Maria McCann - Rotes Glas

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    (Originaltitel: As Meat Loves Salt)


    „Rotes Glas“ spielt zu Cromwells Zeiten. Die Hauptfigur Jacob und seine beiden Brüder stammen eigentlich aus gutem Haus, doch hat ihr Vater sich so sehr verschuldet, dass sie nach seinem Tod als Bedienstete auf dem Nachbargut arbeiten müssen. Doch ihr Interesse für aufrührerische Schriften wird ihnen zum Verhängnis. Als im Dorfteich eine Leiche auftaucht, die sich als Spitzel der Königstreuen entpuppt, beginnt das Unglück. Ausgerechnet an Jacobs Hochzeitstag tauchen Ermittler auf und so flieht er mit Braut und Brüdern. Auf der Flucht voneinander getrennt, wird Jacob von Cromwells Truppen angeworben und zieht als Soldat mit ihnen, von schlechtem Gewissen und der Furcht vor einem Ende im Höllenfeuer geplagt und misstrauisch gegenüber seinen Kameraden.


    Schon auf den ersten 100 Seiten merkt man, dass Jacob nicht der unschuldige, nette Junge von nebenan ist. An meiner Abneigung gegen Jacob lag es sicher auch, dass ich so meine Schwierigkeiten mit dem Buch hatte und keine längere Zeit am Stück lesen mochte. Er ist egoistisch, anderen gegenüber gefühlsarm und müsste dringend ein Anti-Aggressionstraining absolvieren. Ich habe mich zwischendurch schon gefragt, ob ich ein Buch mit so einem „Helden“ überhaupt lesen möchte. Es ist nicht gerade förderlich für eine Geschichte, wenn man die Hauptfigur an den Galgen wünscht und gerne bereit wäre, den Strick zur Verfügung zu stellen. Jacob hat es zwar wirklich nicht einfach, zu seiner aufbrausenden Art kommt noch eine homosexuelle Neigung, die er sich zunächst nicht eingesteht und die immer mit der Furcht vor einer Strafe im Diesseits UND Jenseits gepaart ist, aber das rechtfertigt nicht sein Verhalten. Trotzdem musste ich weiterlesen und das lag vermutlich nicht nur daran, dass ich mich gefragt hab, ob das Buch wohl ein Happy End hat und ob man es denn tatsächlich ein Happy End nennen kann, wenn die Hauptfigur so möglichst grausam zu Tode kommt, wie man es sich zwischendurch wünscht Es gibt aber auch immer wieder Momente, in denen man ihn mit der Verzweiflung einer Mutter über ihren missratenen Sohn betrachtet und sich wünscht, er möge doch fähig sein sich zu ändern und sein Glück finden und auch festhalten können.


    Der Autorin gelingt in „Rotes Glas“ ein sehr faszinierendes und lebendiges Portrait Englands im 17. Jahrhundert. Man riecht förmlich den Dreck und spürt den Schlamm und bekommt einen Einblick in die Mentalität der Menschen, die sich von Cromwell inspiriert eine hoffnungsvolle, freiheitliche und gleichberechtigte Zukunft erhofften. Ein sehr eindrucksvolles Buch, allerdings nichts zum Genießen.


    4ratten

  • Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt, in all seiner Abgründigkeit. Vielleicht gerade deswegen?
    Auch sprachlich fand ich es sehr gut, was in dem Fall, da ich auch Deutsch gelesen habe, wohl auch an einer gelungenen Übersetzung liegen muß.


    Und ausnahmsweise finde ich hier den deutschen Titel noch weit passender, als den englischen. Da hat sich wirklich jemand was dabei gedacht.
    Etwas wunderschönes, das zerbrochen wird.