Mark Twain - Ein Yankee aus Connecticut an König Artus' Hof

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  • Moin moin!



    Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass gerade die technischen Errungenschaften dazu beitragen, die Kluft zwischen Freiheit und Unterdrückung noch weiter aufklaffen zu lassen. Die westliche Welt möchte ich davon ausnehmen, aber in anderen Ländern führt die Technik in den Händen einiger weniger Privilegierter letzten Endes auch nur dazu, dass der Großteil der Bevölkerung mit dem Existenzminimum leben muss, während der kleine Rest den Rahm abschöpft. Oder die Technik trägt dazu bei, dass Staaten unter einem Militärregime oder Terrorismus leiden müssen. Das würde ich auf keinen Fall als unterentwickelt bezeichnen, aber von einer Fähigkeit zu Frieden und Freiheit ist nichts zu spüren.


    Da stimme ich Dir zu. Ich traue Twain durchaus zu, dass er das schon im Blick und im "Yankee" ausgedrückt hat. Und zu Twains Zeiten war es in der westlichen Welt ja auch noch nicht so gut bestellt wie heute (womit nicht gesagt sein soll, das heute hier alles gut ist!). Bei Mark Twain fällt mir auch immer Jack London ein: 1903 erschien seine Reportage "In den Slums", die das eindrucksvoll zeigt.


    Ich glaube nicht, dass ich so ohne weiteres im 6. Jahrhundert hätte leben können. Das hat mich auch etwas verwirrt, denn ich finde, dass Hank einfach zu gut mit dem veränderten Lebensumständen zurecht kommt. Mir erscheint es zu einfach.


    Ihr habt natürlich beide recht, aber für mich ist das einfach nicht Thema des Buches.


    Konnte es sich ein König damals leisten, so gutgläubig zu sein, dass er einen völlig Fremden an eine wichtige Position setzt, auch wenn dieser sich mit einer angekündigten Sonnenfinsternis als scheinbar mächtig erweist?


    Zumindest aus Twains Sicht des abergläubischen Mittelalters konnte sich ein König das vielleicht auch nicht leisten, tat es aber dennoch: es zeigt eben die bedeutende Rolle des Aberglaubens, des Irrationalen, dem Twains Protagonist Hank Morgan ja auch das Rationale entgegenzusetzen versucht.
    Man darf dabei wohl auch auch nicht aus dem Blick verlieren, das Twain zwar etwas gegen das romantisch-verklärende Mittelalterbild seiner Zeit hatte, er aber auch keineswegs ein korrektes, ein reales Bild des Mittelalters zeichnet, sondern eines, das für den Transport seiner Ideen tauglich ist.


    Übrigens, ganz nebenbei: mich hat dieser Thread mal wieder dazu veranlasst, ein anderes Buch Twains mit großem Vergnügen zu lesen: den "Bummel durch Deutschland".

    [size=10pt]Tschüss und liebe Grüße<br />Rüdiger[/size]

  • Hallo Ihr,


    inzwischen bin ich wahnsinnig froh darüber, dass ich diese Woche noch Urlaub habe, denn so kann ich mir (meistens) ganz genüsslich die Beiträgen hier zu Gemüte führen ohne in Zeitdruck zu kommen.
    Ich finde es phänomenal, das muß ich mal loswerden.


    Aber auch das Buch finde ich phänomenal, trotz aller Kritik, auch das muß ich mal wieder betonen, der Wortwitz von Mark Twain ist unschlagbar, obwohl auch platte Stellen dabei sind, zum Beispiel, wenn er dem Rittertum den Garaus machen will, indem er die Ritter in lächerlicher Aufmachung rumrennen läßt.


    Trotz allem hat sich mir bisher aber noch nicht erschlossen, dass Mark Twain nicht nur das damalige Rittertum und Feudalsystem an den Pranger stellen will, sondern auch auch die Zustände in seiner Gegenwart, also in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts, vielleicht bin ich auch nur etwas begriffsstutzig.


    quote author=RStehn link=topic=10564.msg255051#msg255051 date=1187588853]
    Es zeigt sich, das eben alleine die Errungenschaften der Zivilisation nicht dazu führen, ein Verständnis für Freiheit und Demokratie zu entwickeln, wenn die Einsichtsfähigkeit des Menschen fehlt - und die fehlt nach Twains Ansicht eben nicht nur dem Menschen des Mittelalters. Insofern findet gar keine Weiterentwicklung statt.


    Ich glaube, dass Mark Twain weitergehender aufzeigen wollte, dass eben die technischen Errungenschaften alleine nicht zur Verbesserung der Zustände beitragen, wenn sie nicht begleitet werden von einer Einsichtsfähigkeit des Menschen.
    Und diese Einsichtsfähigkeit, letztlich die Fähigkeit zum Leben in Frieden und Freiheit, spricht Mark Twain nicht nur den scheinbar unterentwickelten Menschen des Mittelalters ab, sondern auch dem Menschen seiner (und unserer?) Zeit.[/quote]


    @ Hallo lieber Rüdiger - bingo, hier kann ich Dir nur aus vollem Herzen beipflichten. :bang:


    Auch ich denke, dass die technischen Errungenschaften nicht alles sind, sondern dass auch auf jeden Fall die Einsichtsfähigkeit dazu gehört, um Zustände zu ändern.
    Wobei ich aber Deine Ansicht etwas abschwächen möchte, denn ich denke, nicht alle Menschen sind gleich und nicht allen fehlt die Einsichtsfähigkeit. Auch finde ich, dass auf jeden Fall bei den Menschen eine Weiterentwicklung stattgefunden hat. Es wäre ja furchtbar, hätten die Menschen sich nicht weiterentwickelt.
    Jeder Mensch persönlich entwickelt sich im Laufe seines Lebens weiter, schließlich besteht so ein Menschenleben ja aus Erfahrungen, die dazu nötig sind.


    Liebe Grüße an alle


    gretchen :smile:

    Einmal editiert, zuletzt von gretchen ()

  • Hallo,


    das mit dem Zitieren hat jetzt gerade bei mir nicht so geklappt - oje, da bin ich einfach ein Fachidiot - aber ich hoffe, man sieht trotzdem was gemeint ist.


    Gruß


    gretchen

  • Was sich für meine Begriffe derzeit etwas langsam entwickelt, ist die Handlung. Wir wissen jetzt, dass Hank die Zustände in König Artus' Reich verbessern und voranbringen möchte, weil er dreizehn Jahrhunderte mehr Erfahrung hat, und seine sarkastische Ader ist nun auch hinreichend bekannt. Aber die Geschichte kommt nicht so recht voran. Ich bin gestern noch bis Kapitel 26 gekommen und warte gespannt, ob sich nun langsam etwas tut. Hank hat wieder einige Neuerungen eingeführt, zuletzt das Telefon, berichtet von unmenschlichen Zuständen und Zauberstücken, aber irgendwie tritt alles etwas lange auf der Stelle bzw. die interessanten Begebenheiten gehen ein wenig unter.


    Heute habe ich meine Zweitlektüre beendet und werde mich nun ganz dem "Yankee" widmen, vielleicht kommt mir die Handlung dann nicht mehr so in die Länge gezogen vor.


    Grüße
    Doris

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Moin Doris, moin Gretchen!



    Aber auch das Buch finde ich phänomenal, trotz aller Kritik, auch das muß ich mal wieder betonen, der Wortwitz von Mark Twain ist unschlagbar, obwohl auch platte Stellen dabei sind, zum Beispiel, wenn er dem Rittertum den Garaus machen will, indem er die Ritter in lächerlicher Aufmachung rumrennen läßt.
    Trotz allem hat sich mir bisher aber noch nicht erschlossen, dass Mark Twain nicht nur das damalige Rittertum und Feudalsystem an den Pranger stellen will, sondern auch auch die Zustände in seiner Gegenwart, also in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts, vielleicht bin ich auch nur etwas begriffsstutzig.


    Ich bin ja über den "Yankee" gestolpert, weil ich leidenschaftlicher Leser aller Geschichten rund um König Artus und Merlin war (bzw. immer noch bin) und weil ich bereits Tom Sawyer und Huckleberry Finn (als Jugendbuchausgabe) kannte. Als ich das Buch das erste Mal las, war ich noch recht jung (so vielleicht zwölf, dreizehn oder vierzehn Jahre).
    Zuerst hat mich das Buch sehr geärgert: wie konnte man nur die hehren Gestalten aus der Artus-Sage so lächerlich machen?
    Dann habe ich das Buch lediglich als eine meist lustige Zeitreisegeschichte weitergelesen. Erst später beim Wiederlesen habe ich es als Satire und Auseinandersetzung mit dem Feudalsystem begriffen. Und als ich dann begann, mit näher mit Twain zu beschäftigen, habe ich begonnen, noch mehr hineinzulesen.
    In meinem ersten Thread habe ich mal geschrieben:



    Inwieweit damit Mark Twains Buch überinterpretiert wird und ob eine solche Kritik an politischen und sozialen Verhältnissen wirklich in Mark Twains Absicht lag oder nur aus unserer heutigen hineininterpretiert werden kann ist wieder eine andere Frage - aber Intention und Funktion unterscheiden sich ja häufig.
    Zieht man jedoch die anderen kritischen Werke Mark Twains in Betracht - u.a. eben auch die "Erwachsenenversionen" von Tom Sawyer und Huckleberry Finn oder auch "Prinz und Bettelknabe" - so ist meiner Meinung nach eine solche Interpretation durchaus zulässig.


    Wenn man den "Yankee" "werkimmanent interpretiert", also nur mit Hilfe dessen, was das Buch Text enthält und ohne Bezug auf Biographie und historischen und sozialem Kontext, dann erschließt sich vielleicht auch nicht diese Gesellschaftskritik.
    Zweifellos tritt sie in dem Yankee auch nicht so unmittelbar zu Tage.
    Eventuell steht das Buch in einer Tradition, bei dem unliebsame Kritik in ein unterhaltsamen Rahmen eingebunden wird wie bspw. auch bei der Fabel (nach Lessings Definition) oder auch bei Swifts "Gulliver".
    Dann kann man an dem "Yankee" durchaus kritisieren, dass der unterhaltsame Teil so sehr in den Vordergrund gerät, dass er den kritischen Teil verdeckt.
    Überhaupt besteht meiner Ansicht nach bei Twain das Problem, dass man ihn vor allem als humoristischen Autor liest bzw. ihn darauf reduziert und damit die stellenweise sehr subtile Kritik kaum bemerkt.
    Zieht man jedoch vor allem die Biographie Mark Twains und seine weiteren Veröffentlichungen heran, dann erscheint mir ein weitergehender Interpretationsansatz plausibel: Mark Twain war ein politisch aktiver Mensch, u.a. Mitglied der anti-imperialistischen Bewegung in den USA (und auch deshalb bin ich ja der Ansicht, das Twain hinsichtlich der Arroganz Hank Morgans im ersten Teil des Yankees mit seinen Protagonisten gleichgesetzt werden darf) und hat für Zeitungen zahlreiche, vor allem sozialkritische Artikel geschrieben, die sich u.a. mit Korruption und Bigotterie beschäftigten.
    Zudem wird er im Laufe seines Lebens auch aufgrund persönlicher Schicksalsschläge hinsichtlich seiner Weltsicht und seines Menschenbildes immer pessimistischer.
    Aber wie gesagt: vielleicht interpretiere ich in den "Yankee" auch zu viel hinein - u.a. deshalb stelle ich diese Auffassung ja auch gerne zur Diskussion.


    Aber damit bin ich bei diesem Punkt:



    Wobei ich aber Deine Ansicht etwas abschwächen möchte, denn ich denke, nicht alle Menschen sind gleich und nicht allen fehlt die Einsichtsfähigkeit. Auch finde ich, dass auf jeden Fall bei den Menschen eine Weiterentwicklung stattgefunden hat. Es wäre ja furchtbar, hätten die Menschen sich nicht weiterentwickelt.
    Jeder Mensch persönlich entwickelt sich im Laufe seines Lebens weiter, schließlich besteht so ein Menschenleben ja aus Erfahrungen, die dazu nötig sind.


    Zunächst ist das nicht meine Ansicht, sondern die, die ich Mark Twain unterstelle.
    Ich glaube, wäre es mein Menschenbild, könnte ich meinen Beruf kaum ausüben (bin Sozialpädagoge in einer Jugendfreizeiteinrichtung), obwohl einen manch eine Erfahrung auch zu einem solchen Menschenbild bringen kann. :zwinker:
    Ich glaube einfach auf Grund dessen, was was ich von Mark Twain weiß (was sicherlich immer noch zu wenig ist), das er die Ansicht vertrat, dass sich die Menschheit - einzelne Menschen vielleicht, aber eben nicht die Menschen insgesamt - nicht weiterentwickelt.
    Aberglaube wird abgelöst durch religiösen Glauben, Obrigkeitsgefolgsam gegenüber Kirche und Adel wird abgelöst durch andere Institutionen und Organisationen. Und auch wenn der einzelne sich weiterentwickelt hat, so kann er bei der großen Masse dennoch nichts bewirken - wie auch Hank Morgan nicht im Mittelalter.



    Was sich für meine Begriffe derzeit etwas langsam entwickelt, ist die Handlung....
    Aber die Geschichte kommt nicht so recht voran.


    Ja, auch ich finde, dass das Buch seine Längen hat, was insgesamt aber meinem guten Urteil keinen Abbruch tut.
    Es wird häufig an dem "Yankee" kritisiert, dass es ist nicht besonders spannend im Sinne eines Abenteuer- oder (modernen) Fantasyromans oder Thrillers ist.
    Wobei ich mich bei solch einer Einschätzung aber auch immer wieder frage, inwieweit sich nicht unsere Lesegewohnheiten durch den Einfluss von Film und Fernsehen gewandelt haben: es gibt immer häufiger Bücher, die Filmen ähneln - kurze Kapitel, Perspektivenwechsel, "schnelle Schnitte" - und ob wir (ich schließe mich da ja nicht aus) es nicht langsam verlernen, andere Bücher zu lesen?

    [size=10pt]Tschüss und liebe Grüße<br />Rüdiger[/size]

  • Hallo!


    Habe nun endlich das Buch angefangen und bin bei Kapitel 11. Hoffe heute noch ein gutes Stück weiter zu kommen, aber muss unbedingt jetzt schon ein bisschen was los werden. :smile:


    Also ich finde das Buch bis jetzt wirklich amüsant. Es deckt sich halt nicht so wirklich mit der Vorstellung die ich bis jetzt vom Mittelalter hatte. Habe bis jetzt darüber nur Bücher von Rebecca Gablé und eben die Nebel von Avalon gelesen, und mir natürlich ein ganz anderes Bild gemacht. Dass Twain diese Vorstellungen ein bisschen durcheinandergebracht hat, ist mir nur Recht.
    Wen ich allerdings so gar nicht ins Herz schließen konnte (bis jetzt) ist die Hauptperson. Irgendwie konnte ich ihm bis jetzt nicht viel abgewinnen, und wenn ich (ich gebe zu, ich hab schon ein bisschen zu viel hier gelesen) daran denke, wie es auf der Reise weitergeht, und wie er die Dame runtermacht, die mit ihm unterwegs ist, will ich gar nicht mehr weiterlesen.


    Alles in allem gefällt mir das Buch aber doch, und ich glaube ich würde es in Wirklichkeit gar nicht über mich bringen, es wegzulegen, weil ich ja unbedingt wissen will wie es weitergeht.


    So, ich geh jetzt wieder lesen.


    Lg, Callista

    :leserin: Lenz: Der Hofmeister<br />:leserin: Bronte: Sturmhöhe

  • Hallo zusammen,


    was bist Du für ein eifriger Poster, Rüdiger! Man merkt, dass Du Dich intensiv mit Mark Twain auseinandergesetzt hast. Zu Twain bzw. seinen Absichten kann ich leider wenig sagen, da ich von ihm selbst wenig weiß und von seinen Büchern für Erwachsene nur den Yankee kenne. Zwischen all dem Humor sehe ich aber durchaus den kritischen Hintergrund, und aus den Postings lese ich heraus, dass die anderen LR-Teilnehmer das auch so sehen.


    Ich glaube einfach auf Grund dessen, was was ich von Mark Twain weiß (was sicherlich immer noch zu wenig ist), das er die Ansicht vertrat, dass sich die Menschheit - einzelne Menschen vielleicht, aber eben nicht die Menschen insgesamt - nicht weiterentwickelt.
    Aberglaube wird abgelöst durch religiösen Glauben, Obrigkeitsgefolgsam gegenüber Kirche und Adel wird abgelöst durch andere Institutionen und Organisationen. Und auch wenn der einzelne sich weiterentwickelt hat, so kann er bei der großen Masse dennoch nichts bewirken - wie auch Hank Morgan nicht im Mittelalter.


    Um eine Weiterentwicklung der großen Masse zu bewirken, bedarf es der Unterstützung der Öffentlichkeit, z. B. durch Medien. Damit war es im Mittelalter natürlich schlecht bestellt. Man konnte ja schon froh sein, wenn sich alte Legenden wahrheitsgemäß verbreiteten. Auch zu Lebzeiten Twains war die öffentliche Propaganda sicher eher noch träge, das kann man also schlecht mit den heutigen Möglichkeiten vergleichen. Unsere Generation ist ja mittlerweile fast schon dabei, sich selbst zu überholen.


    Ja, auch ich finde, dass das Buch seine Längen hat, was insgesamt aber meinem guten Urteil keinen Abbruch tut.
    Es wird häufig an dem "Yankee" kritisiert, dass es ist nicht besonders spannend im Sinne eines Abenteuer- oder (modernen) Fantasyromans oder Thrillers ist.
    Wobei ich mich bei solch einer Einschätzung aber auch immer wieder frage, inwieweit sich nicht unsere Lesegewohnheiten durch den Einfluss von Film und Fernsehen gewandelt haben: es gibt immer häufiger Bücher, die Filmen ähneln - kurze Kapitel, Perspektivenwechsel, "schnelle Schnitte" - und ob wir (ich schließe mich da ja nicht aus) es nicht langsam verlernen, andere Bücher zu lesen?


    Wenn ich es spannend will, lese ich Thriller :zwinker:. Ein bisschen Spannung ist zwar nicht schlecht, aber grundsätzlich ist es mir lieber, wenn sich eine Geschichte weiterentwickelt und mir stilistisch liegt. Dann ist auch Ausführlichkeit erwünscht.


    Ich bin jetzt mitten im Kapitel 29. Zuvor ist mir im Kapitel 26 eine Stelle aufgefallen, die den Autor von Tom Saywer aufblitzen ließ, nämlich als Hank erzählte, wie er als Junge Knöpfe in eine Sammelbüchse gesteckt hat. Hank ist jetzt mit Artus unterwegs - in welcher Mission, ist leider an mir vorbeigegangen - und diese Reise bewirkt bei beiden eine positive Veränderung und neue Erkenntnisse. Das ist es, was ich mit Weiterentwicklung meine, nicht nur eine Aneinanderreihung von schnell erzählten Abenteuern, die eigentlich wenig zur Handlung beitragen. So kam es mir bis Kapitel 27 vor.


    Grüße
    Doris

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • ... Es deckt sich halt nicht so wirklich mit der Vorstellung die ich bis jetzt vom Mittelalter hatte. Habe bis jetzt darüber nur Bücher von Rebecca Gablé und eben die Nebel von Avalon gelesen, und mir natürlich ein ganz anderes Bild gemacht. Dass Twain diese Vorstellungen ein bisschen durcheinandergebracht hat, ist mir nur Recht.


    Hallo Callista,
    Rebecca Gable neigt dazu, das Rittertum zu romantisieren. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen ihrer und Twains Darstellung. Dennoch liebe ich ihre Bücher :smile:.


    Grüße
    Doris

  • Moin moin!



    Rebecca Gable neigt dazu, das Rittertum zu romantisieren.


    Genau solche Bücher liebte Twain ja! :zwinker:


    Callista:
    Viel Spaß noch beim Weiterlesen - ich finde, es lohnt sich.

    [size=10pt]Tschüss und liebe Grüße<br />Rüdiger[/size]

  • Hallo alle miteinander,


    es ist ein Kreuz mit mir, immer wenn ich die Posting fertig durchgelesen habe, weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich überhaupt genau schreiben wollte und ich fürchte, dass ich immer die Hälfte vergesse zu schreiben :zwinker: aber nichts desto trotz will ich mal ans Werk gehen.


    Als erstes liebgt es mir am Herzen zu betonen, dass ich zwar den heiteren, lockeren Erzählstil von Mark Twain sehr mag und schätze, aber trotzdem seinen sozialkritischen Charakter schätze, der mir auch schon bei Tom Sawywer und Huckleberry Finn - die ich seit frühester Kindheit liebe - aufgefallen ist.


    Ich gebe auch zu, dass ich die Rittergeschichten aus dem Mittelalter, wie Robin Hood und Konsorten für mein Leben liebe, aber trotzdem weiß ich natürlich um die Mißstände im Mittelalter und finde sie auch kritikwürdig, denn Geschichte, ich meine die wirkliche, ist mein Hobby und deshalb weiß ich auch, dass die Kritik von Mark Twain völlig berechtigt ist.


    Zur Zeit bin ich so wie Doris mit Hank und dem König auf der Rundreise und ich bin mal gespannt, wie der König auf die Mißstände reagiert, im Zweifel bemerkt er sie zum Leidwesen von Hank nicht mal.


    Auch finde ich, dass das Buch genügend Spannung hat, also für mich, ich vermisse die Effekthascherei vieler heutiger Bücher nicht. Ich bin mehr für das Leise.


    Ich bin auch richtig froh und dankbar, dass ich durch die Leserunde und das Forum wieder dazu gebracht worden bin, mich wieder mehr mit diesen "alten" Büchern zu beschäftigen, es macht richtig Spaß.


    Liebe Grüße


    gretchen :winken:

  • Ich komme derzeit nicht so richtig zum Lesen, zu meinem Leidwesen geht es nur stückchenweise mit dem Yankee voran. Hank ist immer noch mit dem König auf Reisen und macht sich angesichts der armen Engländer auch Gedanken über die Sklaverei in den USA. Von dem Yankee der ersten Kapitel ist hier nichts mehr zu spüren, er hat eine erstaunliche Wandlung durchgemacht. Im Kapitel 33 kommen wieder ernste soziale und wirtschaftliche Themen zur Sprache, als Hank einige Leute zu einem Essen einlädt und sich ein Gespräch über Löhne und Kaufkraft (!) entwickelt. Die Fakten, die er als Visionen präsentiert, stoßen aber leider bei seinen Gästen mangels Vorstellungskraft oder Intelligenz nicht auf fruchtbaren Boden. Ich hatte ein wenig das Gefühl, als hätte die Figur Hank jetzt den Status erreicht, den Twain ihm zugedacht hat, den er schöpft richtig aus dem Vollen.


    In Kapitel 32 bin ich über den Ausdruck "Waffeleisengesicht" gestolpert. Darauf konnte ich mir keinen Reim machen und fand auch sonst nichts darüber. Hat jemand von euch eine Ahnung, was es damit auf sich hat?


    Grüße
    Doris

  • Ich bin mittlerweile im Kapitel 23 - Die Wiederherstellung der Quelle. Ich kann mich nicht so recht entscheiden, ob ich das Buch spannend oder langweilig finden soll. Ich weiß, das klingt blöd, aber einerseits kann ich nicht aufhören zu lesen, ich will unbedingt wissen was als nächstes geschieht, insofern ist das Buch schon fesselnd, aber an manchen Stellen gibt es solche Längen, da weiß ich gar nicht wie ich weiterlesen soll, und ärgere mich total. Dann lege ich das Buch weg, und 5 Minuten später greife ich wieder hin, weil ich wissen will wies weitergeht.
    Vor allem die ständige Litanei der edlen Dame geht mir auf die Nerven. Mark Twain hat jetzt schon mehrmals gezeigt, dass sie geschwätzig ist, und blumig und ausschweifend redet. Aber mit der Zeit, wenn einer ihrer Monologe wieder über 2 Seiten lang ist, werde ich ganz wütend...
    Außerdem schockt es mich natürlich, wie die Zustände damals so waren, vor allem die Szene mit den Sklaven fand ich arg, aber trotzdem beginnt es mich an manchen Stellen zu langweilen, weil immer wieder das selbe gesagt wird.


    Es ist schon komisch, so etwas habe ich noch bei keinem Buch erlebt - entweder es gefällt mir, oder eben nicht, aber so zwiegespalten war ich noch nie. :schulterzuck:


    Liebe Grüße,


    Callista

    :leserin: Lenz: Der Hofmeister<br />:leserin: Bronte: Sturmhöhe

  • Ich kann mich nicht so recht entscheiden, ob ich das Buch spannend oder langweilig finden soll.


    *unterschreib*


    Ich bin jetzt bei Kapitel 40 angelangt. Hank und Artus wurden als Sklaven verkauft und bekommen nun einen Eindruck von der anderen Seite der Medaille. Besonders schlimm ergeht es ihnen anscheinend aber nicht, denn ihr größtes Problem ist der geringe Preis, für den sie verkauft wurden. Immerhin führt dieses Erlebnis dazu, dass unser Held sich selbst etwas kritischer sieht. Erstaunlich, dass Artus von seinem ersten Minister nicht verlangt, sie einfach freizuzaubern. Von etwa Kap. 35 - 40 wandelt sich der Roman von einem Werk mit sozialkritischem Hintergrund zu einem reinen Abenteuerroman. Geradezu haarsträubend, aber sehr amüsant wird es, als Hank endlich zu seinem Zweikampf gegen Sir Sagramor antritt. Die Kampfhandlungen arten aus, bis schließlich das "Rittervolk dem Untergang geweiht" ist, was Hank ganz unbescheiden sich selbst zuschreibt. Was mich ein wenig stört, sind die vielen Neuerungen, die er eingeführt hat, ohne dass vorher darauf eingegangen wurde. Sie sind ganz plötzlich zur Stelle, wenn er sie benötigt. Das hätte ich gerne ausführlicher erfahren.


    @ Tina
    Ich vermisse Deine Beiträge. Bist Du noch mit im Rennen?


    Grüße
    Doris

  • Moin moin!



    In Kapitel 32 bin ich über den Ausdruck "Waffeleisengesicht" gestolpert. Darauf konnte ich mir keinen Reim machen und fand auch sonst nichts darüber. Hat jemand von euch eine Ahnung, was es damit auf sich hat?


    Es ist mir ja sehr peinlich, aber ich habe bisher meine Ausgabe vom Yankee nicht finden können (meine Bücher sind leider seit dem Umzug noch nicht sortiert und da sie stets zweireihig stehen müssen fällt es schwer, ein bestimmtes Buch herauszufinden) und mir selbst ist der Ausdruck nicht mehr in Erinnerung.


    Aber: Waffeleisen heißt englisch einfach waffle iron, wobei waffle aber auch Geschwätz, Geschwafel heißen kann. Vielleicht passt das in den Zusammenhang. Interessant wäre hier mal zu sehen, was im Original steht.
    Ansonsten meinen einige, die ich fragte, den Ausdruck schon mal gehört zu haben, aber bislang konnte mir keiner sagen, was er denn bedeuten soll. Eine Vermutung: damit ist jemand mit einem zerfurchten oder zernarbten Gesicht gemeint (entsprechend dem Muster des Waffeleisens).

    [size=10pt]Tschüss und liebe Grüße<br />Rüdiger[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von RStehn ()

  • Ich vermute eher, dass es etwas mit den Leibeigenen zu tun hatte, denn das Wort fiel, als Hank über die Sklaven sinnierte. Möglicherweise sind das Brandmarken im Gesicht?


    Ich bin heute mit dem Yankee fertig geworden. Eine Rezi muss ich ohnehin noch schreiben, aber einige Gedanken zum Rest möchte ich hier noch loswerden.


    Vom 39. zum 40. Kapitel gibt es nochmal einen Zeitsprung, diesmal von drei Jahren. Das ist schade, denn im Anschluss daran werden viele Ereignisse und Neuerungen als selbstverständlich dargestellt, wobei mich brennend interessiert hätte, wie sich das eine oder andere entwickelt und etabliert hat. Im 41. Kapitel erfahren wir so nebenbei, dass Hank inzwischen Sandy geheiratet und eine Tochter bekommen hat. Im 42. Kapitel gewinnt die Kirche durch ein Interdikt wieder die Oberhand, und Hank und Clarence fassen einen irrsinnigen Plan, um die Macht wieder zu ergreifen und schließlich doch noch eine Republik ausrufen zu können. Mehr möchte ich dazu nicht verraten, nur soviel, dass mir anhand dieser wenigen Kapitel wieder deutlich wurde, warum ich solche SF-Romane eigentlich nicht mag.


    Ganz ehrlich gesagt gefiel mir die erste Hälfte des Buches besser. Von der Kritik an bestimmten Regierungsformen war im restlichen Teil nicht mehr viel zu spüren, stattdessen beschränkt sich die Handlung auf einige aberwitzige Geschehnisse und rückt das historische England wieder zurecht. Auch der Sarkasmus ließ nach, Hank wurde einfach zu brav.


    Ich bin gespannt, welche Kommentare von euch noch kommen.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Moin Doris



    Ich vermute eher, dass es etwas mit den Leibeigenen zu tun hatte, denn das Wort fiel, als Hank über die Sklaven sinnierte. Möglicherweise sind das Brandmarken im Gesicht?


    Ja, das würde doch gut passen!


    Ganz ehrlich gesagt gefiel mir die erste Hälfte des Buches besser. Von der Kritik an bestimmten Regierungsformen war im restlichen Teil nicht mehr viel zu spüren, stattdessen beschränkt sich die Handlung auf einige aberwitzige Geschehnisse und rückt das historische England wieder zurecht. Auch der Sarkasmus ließ nach, Hank wurde einfach zu brav.


    Ja, ging mir ähnlich.
    Bin schon auf Deine Rezi gespannt!

    [size=10pt]Tschüss und liebe Grüße<br />Rüdiger[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von RStehn ()

  • Hallo,


    natürlich bin ich noch da, aber ich kam in letzter Zeit nicht zum schreiben. Zum einen musste ich arbeiten, dann habe ich mich natürlich noch mit meiner Tochter befasst. Dann hatte ich am Donnerstag einen Bereitschaftsdienst, in dem ich 20 Stunden gearbeitet habe, Freitag morgen bin ich tot ins Bett gefallen, dann die Maus aus dem Kindergarten abgeholt, abends habe ich mich noch mit Freunden getroffen und zwischendurch gelesen, aber zum posten fehlte dann die Zeit, ausserdem habe ich noch einen Zweitjob um mich und mein Kind zu finanzieren der auch noch eineiges an Zeit in Anspruch nimmt, auch wenn ich ihn von zu Hause aus machen kann. Zu dem kam noch, dass ich momentan ein ziemliches Seelentief habe und ich mich auch sehr oft nicht auf das Buch konzentrieren konnte.


    Jetzt aber zum eigentlichen Thema :zwinker:


    Ich habe jetzt bis Kapitel36 gelesen und mir ist aufgefallen, wie sich die Stimmung der Geschichte geändert hat. Das witzig skurrile vom Anfang nimmt ab und der ernste, ja teilweise sogar bedrückende und Gesellschaftskritische Ton immer mehr zum tragen kommt. Sehr betroffen machte mich das Kapitel Pockenhütte. Genau eben dieses Lebensumstände der meisten Bürger dieser Zeit werden in den Romanen und Sagen aus dieser Zeit immer schön unter den Teppich gekehrt. Ein Minimum der Bevölkerung hatte das sagen und der Großteil der Bevölkerung hat in demütiger Haltung alle Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit über sich ergehen lassen. Es ist schon erschreckend welche Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit auch die benachteiligte Bevölkerungsschicht hatte. Sie waren es gewohnt und haben selten etwas hinterfragt. Eine Regierung die von dem Volk gewählt wird, Gewerkschaften, freies Denken, das war für diese Menschen so unvorstellbar, wie die Funktionsweise eines Computers oder eines Flugzeugs. Der König hatte Mitgefühl mit der Frau und den kindern aus der Pockenhütte, aber er kam nicht im entferntesten auf den Gedanken, dass es nicht unwesentlich seine Schuld war, dass dies überhaupt geschehen konnte. Er war sich überhaupt keiner Schuld bewußt und diese Szene hatte auch nicht im mindesten einen pädgogischen Effekt.


    Mir gefällt das Buch nach wie vor, aber es bringt mich nicht mehr zum lachen wie am Anfang, und das täte mir momentan eigentlich gut, aber ich möchte es trotzdem weiterlesen, weil es einfach gut geschrieben ist und kein hohles leeres Geschwätz.


    Ich denke ich werde das Buch noch heute beenden und bin schon gespannt wie es weitergeht mit den beiden Sklaven. :breitgrins:


    Tina

  • Hallo Rüdiger,


    die kannst Du hier lesen. Versprich Dir aber nicht zu viel davon, denn ich bin kein großartiger Rezensent. Außerdem steht das meiste schon in ähnlicher Form hier im Thread.


    Danke übrigens, dass Du mitdiskutiert hast und hoffentlich auch noch weiter diskutieren wirst. Ich empfinde es als eine Bereicherung.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo Tina,


    ich hatte gehofft, dass es Dir langsam wieder besser geht :sauer:. Bei Deinem Programm ist es ein Wunder, dass Du überhaupt noch zum Lesen kommst. Verständlich, wenn Du dann nicht immer den Kopf frei hast. Hoffentlich geht es bald wieder aufwärts :knuddel:


    ...Genau eben dieses Lebensumstände der meisten Bürger dieser Zeit werden in den Romanen und Sagen aus dieser Zeit immer schön unter den Teppich gekehrt. Ein Minimum der Bevölkerung hatte das sagen und der Großteil der Bevölkerung hat in demütiger Haltung alle Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit über sich ergehen lassen.


    Das ist das, was ich weiter oben meinte mit der Bemerkung, dass Rebecca Gable das Rittertum (und alles, was dazu gehört) romantisiert. Die Sklaverei in den USA wird in vielen Büchern und Filmen thematisiert, aber was in England oder anderen europäischen Ländern damals vorging, wird zum Großteil totgeschwiegen. Es gab sicher auch Einzelne, die sich gegen dieses Schicksal aufgelehnt haben, aber deren Chancen war denkbar gering. Wer kämpft schon mit der Mistgabel in der Hand auf gegen einen Haufen Ritter, für die ein Menschenleben nichts zählte? Diese Menschen wurden damals in ein System hineingeboren, das schon Generationen vor ihnen erdulden mussten, sie kannten einfach nichts anderes als Gehorsam und Unterwerfung.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Na klar, denn eigentlich kann's momentan nicht mehr Schlimmer kommen. :breitgrins: Wenn doch, dann wäre es wohl an der Zeit für einen Heulflash, aber ich arbeite daran, dass das nicht passiert, aber manchmal ist einfach alles too much und dann liegen die Nerven und die Resourcen ziemlich blank, vor allem wenn es auf allen Ebenen auf einen einstürzt. Ein großer Trost ist, dass wir gesund sind und ich versuche immer mich daran zu erinnern, dass das ein wesentlicher Bestandteil von Zufriedenheit ist und man nicht wirklich im Selbstmitleid versinken sollte, denn es kann immer noch schlimmer kommen, also freuen wir uns an dem was wir haben. :breitgrins: Zumindest trotz allem noch eine Menge Humor. :daumen:


    Sorry für das OT.


    ich habe jetzt bis zum 39. Kapitel weitergelesen und die Rettung der beiden durch die Ritter auf den Fahrrädern, fand ich genial.
    Ich habe das Gefühl, dass sich mit dem Ortswechsel zurück nach Camelot auch wieder die Stimmung des Buches gewandelt hat. Es gibt wieder Passagen, bei denen man schmunzeln kann und Clarence, auch wenn er eigentlich kein Protagonist ist, ist mir richtig ans Herz gewachsen. Er ist einfach eine treue Seele. Richtig gut fand ich, als Hank bei dem Turnier die edlen Ritter reihenweise mit dem Lasso ins Abseits befördert. Wie genial. Das tut der arroganten Brut mal richtig gut, in dieser Hinsicht eins auf die Mütze zu bekommen. Ich fand es nur schlimm, dass die Ritter so spät kamen, dass nicht mehr alles Sklaven gerettet werden konnten.


    Viele Grüße Tina