Amos Oz - Der dritte Zustand

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  • Hallo!


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    Inhalt:


    Die Ereignisse einer Woche in Jerusalem machen dem liebenhswerten Polit-Neurotiker Efraim Nissan, genannt Fima, bewußt, daß innerer wie äußerer Friede eines dritten Zustandes bedarf, der politischs Bewußtsein und private Träume gelassen vereint.


    [hr]


    Teilnehmer:


    tina
    Saltanah
    wolves?
    dubh
    Thanquola?


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    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo Ihr Lieben,


    gerade habe ich in Der dritte Zustand reingeschnuppert und die ersten beiden Kapitel(chen) gelesen. Schön, endlich mal wieder einen Amos Oz zu lesen - sofort hat mich der ungewöhnliche Beginn, die tolle Sprache und die etwas kauzige Figur gefangen genommen...


    Efraim Fima schreibt also ein Traumbuch - was für eine interessante Idee (auch wenn ich mich selbst so gut wie nie an einen meiner Träume erinnern kann) - und gleich zu Beginn wird eine Traum geschildert: Efraims Mutter scheint offensichtlich die Shoa erlebt zu haben, sie will ihn (im Traum) auf die arische Seite bringen, wohl um ihn zu schützen. Und kurze Zeit später taucht auch der blonde Mann (Soldat? SS-Mann?) auf, der meint "man muß trennen". Heftig!


    Efraim Fima scheint jedenfalls die Hauptperson des Romans zu sein, jedes Kapitel trägt in seiner Überschrift seinen Namen.


    Und hat jemand von Euch schon von Kiriat Jovel gehört/ gelesen? Es liest sich als eine Art Armutsviertel Jerusalems, eine Art Trabantensiedlung, die schnell aus dem Boden gestampft wurde. Interessant zu den gegensätzlichen Handlungsorten von Oz´Romanen, wie z.B. das gute betuchte Einfamilienviertel aus Eine Frau erkennen.


    Ich bin sehr gespannt und werde nach dem Abendbrot gleich mal weiterlesen...


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe mittlerweile die ersten drei Kapitel gelesen, die mich wie bei Oz gewohnt gleich faszinieren. Ich kann zwar nicht behaupten, dass mir Fima besonders sympathisch wäre, aber ein interessanter Protagonist ist er allemal: ein übergewichtiger Mittfünfziger, der etwas plan- und ziellos ohne besonders "anspruchsvollen" Job vor sich hin lebt kommt mir als Kontrast zu meinem Parallelbuch mit typischem Fantasyhelden gerade recht.
    Lächeln musste ich, als mir klar wurde, dass Fima eine Koseform von "Efraim" ist.


    Die Beschreibung Fimas im 2. Kapitel "50 Jahre lang - eine lange Schwangerschaft wie bei den Elefantenweibchen - wuchs und entwickelte sich der unbedeutende Büroarbeiter in der Puppe des Kindes, des Jugendlichen und des Mannes. Und als die 50 Jahre um waren und die Schwangerschaft zu Ende war, platzte die Puppe auf und der Schmetterling gebar eine Larve. In der Larve erkannte Fima sich selbst."* erscheint mir besonders interessant. Ich weiß allerdings noch nicht, wie ich dies deuten soll. Hier wird eine Schwangerschaft gleichgesetzt mit der umgekehrten Insektenentwicklung. Geboren wird kein schöner Schmetterling, sindern eine (abstoßende?) Larve. Hat Fima also seine Chance, zu seiner ihm zugedachten, "wirklichen" Form zu kommen, verpasst, oder ist dies die normale menschliche Entwicklung? Wird hier die ernüchternde Einsicht beschrieben, die viele Menschen mittleren Alters kommt, wenn sie bemerken, was aus den himmelsstürmenden Träumen und Plänen ihrer Jugend geworden ist? Oder hat Fima diese Entwicklung durch seine mangelnde Zielstrebigkeit und zu geringen Ehrgeiz selbst verschuldet?
    Was meint ihr zu dieser Stelle?
    *Ich lese mal wieder eine andere, nämlich schwedische Übersetzung und habe diese Stelle also selbst ins Deutsche übersetzt.


    Die Benutzung von Passivformen in der Berichterstattung der Medien (im 3. Kapitel) ist mir auch schon manchmal aufgefallen.
    Leider muss ich mal wieder feststellen, dass meine Geschichtskenntnisse minimal sind. Was war zur Erscheinungszeit des Romans 1991 (ich vermute, dass der Roman in seiner Gegenwart spielt) eigentlich gerade besonders aktuell in Israel. Was hatte es genau mit dem Sechstagekrieg auf sich, etc. Ich muss mich da zumindest ein bisschen kundig machen.



    Efraim Fima scheint jedenfalls die Hauptperson des Romans zu sein, jedes Kapitel trägt in seiner Überschrift seinen Namen.

    Wirklich? Bei mir trifft das nur auf einige Kapitel zu. Das erste heißt "Versprechen und Gnade", das zweite "Fima steht auf, um zu arbeiten", das 3. "Die Insektenschublade", das 4. "Hoffnung eines neuen Lebens", und erst das 5. hat Fima wieder in seinem Titel. Jetzt hoffe ich nur, dass die Kapitelzahl in unseren Übersetzungen übereinstimmt - mein Buch besteht aus insgesamt 30 Kapiteln.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo!



    Lächeln musste ich, als mir klar wurde, dass Fima eine Koseform von "Efraim" ist.


    Dafür hat es bei mir deutlich länger gedauert - nämlich bis genau zu dem Zeitpunkt, als ich das von Dir hier las. :rollen: Ich dachte sein Kosename wäre nur der von seiner Exfrau benutzte: "Effi".


    Zitat

    Die Beschreibung Fimas im 2. Kapitel "50 Jahre lang - eine lange Schwangerschaft wie bei den Elefantenweibchen - wuchs und entwickelte sich der unbedeutende Büroarbeiter in der Puppe des Kindes, des Jugendlichen und des Mannes. Und als die 50 Jahre um waren und die Schwangerschaft zu Ende war, platzte die Puppe auf und der Schmetterling gebar eine Larve. In der Larve erkannte Fima sich selbst."* erscheint mir besonders interessant. Ich weiß allerdings noch nicht, wie ich dies deuten soll. Hier wird eine Schwangerschaft gleichgesetzt mit der umgekehrten Insektenentwicklung. Geboren wird kein schöner Schmetterling, sindern eine (abstoßende?) Larve. Hat Fima also seine Chance, zu seiner ihm zugedachten, "wirklichen" Form zu kommen, verpasst, oder ist dies die normale menschliche Entwicklung? Wird hier die ernüchternde Einsicht beschrieben, die viele Menschen mittleren Alters kommt, wenn sie bemerken, was aus den himmelsstürmenden Träumen und Plänen ihrer Jugend geworden ist? Oder hat Fima diese Entwicklung durch seine mangelnde Zielstrebigkeit und zu geringen Ehrgeiz selbst verschuldet?
    Was meint ihr zu dieser Stelle?


    Also ich habe diese Stelle zweimal gelesen, weil ich sie ebenfalls sehr interessant finde. Irgendwie kam ich zu dem Schluß, dass es an seiner ziemlich ernüchterten Einsicht liegt: schon die Zeilen, die beschreiben wie er sich vor dem Spiegel sieht - leicht übergewichtig, vergleichbar dünne, weiße, aber schwarz behaarte Beine und den ein oder anderen "Fettpickel" - deutet für mich darauf hin. Andererseits gesteht er sich doch auch eine gewisse Faulheit in Bezug auf seinen körperlichen Zustand ein, schimpft sich Faulpelz und versucht sich an drei bis fünf Liegestützen. (Kommt mir irgendwie bekannt vor! :breitgrins:)



    Zitat

    Wirklich? Bei mir trifft das nur auf einige Kapitel zu. Das erste heißt "Versprechen und Gnade", das zweite "Fima steht auf, um zu arbeiten", das 3. "Die Insektenschublade", das 4. "Hoffnung eines neuen Lebens", und erst das 5. hat Fima wieder in seinem Titel. Jetzt hoffe ich nur, dass die Kapitelzahl in unseren Übersetzungen übereinstimmt - mein Buch besteht aus insgesamt 30 Kapiteln.


    Sorry, das stimmt - fälschlicherweise habe ich wegen der ersten beiden Kapitel angenommen, dass "Fima" immer in der Überschrift vorkommt. :redface: 30 Kapitel sind jedenfalls korrekt und "Fima" kommt nur noch ab und an in den Überschriften vor - ansonsten sind sie irgendwie skurril bis lustig.


    Ich bin weiterhin gespannt.


    Bald mehr...


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo,


    auch ich habe heute Abend angefangen zu lesen. "Der Dritte Zustand" ist gleichzeitig auch mein drittes Buch, welches ich momentan lese und eigentlich werden es ab heute vier. :rollen: Oh weh, ich habe mich wieder total verzettelt. :redface:


    Ich habe jetzt die ersten 4 Kapitel gelesen und auch ich bin schon wieder völlig begeistert von Amos Oz' Art und Weise zu schreiben und beschreiben und dem Leser seinen Protagonisten nahezubringen.
    Ich finde den Effi eigentlich nicht unsympathisch, sondern einfach nur menschlich mit all seinen kleinen Macken und alltäglichen Ungeschicken und genau das ist es auch, was die Nähe zu ihm bringt. Vieles von dem gerade im ersten Kapitel beschrieben ist den meisten von uns nur allzu bekannt. Bei Effi ist dieser Tag schon fast wie "Murphys Law", denn irgendwie geht alles schief.
    Effi ist ein Mensch der so intensiv lebt, dass es fast schon zu viel ist für einen "normalen" Menschen um das zu verkraften und zu verarbeiten. Er nimmt Anteil an seiner Umgebung, seinen Patienten, der Politik und dem ganzen drumherum seines Lebens. Er ist ganz gewiss kein oberflächlicher Mensch, denn er macht sich sehr weitschweifende Gedanken zu allem und jedem, aber ich denke, dass er dabei sich selbst verliert, weil er so von seiner Umwelt abgelenkt ist, dass er auf sich selbst nicht mehr achtet. Vielleicht auch daher seine körperliche und psychische Verfassung. Aus diesem Grund fühlt er sich auch selbst schuldig an seinem Zustand.
    Eine Verarbeitungsstrategie, nämlich indem er seine eigenen Kabinettssitzungen einberuft, finde ich herrlich. Ganz besonders sympathisch an Effi finde ich, dass er auch über sich selbst den Kopf schütteln kann und sich nicht für das Maas aller Dinge hält.


    Leider muss ich mal wieder feststellen, dass meine Geschichtskenntnisse minimal sind. Was war zur Erscheinungszeit des Romans 1991 (ich vermute, dass der Roman in seiner Gegenwart spielt) eigentlich gerade besonders aktuell in Israel. Was hatte es genau mit dem Sechstagekrieg auf sich, etc. Ich muss mich da zumindest ein bisschen kundig machen.


    Der Sechstagekrieg fand 1967 statt und hat sich dieses Jahr zum 40ten Mal gejährt. In diesem Krieg, der wirklich nur 6 Tage dauerte, hat Israel sehr viele strategisch wichtige Orte wie den Golan und die Sinai-Halbinsel eingenommen und vor allem Jerusalem. Bis 1967 war den Juden der Zugang zu der Klagemauer verwehrt, da Ost-Jerusalem und die Altstadt (in der sich die Klagemauer befindet), so wie das Westjordanland unter Jordanischer Herrschaft befanden. Am Ende des Krieges hat Israel das komplette Westjordanland, den Gazastreifen, Jerusalem, die Sinai-Halbinsel und den Golan eingenommen. Die Sinai-Halbinsel wurde allerdings 1982 durch das Camp-David Abkommen besiegelt an Ägypten zurückgegeben.




    Tina

  • Ach ja, das mit der Verzettelung durch zu Parallellektüre kenne ich sehr gut, Tina :zwinker: . Auch bei mir sind es zur Zeit drei Bücher.


    Mittlerweile ist Fima auch mir richtig ans Herz gewachsen. Seine Tolpatschigkeit, seine tiefe Menschlichkeit, seine ständigen Gedanken über Gott und die Welt und vor allem auch über Sprache, seine Art, bei seinen Freunden vorbeizugucken und diese bis spät abends vollzureden, sowie die Tatsache, dass er Tschechow lieber mag als Marquez, dies alles wird mir immer sympathischer. Ich verstehe jetzt, weshalb seine Freunde ihn so sehr mögen, auch wenn er ihnen manchmal auf die Nerven fällt.


    Danke für den Geschichtsunterricht, Tina.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    ich habe soeben das 11. Kapitel beendet nach wie vor bin ich wie immer von Amos Oz' Schreibstil hingerissen. Seine plastische Beschreibung der Protagonisten von Charakter wie auch Äußerem ist genial.
    Nina finde ich sehr sympathisch, Fimas Vater ist ein Original mit dem ich gerne mal einen Kaffee trinken würde und Annette ist einfach nur grässlich. Kein Wunder, dass ihr Mann es nicht mehr ausgehalten hat, vielmehr ein Wunder dass er es überhaupt solange ausgehalten hat.


    Fima ist zu gutmütig und nimmt sich viel zu sehr, viel zu viele Dinge zu Herzen. Ihm würde sogar guttun, einfach mal ein bisschen oberflächlicher zu sein und nur an sich zu denken. Sein Vater hat Recht. Er muss an sich denken, denn wenn nicht jetzt, wann denn dann? Natürlich ist es wichtig und gut Interesse an seiner Umwelt und seinen Mitmenschen zu haben, aber manchmal ist gesunder Egoismus angebrachter. Ich habe da in vielem was sein Vater sagte zugestimmt.
    Bevor man die Welt der Politik und der Macht verändern will, sollte man erst einmal in seinem eigenen kleinen Universum anfangen. Erst dann kann man sich ruhigen Gewissens, den größeren und entfernteren Dingen zuwenden.
    Fima wurde gerade im 10. Kapitel als ziemlicher Trottel dargestellt, der immer den kürzeren zieht und siehe da, am Ende ist er auch da angelangt, wo aus Traurigkeit Wut und Zorn wird.
    In Anbetracht der späten, oder wohl eher frühen Stunde, werde ich mich jetzt in die horizontale begeben und in der Heija noch etwas weiterlesen. Morgen werde ich mich dann wohl erst einmal wieder Thomas Hardy widmen. Ich glaube einen größeren Kontrast, was Literatur angeht kann man sich kaum aussuchen, aber so komme ich wenigsten nicht in die Verlegenheit, die beiden Bücher durcheinander zu werfen (gedanklich gesehen). :breitgrins:


    Ich bin so froh, dass ich noch so viele Bücher von Amos Oz habe, die ich noch nicht gelesen habe. :klatschen: Da hat man doch immer wieder was worauf man sich freuen kann, wenn man an seinem SUB-Regal vorbeiwandelt. :zwinker:


    Tina

  • Mittlerweile im 9. Kapitel angelangt, bin ich auch immer begeisterter von dem Buch. Fimas Vater ist eine herrliche Figur, und jetzt wissen wir auch, woher Fima seine Redefreude hat :smile: . Sein Vater kann sogar ihn in Grund und Boden reden. Gleichzeitig ist auch der Vater eine sympathische Figur: wohlhabend, das Leben genießend, aber gleichzeitig auch immer auf das Wohl seiner Mitmenschen bedacht. Ganz und gar nicht knauserig spendet er gerne Geld für alle möglichen guten Zwecke und fühlt sich immer noch (typisch Eltern - das kommt mir irgendwie bekannt vor :zwinker: ) für seinen mittlerweile über 50jährigen Sohn verantwortlich.


    Noch mehr als das 8. Kap. mit dem Vater fasziniert mich aber das 9. (soweit ich es bisher gelesen habe). Wie Fima anhand von jeder Kleinigkeit beginnen kann über das Leben in allen seinen Facetten nachzudenken, ja wie ihn selbst der Anblick einer Kakerlake dazu bringen kann zu philosophieren, das ist ganz großartig beschrieben und bietet auch mir jede Menge Anreize, selbst über Leben, Mensch-sein etc nachzudenken. entsprechend lngsam komme ich auch in dem Buch voran; ständig muss ich Pausen machen, da mein Gehirn auf Hochtouren läuft. So liebe ich meine Bücher! Leider bin ich zur Zeit mal wieder voll am Arbeiten, und nach 2 Uhr nachts klappt die Oz-Lektüre einfach nicht mehr. Da brauche ich leichtere Kost. Der Gegensatz zwischen Oz und Thomas Finn (deutsche Fantasy) ist wahrscheinlich noch größer als der zwischen Oz und Hardy.
    Dass Fima vor lauter Gedankenarbeit nicht dazu kommt, seine Wohnung und sich selbst ein bisschen besser in Schuss zu halten, ist allerdings ein Problem. Auch um sich selbst sollte er sich etwas kümmern. Seinem Vater ist es besser gelungen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen eigener Person und Umwelt zu finden; Fima könnte von ihm noch einiges lernen. Aber fima ist ja auch erst 50 und hat noch Zeit, neues zu lernen.


    Was haltet ihr übrigens von dem Gedanken "Ihr (die Kinder) seid die Bäume, wir (die Erwachsenen) sind der Dünger"? Im Zusammenhang mit der Frage, was von uns an Erhaltenswertem, Erinnerungswertem bleibt, ist dies gar nicht so dumm*. Wir leben in denen weiter, die nach uns kommen, und wenn wir ihnen gute Lebensbedingungen bieten, dann ist das eine ganze Menge.


    *auch wenn es für mich grenzwertig in Richtung "kluger und ach so tiefsinniger Spruch" (gerne im Zusammenhang mit einem ach so schönen Foto von entweder einer taubedeckten Blume oder einer Landschaft im Frühnebel :rollen: ) geht. Auf so was reagiere ich allergisch, auch wenn ich dem Inhalt im Prinzip zustimme.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Was haltet ihr übrigens von dem Gedanken "Ihr (die Kinder) seid die Bäume, wir (die Erwachsenen) sind der Dünger"? Im Zusammenhang mit der Frage, was von uns an Erhaltenswertem, Erinnerungswertem bleibt, ist dies gar nicht so dumm*. Wir leben in denen weiter, die nach uns kommen, und wenn wir ihnen gute Lebensbedingungen bieten, dann ist das eine ganze Menge.


    Das fand ich auch interessant, aber sehe es eher so, dass die Kinder schon selbst etwas aus ihrem Leben machen müssen, dass es nicht darum geht den Kindern etwas zu hinterlassen, sondern sie mit guten Nährstoffen zu versorgen, wie z.B. mit gutem Vorbild für Toleranz, Mitgefühl und Liebe.



    *auch wenn es für mich grenzwertig in Richtung "kluger und ach so tiefsinniger Spruch" (gerne im Zusammenhang mit einem ach so schönen Foto von entweder einer taubedeckten Blume oder einer Landschaft im Frühnebel :rollen: ) geht. Auf so was reagiere ich allergisch, auch wenn ich dem Inhalt im Prinzip zustimme.


    Ich liebe Bilder von taubedeckten Blumen und einer Nebellandschaft. :redface: In der Beziehung, (wie auch in vielen anderen) bin ich einhoffnungsloser Romatiker, auch wenn man das bei meinem hexenhaften Benehmen manchmal gar nicht denkt. Ich glaube das liegt daran, dass ich hoffnungslos verliebt bin. :zwinker:


    Fimas Lebensumstände finde ich ziemlich grußelig und das Zwigespräch mit der Kakerlake fand ich sehr amüsant, wobei die bei mir (zum Glück nicht vorhanden) trotzdem im Staubsauger landen würde.
    Was um himmelswillen ist ein Schleuderschwanz? Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich hierbei um eine Eidechse handelt. Diesen Begriff habe ich mein Lebkuchentag noch nicht gehört.


    Tina


    Tina


  • Ich liebe Bilder von taubedeckten Blumen und einer Nebellandschaft. :redface:


    Ach, eigentlich habe ich auch nichts gegen solche Bilder an sich, nur in Verbindung mit besagten Lebensweisheiten sträuben sich mir die Nackenhaare.



    Was um himmelswillen ist ein Schleuderschwanz? Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich hierbei um eine Eidechse handelt.


    Meinst du das Vieh, das im 9. Kapitel an der Wand sitzt, und Fima zu weiteren Philosophierereien anregt? Das ist bei mir eine "ödla", also (Eid-)echse.


    Eigentlich schreibe ich heute nur, um euch mitzuteilen, dass mein Modem zu Hause heute nicht funktionierte. Da ich die nächsten 2 Nächte freihabe, ist es möglich, dass ich erst Freitagnacht wieder ins Internet komme. (Es sei denn, das Modem berappelt sich wieder.)

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Ihr beiden,


    endlich melde ich mich auch mal wieder - entschuldigt bitte, aber ich hab gerade soviel Arbeitsstress, dass ich weniger zum lesen und fast gar nicht ins Internet komme. Und dann habe ich heute morgen auch den "Stress" hier so richtig realisiert, als ich festgestellt habe, dass einige (unter anderem Dora :entsetzt:) von der Bildfläche verschwunden sind. Sehr traurig, wie ich finde.
    Aber irgendwie wurde mir noch deutlicher bewußt, dass ich in den letzen Wochen auch immer weniger ins Forum schauen wollte - jedenfalls: lange Rede, kurzer Sinn: ich möchte Euch nur mal sagen, dass ich es sehr nett mit Euch finde und mich immer wieder überaus auf unsere kleinen Leserunden freue!
    Jetzt muss ich Euch auch einmal :rudelknuddeln:! :redface:



    So, und damit ich nicht ermahnt :zwinker: werde, noch etwas zum Buch:
    mittlerweile habe ich das 10.Kapitel durch und wollte schon mehrmals sagen/ schreiben, dass ich finde, dieser Amos Oz ist einer der besten - aber dann fiel mir ein, dass ich das bislang jedes Mal dachte... Ist das nicht herrlich? Jedes Buch von ihm ist anders, aber mit fast jedem fühle ich mich rundherum wohl!? Ich wünsche mir so sehr, dass Amos Oz bald den Literaturnobelpreis erhält, irgenwann eine wundervolle komplette Werkausgabe von ihm erscheint und er irgendwann nach Deutschland kommt und es mir irgendwie möglich sein wird, ihn zu sehen. (Heute verfalle ich ständig ins lamentieren. :rollen: Ob das an Fimas Einfluß liegt? :breitgrins:)


    Fima ist im übrigen eine tolle, liebenswerte Figur. Ich frage mich ehrlich gesagt bei dieser Lektüre häufiger, ob Amos Oz solche Menschen kennt und aus ihnen seine Romancharaktere strickt? Es wäre zu schön, so jemandem wie Fima oder Baruch einen Tag lang zuzuhören...
    Irgendwie möchte ich Fima manchmal gerne ein wenig anstubsen, ihn unterbrechen und mit ihm diskutieren oder aber ihn zu ein klein wenig mehr Ordnung in seiner Wohnung anregen. Auch seine Frauengeschichten sind nicht so ganz koscher - obwohl ich ihn eigentlich ziemlich rührig im Umgang mit Frauen, seinem Verständnis von menschlichen Beziehungen und/ oder sein Verhältnis zum Sex finde. Seine Frauen finde ich hingegen alle etwas gewöhnungsbedürftig - wenn auch sympathisch. Besonders Nina Gefen: eigenartig, ihr mütterliches Putzverhalten in Fimas Wohnung, aber ich finde sie durchweg sehr interessant, alleine schon wegen ihrer (äußerlichen) Beschreibung.
    Beispielsweise diese Annette (die ja offensichtlich auf ihn reagiert) finde ich dagegen ganz furchtbar.


    Bei Ted bin ich ehrlich gesagt noch etwas gespalten: einerseits finde ich seinen Umgang mit Fima ziemlich gut, lässt ihn mit dem Jungen Freundschaft schließen und unterhält sich selbst (gerne?) mit ihm in seiner eigenen Wohnung. Eher ungewöhnlich für den Umgang mit dem vorherigen Mann seiner Frau, oder?
    Baruch ist einfach nur klasse: alleine die Szene, wie er dem Taxifahrer nachwinkt - weil jeder Abschied für ihn der letzte sein kann. :smile:


    Bleibt für mich zusammenzufassen: das Buch lässt sich von mir nicht sonderlich schnell lesen, aber das macht nichts, weil es mal wieder sehr viel Spaß macht!


    Viel Spaß auch Euch weiterhin!


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Na Gott sei Dank, Dubh, dass du dich wieder meldest. Ich hatte schon befürchtet, auch du hättest das Forum verlassen.
    Ich :rudelknuddeln: euch auch mal. Leider hat sich meine Befürchtung bestätigt: das Modem scheint endgültig den Geist aufgegeben zu haben, und ich habe keine Ahnung, wann ich ein Neues bekomme. Daher werde ich nächste Woche da dienstfrei höchstens kurzzeitig in einem Internetcafé ins Netz kommen :sauer: .


    Mittlerweile befinde ich mich im 16. Kapitel. Ich bin weiterhin vom Buch begeistert, allerdings fällt es mir schwer, etwas dazu zu schreiben. Viel zu viele Fragen werden angesprochen, als dass ich sie alle hier behandeln könnte. Als größte Frage kristallisiert sich für mich allerdings die Frage nach dem Sinn des Lebens heraus. Wozu leben wir? Was sollen wir aus unserem Leben machen? Was ist wirklich wichtig? Was bleibt von uns?
    Mit diesen Fragen kämpft wie jeder Mensch auch Fima, der allerdings setzt sich bewusster mit ihnen auseinander als viele andere. Er mag ja seine Schwächen haben, aber eins muss man ihm lassen: er lebt intensiv, nicht im Halbschlaf wie manche anderen Menschen. Ihm ist alles wichtig, worin er mich an einen Jugendlichen erinnert. Er will sich nicht mit Halbheiten zufrieden geben, nur fehlt ihm etwas der Sinn für die kleinen Dinge des Lebens, wie z. B. der Haushalt. Aber auch dort macht er Fortschritte :breitgrins: . (Oder ist es nur eine einmalige Aktion und hat es ähnliche schon früher gegeben?)
    Ich bin gespannt, wie er sich weiter entwickelt.


    Bis demnächst,
    Saltanah

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo? Jemand hier?
    Na ja, auch ich bin ja eigentlich nicht wirklich hier. Erstens komme ich zu Hause immer noch nicht ins Netz und zweitens habe ich letztes Wochenende zu allem Überfluss auch noch mein Buch hier auf der Arbeit liegengelassen und konnte daher noch nicht einmal weiterlesen.
    Morgen früh werde ich es aber garantiert mit nach Hause nehmen, darin lesen und - so mein Internetlieferant will - auch mehr dazu schreiben.


    Tschüss,
    Saltanah

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hi Saltanah,


    ich bin noch hier, aber mein Kopf kann momentan kein einziges Buch aufnehmen, weil ich völlig konfus bin. Meine Gedanken kreisen in einem fort um ein und das selbe und Amos Oz hat es nicht verdient halbherzig gelesen zu werden. :redface: Ich WILL lesen, aber ich kann es nicht. :sauer: Ach, das ist vielleicht besch..., denn es könnte mich ja eingeltich ablenken. Ich werde jetzt heute Abend noch einen Versuch starten, denn mit Henry James auf englisch komme ich gar nicht weiter. Ich bin nicht wirklich glücklich über diesen Zustand. Ich hoffe dass Dein Internetzugang bald wieder funktioniert.


    Tina

  • Hallo Ihr beiden,


    sorry, dass ich so plötzlich abgetaucht bin, aber da waren diverse Hindernisse in den letzten Tagen und Wochen: erst fühlte ich mich allein auf weiter Flur :zwinker:, dann häuften sich ungewöhnliche Zustände auf der Arbeit, eine Leserunde oder besser das Buch dazu (Das neue Leben) verwirrte mich zusehends, schließlich gab es auch noch einen Todesfall in der Familie und dadurch war ich knapp eine Woche gar nicht zuhause.


    Auch wenn in den nächsten Tagen einiges nachzuholen ist, wir lesen uns sicherlich bald wieder... :winken:


    Derweil liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo,


    ich versuche jetzt erneut das Buch weiter zu lesen in der Hoffnung, dass ich nun Amos Oz die Aufmerksamkeit zu Teil werden lassen kann, die er verdient.


    Besonders hat mir eben gefallen und aus der Seele gesprochen der Abschnitte aus dem Kapitel 23 - Fime vergißt, was er vergessen hat :


    [...]Das Hauptproblem liegt nicht im Vergessen, sondern im Verebben: Wille, Sehnsüchte, Erinnerungen, körperliche Leidenschaften, Wißbegier, Begeisterung, Freudengefühl, Großzügigkeit - alles verebbt. Wie der Wind auf den Hügeln verebbt, so verebbt die Seele. Allerdings verebbt auch der Schmerz ein weing im Lauf der Jahre, aber gemeinsam mit dem Schmerz verebben die Lebenszeichen. [...]


    Gerade habe ich mit einer Freundin darüber unterhalten, ob es nicht schlimm ist, dass man leidet wenn man liebt. Ich habe versucht ihr meine Sichtweise zu erklären, dass für mich auch durch das Leiden und den Schmerz einer unerfüllten Liebe, trotzdem die Gefühle extrem an Intensität und Tiefe gewinnen, die auch ein Zeichen dafür sind, dass man wirklich aktiv lebt, aber vielleicht sollte ich ihr einfach dieses Zitat mailen, denn es sagt genau, was ich nicht geschafft habe zu erklären. Manchmal finde ich es richtig erschreckend, wie oft ich ein Buch genau im richtigen Moment meines Lebens zur Hand nehme.


    Tina

  • Hallo,


    ich habe gestern Nacht das Buch beendet und es war wieder einmal ein Leseerlebnis, wie manes Amos Oz gewohnt ist. Je öfer ich ein Buch von ihm lese, desto größer wird der Wunsch in mir, mich einfach mal mit diesem Mann bei einem Kaffe zu unterhalten. :breitgrins: einfaszinierender Autor mit faszinierenden Ansichten und Charakteren. Zum Glück habe ich noch einen Stapel ungelesener Bücher von ihm, so dass ich immer noch ein paar litaerarische Schmankerl in petto habe. :breitgrins:


    Hier ist meine Rezension zu diesem Buch


    Liebe Grüße Tina


    P.S. Saltanah, funktioniert eigentlich Dein Modem wieder. Ich habe es nicht so mitbekommen, da ich momentan nicht allzu oft im Forum bin, aber ich merke, dass ich vermisse Dich zu lesen. :smile: