[Türkei] Sait Faik Abasıyanık – Ein Lastkahn namens Leben

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    Klappentext: Der erste Roman Sait Faiks (erstmals 1944 erschienen) ist voll pulsierendem Leben: aus der Perspektive Fahris, des verwöhnten Istanbuler Bürgersohns, wie aus dem Blickwinkel des Lehrmädchens Melek, aus der altersweise wie altersgiftigen Sicht des Friseurs Dimitro und aus dem melancholischen Erleben des Lastschiffers Hikmet setzt sich ein Mosaik des großstädtischen Lebens und der ländlichen Scheinidylle in der Türkei zwischen den beiden Weltkriegen zusammen.
    Menschen in gesellschaftlichen Randzonen gilt das besondere Augenmerk Sait Faiks – Menschen, die sich in sozialen oder psychischen Grenzsituationen befinden. In raschem Wechsel von innerem Monolog und nüchterner Außensicht wird erzählt. Was real erscheint, wird in Frage gestellt, durch die individuelle Sichtweise gebrochen. Ironische Distanz zu den Ereignissen, aber ein direktes, bei aller Kritik fast liebevolles Sich-Einlassen auf das seelische Erleben seiner Figuren kennzeichnet den Stil dieses Autors.



    Meine Meinung: Es hat schon seinen Grund, daß in diesem Klappentext nichts Konkretes zu einer Handlung steht, denn das ist auch schwierig. Hikmet ist der Stiefbruder Meleks, der mit seinem Schiff eigentlich halbwegs sein Auskommen hat. Als er sich aber entschließt, Aufpasser auf einer der vorgelagerten Inseln zu werden und zu dem Zweck noch „Leidensgenossen“ für die Einsamkeit anwirbt, ist der Keim zu späteren Problemen schon gelegt. Melek wollte eigentlich Schneiderin werden, ihrem Vater zuliebe macht sie aber bei Dimitro eine Ausbildung zur Friseuse. Es gelingt ihr sogar, von ihrem Lohn genug Geld vor ihrem alkoholsüchtigen Vater zu verstecken, um einen eigenen Laden zu eröffnen. Dieser scheitert letztlich daran, daß sie sich in Fahri verliebt. Dieser bekommt Typhus und Melek pflegt ihn eine Nacht in seinem Haus, was natürlich zu allgemeinem Tratsch führt. Danach flüchtet sie (auch vor Vater und Stiefbruder) zu anderen Arbeitsstellen durch die Stadt.


    Hier ist eigentlich fast alles trostlos: das Milieu (selbst das von Fahri, wenn auch bei ihm nicht aus finanziellen Gründen) ebenso wie der Umgang der Menschen miteinander. Alle Protagonisten pflegen ihre mehr oder weniger geheimen Träume, die der Realität in keinster Weise standhalten. Das ist eher deprimierend. Für mich kam erschwerend hinzu, daß ich auch den Wegen der Menschen nicht folgen konnte (in einem rein geographischen Sinn, ich kenne Istanbul und Umgebung nicht), die Orte aber eine erkennbar wichtige Rolle spielen. Außerdem waren mir die zeitlichen Bezüge nicht immer klar. Nichts gegen Rückblenden, aber manches Mal habe ich sie erst nach mehreren Absätzen als solche erkannt und mußte dann erst mal wieder puzzeln, wie das denn zu den übrigen Schnipseln paßt. Von allen ist es mir nicht richtig klar geworden. Auch der im Klappentext angesprochene Wechsel von innerem Monolog zu Außensicht war des öfteren ... kreativ, dergestalt, daß der innere Monolog nicht nur ein innerer gewesen sein kann, weil im Anschluß daran das Verhalten der Personen zeigt, daß diese Dinge auch tatsächlich gesagt wurden.


    Ich gewinne langsam den Eindruck, daß türkische Literatur nicht zu mir „paßt“, da ich nicht zum ersten Mal von ihr mit einem Gefühl der Ratlosigkeit gegenüber dem gelesenen Buch zurückgelassen werde. Aber den ein oder anderen Versuch werde ich wohl noch wagen ...


    2ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()