Pascal Mercier - Der Klavierstimmer

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  • Auf offener Bühne wird ein Opernsänger erschossen, der Verdächtige Frederic Delacroix – von Beruf Klavierstimmer - wird verhaftet und landet im Gefängnis. Dieser Vorfall ist der Grund, die seit Jahren getrennte Familie wieder zusammenzubringen.
    Die Kinder von Delacroix, die Zwillinge Patrice und Patricia, haben sich vor sechs Jahren – aus Flucht vor den Auswirkungen ihrer inzestuösen Liebe zueinander – in entfernte Teile der Welt abgesetzt. Das Zusammentreffen nehmen sie nun zum Anlass, ihre Gefühle, Gedanken – die nie ausgesprochen wurden – jeweils in Tagebuchform niederzuschreiben. Auf diese Weise wird die Familiengeschichte zurück bis in die Generation der Urgroßeltern offengelegt. Viele Hintergründe kommen ans Tageslicht, Enttäuschungen, Schicksale, tragische Ereignisse, überraschende Wendungen. Zudem wird auch hier – wie so oft bei Mercier - der klassischen Musik gebührend gehuldigt.


    Stilistisch ist das Buch natürlich hervorragend – Mercier versteht es, Gefühle, Leidenswege, Tragik eindringlich zu schildern. Der Knalleffekt zu Beginn, verschiedene Erzählebenen und Zeitblenden machen das Buch von der ersten Seite an spannend, alleine die Ausflüge in die klassische Musik waren mir persönlich zu ausufernd und langatmig.


    Für meine Begriffe war das Buch zu „schicksalsträchtig“. Jeder – wirklich jeder – hat einen unvorstellbaren Leidensweg durchgemacht. Nicht nur die Familienangehörigen, auch die Personen am Rande haben jeder für sich ein ordentliches Päckchen zu tragen – teilweise auch sehr an den Haaren herbeigezogen. Daher ist die Geschichte für mich realitätsfern und unglaubwürdig. Das hier beschriebene Schicksal reicht normalerweise für 17 Familien.


    Ich persönlich habe - nach "Nachtzug nach Lissabon" und "Lea" vorerst einmal genug von Pascal Mercier!


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    3ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

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    Klappentext:
    Ein berühmter italienischer Tenor wird während der Aufführung von Puccinis "Tosca" auf offener Bühne erschossen.
    Die Kinder des Täters, die Zwillinge Patrice und Patricia, reisen nach Berlin, um zu verstehen, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Schicht für Schicht legen sie die Beweggründe frei, die ihren Vater, einen legendären Klavierstimmer und glücklosen Opernkomponisten, zur Waffe greifen ließen.
    Jahre zuvor waren sie vor ihrer inzestuösen Liebe in verschiedene Hemisphären geflohen. Ihr Wiedersehen und die zunächst unbegreifliche Tat des Vaters führen dazu, daß sie ihre Sprachlosigkeit beenden und aufschreiben, wie sie ihre einstige Intimität erlebt haben. Ein befreiender Prozeß des Erinnerns beginnt.


    Ich habe vorhin erst begonnen und bin noch mitten im ersten Kapitel.
    Die Kapitel sind in einer Tagebuchform aufgeteilt. Je nachdem wer schreibt, haben sie den Titel: Patrice 1. Heft, Patricia 2. Heft, usw.
    Dummerweise habe ich das Problem, dass ich nicht weiß ob Patrice nun ein männlicher oder weiblicher Name ist und alleine am Verhalten und den Gedanken von Patrice kann man ebenfalls nicht erkennen , ob es sich hier um einen Mann per eine Frau handelt. Für mich wäre das aber schon wichtig und so hoffe ich, dass sich dieser Punkt bald klären wird.
    Da ich, wie bereits oben erwähnt, erst mit diesem Buch begonnen habe, kann ich noh nicht allzuviel sagen, ausser dass Patrice sich auf den Weg nach Berlin macht, um dort mit seiner/ihrer Schwester zusammenzutreffen.
    Von Mercier habe ich schon den "Nachtzug nach Lissabon" gelesen und dieses Buch gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Dementsprechend gespannt bin nicht nun auf dieses.

  • Ich bin nun am Ende des zweiten Kapitels angelangt und stellenweise ein wenig verwirrt, da ich mir sehr oft unsicher bin, von was die rede ist, wo sich der Erzähler befindet und zu welcher Zeit. Manchmal habe ich das Gefühl, das die Aufzeichnung wirklich sehr verworren sind, nur bin ich mit noch nicht im klaren darüber ob das stilistisch so sein soll, oder ich einfach nur zu blöd bin und ständig den Faden verliere.
    Auf einmal wird von der Beerdigung der Mutter geschrieben, dabei war mir noch nicht einmal bewusst, dass sie tot ist.
    Nun frage ich mich, ob dieses Treffen der Geschwister aus dem Anlass der Beerdigung stattfindet, oder wegen der Verhaftung des Vaters. :gruebel:


    Hat irgendjemand von Euch schon einmal dieses Buch gelesen?

  • Ich habe es gelesen, allerdings ist das schon ewig her. Ich weiß nur noch, dass es mir gut gefallen hat (vor allem auch sprachlich), aber ich meine mich ganz düster zu entsinnen, dass sich die Fäden der familiären Zusammenhänge erst nach und nach entwirrt haben.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich bin jetzt schon über die Hälfte des Buches hinaus und ich muss sagen, dass nicht viel geschieht, zumindest nicht in der Gegenwart. Das Buch lebt von Rückblenden und immer wieder wechselt kapitelweise die Sichtweise von Patrice zu Patricia.
    Pascal Mercier ist ein Meister, wenn es darum geht unaussprechliches zu beschreiben. Stimmungen, Emotionen, Blicke die etwas sagen und die Atmosphäre, welche das ganze Geschehen umgibt. Wer so etwas mag und nicht viel Wert auf Aktion legt, ist hier gut aufgehoben.
    Ich gehöre zu denen, die solche Beschreibungen faszinieren und die beginnen, jede Körperhaltung jeden Blick, vor sich zu sehen.
    Mercier baut auf wundervolle Weise seine Charaktere auf, lässt sie ganz langsam eine Erziehung zu dem Leser aufnehmen und man erhält Einblick in die hintersten und verborgensten Ecken der Seele.


    Mir gefällt das Buch sehr gut, aber dennoch muss ich mich immer wieder auch greifbarerer Literatur zuwenden.
    Ich brauche für dieses Buch eine wirklich ruhige Leseumgebung.

  • Fast am Ende angelangt, geht es jetzt um die eigentliche Tat und immer mehr kommt von den Eltern der Zwillinge ans Licht, und somit auch die Gründe, welche zu dem Mordmotiv führten.
    Es ist einfach gut und kurzweilig geschrieben. Obwohl mir dieses Buch ausgesprochen gut gefällt, muss ich feststellen, dass ich ein ziemlich distanziertes Verhältnis zu den Protagonisten habe.

  • Ich habe nur noch 50 Seiten vor mir und auf einmal fügen sich Information zu einem Bild zusammen, welches zu Beginn wie ein riesiges Puzzle aussah. Es ist interessant, aber auch erschreckend, wenn man erkennt, wie sehr man sich selbst sein ganzes Leben lang im Weg stehen kann.

  • Pascal Mercier - Der Klavierstimmer

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    OA: 1998
    509 Seiten
    ISBN: 978-3442726547


    Inhalt:
    Ein berühmter italienischer Tenor wird während der Aufführung von Puccinis "Tosca" auf offener Bühne erschossen.
    Die Kinder des Täters, die Zwillinge Patrice und Patricia, reisen nach Berlin, um zu verstehen, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Schicht für Schicht legen sie die Beweggründe frei, die ihren Vater, einen legendären Klavierstimmer und glücklosen Opernkomponisten, zur Waffe greifen ließen.
    Jahre zuvor waren sie vor ihrer inzestuösen Liebe in verschiedene Hemisphären geflohen. Ihr Wiedersehen und die zunächst unbegreifliche Tat des Vaters führen dazu, daß sie ihre Sprachlosigkeit beenden und aufschreiben, wie sie ihre einstige Intimität erlebt haben. Ein befreiender Prozeß des Erinnerns beginnt.


    Eigene Meinung:
    Mercier hat seinen Roman in Form zweier Tagebücher verfasst. Wir haben hier die Möglichkeit die Geschichte aus zwei verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, wobei sich stellenweise die Ansichten der Geschwister gar nicht so sehr unterscheiden.
    Somit wurde das Buch vorrangig in der ersten Person geschrieben. Trotzdem kam eine Nähe zu den Protagonisten nicht auf.
    Mein Verhältnis in diesem Buch zu den Protagonisten war generell eher distanziert. Für die Geschwister und die Mutter empfand ich ein sehr neutrales Interesse. Lediglich für den Vater empfand ich immer mehr Zuneigung, welche jedoch vor allem zu einem großen Teil aus Mitgefühl entstand.
    Im Klappentext wird der Mord an dem Opernsänger erwähnt, welcher dazu führt, dass sich die Geschwister nach vielen Jahren der Trennung wiedersehen, aber dieser Mord ist eher zweitrangig. Viel wichtiger in diesem Roman ist es, wie es zu dem Mord kam.
    Mercier ist in meinen Augen ein Meister, wenn es darum geht, Gefühle, Gedanken, Stimmungen und Dinge, die zwischen den Zeilen stehen in ein Bild zu verwandeln, welches dem Leser vor Augen entsteht.
    Hier habe wir es nicht nur mit einem Bild zu tun, sondern auch mit einem Puzzle. Vieles, was zu Beginn verwirrend erscheint, da der Leser sich nicht immer im klaren darüber ist, wann und wo das Geschriebene stattfindet, klärt sich jedoch mit jeder Seite des Buches auf, so dass sogar zum Ende hin, die einzelnen Puzzleteile wieder zu einem vollständigen ungeteilten Bild werden.
    Nach und nach entwickelt sich die Geschichte, nach und nach beginnt man zu verstehen. Es wächst Verständnis für die Tat und ihr Motiv und Mercier hat dieses aufkommende Verständnis durch seine Worte auf geniale Art geschaffen.
    Der Roman an sich ist traurig und auf eine ruhige Art sehr emotional, aber dennoch nicht deprimierend. Eher faszinierend und interessant, denn man beginnt zu begreifen, wo das ganze Drama seinen Anfang nahm. Wie lange Dinge und Emotionen in einem Menschen gären können, bevor sie sich entladen. Wie sehr in der Kindheit Erlebtes, sich wie ein roter Faden, durch das ganze weitere Leben zieht, bin hin zum eigenen Tod.


    Dieses ruhige Buch gefiel mir sehr gut, zumal der Autor in sein Handwerk versteht und mit seinen Worten, den Klang der Geschichte perfekt stimmte. Wie ein Klavierstimmer sein Instrument.


    4ratten