Irving Stone - Michelangelo

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.972 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Kurzbeschreibung
    Florenz war 1475 der geistige und künstlerische Mittelpunkt der italienischen Renaissance. In diesen vor Vitalität berstenden, von Lorenzo de Medici, dem Förderer der schönen Künste, regierten Stadtstaat wurde eines der universellsten Genies der Menschheitsgeschichte hineingeboren - Michelangelo Buonarroti, Bildhauer, Maler, Dichter, Baumeister und Ingenieur.

    Über das Buch

    Florenz war 1475 der geistige und künstlerische Mittelpunkt der italienischen Renaissance. In diesen vor Vitalität berstenden, von Lorenzo de Medici, dem Förderer der schönen Künste, regierten Stadtstaat wurde eines der universellsten Genies der Menschheitsgeschichte hineingeboren - Michelangelo Buonarroti, Bildhauer, Maler, Dichter, Baumeister und Ingenieur.



    Meine Meinung:
    Lange habe ich keine Buch gelesen, dass ein Biografie so gut in einen spannenden und interessanten Roman verpackt. Das Leben in der italienischen Renaissance und das Leben Michelangelos konnte ich mir wahrhaftig und bildlich vorstellen. Oft hatte ich das Gefühl mit in der Werkstatt zu sein und dem Meiste über die Schulter zu schauen. Die ganze Epoche mit seinen vielen Künstlern, aber auch mit seinen Intrigen und Machtspielen kommt hier sehr gut rüber und mein Interesse an Florenz und Rom wurde noch mal ganz deutlich geweckt. Ich spare sogar schon auf eine Rom Reise :smile: Von mir bekommt das Buch auf alle Fälle


    5ratten


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    Um mir ein Bild der erschaffenen Kunstwerke zu machen, habe ich gleichzeitig das Buch Michelangelo. 1475-1564 aus dem Taschen Verlag gelesen und mir die Werke angesehen. Würde ich übrigends jedem als Begleitlektüre emfehlen.


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    Gruß Mascha

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Hallo Mascha,


    es ist schon lange Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber ich kann mich noch lebhaft daran erinnern. Besonders die Beschreibungen, wie sich Michelangelo Kenntnisse der menschlichen Anatomie aneignet oder in späteren Jahren in der Sixtinischen Kapelle arbeitet, sind mir noch gut im Gedächtnis. Mir ging es ähnlich wie dir, ich war total begeistert und habe mir kurz nach der Lektüre einen David zugelegt, der seitdem im Bücherregal thront. Ich habe später nur selten Biografien in Romanform gefunden, die mich so begeisterten wie dieses Buch. Deine Rezi macht Lust, es nochmal zu lesen :knuddel:


    Liebe Grüße
    Doris

  • ich habe von diesem Buch sehr viel Gutes gehört. Mit großer Mühe habe ich 20-30 Seiten gelesen und zur Seite gelegt, probiere später wieder. Vielleicht habe ich nicht die richtige Stimmung gehabt.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne"

  • Danke für die Rezi!


    An diesem Buch lese ich auch gerade. Allerdings schon ewig :redface: Jedoch nicht weil es langweilig oder schlecht wäre, im Gegenteil, mir gefällt es sogar sehr gut, aber mir kommen immer wieder andere Bücher (oder sonstige Dinge) dazwischen..(jaja, mir fehlt die Disziplin, ich weiß). Ich habe vor zwei Monaten dann nochmal von vorne angefangen, weil ich nach längerer Pause schon wieder so viel vergessen hatte, und ich es schon "bewusst" lesen möchte. Und jetzt habe ich es bei meinen Eltern liegen gelassen und da werde ich vor Dezember (evtl. Weihnachten?) nicht mehr hinkommen. :grmpf:

  • Lieblingsbücher-Alarm!!! :laola:


    Dieses Buch ist definitiv eines meiner liebsten. Seit meiner Schulzeit (15 Jahre her) bin ich begeistert, fasziniert und beeindruckt von Michelangelo. Später dann war ich selbst in Rom und Florenz und konnte mir einige Schauplätze und Kunstwerke ansehen...und dann fiel mir irgendwann dieses Buch in die Hände. Ich habe es mehrfach gelesen und werde das bestimmt auch immer wieder tun. Ich liebe es. Wie Ihr zum Teil weiter oben schon geschrieben habt, gibt es selten eine Biografie, die so gut in einen Roman verpackt wurde. Ich habe das Gefühl, ich stehe neben ihm auf der Anhöhe, wenn er seinen Blick über Florenz schweifen lässt. Ich bin bei ihm, als er anfängt, von seinem Meister zu kopieren, zu zeichnen, zu malen und Skulpturen zu schaffen. Grandios ist es, als er seinen David modelliert und fast Tränen in den Augen habe ich, wenn ich seine Pietá ansehe. Es geht immer noch über meine Vorstellungskraft, wie ein Mensch aus einem meterhohen Marmorblock solche wunderschönen Dinge schaffen kann.
    Wunderbar auch die Schilderung der Zeit, in der er die Decke der Sixtischen Kapelle malte. Sofort erwacht in mir wieder jenes Gefühl, das ich hatte, als ich das erste Mal leibhaftig in der Sixtinischen Kapelle stand, den Kopf in den Nacken gelegt und vor Ehrfurcht fast erstarrt.


    Meine Empfehlung: unbedingt lesen! Bewertung uneingeschränkt: 5ratten



    Lg
    diamond



    "..ohne die Sixtinische Kapelle gesehen zu haben, kann man sich keinen anschauenden Begriff machen, was ein Mensch vermag." (Goethe)

  • Toll, dass sich alle so begeistert zu dem Buch äußern! Ich freue mich nun noch mehr darauf, es für den SUB-Listen-Wettbewerb zu lesen!

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Eine Woche intensiven Lesens geht vorüber, die mich zu der Erkenntnis gebracht hat, dass ich öfter mal die Reihen der vergessenen, alten Büche in unserem Keller durchforsten sollte. :zwinker: Genau dort war dieser Schatz nämlich jahrelang versteckt, bis ich ihn herausgezogen habe und er mich mit seinen ersten zwei Seiten gefangen genommen hat. :breitgrins:
    Für mich hatte das Buch vom Stil her und der Erzählweise viel mit den Gablé-Büchern gemein, allerdings erschien es mir 'reifer' an gewissen Stellen und dazu kommt der Reiz der Wahrheit, des biographischen an dem Roman. Irgendwann muss ich mal nach Rom und mir die Werke von Michelangelo anschauen. Vor allem der Bacchus reizt mich diesbezüglich, und die pietá und die Peterskirche...
    Das Tolle an dem Buch ist neben dem überraschend guten Stil, dass man jemanden faktisch sein ganzes Leben lang begleitet, von dem Augenblick an, da er 13 ist und sich eine Lehrlingsstelle bei dem Fresekenmaler Ghirlandajo verschafft, bis hin zu seinem Tod als 90jähriger, gefeierter Künstler. Ich liebe das, wenn man den Gestalten beim Wachsen zusehen kann und sie unmerklich älter und älter werden, man sich plötzlich fragt: Was? Wieso ist er jetzt 40? Es kann doch nicht schon so viel Zeit vergangen sein! Wenn dabei das Älterwerden der Personen plausibel bleibt und sanft geschieht, ist es für mich perfekt. Hinzu kommt das Wachsen des sozialen Umfeldes und die Veränderungen, die sich darin ergeben. Von mir ganz klar ein Buchtipp. ^^
    5ratten :tipp:

    Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.<br />~ A. Einstein<br /><br />Man umgebe mich mit Luxus; auf das Notwendige kann ich verzichten. <br />~ Oscar Wilde

  • Hallo Nemo!
    Du warst ja schnell mit dem Buch durch!!
    Ich bin gerade an der Stelle, wo Michelangelo den Herkules Contessina zur Hochzeit schenken wollte.
    Das Sezieren war echt spannend beschrieben! Diese Biographie ist wirklich schön geschrieben und man steckt voll in der Lebensgeschichte drinn. Da geht es mir so wie dir. Der Leser begleitet hier ein Leben hautnah.
    So, jetzt les ich aber erst mal weiter!


    LG
    Liandra

    :leserin:<br />Anonymus - Das wahre Bildnis des Dorian Gray<br />:leserin:<br />Kevin Leman - Geschwisterkonstellationen<br />:leserin:

  • Schnell? Ich habe eine ganze Woche gebraucht! Das Sezieren war genau die Stelle, wo ich mich zeitweise ein wenig gelangweilt habe. Irgendwie seltsam.

    Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.<br />~ A. Einstein<br /><br />Man umgebe mich mit Luxus; auf das Notwendige kann ich verzichten. <br />~ Oscar Wilde

  • Mein Eindruck zu diesem Buch:


    Ein wunderbarer biographischer Roman, den Irving Stone hier geschrieben hat! Beginnend mit dem 13-jährigen Michelangelo, der in der Werkstatt Ghirlandajos seinem inneren Drängen nachgeben konnte, seine künstlerische Seite auszuleben. Im Skulpturengarten der Medici erlebt er sein eigenes Schaffen sehr intensiv, kann es wachsen lassen, verfeinern und erweitern.


    Sehr beeindruckend ließ sich z.B. die Gestaltung des "Giganten" - David´s lesen. Wie Michelangelo immer wieder unter den Päpsten zu leiden hatte, konnte einem als Leser ganz schön nahe gehen. Erst im Alter findet er dann in den Päpsten Auftraggeber, die ihm als Künstler Respekt und Achtung entgegenbringen und damit sich auch in ihren Aufträgen an Michelangelo anpassen.


    Die gesamte Geschichte liest sich so schön und begleitet Michelangelo durch´s Leben, so dass man das Gefühl bekommt, der Meister wäre Zeit seines Lebens vom Autor begleitet worden. So nah und lebensecht liest sich diese Lebensgeschichte. Und gemeinsam mit dem Autor verfolgt man mit Spannung und stetigem Mitfiebern das Leben Michelangelo´s. Die Sprache des Roman´s lässt wundervolle Bilder der Szenen entstehen, die Freunde und Feinde werden lebendig und wirklichkeitsnah beschrieben.


    Man bekommt einen Einblick in die damalige Zeit der Renaissance. Die Familie der Medici, die Herrschaft der Päpste (zur Zeit Michelangelo´s kamen 13 Päpste an die Macht), die Inquisition, das Leben, Arbeiten und die Handelsgewohnheiten (und vieles andere mehr) werden in dem Roman zeitgerecht und überzeugend dargestellt.


    Michelangelo wurde am 6. März 1475 in Caprese im Casentino als Sohn eines Richters geboren und wächst in Florenz auf. Am 18. Februar 1564 stirbt Michelangelo in Rom.


    Fazit:
    Nach dem Lesen dieser Biographie spüre ich das dringende Verlangen, nach Rom und Florenz zu fahren und mir einige seiner Werke anzusehen! Ich habe nun ein Bild von Michelangelo vor Augen, wie er gelebt hat, wie er im Alter ausgeschaut hat und wie er in seiner Werkstatt an Skulpturen arbeitete, so dass die weißen Marmorsplitter nur so umherflogen. Das Buch war wirklich sehr schön zu lesen und hat mich sehr beeidruckt.
    Zusätzlich hatte ich auch noch einen kleinen Minikunstführer bei der Hand, in dem ich viele der genannten Werke abgebildet fand.

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    Ich kann mich meinen Vorgängern hier nur anschließen:


    5ratten:tipp:

    :leserin:<br />Anonymus - Das wahre Bildnis des Dorian Gray<br />:leserin:<br />Kevin Leman - Geschwisterkonstellationen<br />:leserin:

  • Hallo,
    also ich bin mittlerweile in der Mitte des Buches angekommen und bin hellauf begeistert.
    Natürlich ist das Buch, besonders durch die kleine Schrift etwas langwierig zu lesen, aber ich liebe einfach den Detailreichtum. Ich fühle mich, als wäre ich mit Michelangelo in Florenz!


    Etwas schade finde ich, dass trotz der schillernden Beschreibung der äußerlichen Details, vieles von Michelangelos Innenleben verborgen bleibt. Zwar werden seine Stimmungen und Motivationen schon kurz erwähnt, aber im Vergleich zum Detailreichtum der übrigen Beschreibungen, bleiben Michelangelos Gefühle und Antriebe für meinen Geschmack zu viel im Verborgenen. Vielleicht erwarte ich da aber auch zuviel. Ist ja schließlich eine Biographie und da liegt der Schwerpunkt ja eigentlich eher auf den biographischen Daten als auf dem Innenleben der Hauptfigur....


    Heute habe ich mir dann noch ein eine Begleitlektüre gekauft, um Michelangelos Werke auch visuell mal begutachten und auf mich wirken lassen zu können. Ich hoffe, das Buch ist morgen schon da... :klatschen:

  • Für die Begleitlektüre kann ich auch noch einen Tipp beisteuern: Michelangelo Edition XXL. Ein großformatiger Band, der sich nicht nur mit Michelangelos Werken, sondern auch mit seinem Umfeld beschäftigt. Vielleicht nicht ganz das Richtige für Kunstkenner, aber ich fand es interessant als erläuternde Lektüre.


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    Grüße
    Doris

  • Endlih haben eure Empfehlungen verfangen und ich habe "Michelangelo" ebenfalls gelesen! Danke dafür, dass dieser Thread immer mal wieder auftauchte und mich an diese SUB-Leiche erinnerte! :klatschen:


    Originaltitel: The Agony and the ecstasy (1977)


    Auf 722 Seiten beschreibt Irving Stone das 9 Jahrzehnte umspannende Leben Michelangelo Buonarottis. Beginnend mit seinem 13. Lebensjahr und dem Eintritt in die Werkstatt des Malers Ghirlandajo, verfolgt der Leser daraufhin seinen Wechsel in den Künstlergarten von Lorenzo de Medici. "Il Magnifico" nimmt ihn bei sich auf und fördert seine Talente bedächtig und fordert so Michelangelo viel Geduld ab - was nicht als seine Stärke gezählt werden kann.
    Neben der eigenen Unruhe macht ihm auch die Haltung seines Vaters Sorgen: dieser kann seinen Wunsch, Künstler zu werden nicht nachvollziehen. Er würde am liebsten sehen, dass sein Sohn Kaufmann wird und damit die Familie unterstützt. Für ihn sind künstlerische Ambitionen nur Zeitverschwendung und wehrt sich ständig gegen die "Exzentritrität" seines Sohnes. Er ändert seine Meinung erst, als Michelangelo beginnt, mit seinen Werken Geld zu verdienen... Eine wahre Krämerseele...


    Nach drei Jahren Lehre und freundlichem Umgang mit der mächtigsten Familie in Florenz stirbt Lorenzo und somit auch Michelangelos Förderung. Lorenzos arroganter Sohn Pietro versteht es nicht, die Bevölkerung der Stadt hinter sich zu sammeln und treibt seinem mächtigen Widersacher Fra Savonarola immer mehr Anhänger zu. Dessen Politik wendet sich explizit gegen die Verkommenheit der herrschenden Klassen und die Verderbtheit in der Kirche. Er beschränkt sich jedoch nicht auf Hasspredigten sondern stellt auch Regeln gegen den Luxus auf. Dies endet in einem "Scheiterhaufen der Eitelkeiten", für das junge Männer und Kinder verwerfliche Gegenstände aus Häusern stehlen und anschließend in einem riesigen Spektakel verbrennen.
    Dieser Teil des Romans war sehr explizit beschrieben und die Horden der "fanciulli" ließen Erinnerungen an "Braunhemden" und die Zeit des Nazi-Regimes vor meinem Auge erstehen. Insgesamt gefiel mir die Beschreibung dieser Zeit des Umbruchs in diesem Roman besonders gut, weil Irving Stone hier sehr viele Informationen bietet, die die Zeitumstände beschreiben. Hierin liegen auch die Wurzeln für das spätere Schicksal Michelangelos. Deshalb: sehr gelungen! =D>


    Nach einem Jahr in Bologna kehrt er nach Florenz zurück, wo eine geschickte Fälschung einer angeblich antiken Statue von Cupido ihm Verbindungen zu dem Kardinal Raffaele Riario in Rom verschafft und in direkter Folge zu seinem ersten Aufenthalt in Rom führt. Insgesamt ist die Zeit für ihn enttäuschend, doch kann er seine erste Pietà schaffen.


    Nach fünf Jahren reist er heim nach Florenz und schafft dort seinen David. Ein Werk außergewöhnlicher Genialität und neuen Denkens! Die Entstehung der Skulptur ist wunderbar beschrieben! Und die Reaktion der Florentiner auf ihr neues Standbild hat mir fast die Tränen in die Augen getrieben. Man fühlt Michelangelos Triumph mit ganzem Herzen mit.


    Zu dieser Zeit wird er in den Florentiner Künstlerkreis aufgenommen, wo er Leonardo da Vinci kennen und hassen lernt. Ihre Egos sind wohl zu groß für eine Stadt, bzw. eine Welt, um sich zu tolerieren. Doch aus dieser Spannung entsteht Michelangelos Wunsch, ein Fresko zu malen – eine Tätigkeit, die er bisher immer ablehnte. Aber der Ehrgeiz beflügelt ihn innerhalb kürzester Zeit, einen Karton für die „Schlacht von Cascina“ fertig zu stellen. Beenden konnte er es jedoch nie, weil er erneut nach Rom aufbrach, wo ihn ein großer Auftrag von Papst Julius II erwartete.


    Nun beginnt für ihn eine Zeit, in der er sich in Verträgen und der Politik verstrickt, die ihm immer wieder Großes verheißen, aber häufig in Enttäuschungen enden. Dies liegt zum einen daran, dass er selbst seine Verträge nicht allzu klug aushandelt, aber auch an den häufig wechselnden Päpsten. In seinem Leben gab es 13 (!) verschiedene Päpste unterschiedlicher Abstammung und Gesinnung. Wenn man von deren Gunst abhängt, muss man schon sehr geschickt sein, sich nicht zu tief in den Intrigen und politischen Untiefen zu verstricken, was Michelangelo nicht immer gelingt, aber letztendlich doch immer glimpflich für ihn verläuft.


    Ich sollte jetzt vielleicht noch einiges zur Entstehung des Freskos in der Sixtinischen Kapelle und seine Arbeit am St. Petersdom erzählen, habe aber das Gefühl, jetzt schon den Rahmen zu sprengen. Außerdem solltet ihr ja selbst noch etwas Neues in dieser Romanbiografie entdecken können! Wer vorher schon mehr wissen möchte, kann sich gut auf der Wikipediaseite informieren.
    Ein weiterer Link, der mir sehr geholfen hat, ist folgender: http://www.scultura-italiana.c…a/Michelangelo/index.html.


    Fazit:
    Von der ersten Hälfte der Romanbiografie war ich sehr begeistert und habe mich trotz der extremen kleinen Schrift meiner Taschenbuchausgabe von 1984 ziemlich schnell fest gelesen. Leider habe ich danach einen Einbruch gehabt – vielleicht liegt es daran, dass sich irgendwann die Mechanismen seiner Arbeit unweigerlich wiederholten: Marmor beschaffen, lange oder stürmische Denkensphase, furioses Losschlagen der Figur im Stein, Polieren. Mir ist durchaus bewusst, dass dieses alles Ausdruck seiner Methode und Genialität ist, aber wenn man zum dritten Mal die gleiche Formulierung liest, wird es leider ermüdend.
    Sehr fasziniert haben mich die Ausmaße seiner Marmorblöcke, seine Arbeit im Bergwerk und die Transportprobleme, denen er sich zu stellen hat. Außerdem: seine anatomischen Studien, seine Persönlichkeit und sein Familiensinn (der unglaublich großzügig ist).


    Schade fand ich hingegen, dass das Ende etwas gehetzt wirkte: den letzten 30 Jahren seines Lebens werden nur noch 77 Seiten gewidmet.


    Insgesamt würde ich diese Romanbiografie aber Kunstinteressierten unbedingt empfehlen! Mir selbst hat es neue Aspekte der Geschichte aufgezeigt, von denen ich ein vertieftes Wissen haben möchte: Lorenzo de Medici, die Borgias, Geschichte der Päpste allgemein, etwas mehr zu Rom und St. Peter im Besonderen, Leonardo da Vinci, Savonarola...

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Warum stand das Buch bloß so lange mit einem Lesezeichen mittendrin in meinem Regal? :rollen:
    Ich hatte es vor Jahren begonnen und war eigentlich völlig hin und weg - obwohl ich mal schneller, mal langsamer darin gelesen habe, mich einmal kaum losreißen konnte und ein anderes Mal längere Pausen machte.


    Aus irgendeinem Grund blieb ich dann auf Seite 500 (von rund 700) stecken und habe mich erst jetzt dazu entschlossen, weiterzulesen.


    Der Einstieg fiel mir überhaupt nicht schwer, ich war sehr schnell wieder in der Geschichte drinnen und sie übt schon wieder den gleichen Zauber aus wie damals. Auch wenn ab und zu mal ein Name auftaucht, den ich nicht mehr so recht zuordnen kann, kann ich mich noch an überraschend viele Details erinnern, und die geniale Erzählweise (und natürlich der faszinierende Stoff) tun ihr Übriges.


    Knappe 150 Seiten habe ich noch vor mir, und diesmal mache ich bestimmt nicht schlapp - im Gegenteil, ich freue mich schon auf schöne Lesestunden. :smile:


    (PS: Mit "Der Seele dunke Pfade", der Sigmund-Freud-Biographie desselben Autors, ging es mir ganz ähnlich - an der habe ich auch über ein Jahr gelesen, aber es stand immer außer Frage, dass ich das Buch beenden würde, und ich denke heute noch daran als eines meiner genussvollsten Leseerlebnisse.)

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Der Petersdom, die Pietà, die Gemälde der Sixtinischen Kapelle in Rom, der berühmte David in Florenz - lauter Kunstwerke, die auch Menschen, die sich nicht übermäßig für die Materie interessieren, ein Begriff sind, ebenso wie der Name ihres Schöpfers: Michelangelo.


    Doch wer war der Mensch eigentlich, der all dies geschaffen hat? Irving Stone geht in seinem umfangreichen Roman dieser Frage nach und porträtiert Michelangelo Buonarroti auf seinem kompletten Lebensweg. Geboren als einer von fünf Söhnen eines nicht besonders erfolgreichen Kaufmanns, wächst er in Florenz auf und zeigt zum Entsetzen seines Vaters, der einen "handwerklichen" Beruf für einen gesellschaftlichen Abstieg hält, Interesse an der Kunst. Gegen den Willen des Vaters geht er bei dem Maler Ghirlandajo in die Lehre, entdeckt seine große Liebe zur Bildhauerei und hat schließlich das große Glück, dass Lorenzo de' Medici in seinem Bildhauergarten auf den jungen Künstler aufmerksam wird, der oft einen Marmorblock nur anzusehen braucht, um darin eine Statue zu entdecken, die es aus dem Stein zu "befreien" gilt.


    Ein ruhiges Leben an Lorenzos Hof, der ein großer Förderer der Wissenschaften und der Künste ist, bleibt jedoch ein Traum. Nach Lorenzos Tod kommt dessen unfähiger Sohn an die Macht. Der Prediger Savonarola zieht durchs Land und wiegelt die Menschen mit seinen Brandreden gegen die Herrschenden, gegen die Kirche und Prachtentfaltung aller Art auf, und es kommt in Florenz zu blutigen Auseinandersetzungen. Michelangelo findet sich plötzlich mitten in diesem Chaos wieder, obwohl er sich aus der Politik immer herausgehalten hat.


    Sein weiterer Weg führt ihn nach Bologna und schließlich nach Rom, ins Umfeld des Vatikans, aus dessen Dunstkreis er sich nie mehr komplett lösen wird - vom einen Papst gefördert, vom nächsten kaltgestellt, von wieder einem anderen zurückgeholt. Ein Auftrag, den er eigentlich gar nicht wollte, wird schließlich eines seiner größten Lebenswerke: die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle.


    Michelangelo ist ein Genie, ein Perfektionist und Pionier, dem man schließlich sogar halb bewundernd, halb tadelnd vorwirft, er habe so vollkommene Werke geschaffen, dass den Künstlern nach ihm kein Raum für eine Steigerung bleibt. Irving Stones farbenprächtige, detaillierte Schilderungen entführen uns in die Zeit der Renaissance und lassen uns förmlich dem Meister über die Schulter blicken, wie er mit Einfallsreichtum und Herzblut an die Arbeit geht oder auch, wie er sich mit ungeliebten "Brotjobs" quält, diesen Aufträgen, von denen er sich geknebelt und in seiner Kreativität eingeschränkt fühlt, kosten sie doch wertvolle Zeit, die er viel lieber für die Werke aufwenden würde, an denen sein Herz hängt.


    Doch nicht nur von der künstlerischen Warte her lernen wir Michelangelo Buonarroti kennen, er wird auch als Mensch richtig lebendig. Zeitlebens kann er sich nie so ganz von seiner nichtsnutzigen Familie lösen. Für seinen Vater und seine Brüder ist er oft genug die Melkkuh, die ihnen aus jeder finanziellen Patsche hilft, und bringt es deswegen auch nie zu erwähnenswertem persönlichem Reichtum. Der bedeutet ihm wenig, so lange er nur arbeiten kann. Die Arbeit ist für ihn kein notwendiges Übel, sondern praktisch sein einziger Lebensinhalt, seine Quelle der Freude. Kein Wunder, dass er kein geschickter Geschäftsmann ist.


    Ich hatte ein bisschen Bammel vor diesem dicken, klein gedruckten Schmöker, zumal ich mittlerweile nicht mehr übermäßig gerne Historisches lese, und war auf den ersten hundert Seiten auch nicht so sicher, ob ich das Buch mag, weil mir der Stil häufig etwas zu blumig und altertümelnd vorkam. Das waren aber nur leichte Startschwierigkeiten, denn sobald ich mich einmal richtig eingelesen hatte, war ich äußerst angetan von dieser Romanbiographie. Es gibt sehr viele Personen, sehr viele Details über diese Zeit voller Umbrüche in der Kunst und auch im Christentum, doch es wurde mir nie zu viel. Im Gegenteil, ich hätte sogar noch mehr lesen mögen über Michelangelos bewegtes Leben, weil es mir zum Schluss hin fast ein bisschen zu schnell ging.


    Unbedingte Empfehlung für alle, die anspruchsvolle historische Romane mögen und sich ein bisschen für Kunst und Geschichte der italienischen Renaissance interessieren.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()