Patricia Highsmith - Der talentierte Mr. Ripley

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 6.918 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tina.

  • Hier meine Rezension:


    Nachdem seine Eltern bei einem Schiffsunglück ums Leben kamen, wuchs Tom Ripley bei seiner Tante Dottie in Boston auf. Diese behandelte ihn nie besonders gut und ließ Tom immer spüren, dass er eigentlich unerwünscht war. Das liegt zwar lang hinter Tom, denn mittlerweile lebt er bei einem Bekannten in New York, allerdings plagen ihn seit damals tiefe Selbstzweifel. Tom arbeitet nicht, sondern hält sich mit kleineren Betrügereien über Wasser. Glücklich macht ihn das nicht besonders und reich schon gar nicht.


    Eines Tages wird er in einer Bar von einem wohlhabenden Werftbesitzer, Mr. Greenleaf, angesprochen. Mr. Greenleaf hat in Tom einen alten Freund seines Sohnes Dickie wiedererkannt. Dickie weilt zur Zeit in einem kleinen Dorf in Italien, wo er seine Zeit malend verbringt. Dies ist dem reichen Werftbesitzer ein Dorn im Auge, denn am liebsten würde er seinen Sohn als seinen Nachfolger in der familieneigenen Firma sehen. Er hofft nun auf Tom und überredet ihn dazu, auf seine Kosten nach Italien zu reisen, um Dickie zur Rückkehr zu bewegen.


    Dieses Angebot kommt Tom gerade recht und er nimmt es an. In dem kleinen Dorf in Italien, in dem Dickie wohnt, ist es nicht schwer, seinen alten Bekannten ausfindig zu machen. Zuerst sind Dickie und seine Freundin Marge nicht besonders begeistert vom Auftauchen des Amerikaners, doch als dieser ihnen den wahren Grund seines Besuches verrät, sind sie amüsiert und langsam beginnt das Eis zwischen ihnen zu tauen. Marge bleibt zwar immer noch sehr skeptisch, Dickie und Tom hingegen werden richtige Freunde.


    Tom richtet sich bei Dickie häuslich ein, denn es ist klar, dass dieser nicht zu einer Rückkehr nach Amerika zu bewegen ist. Schon bald erlebt er das aufregende Leben an Dickies Seite. Er beginnt ihn zu beneiden, er möchte sein wie Dickie. Auf einer Reise nach San Remo sieht er dann eine Möglichkeit, wie er sich Dickies entledigen und seine Identität annehmen kann. Fortan baut sich Toms Leben auf Lügen auf, er ist ständig auf der Flucht, durchlebt Zeiten zwischen höchster Euphorie und Verfolgungswahn. Bald schon beginnt sich die Polizei für Mr. Greenleaf zu interessierern, woraufhin eine Art Verfolgungsjagd quer durch Italien und Europa beginnt.


    Dieses Buch von Patricia Highsmith ist ein wirklich genialer Thriller. Obwohl man von Anfang an mitkriegt, auf welchem Lügengerüst Tom Ripleys Leben aufgebaut ist, findet man ihn doch sympahtisch, zumindest ein wenig, und verfolgt voll Spannung und Interesse das Geschehen rund um ihn. Tom Ripley ist eine faszinierende Persönlichkeit, obwohl man weiß, dass er ein gravierendes Problem hat - spannend, brilliant erzählt und gut durchdacht. Wirklich ein Lesetipp, auch wenn man manchmal die Vorgehensweise Toms nicht ganz nachvollziehen kann.


    4ratten

  • Wow, Du magst das Buch. Das merke ich an Wörtern wie "genialer Thriller", "faszinierende Persönlichkeit" oder "brillant erzählt". :smile:


    Ich bin bei der Leserunde damals eingebrochen und habe dem Buch kein gutes Fazit gegönnt. Da gingen die Geschmäcker mächtig auseinander und offensichtlich waren die Erwartungen an das Buch vom Hören-Sagen her auch schon vorgeprägt, so wie bei mir zum Beispiel.


    Wie sah das bei Dir mit Erwartungen aus? Hattest Du vor dem Lesestart eine Vorstellung vom Buch gebildet? Würde mich mal interessieren.

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  • Nun, die Sache mit den "Erwartungen". Wer keine hat, kann nicht enttäuscht werden. Ich selbst habe ganz selten Erwartungen an irgendetwas, ganz vorbehaltlos gehe ich an Bücher heran. So auch an Highsmith. Mir gefiel es ausgesprochen gut, sie ließ mich unschlüssig zurück, ob ich Ripley nun mögen durfte oder nicht. So sympathisch dargestellt, dass ich mich dabei erwischte, ihm die Daumen zu drücken. Er war ja lediglich eine Marionette des Zufalls. Für mich ein Lese-Highlight 2005.


    Gruß,
    dumbler

  • Mir hat dieses leider Buch gar nicht gefallen. Es ist sogar eines von den ganz wenigen, die ich nie bis zum Ende gelesen habe.
    Den Ausgang der Geschichte kenne ich nur aus dem Film :rollen: (nur am Rande, den fand ich genauso langweilig).


    Mir ist Tom Ripley alles andere als sympatisch gewesen und der Versuch, ihn als sympatischen Kerl dastehen zu hat mich eher noch mehr gegen ihn eingenommen. Ich würde mit so einem nichts zu tun haben wollen.
    Ich fand die Geschichte auch ziemlich plump und der Typ war so durchschaubar, dass ich immer dachte, so blöde kann doch Greenleaf gar nicht sein, mit dem auch noch .... na ihr wisst schon, ich mag jetzt nicht spoilern.


    Ich glaube, das ist ein Buch, das man entweder liebt, so wie du, oder gar nicht mag.

    Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie. <br />(Wilhelm Busch)


  • Den Ausgang der Geschichte kenne ich nur aus dem Film :rollen: (nur am Rande, den fand ich genauso langweilig).


    Der Film weicht ja meilenweit vom Buch ab. Die Story mag die Gleiche sein, aber die Charaktere, die Atmosphäre sind durch und durch schwarz gemalt. Im Film ist Ripley ein Psychopath, der ganze Streifen ist düster und grausam. Nein, das Buch hab ich gar nicht so in Erinnerung.


    Ach ja ... der Film war schrecklich und langweilig. :smile:


    Gruß,
    dumbler

  • Also ich habe den Film bisher noch nicht gesehen, aber kürzlich das Buch gelesen. Und ehrlich gesagt *duckt sich* fand ich es sehr spannend. Ich war mir anfangs nicht sicher, ob mir Ripley leid tun sollte oder ob ich er mir unsympathisch ist. Ich habe das Buch in einem Satz durchgelesen, weil es jedes Mal so absolut knapp war und ich es nicht aushalten konnte, nicht zu wissen, wie es ausgeht.
    Aber ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch die Gemüter spaltet. :zwinker:

  • Nun, die Sache mit den "Erwartungen". Wer keine hat, kann nicht enttäuscht werden. Ich selbst habe ganz selten Erwartungen an irgendetwas, ganz vorbehaltlos gehe ich an Bücher heran. So auch an Highsmith.


    Das klappt bei mir leider nicht immer :verschwoerung: Ich habe immer wieder Leute getroffen, die das Buch toll fanden und die von Ripley schwärmten. Rein vom Hörensagen her musste es ein richtig gutes Buch sein - wurde über Jahre immer wieder mal so angeschnitten. Sowas setzt sich über die Jahre einfach fest *seufz*

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    Hmm... also den Film habe ich auch ganz anders in Erinnerung im Gegensatz zum Buch....


    aber gut hier meine Rezension: (chil hat sich ja schon ausführlich zum Inhalt geäußert)


    Wow... was für ein Roman. Spannend, gut schrieben... Mit einer Hauptfigur die mir eigentlich völlig verhasst sein müsste... aber es nicht ist. Vielmehr ist mir Tom Ripley auf eine bizarre Art und Weise sympathisch. Irgendwie verrückt *g* Statt das ich über sein verhalten schockiert war habe ich mitgefiebert, dass seine Taten nicht entdeckt werden. Geradezu diebische Freude überkam mich als es Tom tatsächlich gelingt alle hinters Licht zu führen. Wobei ich mich zuweilen schon über die Dummheit der anderen Figuren gewundert und schließlich lustig gemacht habe. Mag sein das man ihm die Pest an den Hals wünschen sollte... Aber ich tue dies nicht. Patricia Highsmith hat hier wirklich eine Fgur geschaffen die den Leser dazu bringt seine eigene schwarze Seite offenzulegen und Tom Ripley, dem Mörder und Betrüger zu mögen und ihm nichts schlechtes zu wünschen. Fieserweise dreht die Autorin so alles um, Gut und Böse sind hier so vermischt das sie selbst als Leser nur noch schwer auseinanderhalten kann. Irgendwann fiel mir dann auf das ich ja hier eine Figur die hinterhältig und berechnend ist mag - aber da war es schon zu spät :teufel: Wobei böse... hmm naja Ripley ist es finde ich nicht im eigentlichen Sinne. Ein Gentlemanbetrüger und Mörder... Ich konnte den Roman jedenfalls kaum aus der Hand nehmen und bin fast ein wenig traurig das er schon zu Ende ist. Aber dankt der Autorin gibt es ja ein Wiedersehen mit dem talentierten Mr. Ripley... :zwinker:


    5ratten

  • Hi Vallenton!


    Ich habe dir das mal als Spoiler markiert, weil man solche Sachen nicht im Klartext verraten sollte – andere wollen das Buch auch noch lesen :zwinker:



    Und die Frage kann ich dir auch gleich beantworten:



    LG


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • vallenton
    Genau das macht ja die Ripleyromane aus.


    Ach ja hier mal alle anderen Ripleyromane im Überblick :winken:


    Ripley under ground


    Ripley's Game oder Der amerikanische Freund


    Der Junge der Ripley folgte


    Ripley Under Water

  • Im Mittelpunkt des Romans steht Tom Ripley, ein Verwandlungskünstler, der sich ein gutes Leben wünscht. Er ist sehr ambitioniert, egoistisch und einfallsreich. Seine Fähigkeit, andere zu imitieren, hilft ihm zum Erreichen seiner Ziele. Dies ist wieder einer dieser Romane, bei denen einen das Verhalten der Hauptperson abstößt, aber trotzdem eine große Faszination besteht!


    Auch wenn ich schon grob wusste, wie es endet, war ich dann doch von dem Ausgang überrascht. Insgesamt habe ich die Lektüre als bereichernd empfunden. Patricia Highsmith schafft es wieder, mit der Psyche ihrer Leser zu spielen! Vieles wird nur angedeutet und somit kann man sich vieles ausmalen. So liest bestimmt jeder den Roman etwas anders als andere.


    Wer Spannung erwartet, könnte vom "Mr. Ripley" enttäuscht sein, doch wem es um Motive und das Innenleben eines Mörders geht, wird diesen Krimi sicher gerne lesen.

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Patricia Highsmith - Der talentierte Mr. Ripley

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    Tom Ripley wird von dem reichen Vaters eines ehemaligen Schulkameraden dazu angeheuert, in einen kleinen Ort in Italien zu fahren, um dort seinen Sohn zu finden und wieder nach Hause zu holen, denn seine Malerei ist dem Vater ein Dorn im Auge.
    Er gibt Ripley genug Geld für die Zeit dort und bezahlt ihm natürlich auch die Reise. Ripley, der eigentlich kein festes Einkommen hat, sondern sich mit kleinen Tricks durchs Leben schlägt, sagt natürlich zu und macht sich auf die Reise.
    In dem Ort angekommen, macht er schnell Bekanntschaft mit Richard Greenleaf, der von allen nur Dickie genannt wird. Zwar bleibt dessen Freundin Marge sehr misstrauisch, doch Dickie und Tom werden schnell gute Freunde. Dickie hat genug Geld um sich ein schönes Leben zu machen und so wird Tom bald neidisch auf ihn. Er probiert Dickies Klamotten an und versucht sich, wie er zu verhalten, bis er dann einen Plan schmiedet: Dickie muss verschwinden.
    Bei einem Bootsausflug ist es dann soweit und Tom sieht seine Chance gekommen und bringt ihn einfach um. Fortan lebt Tom als Dickie Greenleaf weiter…


    Ich muss sagen, hiermit wurde ich sehr positiv überrascht. Ich habe schon länger keinen Krimi, Thriller oder ähnliches gelesen und vermutlich wäre dieses Buch wohl eine SUB-Leiche geworden, wenn ich es nicht vorher aussortiert hätte, doch ein Glück, dass ich es noch gelesen habe, denn so zählt es auf alle Fälle zu einen meiner Highlights.


    Der Hauptprotagonist ist Tom Ripley, ein kleiner Ganove. Man lernt ihn kennen, sein Leben, seine Vergangenheit, seine Gefühle. Highsmith bringt ihn sehr authentisch rüber, sodass er in meinen Augen doch ziemlich sympathisch rüberkam, auch wenn das sicherlich nicht so unbedingt geplant war.
    Das Buch hat von Anfang an eine Faszination auf mich ausgeübt. Bis Ripley den Mord begeht, vergeht erstmal viel Zeit, sodass es einem nicht unbedingt wie ein Krimi oder Thriller zuerst vorkommt. Doch diese Zeit fand ich sehr interessant, vorallem da man erfährt, warum Ripley diesen Entschluss fasst und ich ihn somit gut verstehen konnte.


    Nachdem er dann Dickies Leben übernahm, ging es dann erst richtig los und fast atemlos habe ich weitergelesen und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Ich habe selten einen so spannenden Krimi gelesen, der einem vorallem die menschliche Seite des Täters zeigt und das hat ihn für mich sehr sympathisch gemacht.


    Ich bin wirklich begeistert, womit ich ganz ehrlich nicht gerechnet hatte. Am Ende war ich traurig, dass es vorbei war, aber ich werde mir ganz bestimmt noch die restlichen Ripley-Romane zulegen und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit ihm.


    5ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Ich finde es immer wieder faszinierend, wie es Highsmith gelingt, den Leserinnen einen Schwerverbrecher wie Ripley so sympathisch zu machen und seine Taten so selbstverständlich und natürlich wirken zu lassen.
    Seit ich Tom Ripley vor 30 oder mehr Jahren zum ersten Mal begegnet bin, mag ich ihn sehr. Eine Wieholek wäre wirklich mal wieder an der Zeit, aber diesmal am liebsten im englischen Original.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Das mit den


    würde ich aber an Eurer Stelle lieber in einen Spoiler packen, denn bis es soweit kommt, dauert es ein wenig (ca. ein Drittel des Buches). Ich finde, dadurch wird schon zuviel verraten.


    Als ich anfing, das Buch zu lesen, hätte ich nicht gedacht, dass er soweit gehen würde, bzw. dass Ripley ein solcher Charakter ist.
    Im Moment bin ich an der Stelle, an der er wieder nach Rom zurück gekehrt ist und


    Für mich ist die Veränderung in dem Charakter nicht nachvollziehbar. Ich habe das Gefühl, hier wurden ganze Kapitel ausgelassen; der Wechsel vom netten Jungen zum, ja, nennen wir ihn einen Psychopathen, ist für mich nicht logisch.
    Was hat er gegen Marge?? Warum bewundert er Dickie so? Für mich ist er bis jetzt absolut krank und total undicht in der Birne. Aber vielleicht kommt das Nonplusultra ja noch. Oder ich verstehe das Buch nicht. :gruebel:

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf