Christoph Marzi - Lycidas

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  • Hallo zusammen!


    So, es ist soweit: Vermelde Abbruch der Lektüre auf Seite 180 + ein paar zerquetschte. Dann noch ein bisschen im Buch herumgestöbert. Den Schluss gelesen. Fazit: Ende der Fahnenstange, was mich betrifft.


    Über den Ideengehalt liesse sich ja streiten. Aber ich persönlich mag das postmoderne Anything-goes-Mythologien-Vermantschen nicht besonders. Wenn's noch geschickt gemacht worden wäre. Ich meine: Anspielungen auf Dickens oder Milton wären ja ok - aber, mein Gott - doch nicht so plump. Figuren undercover einführen: Ok. Aber bei Lucia del Fuego habe ich abgebrochen ... :sauer:


    Aber vor allem: Die Sprache, die Sprache ... Ich mag ausgefeilte Satzkonstruktionen, Sätze mit zwei, drei oder mehr Nebensätzen, Monster und Màander in meinen Texten. Hier hatte ich das Gefühl, ein achthundertseitiges Telegramm zu lesen. Und dieser Erzähler Wittgenstein soll Jahrhunderte alt sein?


    Als Jugendbuch würde ich es wohl jederzeit weiterempfehlen. Mich mag es nicht zu befriedigen. Sorry.


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Hier hatte ich das Gefühl, ein achthundertseitiges Telegramm zu lesen.


    hahaha Schön ausgedrückt - so ähnlich habe ich es auch empfunden - und trotzdem nicht abgebrochen - ich hatte immer die Hoffnung, dass es entweder bessern oder mich weniger nerven würde. Ausserdem wollte ich wissen, wie es ausgeht :schulterzuck:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • sandhofer und Alfa: Na, Ihr macht mir ja Hoffnung. :sauer: Und was mach ich jetzt mit dem Exemplar, das hier noch rumsteht? :confused:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • sandhofer und Alfa: Na, Ihr macht mir ja Hoffnung. :sauer: Und was mach ich jetzt mit dem Exemplar, das hier noch rumsteht? :confused:


    Frag nicht! Lesen natürlich. :breitgrins:


    Ich habe das Buch schon für einen Re-Read im Dezember vorgemerkt. Hoffe das klappt auch, aber es passt so schön in den Winter - außerdem will mein Wittgenstein-Tick aufgefrischt werden...


  • Kinder als Hauptfiguren sind m.M.n. keine unabdingbare Voraussetzung für Kinderliteratur. Allenfalls tun es auch Tiere. (Gerne auch sprechende ... )


    Och nöö, dann wären ja William Kotzwinkle's "Ein Bär will nach oben" oder die Katzemkrimis von Rita Mae Brown/Sneaky Pie Brown, Akif Pirincci's Felidae und Carols Nelson Douglas' Katzen-Krimis und und und.... Kinderliteratur


    Das kannst Du mir doch nicht antun


    murrt Dyke, der Lycidias für seinen Fantasy-Lesemonat Juli vorgemerkt hat.

  • Auch Du, Brutus? :breitgrins:


    Dass sprechende Tiere gern und oft in der Kinderliteratur verwendet werden, heisst selbstverständlich nicht, dass alle Texte mit sprechenden Viechern für Kinder geschrieben wurden. (Da müsste einer meiner Lieblingstexte, E.T.A. Hoffmanns Die Lebensansichten des Katers Murr 

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    Kinderliteratur sein. :zwinker: ) Allerdings ist das meiste aus Tiersicht oder mit sprechenden Tieren verfasste ... hm ... sagen wir ... ein bisschen kindlich geraten. Dieses sprechende Plüschtier in Perry Rhodan hat mich auch nach nur einem Heft schon vor Jahrzehnten von der Reihe geheilt ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Jaaa ich hab es auch hier liegen. Leider noch nicht angefangen :redface:
    Aber in einer Woche sind ja (zum Glück) Ferien :klatschen:


  • Dieses sprechende Plüschtier in Perry Rhodan hat mich auch nach nur einem Heft schon vor Jahrzehnten von der Reihe geheilt ... :breitgrins:


    Immer noch besser als dieser unsaglische Klonelefant Norman. :zwinker:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • :confused:


    Ist so ein hüfthohes Mistvieh, das ständig überall rumtrötet. Die Autoren fanden es wohl toll, die meisten Leser eher nicht.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Ich hab gestern mit dem Buch angefangen. Doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nach 80 Seiten das Buch schon
    wieder weggelegt habe.
    Die Gescichte fand ich eigentlich gar nicht so schlecht, aber die Sprache fand ich einfach grauenhaft. Ich konnte mich damit einfach nicht anfreuden.
    Zum Glück habe ich das Buch aus der Bibliothek, so konnte ich es gleich wieder zurückgeben.

  • Tadaaaa!


    Nach Jahren (!), zwei Leserunden, vielen Ich-werf-dich-in-die-Ecke-und-fasse-dich-nie-wieder-an-Attacken und neugierigen Na-gut-noch-ein-Kapitel-Momenten, habe ich es in der gestrigen Lesenacht endlich geschafft, dieses ziegelsteinartige Ding namens Lycidas zu Ende zu lesen. Was für ein Aufwand!


    Wo fange ich an? Erstmal sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich das Buch größtenteils ganz schrecklich fand. Die Ideen, die mir gefallen haben, waren so offensichtlich von anderen Autoren (Neil Gaiman, anyone?) und diversen mythologischen Geschichten abgeguckt und meistens noch nicht mal sehr originell neu verpackt, dass man dies wohl kaum als positiv betrachten kann. Was mich aber wirklich, zumindest nach etwa 200 Seiten, fast in den Wahnsinn getrieben hat, war der Stil. Wie sandhofer so schön sagte, dieses telegrammartige Stocken von Drei-Wörter-Sätzen ist einfach nicht schön. Es stoppt meiner Meinung nach den Lesefluss (der dank der Langeweile, die meistens vorherrschte, eh nicht wirklich vorhanden ist), es nervt mit der Zeit, es ist für mich das Gegentil von erzählerischem Talent. :rollen:


    Ebenso geärgert haben mich sämtliche Szenen, bei denen ein Kapitel als Cliffhanger geendet hat und im nächsten Kapitel immer, aber auch immer, die Handlung gleich ein paar Tage nach vorne springt und dann langweilig in einer Rückblende oder Erinnerung eines Charakteres oder was auch immer, mal schnell erzählt wird, wie die Helden denn aus der prekären Situation entkommen sind. :grmpf: Spannungskiller hoch zehn.


    Mein größtes Problem war aber wohl, dass mir die Charaktere (mit Ausnahme von Neil Trent, vielleicht) allesamt völlig egal waren. Von mir aus hätte Emily gleich im ersten Drittel von Werwölfen zerfleischt werden können, Aurora in der Uralten Metropole von irgendwelchen Fabelwesen zerhackt und Wittgenstein mitsamt seinem Lieblingssatz "Fragen Sie nicht!" den Abgrund runterstürzen. Nun denn.


    Das alles wäre noch irgendwie erträglich gewesen, wenn denn, am Ende des Buches, sich das Gefühl eingestellt hätte, dass ich da immerhon doch eine Geschichte gelesen habe, die die Zeit, die ich dafür verschwendet habe, wert war. Dem ist nicht so. Während mir der Stil teilweise wirklich den letzten Nerv geraubt hat mit seinen pseudoaltmodischen Formulierungen, Yoda-Sätzen alle zwei Zeilen, so war es doch diese zusammenhanglose, hirnlose Herumrennerei der Protagonisten zwischen London, der Uralten Metropole, der Hölle, usw., das im Endeffekt alles überhaupt keinen Sinn hatte, das mich am meisten geärgert hat. Viele hunderte von Seiten hätten gespart werden können, wenn ein netter Lektor die Geschichte etwas gestrafft hätte, dann wäre dieses Ungetüm von Buch vielleicht doch noch halbwegs lesbar gewesen.


    Da stellt sich bestimmt die Frage, warum habe ich mich dann durch diese 860 Seiten gequält, wo sie doch so anstrengend waren? Ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Und mit Lycidas ist sie in den Abgrund gestürzt und wird dort, was Christoph Marzi, betrifft, wahrscheinlich nie wieder herauskommen.


    :marypipeshalbeprivatmaus: weil man doch irgendwie wissen will, wie's ausgeht.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Hallo!


    Hey Wendy, mensch, da hast du ja einen netten Verriss geschrieben. :smile: Jetzt weiß ich doch ganz gut, was mich erwartet - wo es doch mein nächstes SLW-Buch darstellt.


    Sehr interessant finde ich, dass du, obwohl du das Buch zerstückelt über 2 (wow!) Jahre gelesen hast, doch so viel dazu sagen kannst. Die negativen Seiten scheinen wirklich sehr einprägsam für dich gewesen zu sein.


    Ich bin jetzt mal gespannt, wie ich das ganze empfinden werde.


    Liebe Grüße,
    melima

  • Hi auch...


    Ich bin sogar der Meinung das dieses Buch mit Abstand as wohl schlechteste ist was ich je gelesen habe... ever - nein wartet, neulich hab ich ein schlechteres gelesen... aber dazu woanders mehr - zweitschlechtestes also.
    Denn nicht nur die Sachen, die im vorletzten Post aufgezählt wurden sind absolut zutreffend, wer je den Film From Hell gesehen hatt, wird sich sehr wundern wie genau der Autor eine Szene aus eben diesem Film einfach Wort für Wort beschreibt...
    Zusätzlich natürlich die Erwähnung und absoluzt unfertige Mischung zahlreicher Mythologien, die ja schon erwähnt wurden.
    Was mich aber am meisten gestöärt hat ist das der Leser offensichtlich absichtlich für blöd verkauft wird! Da vergehen mehrere Jahrzehnte in der oberen Welt Londons und unterhalb nur wenig Zeit, aber wenn dann die Helden hinab steigen und unten etwas erledigen kümmert diese Zeitverschiebung keinen mehr. Dann werden Kinder - ich wiederhole 'Kinder' - die ganze Zeit im Buch mit 'sie' angesprochen, welche die Distanz durch die restliche Wortwahl noch vergrößert und die Helden nebenher leben lässt. Alleine die Tatsache das

    löst keinerlei richtige Gefühlsregungen bei irgendwem aus.


    Wirklich grauenvoll!


    Grüße Cani

  • @Caninus: Huhu, schön, dass du meine Meinung teilst. From Hell habe ich erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen. So starke Ähnlichkeiten sind mir zwar nicht aufgefallen (aber wie gesagt, habe ich Lycidas ja auch nicht in einem Rutsch gelesen, kann also leicht sein, dass ich diese Szenen vergessen/verdrängt habe :rollen:), aber bei so etwas wird einem wieder klar, wie eine gute Geschichte über unter anderem Jack the Ripper aussehen kann.
    Bei der Szene, die du verspoilert hast, ging's mir genauso wie dir, obwohl die Kapitel davor eine der Phasen waren, in der mich das Buch doch ein wenig interessiert hat. Da passierte wenigstens etwas, da gab es zwischenmenschliche Probleme, Konflikte, nicht dieses ewige Hin- und Herrennen für sinnlose Zwecke.


    melima: Ja, die negativen Aspekte - allen voran der Stil - zogen sich ja durch das gesamte Buch. Und über die ständigen Wiederholungen will ich gar nicht erst reden. Aber ich will dir nicht das Lesen mies machen. Vielleicht bist du ja eine der vielen, die Lycidas ganz toll finden. Ich wünsche es dir wirklich. :zwinker:


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hallo Caninus :winken:



    Alleine die Tatsache das

    löst keinerlei richtige Gefühlsregungen bei irgendwem aus.
    Wirklich grauenvoll!


    Auch wenn du das Buch nicht magst, solltest du an dieser Stelle nicht verallgemeinern und behaupten, dass diese Szene bei niemandem Gefühlsregungen auslöst. Das kannst du wohl kaum beurteilen. Wenn es bei dir keinerlei Regung auslöst, ist das ok, du kannst auch gerne glauben, dass das auch für andere gilt aber für andere zu sprechen und es als Tatsache hinzustellen ist unpassend und kann schnell falsch verstanden werden.


    Bei mir z. B. hat die Sache durchaus eine ganze Menge Gefühlsregungen ausgelöst. :smile:


  • Ich habe das so verstanden, dass keinerlei tiefere Gefühlsregungen bei irgendwelchen Personen im Buch ausgelöst werden. Und ich habe vom kursorischen Durchlesen dunkle Erinnerungen, dass mir das tatsächlich auch so aufgefallen ist ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Ich habe das so verstanden, dass keinerlei tiefere Gefühlsregungen bei irgendwelchen Personen im Buch ausgelöst werden. Und ich habe vom kursorischen Durchlesen dunkle Erinnerungen, dass mir das tatsächlich auch so aufgefallen ist ...


    Ahhh, :pling: danke sandhofer - so hatte ich das nicht verstanden.

  • Jupp, genau so war es auch gemeint. Was der Leser daraus macht bleibt ja ihm überlassen ;)