Tania Blixen - Jenseits von Afrika

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  • Hallo zusammen!


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    Gestern habe ich mit Tania Blixens Jenseits von Afrika begonnen. Ich bin noch nicht sehr weit (S. 30 oder so), aber ich fürchte, ich muss unserer Forenmistress einmal mehr widersprechen, wenn es um die Einschätzung eines Romans als "Liebesroman" geht :breitgrins: . Bisher fehlt jede durchgehende Handlung, wie das Buch überhaupt eher aus einer Sammlung impressionistischer Vignetten zu bestehen scheint.


    Und: Wer Landschaft so beschreiben kann, schreibt keine (zumindest keine banalen!) Liebesgeschichten.


    Bisher bin ich jedenfalls restlos begeistert. Das einzige, was mich stört (obwohl ich eine andere Ausgabe als die unten angezeigte mein eigen nenne) ist, dass offenbar ums Verr.... die beiden Deppen aus dem Film aufs Cover mussten. Nun ja: In 50 Jahren wird man die Blixen noch lesen, aber sich fragen, welche Geschmacksverirrung Verlag und Grafiker denn befallen hat bei der Cover-Gestaltung :breitgrins: .


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • "Jenseits von Afrika" ein Liebesroman? Ist mir neu. Ich habe das Buch definitiv anders in Erinnerung. Ich war zwar damals durch den Kinofilm darauf aufmerksam geworden, aber Gott sei Dank habe ich den Film nie gesehen. Da war ja damals ein richtiger Afrika Boom ausgebrochen.


    Hast du auch diese schöne Ausgabe vom Manesse Verlag? Ich hoffe, dass dir das Buch auch weiterhin so gut gefällt. Ich habe es als sehr poetisch und wunderschön geschrieben in Erinnerung.

  • Neben anderen (z.B. Corellis Mandoline) ist es m.E. auch bei diesem Buch so, dass sich Hollywoods Filmindustrie einen Teil (und nicht den wichtigsten) herausgegriffen hat, um eine tränenreiche Love-Story daraus zu machen.


    Mir hat, wie auch im Beispiel Corellis Mandoline, das Buch sehr gut gefallen, und vom Film war ich enttäuscht.


    Ich habe das Glück, diese Ausgabe zu besitzen.


    Violetta

  • Hallo,


    ich kenne das Buch nicht, aber der Film ist einer meiner Lieblingsfilme. So schön und so traurig :heul:


    Wenn ich das hier so lese, ist es wohl besser, um das Buch einen großen Bogen zu machen, um meine Illusionen nicht zu zerstören.


    LG Flor :sonne:

  • Ich habe von Tania Blixen bislang nur Kurzgeschichten (einen Band mit nachgelassenen Erzählungen mit dem Titel "Gespensterpferde") gelesen, die mir sehr gut gefallen haben.
    An "Jenseits von Afrika" habe ich mich - auch wegen des Films - bislang noch nicht herangetraut...


    Liebe Grüße, Pandora

  • Zitat von "sandhofer"

    Und: Wer Landschaft so beschreiben kann, schreibt keine (zumindest keine banalen!) Liebesgeschichten.


    Jetzt verrate mir doch bitte, wo ich geschrieben habe, dass hier banale Liebesgeschichten beschrieben werden? :rollen:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Flor: Gib dem Buch trotzdem eine Chance. Das erinnert mich irgendwie an "Der Name der Rose" von Eco. Ich hatte damals den Kinofilm gesehen und war so begeistert, dass ich mir dann auch das Buch gekauft habe. Nur dass das Buch und der Film wenig miteinander zu tun haben. Ich habe dem Buch dann trotzdem eine Chance gegeben und war (außer diesen langen philosophischen Ausführungen) dann doch von ihm begeistert. Den Film habe ich dann als etwas eigenständiges angesehen.
    Ich weiß nicht ob ich mich da so verständlich ausdrücken kann. Irgendwie habe ich heute einen Knoten in der Tastatur. :zwinker:
    Blixen schreibt einfach toll. Sie muss ihre Heimat in Afrika sehr geliebt haben und sehr vermissen. Das strahlt das ganze Buch aus. Allein dieser wunderschöne Anfang! Man kann sich richtig in diesen Sätzen verlieren.

  • Hi!


    Zitat von "nimue"

    Jetzt verrate mir doch bitte, wo ich geschrieben habe, dass hier banale Liebesgeschichten beschrieben werden? :rollen:


    Und nun noch im Ernst: Hast Du nicht, und ich wollte es Dir auch nicht in die Schuhe schieben - im Gegenteil, eigentlich meinte ich mit meiner Klammerbemerkung, dass Deine Aussage von einer Liebesgeschichte in Hochliteratur stimmen könnte.


    Wobei ich jetzt ca. auf S. 50 bin - ohne dass da bisher eine Liaison festzustellen wäre. Irgendwie wirkt die Erzählerin bisher eigentlich recht geschlechtslos, neutral - und so ganz und gar unverheiratet. Geschweige denn, dass da ein Lover aufscheinen würde.


    Nein, ich fürchte, wer eine - und dann auch noch auf die Trändendrüse drückende - Liebesgeschichte erwartet, wäre wohl mit diesem Buch (gott sei Dank! :breitgrins: ) falsch bedient.


    Ich lese übrigens die Club-Ausgabe, die ich geschenkt bekommen habe.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo zusammen!


    Ich bin jetzt auf S. 274, und das Buch gefällt mir immer noch ausnehmend gut. Das Vignettenartig-Impressionistische hat sich bestätigt. Ich muss wieder mal Niels Lyhne von Jens Peter Jacobsen, einem Landsmann der Blixen lesen. Vieles erinnert mich an ihn. Ebenfalls vieles - wenn auch anderes, aber nicht nur die Themen wie Afrika und die Grosswildjagd - erinnert mich an Hemingway. Ich nehme an, er hat so einiges von ihr gelernt. Er soll ja auch gesagt haben, sie hätte den Nobelpreis eher verdient als er.


    Blixens Beschreibung der Landschaft und der einheimischen Bevölkerung (Schwarze, Braune, Weisse) ist wunderschön gelungen. Ein bisschen romantisch verklärter Rückblick ist sicher dabei - die Probleme, die sie auf und mit der Farm hatte, werden höchstens gestreift bisher.


    Irgendwo hat sie nun auch erwähnt, dass die erzählende Person weiblich und verheiratet ist. Mehr als eine einmalige Erwähnung hat der Gatte allerdings nicht erhalten.


    Im Zentrum des Buches (schon rein physisch: auf S. 200 von nicht ganz 400!) stehen die Fliegererfahrungen mit ihrem Geliebten. Dass er ihr Geliebter ist, weiss ich allerdings nur aus dem Nachwort; über persönliche Beziehungen hat sie bisher kein Wort verloren.


    Im Moment sieht's so aus, als ob dieses Buch nicht das letzte für mich gewesen ist von der Blixen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo zusammen!


    Nachdem ich jetzt fertig gelesen habe, kann ich meinem obigen Urteil nur nach wie vor zustimmen. Mal schauen, vielleicht kommt demnächst etwas rein Fiktives von Frau Blixen auf meinen SUB.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich fande "Out of Africa" (Hab die englische Version gelesen) auch nicht soooo besonders gut! War an dem Schauplatz, wo der Film gespielt hat, der, wie ich meine, viel besser war als das Buch. Den Film habe ich vierzehn Mal gesehen...das Buch nicht einmal zu Ende gelesen...

  • In vielen kleinen Episoden erzählt Blixen ihre Erlebnisse aus Afrika. Sie geht nicht chronologisch vor, denn wie schon im ersten Satz: „Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuße der Ngongberge.“, schildert sie ihre Erfahrungen nach Themen und Gedanken.
    Wie eines Tagdes ein kleiner schwarzer Junge mit eitrigen und offenen Beinen in ihre Arztstation kommt. Blixen ist keine gelernte Ärztin, aber es war üblich, dass die Weißen diese Aufgabe dort übernahmen. Mit ihrem medizinischen Lexikon, und allerlei Ideen versucht sie die Beine von Kamante zu heilen. Der Junge nimmt diese Torturen allesamt tapfer und geduldig hin. Mal versucht sie es mit Honig, mal mit brennenden Salben, doch die Beine heilen nicht. Schweren Herzens muss sie Kamante ins Klosterkrankenhaus übergeben. Und nur mit viel Überredungskunst bleibt er dort. Durch die professionelle Behandlung der Mönche heilen seine Beine wirklich, so dass er nach langer Zeit wieder zur Farm kann.
    Die Schwarzen zeigen in der Regel keine Dankbarkeit, oder überschäumende Freude, doch Kamante zeigt seine geheilten Beine jedermann auf der Farm. Diese kleine Geste des Vertrauens bindet ein Band, und es bleibt bestehen solange die Autorin in Afrika weilt.


    Nach der Hälfte der Lektüre erkennt der Leser, dass Blixen Afrika idealisierend auf einen Sockel stellt. Dass dieser Aufenthalt dort ihr größter Traum und ihre Erfüllung war. Die Melancholie, dass sie dieses aufgeben wird und muss, steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Sie schildert das Land, die Landschaften, Tiere und die Eingeborenen mit so viel positiver Energie; was manchmal übertrieben wirkt, weil gerade die Natur es ist, die ihr bitterböse mitspielt; aber man kann sie immer verstehen und ihre Situation nachfühlen.
    Nie hat sie Probleme mit ihren Mitmenschen, was eigentlich illusorisch ist, aber ihr Idealismus überwiegt alles andere.
    Nie verteufelt sie die Natur mit ihren Katastrophen, denn sie bewundert deren Erscheinungen und Kraft.


    Afrika lebt in diesem Roman, und der Leser kann sich ein wunderbares Bild davon machen. Es ist ein gutes Buch, welches ich gerne gelesen habe!


    4ratten

  • Ich mag diesen verklärten Blick von Tania Blixen auf Kenia gar nicht. Es wirkt sehr von oben herab. Ich habe mir auch mal ihre Farm angeschaut - da lebte halt eine weiße privilegierte Frau ihren Traum von Afrika. Klar, sie war eine der wenigen ihrer Zeit, die die Schwarzen angefasst und irgendwie menschlich behandelt hat...aber trotzdem total abgehoben. Kolonialherrschaftsgetue lässt grüßen - furchtbar!

    :leserin:<br />Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher


  • Ich mag diesen verklärten Blick von Tania Blixen auf Kenia gar nicht. Es wirkt sehr von oben herab. Ich habe mir auch mal ihre Farm angeschaut - da lebte halt eine weiße privilegierte Frau ihren Traum von Afrika. Klar, sie war eine der wenigen ihrer Zeit, die die Schwarzen angefasst und irgendwie menschlich behandelt hat...aber trotzdem total abgehoben. Kolonialherrschaftsgetue lässt grüßen - furchtbar!


    Alles richtig. Aber ihre Landschaftsbeschreibungen ... :daumen:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Alles richtig. Aber ihre Landschaftsbeschreibungen ... :daumen:


    Aber die Landschaft ist überhaupt nicht mehr beeindruckend, wenn man weiss, wie die Menschen dort leben (müssen). Und ich glaube, dass das zu Zeiten von Karen Blixen auch schon erstaunlich bis schockierend war.


    Von daher hat sie für mich eine rosarote Brille auf...durch die ich nicht blicken möchte. Diese Brille verzehrt doch sehr die Realität.

    :leserin:<br />Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Aber die Landschaft ist überhaupt nicht mehr beeindruckend, wenn man weiss, wie die Menschen dort leben (müssen). Und ich glaube, dass das zu Zeiten von Karen Blixen auch schon erstaunlich bis schockierend war.


    Von daher hat sie für mich eine rosarote Brille auf...durch die ich nicht blicken möchte. Diese Brille verzehrt doch sehr die Realität.


    Na ja - wenn Du konsequent sein willst, kannst Du dann überhaupt nichts lesen ausser Reportagen über die armen Negerlein - denn schlecht geht es denen auch, wenn Du Goethe liest oder Rosamunde Pilcher. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Na ja - wenn Du konsequent sein willst, kannst Du dann überhaupt nichts lesen ausser Reportagen über die armen Negerlein - denn schlecht geht es denen auch, wenn Du Goethe liest oder Rosamunde Pilcher. :winken:


    Diese Argumentation erschliesst sich mir nu nich...Klar geht es denen immer schlecht, aber ich muss mir da nicht auch noch zusätzlich so einen Kolonialherrschaftskram reinziehen. Da gibt es wirklich bessere Lektüre zu dem Thema...auch mit schönen Landschaften. :zwinker:

    :leserin:<br />Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Da gibt es wirklich bessere Lektüre zu dem Thema...


    Das ist ja der Punkt: "Jenseits von Afrika" ist nicht zu dem Thema. Ganz einfach. Du bist es, die das Thema hineinträgt und der dann die Behandlung des Themas nicht gefällt. Insofern könntest Du dieses Thema in jedes andere Buch hineinlegen. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Stimmt. Ich bringe das Thema da rein. Und das ist ja der Punkt - ich finde man kann es nicht trennen. :zwinker:


    Aber zum Glück kann ja auch jeder eine andere Meinung dazu haben. Und wenn dir die Lektüre gefallen hat, dann ist das doch prima. :winken:

    :leserin:<br />Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher