Klappentext
Man kann sich einfach nicht in Ruhe umbringen, wenn andere dabei zusehen. Und so kommt es, dass die vier Lebensmüden, die sich Silvester auf dem Dach eines Hochhauses begegnen, nicht springen, sondern sich gegenseitig ihre Geschichten erzählen: die Hausfrau Maureen, der Talkmaster Martin, das Mädchen Jess und der Musiker JJ. Die vier verabreden, mit dem finalen Sprung zu warten. So findet eine Gruppe von Menschen zueinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und die einander doch auf wundersame Weise zu helfen wissen …
Meine Meinung
Nick Hornby hat sich hier an ein Thema herangewagt, das man nur allzu leicht verbocken könnte. Der Autor ist jedoch in keines der vielen möglichen Fettnäpfchen getreten: er schreibt ironisch, aber nicht sarkastisch; er wird an den richtigen Stellen ernsthaft, aber nicht pathetisch; er porträtiert das Innenleben seiner Protagonisten, ohne in die Pseudopsycho-Falle zu tappen.
Martin, Maureen, JJ und Jess wechseln einander beim Erzählen der Geschichte ab, jedes Kapitel wird von jemand anderem aus der Ich-Perspektive geschildert. So bekommt der Leser erstens mit, wie jeder der vier Hauptakteure sich selbst und seine Umgebung wahrnimmt, aber auch, wer wie auf die anderen drei wirkt. Meistens wird dann mitten in einer Szene sozusagen abgeklatscht, und der Leser erfährt einen Wechsel des Blickwinkels auf das, was gerade passiert – was die Sache unheimlich interessant und kurzweilig gestaltet.
Jemand hat geschrieben, dass es trotz allem ein positives Buch ist, und das sehe ich genauso. Nicht positiv im Sinne von „alles wird gut“ oder irgendwelchen ach so lebensbejahenden Weisheiten – aber es deprimiert einen überhaupt nicht, was bei dem Thema und der Handlung ja eigentlich nahe liegend wäre. Immerhin ist es nicht so, dass die vier potenziellen Selbstmörder plötzlich eine Offenbarung erleben, wie sie ihr Leben meistern könnten – keineswegs. Und trotzdem hinterlässt das Buch ein angenehmes, vielleicht tröstliches Gefühl – ich habe darin Gedanken über Leben und Sterben gelesen, die mir in irgendeiner diffusen Form vielleicht davor schon im Kopf herumgeschwirrt sind, die ich aber noch nie so konkret formuliert vor Augen hatte.
Und nicht zu vergessen - ich konnte herzhaft lachen und habe mich wunderbar amüsiert!
Ich finde, Nick Hornby gelingt in „A Long Way Down“ eine perfekte Gratwanderung zwischen allem, was beim Schreiben so einer Geschichte schief gehen könnte – und das Ergebnis ist ein in meinen Augen 100% stimmiges und absolut bemerkenswertes Buch.