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Vor ein paar Wochen habe ich dieses Taschenbuch als Querverweis in einem anderen Buch gehabt. Es hieß Brodkey sei wohl der beste wenn es darum ginge, wenn beschrieben wird, wie eine Frau zum Orgasmus kommt. Das wollte ich natürlich genauer wissen und besorgte mir das Buch. Es handelt sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten, die alle in einem bestimmten Moment des Lebens spielen. Ich mag jetzt hier nicht zu allen was erzählen (zumal einige dabei waren, die mich nicht sooo begeistert haben), aber ein paar Worte zu denen, die ich als echte Perlen empfunden habe:
Der verschwenderische Träumer
Ein junger Mann, Regisseur, gerade dabei, den nächsten erfolgreichen Film zu drehen, erfährt, dass seine Großmutter gestorben ist. Er blickt zurück auf ihr Leben und die Verbindungen zu seinem. Dabei macht er einige Entdeckungen, die ihm früher nicht bewusst gewesen sind. Dies alles passiert auf der Fahrt vom Hotel zum Drehort. Zwei Handlungen (die Fahrt, seine Kindheit) werden ineinander verwoben. Teilweise weiß man gar nicht mehr, ob man gerade in Italien oder auf dem Anwesen in den USA ist. Das Fazit des jungen Mannes: Unerwartet.
Der Schießstand
Die Geschichte einer jungen Frau, die Ideale hatte. Sie war Kommunistin und liebte einen Fabrikarbeiter. Aber der war verheiratet und sie wollte nicht, dass er seine Familie verlässt. Also kam das Leben anders und sie heiratete einen Mann, für den sie nie dasselbe empfinden konnte. Sie bekam Kinder und wurde von ihrem Mann betrogen, und am Ende musste sie sich fragen: Was hast du erreicht?! Schockierend, irgendwie berührend, sprachlich wahnsinnig stark geschrieben.
Hieraus mein Lieblingszitat: "In der Liebe war sie Kapitalist."
Unschuld
Wie eingangs erwähnt: Ein Mann will eine Frau zum Orgasmus bringen. Die beliebte, gut aussehende Studentin hatte zwar schon viele Sexualpartner, konnte aber noch nicht zum Höhepunkt kommen. Sie kann es einfach nicht, meint sie. Also setzt sich Willy zum Ziel, genau das zu schaffen. Über 50 Seiten wird das bunte Treiben dargestellt, mal vulgär, mal in wissenschaftlicher Distanziertheit, mal absolut sinnlich.
Das waren die drei, die mir am besten gefallen haben. Inhaltlich passiert nicht allzu viel in den Stories: Es sind eher Momentaufnahmen, die sich in den Köpfen der Personen abspielen. Aber sprachlich ist es ein Hammer! Die Charaktere werden unwahrscheinlich ausgeformt und in den "normalsten" Momenten des Lebens dargestellt. Man kann gedanklich immer dabei sein. Man spürt die Hitze Italiens und den Wind beim Bootfahren oder die Schmerzen der Frau, die ihr Kind verliert. Naja, so in etwa halt.
Mir haben nicht alle Stories so richtig gut gefallen, was sicherlich an den Themen lag. Aber insgesamt absolut empfehlenswert. Kurze Geschichten, die man auch mal zwischendurch lesen kann. Wobei einen die ein oder andere schon ein wenig runter ziehen kann. Man hat halt was zum Nachdenken...
LG
die Lidscha