Charles Seife: Zwilling der Unendlichkeit

  • [size=16pt]Charles Seife - Zwilling der Unendlichkeit : Eine Biographie der Zahl Null[/size]
    OT: Zero: The Biography of a Dangerous Idea

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    Charles Seife verflicht in seinem Buch Mathematik, Philosophie, Theologie und Physik an einem gemeinsamen Aufhänger: Der Zahl Null. Er erklärt, warum die Griechen und das christliche Europa Angst vor ihr hatten, wie sie aber schließlich doch ihren Weg aus dem Osten zu uns in den Westen gefunden hat. Immer wieder stießen Mathematiker und Physiker auf Probleme in ihren Wissenschaften, deren Ursache die Zahl Null war. Während die Mathematiker dies für den Moment überwunden zu haben scheinen, beschäftigen sich heute einige der interessantesten und modernsten physikalischen Theorie (z.B. die Stringtheorie) mit der Lösung.


    Von den neun Kapitel beschäftigen sich die ersten sechs chronologisch mit der eigentlichen "Biographie", die letzten drei sind physikalischen Problem gewidmet. Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen inhaltlichen Abriss und wird dann in einzelne thematische Abschnitte gegliedert; manche Randbemerkungen sind in Anhänge verbannt, Illustrationen veranschaulichen seine Argumentationen an vielen Stellen. So ergibt sich ein gut lesbares und interessantes Buch, das seine besten und kreativsten Momente hat, wenn es die philosophischen und theologischen Aspekte begutachtet. Die meisten anderen Themen (Zenos Paradoxon, die Pythagoräer, Entwicklung der Infinitesimalrechnung) kann man an anderen Stellen ausführlicher und oft besser lesen.
    Oftmals muss man schon die Augen ein bisschen zudrücken, um Seifes Themenwahl noch als zum Thema Null passend zu akzeptieren: Die Zentralperspektive gehört für ihn dazu, weil der Fluchtpunkt schließlich nulldimensional ist. Nun ja.
    Die physikalischen Kapitel habe ich gern gelesen (da kenne ich mich ja auch wenig aus), allerdings packt Seife sehr viel in die wenigen Seiten, so dass notwendig alles an der Oberfläche bleiben muss.


    Bleiben als letzte, kleine Kritikpunkte anzumerken, dass es etwas viele Tippfehler, gerade auch in den Illustrationen gibt und es schön gewesen wäre, das sehr ausführliche Literaturverzeichnis thematisch statt alphabetisch zu ordnen.


    Insgesamt hat Charles Seife ein solides und gut lesbares populärwissenschaftliches Buch abgeliefert. Da ich gerade zwei Bücher über Georg Cantor und das Unendliche hinter mir habe, bin ich vielleicht etwas übersättigt und konnte das Buch nicht mehr so schätzen. Viel Neues gelernt habe ich bei der Lektüre nicht, aber wer in diesem Bereich noch wenig gelesen hat, wird sicher auf viele Juwelen der Mathematik stoßen.


    Etwas unverständlich, warum der Originaltitel geändert wurde und die Unendlichkeit in den Mittelpunkt gerückt wurde.


    Interessant wäre sicher auch ein Vergleich mit dem Buch von Robert Kaplan "Die Geschichte der Null", das etwa zur selben Zeit entstand.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Katia