Christoph Marzi - Lycidas

Es gibt 174 Antworten in diesem Thema, welches 45.361 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tina.

  • [quote author=Tolpan]
    Nein, nie hat mich bisher ein Buch so zwiegespalten zurückgelassen wie dieses.
    Einerseits möchte ich es gut bewerten, andererseits auch wieder nicht. :sauer: [/quote]


    Mir ging es ganz ähnlich, wobei ich "Lycidas" nach wie vor für den stärksten Teil der Trilogie halte. Die Nachfolgebände kannst du dir meiner Meinung schenken. Gerade das von dir angesprochene "pseudo-dramatische" Element kommt immer wieder zum Tragen. Wenns mich in "Lycidas" noch einigermassen berührt hat, wars in den Teilen 2 und 3 einfach nur noch nervig...


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • [quote author=Tolpan]
    Nein, nie hat mich bisher ein Buch so zwiegespalten zurückgelassen wie dieses.
    Einerseits möchte ich es gut bewerten, andererseits auch wieder nicht. :sauer:


    Mir ging es ganz ähnlich, wobei ich "Lycidas" nach wie vor für den stärksten Teil der Trilogie halte. Die Nachfolgebände kannst du dir meiner Meinung schenken. Gerade das von dir angesprochene "pseudo-dramatische" Element kommt immer wieder zum Tragen. Wenns mich in "Lycidas" noch einigermassen berührt hat, wars in den Teilen 2 und 3 einfach nur noch nervig...
    [/quote]


    Sagen wir mal so - wäre es ein wenig spärlicher eingesetzt worden, dann hätte es mich vermutlich gar nicht so sehr genervt. Aber das war mir einfach zu oft und auffällig. ;)
    Ich verstehe schon das z.B. eine gute Freundin das Buch total gut findet - es hat schon einen ... gewissen Zauber (so würde ich es ausdrücken) ... und genau deshalb tat es mir auch ein wenig weh keine gute Bewertung abgeben zu können. Aber irgendwann bin ich auch nicht mehr bereit über gewisse Nervfaktoren hinwegzusehen. *seufz*
    Und danke für den Hinweis zu den Nachfolgern ... ich hab schon fast überlegt ob ich sie trotzdem lesen sollte. Aber so sind sie erstmal auf der Kann-man-drüber-nachdenken-zu-lesen-Liste etwas mehr nach hinten gerutscht. :rollen:

  • Und ich hatte mich so auf die Trilogie gefreut! :sauer:


    "Lycidas" ist einfach nur langatmig, langweilig und nervtötend.


    Eine Geschichte wird nicht besser, indem man sie auf über 800 S. auswalzt. Weniger (in diesem Fall mind. die Hälfte) wäre mehr gewesen!
    Sprachlich fand ich es auch nicht gelungen. (Diese ständigen Wiederholungen ("Dieses Kind!", "Fragen sie nicht!" und "Es gibt keine Zufälle!" auf nahezu jeder zweiten Seite. :rollen: ) sind vllt. als Stilmittel gedacht, nerven aber nur.) Die Erzählweise war mir einfach zu breit und langatmig.
    Es gibt einige schöne Ideen und Bilder (z.B.: Anubis, der Totengott, ist Lordkanzler. "Er trug zu einem gepflegten Anzug nach vorne offene Schuhe, die seinen krallenbewehrten Füßen genügend Freiraum gaben." :breitgrins:), aber noch mehr Belangloses, Bekanntes (eine "Stadt unter der Stadt" ist ja nicht wirklich neu) und z.Z. Beliebtes, das Marzi dann auch noch "verwurstet" hat (z.B. Heilung/Beeinflussung durch (Edel-)Steine).


    Von mir: 2ratten (Eine für den guten Beginn, und eine für ein paar nette Ideen.)


    Ich habe gestern "Lilith" und "Lumen" umgetauscht!

  • Hallo,
    ich habe Lycidas endlich auch gelesen und möchte jetzt mal meinen Senf dazu geben.
    Schön am Buch fand ich die hier schon öfter genannte "Dickens´sche Atmosphäre" und die vielen Anspielungen auf andere Literatur, bei denen ich mir dann erstmal stundenlang das Hirn zermatern mußte, wo sie herstammen. Die Figuren sind sehr schön ausgearbeitet und besitzen auch die nötige Tiefe und Plastizität.
    Sehr gewöhnungsbedürftig fand ich hingegen die Erzählperspektive, die bei mir immer wieder zu Mißverständnissen geführt hat, da ich mich bis zum Buchenende nicht daran gewöhnen konnte, das Wittgenstein und nicht Emily spricht. Auch die Zeitsprünge machten mir manchmal Schwierigkeiten, so dass ich häufiger zurückblättern mußte, um den Anschluss nicht zu verlieren. Nun ja und zu allerletzt muss ich ja gestehen, dass es mir einfach zu lang war. Wenn ich mehrere Tage lang dasselbe Buch lese, verliere ich leider schnell das Interesse daran (aber das ist natürlich nicht die Schuld des Autors!). Deshalb gibt es von mir:


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


  • Und ich hatte mich so auf die Trilogie gefreut! :sauer:


    "Lycidas" ist einfach nur langatmig, langweilig und nervtötend.


    "Lycidas" findest du einfach nur langatmig, langweilig und nervtötend. :zwinker:


    Denn alles, was du hier bemängelst, macht es für viele andere Leser zu einem besonderen Buch. Man könnte es auch Stilmittel nennen. :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Hallo,


    es wurde ja schon viel geschrieben, aber zu den Wiederholungen will ich auch noch meinen Senf abgeben.


    Die inhaltlichen Wiederholungen haben mich auch gestört. Das Buch ist ja nochmal in drei "Unterbücher" aufgeteilt. Es liest sich teilweise so, als ob die Bücher auch wirklich als getrennte Bücher gedacht waren. Wären es zeitlich getrennt erschienene Bände könnte ich verstehen, dass dem Leser nochmal in Erinnerung gerufen wird was in Buch 1 passiert ist. So sind diese Wiederholungen einer meiner ganz wenigen Kritikpunkte an Lycidas.


    Die Formulierungs-Wiederholungen ("Fragen sie nicht", "Unnötig zu erwähnen, dass", ...) haben mich dagegen überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil, dadurch erhält der Erzähler, Wittgenstein, einen eigenen Charakter mit einer ganz eigenen Art eine Geschichte zu erzählen.


    Bewertung:
    4ratten


    Gruß
    Seoman

  • Hallo Seoman,



    Die inhaltlichen Wiederholungen haben mich auch gestört. Das Buch ist ja nochmal in drei "Unterbücher" aufgeteilt. Es liest sich teilweise so, als ob die Bücher auch wirklich als getrennte Bücher gedacht waren.


    in der damaligen Leserunde zu Lycidas hat Christoph bestätigt, dass es sich eigentlich um drei Bücher gehandelt hat, die der Verlag dann aber in einem Band herausbringen wollte.


  • in der damaligen Leserunde zu Lycidas hat Christoph bestätigt, dass es sich eigentlich um drei Bücher gehandelt hat, die der Verlag dann aber in einem Band herausbringen wollte.


    Das zeigt eigentlich, dass Lycidas keine perfekt durchgeplante Auftragsarbeit war. Das macht den Autor sympatisch und ein Schuss Unvollkommenheit kann einem Buch auch mal gut tun. Vielleicht rede ich mir aber auch gerade meine letzten Kritikpunkte an dem Buch schön - was eigentlich gar nicht nötig ist.
    Auf jeden Fall danke für die Info, Ingroscha. :winken:


    Gruß
    Seoman

  • Hallo zusammen!


    Ich habe gestern Abend mal die ersten 100 Seiten dieses Buchs gelesen.


    Ohne jetzt alle Beiträge in den diversen Threads zu diesem Buch gelesen zu haben: Das ist aber ein Kinderbuch, oder?


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Ohne jetzt alle Beiträge in den diversen Threads zu diesem Buch gelesen zu haben: Das ist aber ein Kinderbuch, oder?


    Oh nein _und_ lass das lieber den Autor nicht hören :zwinker:


    Wie kommst du übrigens dazu dieses Buch zu lesen, passt doch gar nicht in dein Beuteschema oder? :winken: Gefällt mir, wenn du neues Territorium betrittst.

  • Wie kommst du übrigens dazu dieses Buch zu lesen, passt doch gar nicht in dein Beuteschema oder?


    Irgendwo in den Tiefen dieses Forums (ev. sogar in diesem Thread hier) müsste die Antwort stecken. Hängt, wenn ich mich recht erinnere, damit zusammen, dass Lycidas bzw. der Autor viel von Dickens und Milton gelernt haben will ...


    Aber ich bin im Moment ein bisschen verwirrt. Wenn es kein Kinderbuch sein soll, warum spielt dann ein Kind die Hauptrolle? Oder können wir uns auf "Jugendbuch" einigen?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Wenn es kein Kinderbuch sein soll, warum spielt dann ein Kind die Hauptrolle?


    Ungewöhnliche Erzählperspektive? :breitgrins:



    Oder können wir uns auf "Jugendbuch" einigen?


    Ja, das passt meiner Meinung. Für Kinder (bis 12 Jahre) finde ich es ein klein wenig zu brutal und insgesamt zu kompliziert. Jugendbuch passt da schon ziemlich gut, auch wenn es Christoph Marzi vielleicht nicht so gerne hört, weil er es (so weit mir bekannt) für ein erwachsenes Publikum geschrieben hat. Aber Jugendliche lesen auch mal gerne "Erwachsenenbücher" und umgekehrt :smile:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ungewöhnliche Erzählperspektive? :breitgrins:


    Nö ;). Die Erzählperspektive ist Wittgenstein, als Ich-Erzähler. Jedenfalls auf den ersten 100 Seiten. Ein Ich-Erzähler, der hin und wieder die Allüren eines allwissenden auktorialen Erzählers annimmt. Da weiss ich noch nicht, was ich davon halten soll: Schlecht durchgehaltene Erzählperspektive oder gelungenes Spiel mit der Erwartungshaltung des Lesers.


    Ja, das passt meiner Meinung.


    OK.


    Aber Jugendliche lesen auch mal gerne "Erwachsenenbücher" und umgekehrt :smile:


    Ersteres sicher, ja. Zu letzterem kein Kommentar. :smile:


    Immerhin könnte sich Marzi in bester Gesellschaft fühlen, nämlich der von Karl May, der auch (vorwiegend) für Erwachsene (bzw. "die reifere Jugend") geschrieben hat und heute als Jugendschriftsteller vermarktet und rezipiert wird.


    EDIT: >800 Seiten sollten nicht als Pappband mit Klebebindung verkauft werden. Das Buch fällt bereits auseinander ... :sauer: :grmpf:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()


  • EDIT: >800 Seiten sollten nicht als Pappband mit Klebebindung verkauft werden. Das Buch fällt bereits auseinander ... :sauer: :grmpf:


    Das ist meiner 1. Auflage auch passiert und ich habe mich damals beim Verlag beschwert. Habe darauf auch prompt Ersatz bekommen.

  • Aber ich bin im Moment ein bisschen verwirrt. Wenn es kein Kinderbuch sein soll, warum spielt dann ein Kind die Hauptrolle?


    :entsetzt: Mal davon abgesehen, dass ich "Lycidas" für Jugendliche gut geeignet finde: Du nennst aber nicht "Oliver Twist", "David Copperfield" und "Die Blechtrommel" Kinderbücher, weil in ihnen Kinder die Hauptrolle spielen? Kannst Du mir Deine Aussage oben näher erklären?


    Interessierte Grüße
    nimue, deren Bücher noch nicht mal Lesespuren aufzeigen, geschweige denn auseinanderfallen *g*

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • [Aber ich bin im Moment ein bisschen verwirrt. Wenn es kein Kinderbuch sein soll, warum spielt dann ein Kind die Hauptrolle? Oder können wir uns auf "Jugendbuch" einigen?


    Uppss, dann wären ja einiges von Charles Dickens, Hermann Hesses "Unterm Rad" und, und, und reine Kinder- oder Jugendbücher??


    grinst sich Dyke eins und :wegrenn:

  • Na, da habe ich ja das Wespennest wieder mal getroffen ... :breitgrins:


    Du nennst aber nicht "Oliver Twist", "David Copperfield" und "Die Blechtrommel" Kinderbücher, weil in ihnen Kinder die Hauptrolle spielen? Kannst Du mir Deine Aussage oben näher erklären?


    Versuchen wir's. Und fangen wir mal mit den Beispielen an: David Copperfield, Die Blechtrommel und viele, viele weitere sind Entwicklungsromane, fiktive (Auto-)Biografien. Aber in den Entwicklungsromanen spielt auch das Leben der Hauptfigur als Erwachsener, ja manchmal als alter Mensch eine Rolle. So in Copperfield, so in der Blechtrommel. Oliver Twist ist nicht von ungefähr häufig als Kinderbuch herausgegeben worden. Was die ursprüngliche Absicht von Dickens war, und für welches Publikum er geschrieben hat und ob das Buch tatsächlich ein Kinderbuch ist, kann ich nicht beurteilen, da ich - ausser einer Kinderbearbeitung vor vielen, vielen Jahren - den Oliver Twist tatsächlich nicht gelesen habe. Unterm Rad ist von Hesse wohl nicht als Jugendbuch gedacht; allerdings bin ich der Meinung, dass Hesse tatsächlich das Meiste für die reifere Jugend geschrieben hat. Die Thematik des einsamen unverstandenen Wolfs, die immer wieder vorscheint, ist eine typische Pubertätsproblematik.


    Was macht ein Kinderbuch aus? Das Alter der Protagonisten. Die Tatsache, dass hier Kinder und / oder Jugendliche auf eigene Faust Probleme lösen, oft welche, für die jedes normale Kind im wirklichen Leben sofort Erwachsene beiziehen würde: Die 5 Freunde überführen auf eigene Faust Verbrecher. Harry Potter stellt sich dem jahrhundertealten personfizierten Bösen. Hanni und Nanni durchleben Internatsprobleme. Ein Junge kann als einziger den wilden schwarzen Hengst zähmen, ob der nun "Blitz" heisst oder "Fury". Dazu auch sprachliche Eigenheiten, wie ein nicht allzu komplizierter Satzbau.


    nimue, deren Bücher noch nicht mal Lesespuren aufzeigen, geschweige denn auseinanderfallen *g*


    Ich hab meins ja auch aus zweiter Hand. (Ich erinnere mich allerdings nicht mehr, ob geliehen oder geschenkt. Na ja: Im Zweifelsfalle wird's wieder zurückgegeben. ;) )

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Na, da habe ich ja das Wespennest wieder mal getroffen ... :breitgrins:


    Nein, Du hast Dich nur schwammig ausgedrückt mit Wenn es kein Kinderbuch sein soll, warum spielt dann ein Kind die Hauptrolle?
    Mit schwammigen Aussagen solltest Du noch kein Wespennest treffen können, aber Du musst damit rechnen, dass man nachfragt, um nur ja nicht wieder etwas falsch zu verstehen :elch:


    Aber nach Deiner Erklärung ist das zu pauschal und stimmt so nicht, was mich wiederum zufriedenstellt ;)


    David Copperfield ist übrigens auch schon als Kinderbuch herausgegeben worden - genauso wie "Robinson Crusoe" (obwohl da kein Kind die Hauptrolle spielt - nichtmal die Nebenrolle).

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • [...] - genauso wie "Robinson Crusoe" (obwohl da kein Kind die Hauptrolle spielt - nichtmal die Nebenrolle).


    Kinder als Hauptfiguren sind m.M.n. keine unabdingbare Voraussetzung für Kinderliteratur. Allenfalls tun es auch Tiere. (Gerne auch sprechende ... ) Oder Plüschtiere. (Auch hier gerne sprechende ... ) Allenfalls genügen auch bunte Abenteuer mit wenig oder gar keiner Gewalt. Und ohne Sex. So sind Gulliver, Robinson Crusoe und Winnetou zu Kinder- bzw. Jugendbuchehren gekommen. Und Moll Flanders von Defoe eben nicht.


    Aber das hat mit Lycidas nur insofern zu tun, als dass hier auch sprechende Tiere vorkommen ... (Es würde mich nicht wundern, wenn der einäugige Plüschbär des Mädchens auch noch zu quasseln anfinge ;) ... )


    Um's auch hier festzuhalten: Es ist (auf den ersten 100 Seiten) nicht absoluter Müll. Aber grandiose Fantasy scheint es mir bisher auch nicht zu sein. Trotz aller Anleihen bei Dickens. (Und Saki?)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)