Tanith Lee - Beiss nicht in die Sonne

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  • Tanith Lee – Beiss nicht in die Sonne
    (leider gibts bei Amazon kein Coverbild)


    Klappentext:
    „Tanith Lee wurde 1947 in London geboren und entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der neueren Fantasy. Die meisten ihrer Romane liegen auch in deutscher Übersetzung vor. „Beiss nicht in die Sonne“ gehört zu den wenigen Science Fiction Romanen der Autorin und ist ein Kabinettstückchen auf dem schmalen Grat zwischen Satire und Bitterkeit. Der Roman wurde nach seinem Erscheinen für den „Nebula Award“ nominiert.“


    Inhalt:
    Eigentlich ist das Leben in der Kuppelstadt Vier-BEE ein Paradies. Den Menschen fehlt es an nichts, alles wird von Maschinen erledigt und so kann man den ganzen Tag tun, wozu man Lust hat. Also trifft man sich mit Freunden, isst acht oder mehr Mahlzeiten am Tag, trinkt genauso viel, geht in Traumzimmer, heiratet für eine bestimmte Dauer, trennt sich wieder, geht shoppen, entwirft für sich selbst modische Kleidung – und lässt sich in regelmäßigen Abständen einen neuen Körper verpassen, um die gleichen Vergnügen nochmal anders zu erleben. Ist der Zyklus zwischen zwei Körperwechseln zu kurz, begeht man eben mal Selbstmord, denn dann muss man natürlich einen neuen Körper bekommen. Sterben ist nur alten Leuten erlaubt – und auch da gibt es Regelungen.
    Die Erzählerin der Geschichte hat keinen Namen. Sie hat sich dafür entschieden, die meiste Zeit weiblich zu sein und ist Mittelpunkt einer schillernden Clique, die allen Arten der möglichen Vergnügen nachjagt. Allerdings beginnt sich die Erzählerin dabei zu langweilen, denn sie hat alles schon mehrfach erleben dürfen. Daher ersinnt sie verschiedene Möglichkeiten, der Langeweile zu entkommen, doch alle bleiben erfolglos: Ihr Antrag auf Altersänderung wird abgelehnt, die ihr auf Wunsch zugeteilte Arbeit entpuppt sich als Fassade, hinter der die eigentliche Tätigkeit doch wieder von Maschinen ausgeführt wird, andere Pläne führen auch nicht zum Erfolg und enden teilweise sogar tragisch, bis sie sich freiwillig zu einer Expedition in die lebensfeindliche Wüste außerhalb der Kuppelstadt meldet. Auch hier muss sie hinnehmen, dass die interessante Arbeit von Maschinen erledigt wird, aber sie erlebt zum ersten Mal in ihrem Leben eine nicht künstliche Welt – einen realen Sonnenaufgang, Regen, Wildtiere und -pflanzen, und ist vielleicht auch zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich glücklich. Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte ...


    Der erste Satz:
    Mein Freund Hergal hatte sich wieder einmal umgebracht.


    Meine Meinung:
    Wer Handlung sucht, ist mit diesem Buch vermutlich falsch beraten. Es gibt wenig Action, keinen Kampf, auch keinen richtigen Bösewicht. Die „Bösen“ sind hier höchstens diejenigen, die einen Käfig aus Fürsorge um die Menschen legen, damit denen nichts passiert und sie sich um nichts kümmern müssen. Es geht in dem Buch um die Entwicklung einer Person, die man als Leser begleitet und deren wachsende Verzweiflung man sehr gut nachfühlen kann, denn wer von uns ist nicht selbst schon einmal gegen Wände angelaufen.


    Die Erzählerin der Geschichte ist zunächst nicht sehr sympathisch – sie ist arrogant, exaltiert, oberflächlich und hysterisch, eben ganz so, wie man in der Kuppelstadt als junge Frau sein soll. Aber mit der Zeit gewinnt sie an Profil und damit auch an Sympathie. Der Leser begleitet sie auf ihrer Suche nach – wie soll man es beschreiben – vielleicht: Wirkung, oder etwas pompöser: dem Sinn des Lebens. Sie will endlich SELBST etwas TUN, aus dem fürsorglichen Korsett ausbrechen, und scheitert dabei immer wieder. Als Leserin habe ich mit ihr mitgefühlt und gehofft, dass ihre Pläne und Versuche klappen. In einer depressiven Phase sollte man dieses Buch trotzdem nicht lesen, denn am Ende liegt zwar Hoffnung, aber auch viel Bitterkeit und die Erkenntnis, dass auch Paradiese eine Kehrseite haben. (Obwohl, eine Welt ohne Gewichtsprobleme ... :breitgrins:)


    Besondere Atmosphäre erhält das Buch dadurch, dass die Autorin die Personen in einem eigenen Slang reden lässt, dessen Spezialausdrücke in einem Glossar am Ende des Buches erklärt werden. Trotzdem ist es sehr flüssig zu lesen.


    Auch wenn das hier vielleicht nicht ganz rübergekommen ist: Ich gebe
    5ratten


    Das Buch gehört seit langer Zeit zu meinen Lieblingsbüchern und ich habe es in den letzten Tagen endlich noch einmal gelesen. Für den SLW 2008 werde ich den zweiten Band „Trinkt den Saphirwein“ lesen (vor kurzem antiquarisch ergattert) und dann die beiden Rezensionen verlinken.
    Edit: Hier die Rezi zu Band 2


    Viele Grüße von Annabas

    Einmal editiert, zuletzt von Annabas ()


  • Hm, die Handlung klingt ja richtig interessant. :schnarch:


    Naja, wer Handlung sucht, ist bei dem Buch auch tatsächlich nicht richtig. :smile:
    Ich glaube, mir hat das Buch vor Jahren so gut gefallen, weil es ums Erwachsenwerden geht - im Sinne von "Lösen aus einer (über-)mächtigen Fürsorge".


    Grüßle von Annabas