Andrew Taylor - Der Schlaf der Toten

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    „Der Schlaf der Toten“ ist ein typisch viktorianischer Krimi, da das Buch mal wieder im Winter spielt. Ich frage mich, ob ich mir das nur einbilde oder ob es in viktorianischen Roman tatsächlich meistens kalt ist.


    Die Hauptfigur Thomas Shields hat seinen ersten Job nach einer erfolglosen Liebe hingeworfen, hat sich freiwillig zum Krieg gemeldet, wurde verwundet und ist danach mit dem ganzen Leben nicht mehr klar gekommen. Nun hat er eine Stelle als Hilfslehrer und ist sich seiner untergeordneten Stellung und Abhängigkeit durchaus bewusst. Mehr oder weiniger zufällig und da die entsprechenden Schüler ihn mögen, wird er häufiger als Begleitung von den Freunden Charles Frant und Edgar Allan (Poe) für Fahrten nach Hause eingesetzt, was zu seiner tieferen Verwicklung rund um die Geschehnisse im Hause Frant führt. Ein Finanzskandal ruiniert die Frants und Shields verbringt den Winter in Begleitung der Jungen auf dem Landsitz eines Verwandten. Dort verdichten sich die Ereignisse verabreichen Shields den nächsten Schicksalsschlag.


    „Der Schlaf der Toten“ trägt im Original den Titel „The American Boy“ was zumindest etwas passender ist, aber auch direkt zu meiner Kritik führt. Der amerikanische Junge ist Edgar Allan Poe und um diesen als eine zentrale Figur sollte sich laut Planung auch die Handlung drehen. Nun fungiert der junge Poe zwar durchaus als Katalysator, dies aber eigentlich nur durch seine bloße Existenz und dadurch, dass er halt ein etwas zehnjähriger Junge ist. Seine Zukunft als Schriftsteller kündigt sich durch kein besonderes Verhalten an, so dass es sich meiner Meinung nach um Etikettenschwindel handelt, wenn man das Buch als Roman über Poes Kindheit beschreibt. Es hätte genauso gut bzw. schlecht mit jedem anderen Kind funktioniert. Schlecht- denn ich war eher enttäuscht vom Romanverlauf. Die Hauptfigur Thomas Shields stolpert durch die Geschehnisse und ist selten mehr als eine Schachfigur. Dabei ist er zwar nicht unsympathisch, aber manchmal so fernab des Lebens, dass man ihn nehmen und tüchtig durchschütteln möchte, damit er endlich einmal seinen Verstand einsetzt. Das Buch litt unter dieser Passivität, denn selbst wenn eine Leiche gefunden wurde, blieb bei mir immer der Eindruck, dass nichts passiert. Die Hintergründe werden dann auch nicht durch aktiv aufgedeckt, sondern per Geständnis eines Beteiligten erläutert. Die dichte viktorianisch-winterliche Atmosphäre konnte das Buch dann noch knapp vor dem Urteil „total langweilig“ retten, eine echte Spannung kommt bei der Lektüre nämlich nie auf.


    3ratten

  • Hi!


    Ich habe das Buch kurz nach dem Erscheinungstermin gelesen und ich mochte es ziemlich gut. Gerade die Unbeholfenheit des Lehrers Shields haben ihn mir sehr symphatisch gemacht, auch wenn ich ihn wegen seiner Trägheit ab und zu am liebsten geschüttelt hätte :breitgrins:
    Es stimmt schon, der junge Edgar Allan Poe ist absolut austauschbar, da habe ich mich auf gefragt, wieso ausgerechnet er noch eine Rolle spielen muss.
    Ich fand den Krimi in dieser düsteren viktorianischen Atmosphäre spannend und habe bis zur Auflösung richtig mitgefiebert. Preiswürdig fand ich den Roman trotzdem nicht. (Das Buch wurde 2003 mit dem "Historical Dagger" ausgezeichnet.) Es bietet ein paar unterhaltsame Stunden und lässt sich ziemlich leicht lesen - wahrscheinlich vor allem im Winter vor dem Kamin :smile:


    Ich vergebe aus der Erinnerung 3ratten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Wie soll ich das jetzt verstehen ??


    § Ratten gibt es für


    knapp vor dem Urteil „total langweilig“ retten Meine Interpretation: eher Finger weg, nur wenn nichts anderes da ist


    und


    - Ich fand den Krimi in dieser düsteren viktorianischen Atmosphäre spannend und habe bis zur Auflösung richtig mitgefiebert.
    Es bietet ein paar unterhaltsame Stunden und lässt sich ziemlich leicht lesen - wahrscheinlich vor allem im Winter vor dem Kamin -
    Meine Interpretation: Ruhig mal auf den SUB, der nächste Winter kommt bestimmt.


    Also 3 Ratten bei illy = besser Finger weg - 3 Ratten bei Alfa_Romeo = ruhig einmal ausprobieren


    oder interpretiere ich da was falsch


    fragt sich Dyke

  • Hi dyke!


    Wie in einem anderen Thread schon festgestellt wurde, werden Ratten hier nach höchst unterschiedlichen Kriterien vergeben und es bringt wenig bis nichts, sich an den Viechern zu orientieren. Ein einheitliches Rattenvergabe-System scheint mir eher utopisch - da bleibt halt nichts anderes, als sich die Rezi durchzulesen und sich über die Ratten nicht allzu viele Gedanken zu machen...


    Der Thread, in dem die Diskussion geführt wurde, ist übrigens der hier


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • So ein eindeutiges "Finger weg" war es nicht, man sollte halt nur keine Spannung erwarten :breitgrins:
    Wenn man nur viktorianische Winterstimmung haben will, ist das Buch durchaus lesbar.



    :winken:
    illy

  • Ich bin momentan ganz zufrieden mit dem Roman, habe aber schon den Eindruck das der Leser mit Edgar Allan Poe nur geködert werden soll um das Buch überhaupt in die Hand zu nehmen. Gut bei mir hat das ja schonmal funktioniert :breitgrins: Ich hatte den Roman sogar schon auf deutsch und englisch gleichzeitig ausgeliehen :lachen: (beim Ausleihen hab ich das natürlich nicht gemerkt *gg*) und dann doch wieder ungelesen abgegeben. Der Roman hat mich aber schon länger fast irgendwie verfolgt. Daher hab ich dann das Ebook gekauft. So ein richtig schöner, viktorianisch anmutender Winterschmöker ist genau das richtige für mich. Allerdings hatte ich mir doch ein klein wenig mehr Poe gewünscht.


    Thomas als Erzähler ist ganz nett aber irgendwie etwas farblos. Er lässt sich total herumschieben und nimmt das hin ohne es zu hinterfragen. Und dann seine ständigen Begehrlichkeiten bezüglich verschiedener Frauen... irgendwie wirkt das in der Handlung fehl am Platz, zu Mal der Roman sich sonst in eine ganz andere Richtung bewegt und eigentlich Sexualität im großen und Ganzen ausklammert.
    Und:
    [spoiler]Warum versucht Thomas eigentlich nicht mehr darüber herauszufinden warum Edgar und Charles sich so ähnlich sehen... das wird ja mehr als ein mal erwähnt. Da könnte man ja meinen das es doch irgendwie wichtig ist - und zwar nicht nur wegen einer eventuellen Entführung. [/url]

  • Meine Meinung:
    Meine anfängliche Begeisterung für den Roman hat sich mit der Zeit immer mehr relativiert. Kaum spielt er nicht mehr in der Schule sondern wechselt seinen Schauplatz ist man irgendwie von zum Teil eher banal zu lesenden Episoden umgeben... zu dem fand ich es nervig das der Erzähler immer wieder andeutet etwas falsch interpretiert zu haben und erst im Rückblick verstanden zu haben was diese, oder jene Begegnung bedeutet. Welche Handlungsweise er erst später verstanden hat - oft geht er nämlich leider nicht nochmal auf so eine Vermutung ein und damit verläuft sie ein bissl ins Leere. Anknüpfungspunkte gefehlt auf die man neugierig gemacht wurde die dann aber einfach nicht richtig aufgelöst wurden. Gerade die Stimmung hatte mir ja gut gefallen, der Autor versucht sich ein bissl an den Gothik Romanen des 19. Jahrhunderts zu orientieren, baut das dann aber leider immer mehr ab. Und eine gerade zu erzwungene Liebesgeschichte nimmt ihren Platz ein. Desweiteren nimtm der Fall immer absurdere Wendungen an die mich nicht überzeugen konnten. Das war mir konstruiert. Zu dem wurde Edgar Allan Poe zwar immer mal wieder kurz genannt hat aber als Person ansonsten im Grunde nichts zum Fall bei zu steuern. Eigentlich hätte der Roman auch ohne ihn genauso funktioniert, aber ich vermute dass er eben als Zugpferd herhalten musste.


    Fazit: Dies war mein zweiter Roman des Autors und wohl auch mein letzter. Wieder konnte er mich kaum überzeugen und das obwohl er mit der Thematik genau meinen Nerv getroffen hatte.


    grade noch 3ratten (für die ersten 200 Seiten die sehr stark waren)


    Übrigens hat sich mir nicht erschlossen weshalb der Roman in der Übersetzung "Schlaf der toten" heißt... auch wenn der Originaltitel auch irgendwie in eine falsche Richtung deutet ist er etwas passender gewählt...

  • Insgesamt habe ich das Buch als guten historischen Krimi in Erinnerung, habe schon wesentlich schlechtere gelesen.

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe: