Klassikermüde

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  • Hallo!


    Zitat von "Jaqui"

    Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich erst verstohlen umsieht bevor er einen Klassiker auspackt. Aber so sind anscheinend die Wiener. :breitgrins:


    Bevor ich unterwegs auf Hörbücher umgestiegen bin, war ich auch immer mit Klassikern in der Wiener U-Bahn :breitgrins:


    CK

  • Zitat von "xenophanes"

    Hallo!



    Bevor ich unterwegs auf Hörbücher umgestiegen bin, war ich auch immer mit Klassikern in der Wiener U-Bahn :breitgrins:


    Sag ich ja: Wiener. :breitgrins:


    Katrin

  • Tja....Klassikermüde kann ich mich eigentlich nicht nennen,aber ich muss zugeben, dass ich auch noch nicht wirklich viele gelesen habe, dies aber gerne ändern würde. Denn ich denke, dass man doch das ein oder andere Buch gelesen haben "sollte". Nur leider schieben sich im Moment immer wieder "nicht" Klassiker dazwischen um zuerst verschlungen zu werden...


    Aber eine Müdigkeit kenne ich in dem Sinne, dass ich als ebenfall Fantasy-Leserin nicht immer in der Lage bin/ war eine Serie so wie manche an einem Stück zulesen. Ich musste auch immer wieder zwischen den einzelnen Teilen etwas anderes Lesen.
    Also, macht es ja nichts, wenn du jetzt anstatt den ein oder anderen Klassiker etwas über Drachen, Hexen, Feen, Trolle usw. etwas liest!
    Die Lust zum Klassiker kommt da wieder von ganz allein!


  • wir sollten mal einen Klassiker-SUB-Lesewettbewerb veranstalten...


    Wo kann ich mich dazu einschreiben? :zwinker:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Hallo!



    Ich habe wiederholt festgestellt, dass meine Lesemotivation für den Rest des Jahres bedeutend höher ist, wenn ich einmal im Jahr für 2-4 Wochen konsequent "Urlaub vom Lesen" mache.


    Das ergibt sich bei mir zwangsläufig durch meine Reisen und hat einen ähnlichen Effekt. Nach den drei Wochen in China kam ich jedenfalls mit großer Leselust wieder zurück.


    CK

  • Ich kenne das Problem, hin und wieder Klassikermüde zu sein. Dann lese ich meistens ein oder zwei Krimis zwischenrein, aber meist bin ich den Klassikern doch zugetan.


    Es ist eben einfach so, dass Klassiker im Allgemein anstrengender sind als die sog. Trivialliteratur, man muss oft viel über geschichtliche Hintergründe oder die Biographie des Autors wissen. In gewisser Weise macht das aber auch den Reiz an solchen Büchern aus.


    Zudem: Ich habe bis jetzt erst ein Buch gelesen, das unter Trivialliteratur läuft, das Einfluss auf mein Leben genommen und mich wirklich zum Nachdenken gebracht hat. Bis dahin und auch danach haben das bei mir nur Klassiker geschafft mich auf ihre eigentümliche Art zu faszinieren, mich zum Weinen, zum Lachen, zum Nachdenken zu bringen und mich in die dargestellten Personen einzufühlen.

  • Es ist eben einfach so, dass Klassiker im Allgemein anstrengender sind als die sog. Trivialliteratur


    Das halte ich für ein Gerücht ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Das halte ich für ein Gerücht ...


    Aaaalso, um das noch zu präzisieren: Die Anstrengung, die der Leser unternimmt, um einem Text zu folgen, hat mit der Qualität oder dem Umstand, dass wir hier einen Klassiker vor uns haben nichts zu tun. Wenn Du in die aktuelle Folge der Perry-Rhodan-Serie einsteigen willst, musst Du u.U. ein paar Tausend Jahre Geschichte, Physik etc. etc. eines ganzen (und dazu noch fiktiven!) Universums kennen. Und die Biografien von ein paar Dutzend Autoren ...


    Während sich sich Stück von Shakespeare 'reinziehen lässt wie Pop-Corn ...


    Ich halte Perry Rhodan für bedeutend anstrengender als Shakespeare ... aber qualitativ kein Vergleich ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Was Shakespeare betrifft, geb ich dir völlig recht. Ich hab mich im geheimen sogar schon des öfteren gefragt, was an diesen Werken so besonders sein soll, hab mich aber bisher noch nie getraut, solche Gedanken zu formulieren. Ich gehöre zwar zu den begeisterten, aber ganz gewöhnlichen Lesern, d. h. von Literaturwissenschaft hab ich nur ein rudimentäres Wissen. Deswegen versteh ich wohl das Großartige am Shakespear'schen Werk nicht, obwohl ich es gern lese, weil es sich so schön "reinziehen " läßt, wie du das so treffend formuliert hast.

  • Moin, Moin!


    "Manche der damals gelesensten, berühmtesten, einflußreichsten, und objektiv tatsächlich auch großartigsten Romane dieser fernen Zeit machen es einem heute dennoch sehr sehr schwer. Es ist da kaum ein Durchkommen durch sie, und erst nach strapaziösen Ewigkeiten entfalten sie einen Reiz (einen Sog eher), von dem man aber nicht mehr herauskriegt, ob damit nicht der eigne Kopf sich einfach schützt." (Rolf Vollmann: Der Roman- Navigator, S. 406)

  • "Manche der damals gelesensten, berühmtesten, einflußreichsten, und objektiv tatsächlich auch großartigsten Romane dieser fernen Zeit machen es einem heute dennoch sehr sehr schwer. Es ist da kaum ein Durchkommen durch sie, und erst nach strapaziösen Ewigkeiten entfalten sie einen Reiz (einen Sog eher), von dem man aber nicht mehr herauskriegt, ob damit nicht der eigne Kopf sich einfach schützt." (Rolf Vollmann: Der Roman- Navigator, S. 406)


    Aah ... jja. Oder ... nein ... das heisst ... um ehrlich zu sein, verstehe ich jetzt nicht, was Du und Vollmann uns sagen wollen ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • sandhofer:


    Wie wäre es mit:


    Klassiker sind einfach manchmal undurchsichtig, man kann nicht in sie eindringen und sie haben lauter Stolpersteine (indirektes, andeutendes, sinnloses), vielleicht sind sie sogar einfach auch nur schlecht geschriebene Bücher. Doch aufgrund des Namens oder weil es eben als Klassiker angesehen wird, meint man dennoch, man würde bei tieferem Eindringen in selbige Lektüre doch noch den Sinn finden und überhaupt sei man vielleicht nur zu dümmlich dazu, die Lektüre zu verstehen.. jedenfalls: Am Ende hat man das Buch zwar gelesen und der "Kopf der sich einfach schützt" suggerierte einem wieder einmal erfolgreich ("er schützt sich einfach"), man müsse das Buch lesen und es zu verstehen versuchen...


    Ähhmm... naja. Oder so ähnlich :breitgrins:

  • Klassiker sind einfach manchmal undurchsichtig, [...] sinnloses [...] schlecht geschriebene Bücher.


    Dann müsste ich ein grosses Veto einlegen. Sehr viele zeitgenössische Möchte-gerne-mal-Klassiker-werden-Autoren schreiben zwar so - wirklich zum Klassiker aber wird nur das Durchsichtigste, Sinnbehaftetste und am besten Geschriebene einer Epoche. ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Dann müsste ich ein grosses Veto einlegen. Sehr viele zeitgenössische Möchte-gerne-mal-Klassiker-werden-Autoren schreiben zwar so - wirklich zum Klassiker aber wird nur das Durchsichtigste, Sinnbehaftetste und am besten Geschriebene einer Epoche. ;)


    Vollmann widerspricht Dir in diesem Punkt jedoch. Dass es heute immer noch "durchsichtig" ist, muss wohl wirklich nicht stimmen, denn sonst bräuchte man nicht die vielen kommentierten Ausgaben.


    Und gibt es wirklich keinen schlecht geschriebenen Klassiker, der durch andere Qualitäten glänzt? Ich denke schon, nicht jeder Klassiker punktet in allen Dimensionen (Verständlichkeit, Originalität, Sprache, gesellschaftliche Bedeutung etc.).


    Gruß, Thomas

  • Hallo zusammen!


    Ich kenne Vollmann nicht, habe ihn nie gelesen (und, wenn er tatsächlich diese Meinung vertritt, werde ich ihn auch nie lesen ... :zwinker:)


    Dass es heute immer noch "durchsichtig" ist, muss wohl wirklich nicht stimmen, denn sonst bräuchte man nicht die vielen kommentierten Ausgaben.


    Die Kommentare bringen uns ja nur die historisch veränderten Tatsachen, den historisch geänderten Wortschatz wieder nahe. Das ist aber wie das Erlernen einer Fremdsprache. Zuerst benutze ich "Easy Readers" mit Vokabelanhang und irgendwann lese ich die "Financial Times" ohne Hilfsmittel.


    Und gibt es wirklich keinen schlecht geschriebenen Klassiker, der durch andere Qualitäten glänzt?


    Schlecht geschriebene Klassiker? Hm ... Zugegeben: kein Autor schreibt durchgehend auf gleich hohem Niveau. Wir können tatsächlich auf Goethes Gelegenheitsgedichte heute ebenso verzichten wie auf Schillers Geisterseher. Selbst innerhalb eines Romans, eines Dramas, einer Gedichtesammlung gibt's stärkere und schwächere Stellen, das gebe ich selbstverständlich zu. Wenn diese schwachen Stellen in einem Werk jedoch überwiegen, wird das Werk nie zum Klassiker.


    Ich denke schon, nicht jeder Klassiker punktet in allen Dimensionen (Verständlichkeit, Originalität, Sprache, gesellschaftliche Bedeutung etc.).


    Verständlichkeit und Sprache scheinen mir dasselbe zu sein ... "Gesellschaftliche Bedeutung"? - Da haben uns die Linken und das germanische Oberlehrertum der letzten 50 Jahre einen schlimmen Streich gespielt: "Gesellschaftliche Bedeutung" war noch nie ein signifikantes Merkmal eines Klassikers. :zwinker: (Sonst würden heute weder Austen noch die Brontës mehr gelesen, weder Stifter noch Johann Peter Hebel ... )


    Grüsse


    sandhofer


    PS. Ich bezweifle ausdrücklich, dass es Böll je wirklich zum Klassiker schaffen wird. Gerade weil er "gesellschaftliche Bedeutung" ins Zentrum seines Schaffens gestellt hat. Auch von Max Frisch werden allenfalls seine Altersschriften bleiben.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Hallo zusammen!


    Ich kenne Vollmann nicht, habe ihn nie gelesen (und, wenn er tatsächlich diese Meinung vertritt, werde ich ihn auch nie lesen ... :zwinker:)


    Einer der belesensten Menschen, die in Deutschland über Literatur publizieren... Er unterscheidet halt zwischen seiner Ansicht nach besseren und schlechteren Klassikern.


    Gruß, Thomas