Sam Apple - Schlepping durch die Alpen

  • Schlepping durch die Alpen von Sam Apple
    Ein etwas anderer Reisebericht


    Der Autor Sam Apple - geboren 1975, schreibt Artikel für die New York Times und andere renommierte Zeitungen - hat hier ein wirklich interessantes Buch geschrieben. Schlepping durch die Alpen ist sein Debüt, damit hat er Preise ergattert und wird in der Presse hoch gelobt.


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen, aber sooo überragend fand ich es nun auch wieder nicht, ich kann also den Rummel nicht zu 100% nachvollziehen, nur zu 80% in etwa ;)


    Sam lernt Hans kennen, Hans ist ein Schäfer aus Österreich der jiddische Lieder vorträgt und diese auch seinen Schafen vorsingt. Sam macht sich auf den Weg von N.Y. nach Österreich, nicht zuletzt um seine eigenen jüdischen Wurzeln zu ergründen. Leider ist er Hypochonder, dass kommt aber gar nicht so sehr durch, es hält sich im Rahmen ...


    Sam zieht also mit Hans, dessen Freundin Regine und Exfrau Bea über die Alpen, Stress gibt es immer mal wieder, denn eigentlich hängt Hans noch an Bea. Und auch Sam verliebt sich im Laufe seiner Wanderschaft.


    Um was es aber eigentlich in dem Buch geht, ist die Rolle Österreichs im zweiten Weltkrieg und wie Land und Menschen inzwischen zum Thema Antisemitismus und Fremdenhass stehen. Die Politischen Oberhäupter sprechen da ja Bände ! Sam taucht immer mehr ein in die braune Vergangenheit und Gegenwart des Landes. Irgendwann sucht er verbissen jemanden der ihm einfach mal ins Gesicht sagt was er von "den Juden" hält. Aber er findet ihn nicht "den judenhassenden Österreicher". Eher verhalten reagieren die meisten Menschen auf seine Interviews, so richtig will sich dann doch niemand dazu äußern warum ein Mann wie der Nazi Jörg Haider, FPÖ, ÖVP etc. so einen große Erfolg in diesem Land haben können. Manches mal lief mir ein Schauer über den Rücken beim lesen.


    Auch wundert sich Sam wie Juden überhaupt freiwillig in Österreich leben können, er führt weiter Interviews, zu einer befriedigenden Antwort kommt er nicht. Aber er ist fasziniert von der wunderschönen Landschaft und er mag Hans und seine jiddischen Lieder. Deshalb kommt er auch wieder.


    Für mein Gefühl hat das Buch ein schlechtes Bild von Österreich gezeichnet. Man hat nach dieser Lektüre einen recht bitteren Geschmack im Mund und ich bin ehrlich gesagt geschockt. Natürlich weiß ich was damals geschah aber ich habe mich nie mit der Nachkriegsgeschichte Österreichs beschäftigt. Nun habe ich einiges erfahren, auch hier in Deutschland sind solche Dinge passiert aber ich glaube (hoffe !) nicht dass der braune Dreck der sich NPD nennt bei den Wahlen hier über 40% (!!!) kommt ! Schlimm genug dass dieser Abschaum überhaupt zur Wahl steht ...


    Nun gut, das Buch wühlt also auf, es ist schon fast eine Art "Aufklärungsbuch" über Österreich, geschrieben wie ein Roman, flüssig zu lesen und es hat mir von seiner Art her eben gut gefallen. Der Autor hat sich wirklich viel Mühe gemacht damit, dass spürt man.


    Lesen, schaudern, grübeln aber auch über den Autor Sam Apple und seine Gedanken manchmal schmunzeln - eine interessante Mischung !! "Urkomisch und ernsthaft zugleich" steht auf dem Cover hinten, dass trifft es fast, wenn auch das Komische zu kurz kam. Na da bin ich auf das nächste Buch von Sam Apple gespannt !


    4ratten


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