Wilhelm Raabe - Holunderblüte

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    Ein alter Arzt, Herrman, dessen junge Patientin gerade gestorben ist, erinnert sich bei dem Anblick eines Blumenkranzes, den sie auf ihrem letzten Ball getragen hatte, an seine Jugend. In Prag traf er als junger Medizinstudent auf seiner Suche nach dem jüdischen Friedhof auf die 15-jährige Jüdin Jemima. Er freundet sich mit ihr, sowie ihrem alten Verwandten, dem Pförtner des Friedhofs, der sie aufzog, an, besucht immer wieder den Friedhof und lässt sich von den beiden die Geschichten derjenigen erzählen, die dort begraben liegen.
    Eines Tages erzählt Jemima ihm vor dem Grab der jungen Frau Mahalet stehend, dass die ebenso wie diese jung sterben werde, "an zu großem Herzen". Mit dieser Information weiß Herrman nicht umzugehen, sieht nicht die weitere Bedeutung dieser Enthüllung. Bald darauf verlässt er Prag, wohin er erst nach einem Jahr zurückkehrt. Nur um zu erfahren, dass Jemima tatsächlich kürzlich an einer Herzkrankheit verstorben sei.


    Diese Novelle von Raabe war mein erster Kontakt zu diesem Schriftsteller. Weitere könnten durchaus folgen, denn wenn mich diese Erzählung auch nicht direkt begeisterte, so hat sie mir in ihrer melancholischen Stimmung doch gut gefallen.
    Die langsame Annäherung der Novelle an ihr Zentrum, beginnend mit allgemeinen Überlegungen zur Rolle des Arztes, die übergehen in den Besuch eines "Totenhauses", in dem sich der Arzt der trauernden Mutter einer jung verstorbenen Frau annimmt, was ihn schließlich an besagte Episode in seiner Jugend erinnert, ist gelungen. Dass die indirekten Folgen dieses Ereignisses auf das Leben des Arztes nicht explizit erwähnt werden, aber deutlich hinter dem Text erkennbar sind, lässt Platz für eigene Gedanken, und überhaupt gefällt mir die "Offenheit" der Geschichte, die verschiedene Deutungsmöglichkeiten lässt, gut. Im ersten Moment ließ sie mich etwas ratlos zurück: "Na und, was soll das jetzt, war das alles?" fragte ich mich, aber mit einem kleinen Abstand verstehe ich, dass gerade das nicht gesagte den eigentlichen Reiz der Novelle ausmachen.
    Dass in ihr eine große Toleranz den Juden gegenüber deutlich wird, spricht auch für sie bzw. Raabe.
    Ach ja, ein an manchen Stelle aufleuchtender Witz, den ich deutschen Klassikern irgendwie nie zutrauen will, tat das seinige, um mir diese Novelle nahezubringen.
    Eigentlich fast schon 4 Ratten wert, aber dass Raabe Holunder und Flieder "falschrum" füreinander gebraucht (Holunder wird manchmal Flieder genannt, aber meines Wissens nicht anders herum), lässt mich als Ex-Gärtnerin dann doch eine klitzekleine Maus abziehen.
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Wir sind irre, also lesen wir!