    Er träumt von einer Palme,
    Die, fern im Morgenland,
    Einsam und schweigend trauert
    Auf brennender Felsenwand.
    Ene Fechteboom steht janz alleen
    Em Norde kalt eröm,
    möd esse, hät us Schnee on Ies
    e Wentermäntelche öm.




    Deht drööme von 'nem Palmeboom,
    dä wiet em Orient
    bedröppelt op'm Felse steht,
    wo jrad de Sonn drop brennt.


    Und der Anfang der Lorelei (S. 28 f.) klingt auch nicht schlecht:


    Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
    Dass ich so traurig bin;
    Ein Märchen aus alten Zeiten,
    Das kommt mir nicht aus dem Sinn.




    Die Luft ist kühl und es dunkelt
    Und ruhig fließt der Rhein;
    Der Gipfel des Berges funkelt
    Im Abendsonnenschein.
    Woröm, dat kann ech nit sare,
    ben ech bedröppelt, nit joot drop.
    E Märche us uralde Daare,
    dat jeht mech nit us em Kopp.




    Dr Daach deht nimieh lang duure
    on höhsch es am ströme dr Rhing.
    Do dehste nohm Berch owe luure
    nohm letzde Sonnesching.


    Besonders lesenswert fand ich auch die Prosatexte, in denen ja nicht auf Reim und Versmaß geachtet werden muß. Bei diesen verstärkt der mundartliche Zungenschlag einerseits gutmütigen Spott, andererseits beißende Ironie. Beides kommt in einer Umgangssprache eben unmittelbarer daher, als in wohlgefeilten Worten. Mir hat dieses Buch mächtig Spaß gemacht und deshalb vergebe ich ohne Bedenken


    5ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen


    P. S.: Ich weiß nur noch nicht, mit welchem Erscheinungsjahr ich das jetzt in die Lesestatistik aufnehme :breitgrins: , als Durchschnittsjahr für die Originale würde ich etwa 1840 ansetzen, das Buch selbst ist von 2006 ...

  • Ich weiß nur noch nicht, mit welchem Erscheinungsjahr ich das jetzt in die Lesestatistik aufnehme :breitgrins: , als Durchschnittsjahr für die Originale würde ich etwa 1840 ansetzen, das Buch selbst ist von 2006 ...


    1923 ... :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)