Schock deine Lehrer - lies ein Buch

Es gibt 39 Antworten in diesem Thema, welches 8.327 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • In unserer hiesigen Bibliothek heißt die Sommerleseaktion für Kinder dieses Jahr Power-Reader. Und sie scheint nicht zum ersten Mal stattzufinden. Die Bibliothekarinnen haben sich die Mühe gemacht, Schnüre mit Knoten zu machen, in den Fenstern aufzuhängen und jeweils mit einer Wäscheklammer zu versehen. Jedes Kind bekommt eine Schnur zugeteilt (und ein Foto des Kindes wird auf die Klammer geklebt). Für jedes gelesene Buch darf das Kind einen Knoten weiter rauf rutschen und am Ende der Aktion (Juli & August) gibt es eine Feier für alle.


    Zielgruppe hier sind Kindergartenkinder und Primarschüler (wobei letzteres hier bis zur sechsten Klasse geht).


    Ich hatte das zumindest in diesem Fall nicht aufgefasst als ausschließlichen Versuch, Kinder zum Lesen zu bringen, sondern einfach auch als allgemeines Ferien-Angebot.


    Mich wundert es übrigens, dass die Bibliothekarin im Artikel so überrascht war über die Zahl der Kinder ohne Bibliotheksausweis. Die Tatsache, dass eine Bib da ist, macht noch keine Nutzer. Ich denke, Werbung dafür müssen die Bib, die Lehrer und die Eltern/Verwandtschaft machen.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Ich werfe mal eine vielleicht für den ein oder anderen provokante Frage in den Raum:


    Warum in drei Teufels Namen sollen eigentlich alle Kinder möglichst zu hardcore-Lesern werden? :rollen:



    Jeder Mensch ist verschieden und ich kenne genügend ältere Leute, die die Möglichkeit gehabt hätten, mehr zu lesen, es aber nicht tun. Weil sie einfach ungern lesen. Unverständlich für uns vielleicht, aber wahr.


    Für mich ein klarer Beweis dafür, dass - egal wie die Prägung in der Familie oder Schule abläuft - eine gewissen Gruppe von Menschen immer die Finger von einem Buch lassen wird. Sprache ist nicht für jeden spannend.


    Lesen so wie es die User hier betreiben ist ein Hobby. Andere Menschen betreiben eine bestimmte Sportart oder musizieren viel in ihrer Freizeit für den Ausgleich. Sie wollen einfach nicht lesen.


    Kein Mensch kann mir erklären, dass jemand, nur weil er 50 Horrorbücher im Jahr liest, eine bessere Allgemeinbildung hat oder ein besserer Mensch wird als jemand, der weniger liest. Natürlich eröffnen sich durch Lesen viele neue Welten - aber inzwischen gibt es andere Medien, die einem ebenfalls einen Zugang dazu eröffnen.



    Ich streite gar nicht ab, dass die Lesekompetenz - vor allem in Zeiten des Internets - ein grundlegender Baustein der schulischen Erziehung ist. Sie ist die Grundlage dafür, z.B. Textaufgaben in Mathematik lösen zu können (übrigens einer der Gründe, warum deutsche Schüler so schlecht in Mathe abschnitten!!!!).
    Sie eröffnet den Zugang zu vielen anderen Informationen.



    Ich würde ganz klar bevorzugen: Qualität vor Quantität.


    Ist doch wurscht, wie viele Bücher ein Kind liest, hauptsache, es liest überhaupt. Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass die in der Schule genutzten Bücher dafür eine große Rolle spielen.
    Eher finde ich wichtig, was in der Familie vorgelebt wird - nur für diejenigen, die dort nichts geboten bekommen, spielt die Schule eine große Rolle.



    Ich habe in der Grundschule kein einziges Buch gelesen und trotzdem hat sich in der 4. Klasse irgendwann eine Welt aufgetan, die interessante Bücher zu bieten hatte (dank der Bibliothek).
    Ich mochte die Bücher nicht, die bei uns herumlagen - Pucky oder Goldköpfchen (wenn das jemandem was sagt) empfinde ich als Beleidigung für die Intelligenz des Lesers und die Pferdebücher, die wir immer geschenkt bekamen, mochte ich auch nie (ich finde Pferde einfach doof). Mein Vater liest gar nicht, meine Mutter hat eher einen "schlichten" Literaturgeschmack, trotzdem war ich einer der wenigen Teilnehmer meines Deutsch-LKs, die ihn aus Interesse gewählt haben.


    Auch die Themen von Klassikern sind meistens modern: homo faber etwa, oder der Kampf "Gut gegen Böse" in Faust.


    Die Schuld dem Lehrer zuzuschreiben, finde ich etwas kurzsichtig, denn der hat sich den Lehrplan nicht ausgesucht und meistens ist festgelegt, welche Bücher gerade in der Oberstufe gelesen werden sollen.

    Schau danach, was anderen Freude macht, dann wird klar, wie du sie am besten ärgern kannst.<br /><br />Roald Dahl


  • Warum in drei Teufels Namen sollen eigentlich alle Kinder möglichst zu hardcore-Lesern werden? :rollen:

    Spricht ja niemand von Hardcore-Lesern...


    Zitat

    Für mich ein klarer Beweis dafür, dass - egal wie die Prägung in der Familie oder Schule abläuft - eine gewissen Gruppe von Menschen immer die Finger von einem Buch lassen wird. Sprache ist nicht für jeden spannend.
    Lesen so wie es die User hier betreiben ist ein Hobby. Andere Menschen betreiben eine bestimmte Sportart oder musizieren viel in ihrer Freizeit für den Ausgleich. Sie wollen einfach nicht lesen.


    Ich glaube wenig an eine Art von "genetisch bedingter" Lesefaulheit. Vielen Leuten die ich kenne, wurde in der Schule beigebracht, dass Lesen trocken und langweilig ist. Dass man sich mit Interpretationsfragen und öden Dialogen rumschlagen muss...


    Zitat

    Kein Mensch kann mir erklären, dass jemand, nur weil er 50 Horrorbücher im Jahr liest, eine bessere Allgemeinbildung hat oder ein besserer Mensch wird als jemand, der weniger liest.


    Nicht Allgemeinbildung, aber die Fähigkeit zu Lesen und das Gelesene zu verstehen. Man könnte meinen, dass das eine Grundvoraussetzung ist - Statistiken zeigen aber, dass tatsächlich viele Menschen nicht ordentlich lesen können.


    Zitat

    Ich würde ganz klar bevorzugen: Qualität vor Quantität.


    Und ich bevorzuge: Freude am Lesen vermitteln anstatt trockene Literatur durchackern.


    Zitat

    Auch die Themen von Klassikern sind meistens modern: homo faber etwa, oder der Kampf "Gut gegen Böse" in Faust.


    Als 14-jähriger hätte ich wohl kaum Freude an einer durch Inzest geprägten Familientragödie gehabt. Und Faust mit 14? Naja... Schön für alle frühgebildeten Kinder, die sich in dem Alter mit solcher Literatur beschäftigen wollen. Aber muss das echt erzwungen werden? Gibt das einem 14jährigen etwas brauchbares auf den Weg mit?

  • Und ich bevorzuge: Freude am Lesen vermitteln anstatt trockene Literatur durchackern.


    Beides ist wichig. Zunächst einmal sollte jedes Fach begeistern. Dann bekommen wir auch gute Mathematiker, Physiker und Literaturwissenschaftler. Die Vermittlung des Wissens der Menschheit ist aber auch ein Auftrag der Schule. Und dazu gehören im Deutschunterricht die Klassiker. Man lässt ja auch nicht Teile der franz. Grammatik weg, weil dadurch zu viele vom Fach abgeschreckt werden könnten.


    Grüße,
    Thomas

  • Der Vergleich mit der Grammatik hinkt. Ich bin nun mal der Meinung, dass bei Klassikern zwar viele Perlen dabei sind, aber man alles vermittelungswürdige auch anders vermitteln könnte und zwar so, dass man nicht stundenlang da sitzt und die Interpretationen zu gewissen Textstellen auswendig lernt, die der und der Lehrer akzeptiert. (Es gibt zwar Ausnahmen, aber leider bestehen die meisten Lehrer auf ihre eigene Meinung - was das Interpretieren allgemein recht fragwürdig macht.)
    Bei Sprachen braucht man die Grammatik. Sie ist der Grundbestand, das Fundament. Es wird versucht, dieses so einfach wie nur möglich zu fassen und zu vermitteln.
    Ob Klassiker, Menschen, deren Sprache absolut nichts mit der heutigen zu tun hat, die endlosen Kaffekränzchen von Effi Briest und halbgare, nicht fertig gestellte Machwerke (zu denen dann auch noch so seltsame Fragen gestellt werden. Lehrer: Warum hat Büchner Woyzeck nicht zu Ende geschrieben? Ich: Weil er gestorben ist?? Lehrer: Das könnte man natürlich sagen, wenn man es sich einfach machen wollte, aber vielleicht hat er damit ja auch etwas beabsichtig, vielleicht sollte Woyzeck fragmentarisch und ungeordnet bleiben...) jetzt das Fundament von Deutsch sind...Zweifel sind erlaubt oder?
    Vermittlung des Wissens der Menschheit? Nein. Dafür halte ich Klassiker als absolut ungeeignet. Sie sind gute Literatur (teilweise), aber sie auf so ein Podest zu stellen, halte ich für übertrieben.

    Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.<br />~ A. Einstein<br /><br />Man umgebe mich mit Luxus; auf das Notwendige kann ich verzichten. <br />~ Oscar Wilde

  • Beides ist wichig. Zunächst einmal sollte jedes Fach begeistern. Dann bekommen wir auch gute Mathematiker, Physiker und Literaturwissenschaftler. Die Vermittlung des Wissens der Menschheit ist aber auch ein Auftrag der Schule. Und dazu gehören im Deutschunterricht die Klassiker. Man lässt ja auch nicht Teile der franz. Grammatik weg, weil dadurch zu viele vom Fach abgeschreckt werden könnten.


    Grüße,
    Thomas


    Mir ist nicht klar, wie man das Lesen von Klassikern in der einen Sprache mit dem Behandeln der Grammatik einer anderen Sprache vergleichen kann. Französische Grammatik --> Deutsche Grammatik. Und die sollte man wirklich nicht weglassen. Das hängt aber nicht mit Lesen von Büchern zusammen.


    Zudem gibt es meiner Meinung nach einen Unterschied zwischen dem Behandeln literarischer Epochen und dem Lesen von Klassikern. Das eine setzt das andere nicht voraus und erfordert es auch nicht. Dasselbe für das Vermitteln von Wissen.


    Ich zwinge niemanden dazu, meine literarischen Favoriten zu lesen - will aber umgekehrt auch nicht dazu gezwungen werden. Da ich nicht mehrere Bücher gleichzeitig lese, war das jedesmal ein unangenehmer Eingriff. Musste mich erst durch einen ungeliebten Schinken kämpfen bevor ich mich wieder des Lesens erfreuen durfte.


    Die Pflichtlektüre, die ich mir vornehmen musste hat mir in keiner Art und Weise irgend etwas gebracht. Es hat mir nur vermittelt, dass ich lieber die Hände von der sogenannten Weltliteratur lasse, weil ich ansonsten einen Langeweile-bedingten Herzstillstand riskiere. Zum Glück wusste ich bereits, dass sich das nicht auf die gesamte Erwachsenenliteratur bezieht. Inzwischen weiss ich sogar, dass es spannende Klassiker gibt - das hätte ich aber durch die Schule nie erfahren.
    Oder aber, dass man eine gewisse Lebenserfahrung haben muss, um bestimmte Bücher mögen zu können. Mit 19 hatte ich "Stiller" gelesen. Ich fand's ja nicht wirklich übel, aber absolut nichtssagend. Inzwischen spricht mich das Thema an. Aber mit 19 konnte ich sowas nicht nachvollziehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Trugbild ()

  • Hallo Trugbild,


    du stellst die Frage nach dem Lehrplan des Deutschunterrichtes. In der Schule werden ohnehin nur wenige Werke gelesen. Daher gehören bestimmte Bücher genauso zum Lehrplan wie (in anderen Fächern) die frz. Grammatik, die Trigonometrie oder die grundlegenden Gesetze der Elektrotechnik. Ich habe damit noch keine Aussage darüber getroffen, welche Bücher behandelt werden sollen. Ich denke, gewisse Freiheitsgrade sollten da durchaus erlaubt sein, jedoch keine Beliebigkeit, wie es zu meinen Zeiten vor mehr als 20 Jahren in Niedersachsen wohl der Fall war.


    Eine gute Schule sollte vermitteln, dass Klassiker (auch) mit einer gewissen Spannung zu lesen sind. Spaß am Gegenstand des Unterrichtsfachs zu vermitteln sollte Grundbedingung für jedes Fach sein. Mir ist die elende Vokabelpaukerei in Latein auf den Nerv gegangen, entsprechend wenig weiß ich heute. Unterricht muss immer auf das Leistungsniveau der Schüler Rücksicht nehmen. Faust in der 9. Klasse ist sicher zu anspruchsvoll. Aber das ist alles kein Argument für mich, auf die sogenannte Weltliteratur zu verzichten. Warum nicht Robinson Crusoe in der Originalfassung behandeln (haben wir in der Oberstufe gemacht). Aber auch solch gut lesbare Lektüre verliert nach der x-sten Diskussion an Qualität, wenn der Lehrer es nicht versteht, das Interesse aufrecht zu erhalten. Der Lehrer muss dazu kein Showmaster sein, die Schüler müssen auch lernen, sich (manchmal) mit Themen auseinanderzusetzen, die gerade nicht im Mittelpunkt ihres Interesses liegen.


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Vermittlung des Wissens der Menschheit? Nein. Dafür halte ich Klassiker als absolut ungeeignet. Sie sind gute Literatur (teilweise), aber sie auf so ein Podest zu stellen, halte ich für übertrieben.


    Klassiker sind eines der Fundamente unserer Kultur und gehören damit zu den erarbeiteten Gütern der Menschheit, die auch weitergegeben werden sollten. Was auf der einen Seite die Gesetze der Mathematik sind, sind bei den Geisteswissenschaften die Klassiker und Philosophen, wobei letztere leider wenig behandelt werden.


    Welche geisteswissenschaftlichen "Erkenntnisse" bzw. Werke sollen denn sonst vermittelt werden?


    Auch die Kenntnis der Bibel gehört daher in den Unterricht. Nicht unbedingt in den Religionsunterricht, man könnte sich ja auch mal den historischen Einflüssen auseinandersetzen (wurde bei uns jedoch leider nie gemacht).


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • @klassikfreund:
    Natürlich kann es einem guten Lehrer gelingen, auch trockenen Stoff ansprechend zu gestalten. Aber auf das Leseerlebnis kann auch ein noch so fantastischer Lehrer kaum Einfluss nehmen.
    Es ist mir klar, dass die Lehrer kaum oder nur bedingt Einfluss auf den Lehrplan haben. Ich will auch nicht einfach in deren Richtung feuern.


    Robinson Crusoe hätte mir sicher Spass gemacht. Sowas stand bei uns aber nicht auf der Liste. Konnte da leider kein ansprechendes Buch finden.



    Was das Vermitteln von Wissen angedeht bin ich auch der Ansicht, dass dafür das Lesen von Klassikern nicht zwingend erforderlich ist. Zumal man sich auf einen mikoskopisch kleinen Bruchteil beschränken muss.


    Du schreibst davon, auch die Bibel zu thematisieren. Müssten die Schüler deiner Meinung nach nun die Bibel lesen?



    Sowieso sehe ich keinen Grund, warum die Schule in so vielen Belangen vor der Gegenwart zurückschreckt. Das zieht sich durch die gesamte Bandbreite. Auch in der Literatur gibt es neue Werke, die man guten Gewissens auf die Liste nehmen könnte. Wieso sollte zum Beispiel ein Science Fiction-Freak nicht "Neuromancer" lesen dürfen?

    Einmal editiert, zuletzt von Trugbild ()


  • Ich bin nun mal der Meinung, dass bei Klassikern zwar viele Perlen dabei sind, aber man alles vermittelungswürdige auch anders vermitteln könnte und zwar so, dass man nicht stundenlang da sitzt und die Interpretationen zu gewissen Textstellen auswendig lernt, die der und der Lehrer akzeptiert. (Es gibt zwar Ausnahmen, aber leider bestehen die meisten Lehrer auf ihre eigene Meinung - was das Interpretieren allgemein recht fragwürdig macht.)


    Ich stimmte dir zu, wenn es nur ums Interpretieren ginge und nicht auch um die Kenntnis des Inhalts gewisser Werke.


    Deine Lehrererfahrungen klingen auch für mich enttäuschend, vielleicht sollte man über eine neue Methodik im Deutschunterricht nachdenken, die Klassiker tragen daran aber keine "Schuld".


    Gruß, Thomas


  • Du schreibst davon, auch die Bibel zu thematisieren. Müssten die Schüler deiner Meinung nach nun die Bibel lesen?


    Die wichtigsten Geschichten sollte man schon kennen, denn man findet immer wieder Bezüge in der Literatur und Philosophie. Bibelgeschichten werden heutzutage aber als Glaubensinhalte vermittelt, das ist jedoch Privatsache und davon sollte man wegkommen (schlage freiwilligen Religionsunterricht vor). Und man sollte auch wissen, welche Stellen in der Geschichte gebraucht und missbraucht worden sind. Es geht nicht um Glaubensvermittlung, sondern um reines Fakten- und Hintergrundwissen rund um die Bibel. Das gehört m.E. in einen modernen Unterricht.


    Gruß, Thomas

  • Ich stimme Dir zu, Klassikfreund. Aber würde das auch auf die Klassiker anwenden. Klassiker behandeln, indem man ihren Inhalt thematisiert, Auszüge liest, darüber spricht. Lesen nicht zwingend erforderlich - aber natürlich auch nicht verboten.
    Wäre dann aber auch schön, wenn man auch mal auf was Aktuelles zu sprechen käme. Es gibt sehr neue Bücher, die man jetzt schon als Meilensteine bezeichnen kann. Eben z.B. Neuromancer. Wär ja schön, wenn man auch in der Schule mal darauf aufmerksam gemacht wird, dass es auch sowas gibt. Wäre ja auch ein Beitrag zur Allgemeinbildung. :)


  • Ich stimme Dir zu, Klassikfreund. Aber würde das auch auf die Klassiker anwenden. Klassiker behandeln, indem man ihren Inhalt thematisiert, Auszüge liest, darüber spricht. Lesen nicht zwingend erforderlich - aber natürlich auch nicht verboten.


    Einverstanden. Dann wären wir bei einer Methodendiskussion. In die vorgeschlagene Richtung sollte man weiterdenken.


    Gruß, Thomas

  • Zu der Klassiker-in-der-Schule-Diskussion sage ich jetzt einfach mal nichts mehr, weil es ein endlos Thema wird. (Endstatement von mir: Ich mag Klassiker, finde aber die derzeitige Behandlung durch den Deutschunterricht mehr als nur fragwürdig und kontraproduktiv. Trugbild's Idee gefällt mir. Eine Untersuchung darüber, wie dieses und jenes Werk dies und das beeinflusst hat.)


    Um auch noch ein postitives Feedback zu Lehrern abzugeben: Unser Religionslehrer hatte eine sehr eigene Auffassung von Glauben und hat uns immer gepredigt, die Bibel ja nicht wörtlich zu nehmen, sondern viel eher als eine Art Dokumentation, wie die Menschen gedacht haben müssen, die das geschrieben haben etc oder hat erklärt, wie das mit dem die linke Backe hinhalten wirklich gemeint ist (seiner Meinung nach).

    Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.<br />~ A. Einstein<br /><br />Man umgebe mich mit Luxus; auf das Notwendige kann ich verzichten. <br />~ Oscar Wilde

  • Zu der Klassiker-in-der-Schule-Diskussion sage ich jetzt einfach mal nichts mehr, weil es ein endlos Thema wird.


    Die diesbezüglichen Diskussionen - die jedesmal auftauchen, wenn ein Thema im entferntesten den Zusammenhang von Schule und Lesen berührt - sind schon von Beginn weg "endlos", jedesmal. :zwinker:


    Wenn aber dann ein Schüler / eine Schülerin Buch- bzw. Autorenvorschläge möchte, werden in grosser Übereinstimmung immer wieder dieselben Namen genannt, im literaturpädagogischen Kreislauf gut verankerte Leute: Schneider, Süskind, Plenzdorf, Frisch, Dürrenmatt, Hesse ... es scheint halt doch irgendwas am "Klassiker" zu sein ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • sandhofer
    Wäre ja auch schade (bzw. eher befremdlich) wenn nicht ;)


    Ich finde schon das man in der Schule Klassiker lesen sollte das gehört einfach auch zur Allgemeinbildung. Aber trotzdem kann man ja auch die Wünsche der Schüler soweit es der Lehrplan zulässt berücksichtigen. Und es ist schon so dass das einige Lehrer auch durchaus machen. Bei mir in der Klasse konnte zumindest mal entschieden welches Werk wir lesen möchten: Die Physiker von Dürrenmatt oder Das Leben des Galileo von Brecht. Im Englisch Unterricht ist das etwas freier, dort entscheidet der Kurs zusammen welches Buch gelesen werden soll ohne bestimmte Vorgaben.
    Ich für meinen Teil habe festgestellt das es sehr viel mit dem Lehrer zu tun hat ob das Lesen eines Buches in der Schule Spaß macht oder nicht. Wenn die Diskussionen um das Buch herum interessant sind macht selbst das Besprechen eines Buches dass einem nicht gefällt sehr viel Spaß. So ging es mir mit Stille Zeile sechs von Monika Maron und dieses Schuljahr mit Katz und Maus von Grass, wobei mir dieses jetzt im nachhinein etwas besser gefällt als während des Lesens.
    Im übrigen ist es ja auch so das man gerade in der Grundschule und der Unterstufe viele Bücher liest von denen man annimmt das sie den Schülern gefallen. Ich hab ja in der Bibliothek gearbeitet und dort waren Bücher von Klaus Kordon zum Beispiel der Renner, seitdem dieser im Unterricht gelesen wurde. Und dann so langsam wird eben auch die Lektüre anspruchsvoller. Ich finde man kann von einem Abiturienten schon erwarten das er anspruchsvollere Literatur liest. Ob er sie dann auch mag sei mal dahin gestellt. Aber der Anspruch liegt ja auch nicht darin den Schüler beizubringen das Lesen Spaßmacht sondern eben auch Texte, auch wenn sie schwieriger sind, zu verstehen und richtig zu deuten.


    Ansonsten finde ich diese Aktion übrigens trotzdem schön, weil ich finde das Kinder trotzdem merken sollen das Bücher nicht langweilig sind. Ganz im Gegenteil dass sie sogar immer spannender werden und das eben auch manche Lektüre eine geistige Herausforderung ist. Und ich finde das ist doch positiv!


  • sandhofer
    Wäre ja auch schade (bzw. eher befremdlich) wenn nicht ;)


    Ich find's ja auch richtig. Und habe nichts dagegen ;). (Ausser, dass man zumindest Schneider und Schlick weglassen könnte ... ) Ich find's nur so interessant, dass zwar viele, viele gegen die Schullektüre oder die Werk- bzw. Autorenauswahl dort motzen - wenn aber mal frei vorgeschlagen werden könnte, werden genau dieselben Autoren hervorgesucht, die auch der fünzigjährige Lehrer heraussuchen würde. Offenbar gibt's halt doch keine Alternative. :smile:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich find's nur so interessant, dass zwar viele, viele gegen die Schullektüre oder die Werk- bzw. Autorenauswahl dort motzen - wenn aber mal frei vorgeschlagen werden könnte, werden genau dieselben Autoren hervorgesucht, die auch der fünzigjährige Lehrer heraussuchen würde. Offenbar gibt's halt doch keine Alternative. :smile:


    Ich glaube nicht, daß es dabei so oft um die Werke an sich geht, sondern mehr wie sie im Unterricht dargestellt, totdiskutiert und unter Zwang gelesen werden.

    [i]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Mensche

  • An dem Zwang ändert sich aber nichts, auch nicht, wenn es ein aktuelles, von den Schülern ausgewähltes Buch ist.


    Wobei das mit dem selber auswählen schwierig ist, weil es ja für Gewöhnlich bis dahin noch keiner gelesen hat und Klappentexte und Amazon-Beurteilungen ganz schön in die Irre führen können... :rollen:
    Enttäuschte Erwartungen machen es dann auch nicht einfacher, ein Buch weiterhin als spannend zu "verkaufen".



    Wenn man mit einer ganzen Klasse eine Sache macht, spielen immer viele Faktoren eine Rolle - Gruppendynamik ist da nicht zu unterschätzen! Das Buch kann ganz toll sein, die Lehrmethode angemessen und nach pädagogischen Maßstäben sehr gut, das Buch kommt trotzdem nicht an, weil irgendein Kind sagt, dass wäre alles Bockmist und dreiviertel der Schüler das bestätigen. Und sagt mir nicht, ihr kennt sowas nicht - ich habe es auch als Schüler oft genug erlebt...


    Nicht unbedingt, weil sie es so wirklich sehen, sondern weil es der andere gesagt hat und sich das Anschließen an die Meinung eines anderen erst mal einfacher ist, als eine eigene zu formulieren.
    Das soll keineswegs heißen, dass Schüler unmündig sind oder doof, sondern, dass viele Schüler in der Schule sagen, dass Buch ist doof aber vielleicht einige Monate später zu dem Ergebniss kommen, dass es ihnen vielleicht doch gut gefäll.


    Ausserdem lernen Schüler gerade in der Klasse 5-10 erst einmal, zu formulieren, warum sie etwas nicht mögen oder doch sehr schätzen und häufig hört man den Satz "ich sehe das genauso wie x, y".
    Kinder in der Altergruppe sind nicht mehr so frei wie Grundschüler, dass sie aus dem Bauchgefühl etwas sagen, auch nicht so "erwachsen" wie Oberstufenschüler, denen es nichts aus macht, vor 30 Leuten eine Mindermeinung zu vertreten.
    Sie sind in der Pubertät, definieren sich über ihre Freunde und cool sein ist wichtiger als wirklich seine Meinung zu sagen :breitgrins:



    Ich halte es auch nicht für möglich, ein Buch zu finden, dass alle in einer Klasse anspricht, dafür sind Geschmäcker einfach zu verschieden. :zwinker:

    Schau danach, was anderen Freude macht, dann wird klar, wie du sie am besten ärgern kannst.<br /><br />Roald Dahl