Alice Munro - Tricks

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.553 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kaluma.

  • Alice Munro – Tricks
    Acht Erzählungen


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Zur Autorin (Klappentext):
    „Alice Munro, die 1931 in Ontario geboren ist, gehört zu den bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart und gilt seit Jahren als Kandidatin für den Literaturnobelpreis. Mit ihrem umfangreichen erzählerischen Werk – sie hat zehn Erzählungsbände und einen Roman veröffentlicht – ist sie Beststellerautorin in ihrem Heimatland Kanada und der gesamten angelsächsischen Welt. Munro wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter für „Die Liebe einer Frau“ mit dem Book Critics Circle Award und dem Giller Prize, welchen sie ein weiteres Mal für ihre Sammlung „Tricks“ erhielt. Alice Munro lebt in Ontario und in British Columbia.“


    Inhalt:
    Im Mittelpunkt der acht Erzählungen stehen Frauen unterschiedlichen Alters, von jungen Mädchen bis hin zu Großmüttern, und die Beziehungen, die sie zu ihren Mitmenschen haben. Munro zeigt die Frauen in ihrem alltäglichen Leben, sie wirken wie unsere Freundinnen, Kolleginnen und Nachbarinnen mit den scheinbar überall gleichen Freuden und Schwierigkeiten. Doch jeder dieser Frauen geschieht im Laufe der Erzählung (die manchmal nur wenige Tage abbildet, manchmal auch Jahrzehnte überspringt) etwas, was ihr ganzes Leben verändert – alles Kleinigkeiten, deren Tragweite zunächst gar nicht abgesehen werden kann. Meistens enden die Geschichten an diesem Punkt. Alles Weitere bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.


    Meine Meinung:
    Am Anfang fiel es mir schwer, das Buch zu lesen, weil ich seit Jahren fast nur noch Romane lese und mir die Kürze der Geschichten fremd erschien. Aber dann hat es mich doch gepackt, denn bei all der Kürze hatte ich nach den Geschichten doch das Gefühl, einen ganzen Roman gelesen zu haben. (So ähnlich steht das auch im Klappentext – und es stimmt wirklich.)
    Der Inhalt erscheint manchmal beängstigend – ich mag mir gar nicht ausdenken, welche winzigen Kleinigkeiten eine Wende im Leben herbeiführen können. Zum Beispiel erfährt in einer der Geschichten eine Frau erst im fortgeschrittenen Alter, warum ihre erste große Liebe gescheitert war – es lag schlussendlich daran, dass sie das falsche Kleid trug. Obwohl das jetzt vielleicht eher witzig oder albern geklungen hat, ist es beim Lesen der Geschichte doch ein entsetzlicher und tragischer Moment.
    Munros Sprache ist nüchtern und präzise, sie verzichtet auf jegliche Sentimentalität und bezieht die Position einer unbeteiligten Beobachterin. Gerade diese Distanz ermöglicht es dem Leser, selbst in die Geschichten hineinzufinden.


    Ich gebe 4ratten


    Es war gut, das Buch gelesen zu haben. Trotzdem bleibe ich lieber bei Romanen, denn eine Kurzgeschichte richtet den Scheinwerfer nur auf eine Person oder ein Leben. Ich mag es aber, wenn die ganze Bühne beleuchtet wird und auch der Hintergrund gezeigt wird und die Nebenpersonen eine eigene Geschichte bekommen.


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Ich habe mit meinem Monatsrundenbuch begonnen:


    Tricks von Alice Munro


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Beschreibung auf der Buchrückseite:


    "Tricks" - neue meisterliche Erzählungen von Alice Munro. Geschichten, die von Frauen und Mädchen handeln, von Bedrohungen, geheimen Sehnsüchten und Leid, von rätselhaften Mustern in vermeintlich unscheinbaren Leben - Geschichten von bestürzender Intensität und Dramatik.
    _________________________________


    Das Buch enthält acht Erzählungen, von denen ich bis jetzt vier gelesen habe. Die erste, Ausreißer, war gleich ein ziemlicher Hammer. Hier steckte einiges an zwischenmenschlicher Dramatik drin. Wie schon in "Zuviel Glück" fällt mir wieder auf, daß die Männer bei Alice Munro manchmal recht schlecht wegkommen: der Mann von Carla (der Hauptperson von Ausreißer) ist ein ziemlicher Schweinehund.


    Die nächsten drei Erzählungen gehören zusammen, hier wird in Schlaglichtern das Leben von Juliet, Philologin und Lehrerin, beschrieben. Sie hat nicht gerade viel Glück im Leben, besser gesagt erfährt zwei ziemliche Schicksalsschläge. Auch das kenne ich aus den bisher gelesenen Geschichten von Alice Munro schon.


    Beide Geschichten, sowohl Carlas als auch Juliets, haben ein offenes Ende. Auch über einige andere Erlebnisse/Geschehnisse darf der Leser sich seine eigenen Gedanken machen, und sich auch wundern. Vieles wird zwischen den Zeilen erzählt.


    Wie schon in Zuviel Glück sind mir ein paar sprachliche Ausrutscher aufgefallen, ungeschickte Formulierungen einmal wird in einem Satz vom korrekten Genitiv zum falschen Dativ gewechselt, und einmal erscheinen Lärchen in einer Aufzählung von Laubbäumen... Kleinigkeiten, aber man stolpert drüber. Ob es an der Übersetzung liegt?


    Trotzdem gefallen mir die Erzählungen sehr gut und sind so fesselnd, daß ich das Buch kaum weglegen kann. Das ist gut, denn bis Dienstag muß ich es gelesen haben.


    Das Cover finde ich übrigens ausgesprochen schön!

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Ich habe das Buch beendet, wobei ich die letzte Erzählung etwas langatmig fand, was aber vielleicht auch an meiner knappen Lesezeit liegen könnte, ich wollte/mußte das Buch schnell beenden.


    Die restlichen vier Erzählungen waren wieder voneinander unabhängig, so daß man sich immer wieder auf neue Personen einlassen mußte. Doch sie waren genauso spannend wie die vier ersten und ein Gutteil rätselhaft... In der letzten Erzählung gibt es wieder einmal einen Mann, der eine so üble Rolle spielt, daß man es kaum glauben mag und geneigt ist, an der Wahrnehmung der Hauptperson zu zweifeln.


    Alles in allem war es eine sehr lohnende Lektüre, und ich werde ganz sicher noch mehr von Alice Munro lesen! Meine abschließende Meinung findet ihr im Thread zum Buch.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Alice Munro: Tricks


    Diese acht Erzählungen (von denen drei eine zusammengehörige Folge bilden) haben vorwiegend Frauen als Hauptpersonen und schildern deren Alltagsleben. Oftmals werden nur ein paar Tage geschildert, in denen etwas Wesentliches passiert oder wesentliche Weichen für das Leben der Hauptperson gestellt werden, und im zweiten Teil der Erzählung wird dann ein Schlaglicht auf das Leben der Person viele Jahre später, meist im Alter, geworfen und es wird beschrieben, wie dieses Leben als Folge der anfangs erzählten Ereignisse und getroffenen Entscheidungen aussieht.


    Die zwischenmenschlichen Beziehungen, vor allem innerfamilär, zu Eltern, (Ehe-)Männern und Kindern, spielen hier eine tragende Rolle. In den meisten Erzählungen geschieht etwas Ungewöhnliches, Kurioses, Dramatisches oder Rätselhaftes, der Zufall hat einen großen Einfluß, und viele der Figuren haben ein eher trauriges Schicksal.


    Diese Verknüpfung von banalen Alltagsdingen und außergewöhnlichem Schicksal macht einen großen Teil des Reizes der Geschichten aus. Außerdem sind die Geschichten bezaubernd und fesselnd geschrieben, sie ziehen den Leser unweigerlich in ihren Bann. Alice Munro versteht es, wesentliche Nuancen der Beziehungen zwischen Menschen sehr genau zu schildern und in der Kürze der Geschichten auf den Punkt zu bringen. Alle Figuren werden lebendig und zeigen ihren eigenen Charakter. Besonders die Männer erscheinen in etlichen Geschichten jedoch unstatistisch oft als ziemlich üble Gesellen.


    Es bleibt genügend ungesagt, dass der Leser zwischen den Zeilen lesen kann und sich seine eigenen Gedanken über manche Zusammenhänge machen kann, es gibt auch manchmal mehere Möglichkeiten, das Geschriebene zu deuten.


    Obwohl die Erzählungen an einem Stück gelesen schließlich etwas deprimierend wirkten, haben sie mir dennoch sehr gut gefallen, abgesehen von ein paar sprachlichen Holpereien.


    4ratten

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Zum Beispiel erfährt in einer der Geschichten eine Frau erst im fortgeschrittenen Alter, warum ihre erste große Liebe gescheitert war – es lag schlussendlich daran, dass sie das falsche Kleid trug.


    Nein - so wie ich es verstanden habe, lag es eben nicht am Kleid, sondern sie dachte das nur die ganze Zeit. In Wirklichkeit war es

    Und diese Wahrheit hat sie erst als alte Frau erfahren... wobei man hier schon noch einiges andere rätselhaft finden kann.


    Aber, ich habe mir gesagt, wenn es eine solch entscheidende Rolle spielt, ob eine Frau im richtigen Moment das richtige Kleid anhat, dann kann es sowieso nicht die große Liebe gewesen sein.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.