Amitav Ghosh – Bengalisches Feuer oder Die Macht der Vernunft

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    Inhalt: Der Waisenjunge Alu kommt zu seinem Onkel Balaram, der ein besonderes Interesse an der pseudowissenschaftlichen Phrenologie hat und in Alus Kopf ein exquisites Studienobjekt wittert. Es braucht aber einige Zeit, bis der Junge genug Zutrauen zu seinen Verwandten gefaßt hat, um sich auf dergleichen einzulassen. Balaram ist eigentlich Lehrer in Lalpukur in Bengalen, aber die Zusammenarbeit mit Schulleiter ist konfliktbehaftet. Dieser ist vor allem Geschäftemacher und Politiker, während Balaram zu Studienzeiten einer „Rationalisten-Gesellschaft“ vorstand. So kommt es im Dorf, zusätzlich befeuert durch die Flüchtlinge aus Westbengalen, zu einer Zuspitzung der Lage, die in einem Flammenmeer endet. Alu entkommt als einziger und findet sich in einem Ölscheichtum am Persischen Golf als illegaler Arbeiter wieder. Dort zettelt er mehr unbewußt eine kleine Revolution an: In dem Viertel wird der Umgang mit Geld abgeschafft, weil es Keime transportiert. Hier zeigt sich das wesentliche Erbe seines Onkels, der ihm viel von Pasteurs Leben erzählt hat. Den Ordnungskräften des Scheichtums ist die Bewegung suspekt und als sich dann auch noch der indische Geheimdienst für Alu und seine Freunde interessiert, wird hart durchgegriffen. Alu kann erneut flüchten und wir finden ihn in Begleitung in Algerien wieder, wo es dann endlich zu etwas kommt, was halbwegs eine Auflösung darstellt.



    Meine Meinung: Merkwürdiges Buch. Von einem Kampf des Webers Alu „für die Vernunft und gegen den Aberglauben“, wie der Klappentext suggeriert, habe ich hier wenig gefunden. Auf den Onkel Balaram mag es noch ansatzweise zutreffen, aber auf Alu sicher nicht. Dieser ist furchtbar phlegmatisch aber nicht dumm, zumindest lernt er als Kind sehr schnell, aber das verliert sich über die Erzählung hinweg. Spätestens mit dem Verlassen Indiens macht er einfach nur noch den Eindruck eines Trottels, der höchstens die Hälfte von dem versteht, was um ihn herum passiert.


    Es gibt immer wieder gute und interessante inhaltliche Ansätze, sowohl im indischen als auch im arabischen Teil, aber diese stehen zu episodenhaft, zu vereinzelt. Ein roter Faden gleich welcher Art war für mich nicht erkennbar. Mit den Personen, das Tableau ist beträchtlich, konnte ich mich teils sehr gut, teils gar nicht anfreunden, die Qualität der Charakterzeichnung variierte stark. Gut gelungen, wenngleich furchtbar unsympathisch, sind der Kollege Balarams, und der „Anführer“ in dem Illegalen-Viertel in Arabien. Balaram selber ging mit mir seiner Phrenologie ziemlich auf die Nerven, so daß ich nach den ersten 50 Seiten, in denen fast ausschließlich von diesem Unfug die Rede war, schon versucht war, das Buch abzubrechen. Es wurde dann aber doch etwas besser, vor allem weil das Thema nicht wieder aufgegriffen wurde.


    Alles in allem ein Buch, das ich nicht hätte lesen müssen, zwar mit einigen guten Ansätzen, aber insgesamt zu wenig, daher eine knapp unterdurchschnittliche Bewertung:


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen