Ian McEwan - Saturday

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    Inhalt kopiert von amazon.de


    In der Tradition von Mrs. Dalloway und Ulysses spielt sich die Handlung von Ian McEwans Roman Saturday an einem einzigen Tag ab. Der erfolgreiche Neurochirurg Henry Perowne erwacht am Samstag, den 15. Februar 2003, ungewöhnlich früh. Sein Leben ist nahezu perfekt. Er ist Ende vierzig, schon lange verheiratet und noch immer in seine Frau verliebt, hat einen angesehenen Beruf und zwei wohlgeratene talentierte Kinder. An diesem Samstagmorgen liegt etwas in der Luft, das über die angekündigte Demonstration gegen die Teilnahme der Briten am Irakkrieg hinausgeht. Trotzdem freut Perowne sich auf seinen freien Tag, auf sein wöchentliches Squash-Spiel und auf den Besuch seiner Kinder.


    Wie so oft bei Ian McEwan bringt ein kleiner Vorfall, in diesem Falle ein harmloser Autounfall, Prozesse ins Rollen, deren Nachwirkungen die Beteiligten bis ins Mark erschüttern -- und manchmal sogar für immer zeichnen. Das Leben Henry Perownes, das sich in der gehobenen Mittelklasse abspielt, wird von einem Eindringling gestört, der nicht nur akut das Wohl der Familie bedroht, sondern auch die Fragilität der zwischenmenschlichen Beziehungen der Familienmitglieder offen legt. All dies passiert vor dem Hintergrund des drohenden Konfliktes der westlichen mit der islamischen Welt, deren Beziehungen ebenfalls auf Messers Schneide stehen. Sowohl Perownes Familie als auch die Welt werden in diesem Moment vom Terror bedroht.


    über Ian McEwan
    geb. am 21.6.1948 in Aldershot, England als Sohn eines Berufssoldaten (Aldershot ist ein Militärstützpunkt) und wuchs entsprechend der Versetzung seines Vaters unter anderem in Singapur und Libyen auf. Er studierte Literatur bei Malcolm Bradbury und Angus Wilson und unterrichtete später selbst an der Universität SusS.e.x.. Seit dem Erfolg der Kurzgeschichtensammlung Erste Liebe, letzte Riten (1975) lebt er als freier Schriftsteller.


    Auszeichnungen:
    1976 Somerset Maugham Award
    1993 Booker Prize für den Roman Amsterdam
    2003 Deutscher Bücherpreis für den Roman Abbitte


    meine Meinung
    Ein sehr vielschichtiges Buch, das viele aktuelle Aspekte der Gesellschaft wiederspiegelt.


    Hauptsächlich geht es um Henry Perowne, sein erfolgreiches Leben, seine intakte Familie, seine Arbeit als erfolgreicher Neurochirurg. Dennoch überschatten die Nachwirkungen der Terroranschläge von 9/11 das Leben in London, der bevorstehende Truppeneinmarsch im Irak gegen Saddam Hussein entzweit die Bevölkerung. Die an diesem Tag stattfindende Demonstration verursacht ein Verkehrschaos in London und ist eine der Ursachen, dass der Samstag nicht so verläuft, wie er verlaufen sollte.
    Besonders augenscheinlich sind die Gegensätze, die Ian McEwan in diesem Buch aufzeigt. Auf der einen Seite der kluge, erfolgreiche Neurochirurg, auf der anderen Seite seine demenz-kranke Mutter, die ihn nicht erkennt, unzusammenhängende Geschichten erzählt und ihn „Tantchen“ nennt. Einerseits sein nüchtern-medizinisches Wissen, seine sachlichen Abhandlungen über die Anatomie des Gehirns und andererseits seine beiden Kinder, die sich ganz der Kunst und der Musik verschrieben haben. Einerseits seine Erfolge auf medizinischen Gebiet, andererseits die Konfrontation mit der unheilbaren Hirn-Krankheit seines „Feindes“. Und nicht zuletzt die Sinnhaftigkeit der Kriegsführung gegen Saddam Hussein.


    Henry Perowne wird als absoluter Sympathieträger dargestellt. Seine Ängste, seine Besorgnis und Verantwortung der Familie gegenüber, das Loslösen-Lassen seiner fast erwachsenen Kinder, die insgeheime Bewunderung für seinen Sohn und dessen Musik, seine unbeschreibliche Liebe zu seiner Frau und zu seiner senilen Mutter, die allgegenwärtige Angst vor Terror, die ihn im Bann hält und die ihn zwingt, stündlich die Nachrichten zu sehen oder zu hören. Und auch die Bewusstmachung, dass das irdische Glück zerbrechlich ist.


    Ich empfinde dieses Buch als Meisterwerk! Ian McEwan als großer Erzähler, der auf subtile Weise nachdenklich macht, der zeigt, dass morgen schon alles anders sein kann.


    Absolut emfpehlenswert!! :tipp:


    :5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hallo creativ,


    woah... was für eine tolle Rezension :bussi:
    Ich höre momentan das Hörbuch zu Saturday und bin ähnlich angetan. Ich brauchte allerdings etwas Zeit, bis der Funke übersprang, weil McEwan sich doch sehr gemütlich anlässt, was das Vorstellen der Protagonisten angeht.


    Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es weitergeht (das Hörbuch ist bisher sehr empfehlenswert). McEwan ist wirklich ein großer Erzähler!


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • danke creative, diese rezi macht lust auf mehr, von ewan hab ich bisher nur " Der zementgarten" gelesen und bisschen in Abbitte reingeschnuppert. Dieses Buch hat mich aber schon sehr interessiert, als es bei der heidenreich vorgstellt wurde, werde wohl auf die TB- Ausgabe warten :zwinker:

    smiley-channel.de_lesen020.gif:<br />Zeruya Shalev- Mann und Frau

  • Das Buch habe ich ja von meinem Chef zu Weihnachten bekommen - jetzt hat er bei mir einen Stein im Brett :breitgrins:


    Ich bin genauso begeistert wie creative und habe der Rezi eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Da ich aber sowieso schon eine eigene Rezension verfasst habe, kopiere ich sie einfach noch mal hier herein:


    Samstag, 15. Februar 2003. Wie samstags üblich, macht sich der Londoner Neurochirurg Henry Perowne auf den Weg zum Squash mit einem Kollegen und will anschließend noch seine senile Mutter besuchen und für das Abendessen mit den erwachsenen Kindern und dem Schwiegervater einkaufen.


    Doch heute ist alles etwas anders. Es ist nicht nur der Tag der größten Demo aller Zeiten in der britischen Hauptstadt, nämlich den Protesten gegen den Irakkrieg, Henry hat auch mitten in der Nacht, als er nicht schlafen konnte, ein brennendes Flugzeug über London gesehen und hatte natürlich sofort die schrecklichen Bilder aus New York im Kopf, die ein neues Zeitalter voller Zukunftsängste eingeläutet haben.


    Es ist nur ein einziger Tag, der hier beschrieben wird, doch das Buch ist keine Sekunde langweilig. Henrys Gedankengänge über seine Kinder, die Dichterin Daisy und den Bluesmusiker Theo, seinen Beruf, die Lage der Welt und vieles mehr sind mindestens so lesenswert wie die Szenen, in denen tatsächlich etwas "passiert" - wie der kleine Unfall auf dem Weg zum Squash, Henry reißt versehentlich den Außenspiegel eines anderen Wagens ab, aus dem drei zwielichtige Typen aussteigen. Eine scheinbare Bagatelle, die jedoch ihre Folgen haben wird.


    Besonders angesprochen hat mich an dem Buch, dass ich hier zum ersten Mal in einem Roman die Terroranschläge und die daraus resultierende neue Weltsicht verarbeitet gelesen habe, in vielen von Henrys Gedankengängen habe ich meine eigenen Überlegungen wiedererkannt, die geschichtlichen Ereignisse, von denen hier die Rede ist, kenne ich nicht aus Büchern, sondern habe sie selbst erlebt, für mich eine relativ seltene Erfahrung ;)


    5ratten


    Einzig eine kleine Sache war mir nicht ganz einleuchtend:


    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Also ich hatte meine Schwierigkeiten mit diesen Henry, ich mochte ihn nicht, da er mir zu lau ist. Und so hatte ich zu Beginn der Lektüre schon Probleme, er ist nun mal die Hauptfigur, das Buch überhaupt zuende zu lesen. Die Story geht ja glimpflich aus, meiner Meinung ein wenig zuviel des Glückes.
    Was mir sehr gut gefallen hat, sind die Beschreibungen von McEwan, erzählen kann er, das muss ich ihm lassen. Aus diesem Grund werde ich ihn wohl doch wieder lesen.


    3ratten

  • @Heidi: magst Du noch mal näher erläutern, was Du mit "lau" meinst?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, kann ich, Valentine.
    Er weiß nicht recht, soll ich mich schlagen oder soll ich es lieber nicht.
    Wie er zu seinem Sohn stehen soll, oder auch zu seiner Tochter, seinen Schwiegervater ganz zu schweigen. Er weiß nicht ob er den Irak-Krieg befürworten soll, oder nicht. Er ist sich nie so ganz sicher, nur auf der Arbeit, da weiß er wohl wo es lang geht.


    Und das hat McEwan sehr gut herübergebracht, das meinte ich mit seiner tollen Erzähltechnik, aber der Protagonist an sich litt (wenigstens bei mir) darunter.

  • Hallo!


    Naja, dieser Henry. Mir war er ja doch eigentlich sehr sympathisch. Natürlich war er sehr angepasst und wollte nicht auffallen. Doch er machte dies aus Überzeugung, wie ich meine.


    - Er liebt seine Frau wirklich und von ganzem Herzen und wie am ersten Tag und würde keinen Gedanken darin verschwenden, sich eine jüngere Geliebte zu nehmen. Aber nicht aus Anstand.


    - Obwohl sein Sohn ja gar nicht der "Vorzeigesohn" ist, klammheimlich bewundert er ihn. Der Sohn, der das alles macht, was er selber sich nie getraut hätte. Und gerade deshalb "erlaubt" er es ihm ja auch.


    Für mich ist Henry einer, der es einfach gut meint und der oft aus seiner Haut einfach nicht heraus kann.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "creative"

    Für mich ist Henry einer, der es einfach gut meint und der oft aus seiner Haut einfach nicht heraus kann.


    Ja, das ist er. Aber gerade das "es nur gut meinen" und nie den Versuch wagen "aus seiner Haut heraus" zu schlüpfen, brrr, das mag ich nicht.


    Ich bin ja wie jeder Leser subjektiv befangen, und diese Person im wirklichen Leben würde mich abschrecken. :zwinker:

  • Tja, so verschieden sind die Menschen ;)


    Mir ist Henry, wie creative, aus genau denselben Gründen sympathisch. Er ist kein Übermensch, sondern ein Zweifler, den seine Unsicherheiten beschäftigen, der aber auch gewissen äußeren und inneren Zwängen unterliegt, die es ihm nicht erlauben, sich radikal zu ändern. Vielleicht will er das auch gar nicht. Mir erscheint er wie jemand, der in bezug auf die Weltpolitik u.ä. immer sehr objektiv bleiben will und die Argumente beider Seiten in Betracht ziehen möchte (z.B. die Erfahrungen des alten Irakers, den er in der Klinik kennengelernt hat).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir ist eine Textstelle dieses Buches noch sehr lebhaft in Erinnerung. Sie ist sehr polarisierend und zeigt eigentlich, dass man nicht immer objektiv sein kann.


    Sinngemäß war die Aussage so:


    Wenn man gegen den Irakkrieg ist, so ist man ja eigentlich für Saddam Hussein.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "creative"

    Wenn man gegen den Irakkrieg ist, so ist man ja eigentlich für Saddam Hussein.


    Darf man jetzt hier weiter diskutieren? Nimue sieht das ja nicht so gerne :zwinker:


    Allerdings hat mich genau dieses Zitat im Buch zur Verzweiflung gebracht :grmpf: Weil es meiner Meinung nach total falsch ist! Denn wenn ich insgesamt gegen kriegerische Auseinandersetzungen bin (Gewalt), bin ich nicht sogleich ein Anhänger für Diktatoren.


    Ich bin immer für den diplomatischen Weg, die UNO hätte evtl., wenn ihr die Zeit gegeben wäre, andere Ergebnisse erzielt. Mit Krieg und Gewalt, man sieht es ja heute, wie "friedvoll" alles im Irak ist :zwinker:

  • Ich würde das Zitat auch so nicht unterschreiben; es ist auch interessant, die Perspektiven und Vorhersagen von "damals" in dem Buch wiederzufinden und mit der Realität zu vergleichen. Ich war und bin auch nicht für den Krieg, zumal es dort heute auch nicht "ruhiger" zugeht als zu Saddams Zeiten, nur unter etwas anderen Vorzeichen :schulterzuck:


    Ich wollte oben nur ausdrücken, dass ich Henrys Art, alles von beiden Seiten beleuchten zu wollen, gut nachvollziehen kann.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo!


    Huch, um Gottes Willen,


    natürlich bin ich auch nicht dieser Ansicht und bin gegen den Krieg und auch gegen S.Hussein. Natürlich sollte es unter Menschen eine andere Lösung geben als die Kriegersiche.
    Aber das Zitat ist mir irgendwie in Erinnerung geblieben, weil es ja -aufgrund der doch sehr gängigen Schwarz-Weiß-Malerei - eigentlich schlüssig ist.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Zitat von "Heidi Hof"

    Darf man jetzt hier weiter diskutieren? Nimue sieht das ja nicht so gerne :zwinker:


    Ich würde mal sagen: Man darf problemlos :zwinker: Falls es irgendwann zu sehr ins Offtopic abdriftet, werde ich die Diskussion abtrennen und in ein eigenes Thema verschieben. Ich gebe dann hier Bescheid.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Zitat von "Heidi Hof"

    Darf man jetzt hier weiter diskutieren? Nimue sieht das ja nicht so gerne :zwinker:


    Also bitte! :pueh:
    Ich mag es nur nicht, wenn
    a) Leserundenabsprachen nicht bei den Buchvorschlägen, sondern bei den Rezensionen gemacht werden und
    b) wenn man im "Ich habe zuletzt gekauft.." über die Bücher diskutiert wird.


    Das findet man einfach später nicht mehr.


    Aber ansonsten kann man hier wie Alfa das schon sagte: Abtrennen. Also diskutiert ruhig :winken:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo!


    Nachdem am Anfang dieses Threads so eine phantastische Rezi steht bleibt mir eigentlich nichts mehr übrig als zu schreiben, welche Gedanken ich mir zum Buch gemacht habe :zwinker:


    Mir ist Henry am Anfang des Buchs nicht so sympatisch. Für meinen Geschmack fühlt er sich viel zu wohl in seiner Rolle als der perfekte Mann, Vater, Chirurg. Durch seine Arbeit ist er oft Herr über Leben und Tod, ein kleiner Gott also.. Erst der Überfall bringt wieder auf den Boden zurück. Jetzt ist es nicht mehr wichtig, wie gut er seine Arbeit macht. Seine Familie rückt mehr in den Vordergrund. Waren sie Anfangs nur Statisten in seiner heilen Welt denkt er auf einmal mehr über sie nach und er nimmt viel mehr Dinge wahr. Er ist unsicherer und gerade das macht ihn mir sympatisch.


    Sehr gut gefallen hat mir auch dass Ian McEwan viel über das Leseverhalten von Henry und besonders Daisy geschrieben hat. Die Art, wie ihr Großvater sie an bestimmt Bücher herangeführt hat war :daumen:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • creative: Ich hab schonmal in Saturday reingelesen und war nicht sonderlich angetan, in erster Linie wegen des Erzählstils. Aber jetzt werd ich es auf jeden Fall lesen. :breitgrins:


    LG, Polkadot

    Liest:<br />Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Polkadot: Dann bin ich schon gespannt auf Deine Eindrücke! Dieses Buch scheidet jedoch die Geister, entweder man mag es, oder man mag es nicht.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Inhalt (diesmal von Amazon.de, da diese ganz treffend ist und nicht zu viel verrät):
    Henry Perowne, 48, ist ein zufriedener Mann: erfolgreich als Neurochirurg, glücklich verheiratet, zwei begabte Kinder. Das einzige, was ihn leicht beunruhigt, ist der Zustand der Welt. Es ist Samstag, und er freut sich auf sein Squashspiel. Doch an diesem speziellen Samstag, dem 15. Februar 2003, ist nicht nur die größte Friedensdemonstration aller Zeiten in London. Perowne hat unversehens eine Begegnung, die ihm jeden Frieden raubt ...


    Meinung:
    Den Anfang des Buches habe ich als ein bisschen zäh und ausschweifend empfunden. Ich habe mich dabei ertappt, ständig an etwas anderes denken zu müssen anstatt mich auf die Geschichte zu konzentrieren. Doch plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Selbst das Squash-Spiel, das sich Henry Perowne mit einem Kollegen liefert, ist einfach spannend geschildert, man fiebert regelrecht mit den Figuren. McEwan hat – wie ich finde – ein Talent, Gedanken und Gefühle von Menschen zu schildern, seine „Persönlichkeitsstudien“ werden m.M.n. zu Recht überall gelobt! Er schafft es, mal eben das halbe Leben von jemandem zu beschreiben, was zwar nicht relevant für die Handlung ist, aber trotzdem (!) immer spannend und interessant klingt.
    Was ich in der Beschreibung oben etwas übertrieben dargestellt ist, ist, dass „diese Begegnung ihm jeden Frieden raubt“. Das stimmt so überhaupt nicht, ich finde sogar im Gegenteil – Perowne wirkt stets abgeklärt, vor allem weil er Arzt ist und sich das menschliche Verhalten anhand von medizinischem Know-how erklärt. Meiner Meinung nach wäre jeder andere, der dasselbe erlebt hätte, - gelinde gesagt - nicht so gut damit zurecht gekommen.


    Schlussfazit:
    Ein sehr gutes Buch, das die großen Unterschiede zwischen dem luxuriösen und ausgefüllten Leben Perownes und dem „Zustand der Welt“ – nämlich dem bevorstehenden Irakkrieg – thematisiert. Da er sein Leben mag und erhalten will und Saddam „nicht gut“ findet, hat Henry auch anfangs nichts gegen eine „schnelle Invasion“ der Amerikaner, die die Ordnung wieder herstellen soll. Dies ändert sich allerdings mit dem Ereignis, das sein Leben aus den Fugen hebt.
    Ein sehr ernstes Buch, das sich damit auseinandersetzt, wie man den Frieden erreicht. Wie bekämpft man ein Feuer? Mit Feuer? Interessant wird das Buch auch, wenn man es unter dem Gesichtspunkt liest: Welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen dem Leben der Perownes und der britisch-/amerikanischen Außenpolitik?


    4ratten
    Ein Buch, das ich auf jeden Fall behalten werde!

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.<br />10/10 - tatsächlich geschafft!