Hohlbein Euphorie

Es gibt 148 Antworten in diesem Thema, welches 24.569 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Zank.


  • Im Ernst: Es ist doch sehr interessant, dass die beiden (nennen wir's mal: Fantasy-)Autoren, die zur Zeit den grössten Erfolg feiern und das Genre nach Tolkien wieder neu definiert haben, beide eigentlich keine "grossen" Autoren sind.


    Moment mal... ich würde von keinem der beiden behaupten, sie hätten das Genre neu definiert. In keinster Art und Weise. Sie sind beide sehr erfolgreich. Bohlen ist auch erfolgreich, hat aber die Popmusik nicht neu definiert.
    Weder Harry Potter, noch Hohlbeins Bücher sind in irgend einer Art und Weise mit dem Herrn der Ringe vergleichbar.


    Wozu der Erfolg der beiden geführt hat ist lediglich, dass es mehr Schrott auf dem Fantasy-Markt gibt, weil jeder denkt, er könne ein Stück vom Kuchen haben. Die gute Fantasy gab es aber auch vor Hohlbein und vor Rowling. Das Genre stand einfach nicht so im Zentrum. Wer sich dafür interessiert hat, ist aber ohne Probleme fündig geworden. Was sich auch verändert hat ist, dass grosse Buchläden ihr Fantasy-Sortiment ausgebaut haben. Aber zumeist mit gut vermarkteten, aber wenig originellen Fantasy-Schinken.
    Ich als eingefleischter Fantasy-Fan warte geduldig, bis der Hype wieder vorbei ist. :)


    Abgesehen davon: war denn Tolkien ein "grosser" Autor?


    [quote author=nimue]
    Seid doch froh, dass ihr so ein exquisit erlesenes Grüppchen seid, das nicht das gerne liest, was die Allgemeinheit mag. Da kann man sich als was Besonderes fühlen
    [/quote]
    Find ich jetzt nicht wirklich angemessen, dass du das (anhand des Quotes) anscheinend auch an mich richtest - wo ich doch einer derjenigen war, die eben genau zu Toleranz aufgerufen und sich hinter Hohlbein gestellt haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Trugbild ()

  • Find ich jetzt nicht wirklich angemessen, dass du das (anhand des Quotes) anscheinend auch an mich richtest - wo ich doch einer derjenigen war, die eben genau zu Toleranz aufgerufen und sich hinter Hohlbein gestellt haben.


    Und Du dafür im Rowlingthread "bashen" willst? :zwinker:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Und Du dafür im Rowlingthread "bashen" willst? :zwinker:


    War diese Aussage wirklich so schwer zu verstehen?
    Ich kann's ja auch anders ausdrücken: wo kämen wir hin, wenn jeder die Threads zu den Autoren aufsucht, die er nicht mag und da abwertende Äusserungen verbreitet

  • Und ich würde vorschlagen, dass jeder den Geschmack des anderen respektieren sollte.


    Einverstanden. Ich behaupte ja auch nicht: "Dein Geschmack ist Sch...e, weil du Hohlbein liest." Ich behaupte, dass es bessere Autoren als Hohlbein oder Rowling gibt. Ich glaube nicht, dass es im Sinne eines Diskussionsforums sein kann, dass Autoren nur noch in den Himmel gehoben werden dürfen, oder?


    Moment mal... ich würde von keinem der beiden behaupten, sie hätten das Genre neu definiert.


    Ich schon ... Und ich halte das durchaus für eine Leistung. Die Indianergeschichte war vor Karl May auch etwas völlig anderes und völlig Randständiges. Karl May hat sie im deutschen Sprachraum zu einer nie gekannten Popularität und Form geführt. Das ist eine Leistung, unabhängig davon, dass er als Autor einem Thomas Mann nie das Wasser reichen kann.


    Abgesehen davon: war denn Tolkien ein "grosser" Autor?


    Eine gute Frage. Wahrscheinlich: ja.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Ich glaube nicht, dass es im Sinne eines Diskussionsforums sein kann, dass Autoren nur noch in den Himmel gehoben werden dürfen, oder?


    Klassicher Fall von schwarz-weiss-Malerei. Ging ja nicht um negative Äusserungen im allgemeinen.


    Zitat


    Ich schon ... Und ich halte das durchaus für eine Leistung. Die Indianergeschichte war vor Karl May auch etwas völlig anderes und völlig Randständiges. Karl May hat sie im deutschen Sprachraum zu einer nie gekannten Popularität und Form geführt. Das ist eine Leistung, unabhängig davon, dass er als Autor einem Thomas Mann nie das Wasser reichen kann.


    Du vergleichst Karl May mit Hohlbein und Rowling. Na herzlichen Glückwunsch. :) Setzt also Dein neues Gefühl für Toleranz gleich um zu Lobgesängen. :) Ich empfinde weder Rowlings, noch Hohlbeins Bücher in irgend einer Form revolutionär oder genrebildend. Revolutionär ist höchstens die Erkenntnis des Marketings, dass sich mit solcher Literatur dermassen viel Geld verdienen lässt.

  • Wenn Hohlbein und Rowling so schlecht sind, warum lesen es dann so viele?


    Ich kenne von Hohlbein nur 3 Bücher und die waren ziemlich verschieden. Wenn ich den allgemeinen Tenor hier berücksichtige, dann würde ich ihn mal als gute "Einstiegsdroge" bezeichnen, zumindest in die Fantasy. Etwa das was Mary Higgins Clark für den Krimi ist. Und das find ich gar nicht so schlecht. :zwinker:


    Rowling mag zwar nicht anspruchsvoll schreiben und mit Tolkiens Mittelerde lässt sich ihre Welt schon gar nicht vergleichen, aber sie schafft es ihre Leser zu fesseln und greift zudem Themen auf (verpackt in einer Geschichte), die ich ziemlich wichtig finde. Außerdem sind ihre Figuren so verschieden, daß (fast) jeder jemanden findet mit dem er sich indentifizieren kann :breitgrins:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Mal abgesehen davon, daß ich finde man kann Musik nicht unbedingt mit Büchern vergleichen, ich kenne niemanden der Sachen von Bohlen kauft :breitgrins:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Hier geht es ja richtig rund. :breitgrins:


    Ich finde man sollte jedem seinen Geschmack lassen. Ich lese gerne Hohlbein (zumindest seine alten Sachen), die neuen sind nun mal schrecklich, aber ich lese auch gerne was anderes.


    Für mich ist das Phänomen schon zu verstehen: Man kann (ohne viel nachzudenken) in eine Welt eintauchen, fernab der Realität und sich berieseln lassen. Und das lasse ich mir nicht nehmen. :breitgrins:


    Katrin


  • Mal abgesehen davon, daß ich finde man kann Musik nicht unbedingt mit Büchern vergleichen, ich kenne niemanden der Sachen von Bohlen kauft :breitgrins:


    Da gibt es sehr viele Parallelen. Klar, es spielt sich ja auch beides in der selben Marktwirtschaft ab. Wie viele Leute in deinem Umkreis Bohlens Meisterwerke kaufen spielt ja keine Rolle. Verkaufszahlen werden nicht im Freundeskreis gemessen.


    Aber wir können ja auch zurück zum Thema Buch kommen. Bohlens Biographie war ja ein riesiger Erfolg. Gehört wohl zu den besseren Büchern....?

  • Jaqui


    Genau so seh ich das auch :zwinker:


    Trugbild


    Zitat

    Aber wir können ja auch zurück zum Thema Buch kommen. Bohlens Biographie war ja ein riesiger Erfolg. Gehört wohl zu den besseren Büchern....?


    Keine Ahnung, ich hab es nicht gelesen, aber ich denke der Erfolg ist eher in Neugierde und Sensationsgier begründet.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”


  • Aber wir können ja auch zurück zum Thema Buch kommen. Bohlens Biographie war ja ein riesiger Erfolg. Gehört wohl zu den besseren Büchern....?


    Hier sollte aber schon unterschieden werden zwischen:
    - Buch kaufen, weil es wirklich gut ist
    oder
    - Buch kaufen, weil neugierige, skandal- und klatschsüchtige Menschen wissen wollen, was Promis, die es schaffen ständig präsent zu sein in ihrem Leben so treiben...

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Ah, Gytha war schneller! :breitgrins:

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  • Die Liste müsste aber ergänzt werden:


    - ein Buch kaufen, weil jeder es hat und man mitreden will
    - ein Buch kaufen, weil es in der Werbung so ansprechend rüber kam
    - ein Buch kaufen, weil es in der Buchhandlung so präsentiert wird, dass es einem ins Auge springen muss
    - ein Buch kaufen, weil man sich durch eine durch umfangreiche Marketing-Kampagnen ausgelöste Hysterie anstecken lässt
    etc.


    Die Marketing-Kampagne für Harry Potter ist ja in der Geschichte der Literatur einzigartig und unübertroffen. Deshalb kann man da nie und nimmer Rückschlüsse von den Verkaufszahlen und dem Erfolg auf die Qualität ziehen. Merchandising, Mitternachts-Verkäufe, verkleidetes Verkaufspersonal, Werbung auf bekannten Seiten wie Amazon, das gezielte Streuen von Gerüchten etc.


    Bevor ich aufgrund irgend einer nebensächlichen Aussage auseinandergenommen werde. Ich will damit einzig sagen: Verkaufszahlen und Erfolg kann man in keinem Fall mit Qualität in Verbindung bringen. Das ist völlig unabhängig voneinander.

    Einmal editiert, zuletzt von Trugbild ()

  • Wenn Hohlbein und Rowling so schlecht sind, warum lesen es dann so viele?


    Es sind Autoren, die keine grossen Ansprüche an ihre Leser stellen. Die "nur" unterhalten. Das heisst, dass sie den grössten gemeinsamen Nenner im Publikum ansprechen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • @ Keltset
    Danke für deine ausführliche Antwort.
    Ich hatte dein Posting wohl anders aufgefasst, als du es eigentlich gemeint hast.


    Denn eigentlich:


    Huch, wir sind doch einer Meinung :zwinker:


    :zwinker:



    Natürlich gibt es sehr viele (ich sage jetzt mal) "hochwertige" Fantasyliteratur, wogegen WH im Grunde genommen ziemlich abstinkt.
    Ich denke sogar, dass die Spanne zwischen Schund (allgemein auf das Genre bezogen, nicht nur auf WH) und brillianten Büchern / Reihen in keinem anderen Genre so groß ist, wie in der Fantasyliteratur.
    Trotzdem sieht man in den Regalen der Buchhandlungen eher ungefähr 30 Bücher von WH als z.B. die komplette "Lied von Eis und Feuer" Reihe von George R.R. Martin.


    Kein Wunder, dass so viele Leser beim Einstieg in den Bereich "Fantasy" zuallererst zu einem Buch von WH greifen.
    Er hat Unmengen von Büchern vorzuweisen, ist selbst für Nichtleser ein Begriff, in jedem Buchladen gibt es eine Auswahl seiner Bücher (Gedankengang: Wer so viel schreibt und verkauft, MUSS doch gut sein).


    Das ist in unseren Augen schade, wird sich wohl aber auch nicht ändern.

  • Man sollte aber auch nicht vergessen, dass die Marketing-Kampagnen in dem Ausmaß bei Rowling nicht von Anfang an da waren ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Trotzdem sieht man in den Regalen der Buchhandlungen eher ungefähr 30 Bücher von WH als z.B. die komplette "Lied von Eis und Feuer" Reihe von George R.R. Martin.


    Das ist wirklich tragisch... Die Auswahl an Fantasy-Literatur in den meisten Buchhandlungen ist wirklich erbärmlich.


    Valentine: Natürlich nicht - erst, als das Potenzial erkannt wurde. Weisst Du noch, wie Du von Harry Potter erfahren hast?

  • @Jugalette


    :zwinker:


    Trugbild


    Sicher ist Erfolg nicht gleich Qualität, aber so abrundtief schlecht sind die WH-Bücher nun nicht. Sandhofer hat es ja sehr schön ausgedrückt. Wenn ein Buch unterhält, dann wird es idR auch gelesen und Unterhaltung ist nun wahrhaft nicht das Schlechteste :zwinker: Ich will auch nicht immer anspruchsvolle Literatur lesen, genauso wenig wie ich nur anspruchsvolle Musik hören möchte.
    Ein Hype der WH betrifft ist mir übrigens noch nicht untergekommen und der HP-Hype kam auch erst wesentlich später, nämlich nachdem es plötzlich so viele lesen wollten. Die Medien haben das Phänomen aufgegriffen und das hat den Verkauf natürlich noch mal extrem angekurbelt, aber vorausgegangen ist die Mundpropaganda :zwinker:


    edit


    Valentine.... :five:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”


  • Ein Hype der WH betrifft ist mir übrigens noch nicht untergekommen und der HP-Hype kam auch erst wesentlich später, nämlich nachdem es plötzlich so viele lesen wollten. Die Medien haben das Phänomen aufgegriffen und das hat den Verkauf natürlich noch mal extrem angekurbelt, aber vorausgegangen ist die Mundpropaganda :zwinker:


    edit


    Valentine.... :five:


    :breitgrins:


    Ich wollte HP eigentlich nie lesen, weil mich der Hype so genervt hat. Als der erste rauskam, hatte ich mich gerade (erwachsen, wie ich zum Ende der Pubertät war :lachen: ) von der Jugendliteratur abgewandt und gar nicht viel davon mitbekommen.


    Und dann wollte ich doch mal sehen, was an dem Gedöns so dran ist und war begeistert. Die Potters mögen keine große Literatur sein (was auch immer das sein mag), aber unterhaltsam und phantasievoll sind sie allemal.

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