Sven Lindqvist: Wüstentaucher

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  • Auf den Spuren von Dichtern, Träumern und Generälen


    Die Wüste hat immer schon eine seltsame Faszination vor allem auf Europäer ausgeübt. Nicht nur Forscher und Entdecker, sondern auch Künstler und Literaten haben sie besucht und sind ihr verfallen. Die Einsamkeit und das unbarmherzige Klima, aber auch die fremdartige Kultur der Einheimischen haben häufig als Inspiration gewirkt.


    Gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als große Teile der Sahara technisch noch zu europäischen Kolonialmächten gehörten oder die nordafrikanischen Nationalstaaten gerade im Entstehen waren, war die große Wüste für viele Dichter und Schriftsteller ein Rückzugsort, an dem sie sich von den Zwängen der heimatlichen Gesellschaften befreien und auch einmal einfach die Identität wechseln konnten. Sven Lindqvist verfolgt auf seiner Reise die Spuren von Antoine de Saint-Exupéry, Michel Vieuchange, Eugène Fromentin, Pierre Loti, Isabelle Eberhardt und André Gide, deren aller Schicksal eng mit der Sahara zusammen hängt.


    Damit ist dieses Buch eine spannende Mischung aus Autobiographie mit biographischen Einschüben, die Reise Lindqvists verbindet sich mit den jeweiligen Reisen der Kapitelprotagonisten. Dazu kommen immer wieder essayistische Einschübe, in denen er philosophische, historische und politische Einsichten über die Regionen verbindet. Vor allem in diesen Passagen wird deutlich, wie mythenbehaftet die Wüste für Europäer ist. In diesen Mythen liegt in den meisten Fällen auch die Reisemotivation, und ihre Zerschlagung durch die Konfrontation mit der Wirklichkeit - gestern ebenso wie heute - lässt auch dem Leser deutlich werden, wie falsch sein eigenes Bild doch häufig ist. Erhalten bleibt einzig der unwiderstehliche Zauber der Landschaft und Natur, die jeden Reisenden immer wieder in ihren Bann zieht und offenbar schwerst süchtigmachend ist - unabhängig von den Schrecken, denen man ansonsten begegnet.


    Dies ist ein faktenreiches und dennoch ungemein poetisches Buch. Wüstenreisende, “Wüstentaucher”, verfallen unausweichlich der Faszination der Einöde, auch wenn sie sich in der Regel anders darstellt als in ihren Vorstellungen. Auch Lindqvist selbst kann sich diesem Zauber nicht entziehen; seine Beschreibungen lassen kein Detail aus und sind doch fließend und voller Emotionen. So hinterlässt er beim Leser ein zwiespältiges Gefühl aus Entsetzen und Verzauberung, das noch lange nachschwingt.


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  • Wow, das klingt ja hochinteressant! Zum einen habe ich eh etwas für Reisebeschreibungen übrig, dann steht auch noch die Sahara im Mittelpunkt (was bei mir meinen Afrika-Reflex auslöst) und dann muß ich zugeben, daß sich meine eigene Faszination „Wüste“ durchaus aus denselben Quellen speist – da bin ich also wohl (im Sinne dieses Buches) ein „typischer“ Europäer. Danke für diese interessante Rezi!


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Danke, dass du mich an diesen Lindqvist erinnerst, Twilight.
    Vor Jahren wollte ich mir das Buch schon zulegen, aber irgendwie entfiel es mir dann doch wieder meinem Gedächtnis.

    Wir sind irre, also lesen wir!