Tamora Pierce- Im Zeichen der Löwin (Die Entscheidung)

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.417 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • „Im Zeichen der Löwin- Die Entscheidung“ von Tamora Pierce


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    Inhalt
    Seit Alanna von Trebond gab es noch kein Mädchen in Tortall, dass die harte Ritterausbildung auf sich nehmen wollte, obwohl bereits seit zehn Jahren Mädchen offiziell dafür zugelassen sind. Als dann jedoch Keladry von Mindelan Page werden möchte, stößt sie auf jede Menge Widerstand. Der Ausbilder Lord Wyldon weigert sich ein Mädchen auszubilden und besteht auf einem Probejahr für Kel. Über diese Ungerechtigkeit ist nicht nur Kel empört, sondern auch Alanna. Zusätzlich wird Alanna verboten während der Ausbildung Kontakt mit Kel aufzunehmen.
    Aber auf Kel wartet nicht nur ein unfairer Ausbilder, sondern besonders auch feindselige Kameraden. Doch dank ihrer bisherigen Ausbildung und ihrer Charakterstärke lernt sie sich durchzusetzen.


    Die Autorin
    Tamora Pierce wurde in Pennsylvania geboren.
    1983 erschien ihr erster Roman, der zur “Song of the Lioness(Alanna)“- Reihe gehört. Inzwischen hat sie 20 Romane veröffentlich und lebt mit ihrem Lebensgefährten in Manhatten.


    Meine Meinung
    Endlich wurde das erste Buch der „Protecor of the Small“- Reihe übersetzt! :klatschen:
    Eigentlich war das eine Wieholek für mich, weil ich das Buch (genau genommen die ganze Reihe) schon auf Englisch gelesen habe. Wie üblich für die Autorin ist dieser Roman nämlich nur der Erste von vier Bänden um Keladry von Mindelan.
    Er schließt sich zeitlich gesehen fast nahtlos an das „Dhana- Quartett“ an und ist bereits die dritte Reihe um das Land Tortall.
    Inhaltlich gesehen vereint dieser Roman beiden bisherigen Reihen: Ritter, Unsterbliche und Tierfreundschaften.


    Leider bleibt mir der deutsche Titel mal wieder völlig unverständlich. Wahrscheinlich als Verkaufsargument lautet der „Im Zeichen der Löwin“ um auf Tamora Pierces bisher erfolgreichste Reihe um Alanna, die Löwin zu verweisen. Das erscheint mir jedoch ungerecht und erweckt möglicherweise falsche Vorstellungen.
    Kel ist keine zweite Löwin, sondern ganz sie selbst und hat es so schon schwer aus dem Schatten der beliebten Bücher herauszutreten. Auch ohne, dass man als Leser ständig gezwungen wird beide Reihen durch solche plakativen Mittel zu vergleichen. So zeigt noch dazu das (meiner Meinung nach nicht sonderlich schöne) Cover eindeutig Kel mit einem ihrer Spatzen, aber mit Alannas roten Haaren. :rollen:


    Anders als Alanna oder Dhana verfügt Tamora Pierces neue Heldin über keine magischen Fähigkeiten, aber über einen ebenso starken Willen. Und das ist gut so, denn böse Zungen behaupten Alanna hätte ihre Ritterwürde damals durch magischen Betrug gewonnen und nur die darin unbegabte Kel kann beweisen, dass Mädchen aus eigener Kraft Ritter werden können.
    Leider ist der Roman sehr dünn und, obwohl ich mich keine Seite lang gelangweilt habe, auch ziemlich ereignislos. Hauptsächlich gewöhnt sich Kel erst einmal an ihr neues Leben, findet Freunde und muss sich mit unendlich vielen Schikanen herumschlagen.
    Freundschaft und Ehre siegt über Niedertracht. Selbstbeherrschung und Disziplin führen zum Erfolg.
    Das macht das Buch zwar zu einer netten Unterhaltung, aber noch zu keinem absoluten Knaller. Und leider auch nicht sonderlich originell. Ähnliche Themen wurden schon oft verarbeitet, nicht nur von der Autorin selbst (z.B. Joanne K. Rowling oder Trudi Canavan).
    Dennoch ist Tamora Pierce Stil wieder wunderbar, flüssig und gelungen. Als begeisterter Fan fühlt man sich in Tortall sofort wieder zu Hause und freut sich besonders, wenn man alte Bekannte wieder trifft.


    Die Charaktere sind wieder liebevoll und sympathisch gezeichnet, allerdings erscheint Kel, gerade für ihr Alter, manchmal fast zu perfekt und selbst beherrscht. Da nutzt ihre panische Höhenangst auch nichts mehr, um diesen Eindruck zu revidieren.
    Die Nebencharaktere bleiben leider etwas blass bis auf Neal und vielleicht Lord Wyldon. Das Verhalten von Lord Wyldon war es auch stets, das mir den Magen umgedreht hat. Wenn man ein Lehrer ist darf man sich einem Schüler einfach nicht so unfair gegenüber verhalten, schon gar nicht aus persönlichen Gründen. Obwohl Kels Mitpage Joren sicher ein schlechterer Mensch als der Ausbilder ist, konnte ich ihm sein schlechtes Verhalten eher verzeihen als dem erwachsenen und Verantwortung tragenden Wyldon.
    Kels ständige Diskriminierung macht dieses Buch weitgehend zu einem eher düsteren Roman.


    Insgesamt darf man nicht vergessen, dass dieser Roman nicht einzeln stehen kann, sondern Teil einer (gelungenen) Reihe ist. Ich hoffe stark, dass die folgenden Bücher auch übersetzt werden. Und die Leser nicht so mit einer offenen Serie stehen werden gelassen wird, wie bei den „Emelan“- Büchern der Autorin. Dort wartet der deutsche Leser schon seit Jahren auf die Übersetzung des vierten, abschließenden Bands.
    Allerdings wäre es vielleicht besser gewesen noch ein paar Monate länger auf dieses Buch warten zu müssen, wenn die Übersetzung dann besser gelungen wäre. Die Übersetzung ist stets einer der größten Kritikpunkte der Fans, dem ich mich bisher nicht immer anschließen konnte. Diesmal sind aber sogar mir einige Dinge sauer aufgestoßen. Warum wird „Queenscove“ mit Königsbucht übersetzt?
    Aber am meisten hat mich eine andere Sache gestört. Männer, die aus einem Land namens Scanra stammen, nennt man im Deutschen nicht einfach Scanrans, sondern würde sie vermutlich als Scanraer (oder Scanraner) bezeichnen!


    Fazit
    Alles in allem bietet das Buch gute Unterhaltung mit einer starken Heldin und sympathischen Charakteren in einer fantastischen Welt, doch ganz kann es sein großes Vorbild „Alanna“ nicht erreichen.
    4ratten

  • Neulich dachte ich noch, dass ich gerne mal Tortall-Wochen einlegen würde und alle Tortall-Romane nochmal, bzw. die die ich verpast habe (was mittlerweile eine Menge sind, ab Squire aufwärts) zum ersten Mal in chronologischer Reihenfolge lesen möchte.


    Der erste und zweite Band der POTS-Reihe haben mir eigentlich ganz gut gefallen, erst Band 3 empfand ich dann als zu lang geraten, deshalb subbt der auch zur Hälfte gelesen seit einigen Jahren. Besonders schön fand ich, das Kel keine magischen Fähigkeiten hat und sich deshalb so sehr von ihren bisherigen Heldinnen abhebt.


    Ich finde es aber gut, dass sich nun doch ein deutscher Verlag der Reihe angenommen hat, nachdem Arena sie schon ausgelassen hat.

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    Wie es ausieht wurden die andren Bände leider nicht mehr übersetzt. Schade, denn meiner Meinung nach bietet Kel so viel Potential, wie seinerzeit Alanna.


    Meine Meinung:

    Ich liebe Alanna von Trebonds Geschichte und war seinerzeit sehr begeistert, das die Autorin eine Geschichte über die erste offen weibliche Pagin und spätere Ritterin Keladry von Mindelan geschrieben hat. Zum Teil merkt man schon, das Pierce bewusst eine Figur geschrieben hat, die so ganz anderes als Alanna. Aber das finde ich nicht weiter schlimm. Grade das Kel z.b keine Magischen Fähigkeiten besitzt, fand ich spannend, da so andere Aspekte in den Vordergrund treten. Vor allem ihre Ausbildung und die damit verbundenen Vorurteile die man ihr als Mädchen entgegenbringt. Ich gebe zu, ich war zum Teil richtig wütend darüber, welche Hürden ihr auferlegt werden. Vorallem das Probejahr das Kel bestehen muss um überhaupt bleiben zu dürfen.

    Als ich die Reihe das erste Mal gelesen habe, hatte ich andres im Fokus als ich das heute tue. Damals habe ich mir wohl unbewusst eine zweite Alanna herbeigewünscht und wollte auch etwas mehr Romantik.

    Heute fällt mir umso stärker auf, das Pierce ganz klar einen feministischen Fokus hat und Kel ein klares Vorbild für junge Mädchen sein kann. Vor allem weil sie sich einerseits in dieser noch immer von Männer dominierten Welt behaupten muss, andererseits aber auch nach und nach stolz darauf ist, das sie eben kein Junge ist. Wo sich Alanna fast noch geschämt hat, entwickelt Kel eher eine Trotzhaltung. Außerdem entspricht sie keinem gängigen Schönheitsideal. Pierce macht hier zum Glück nicht den Fehler sie als hübsch und sich dessen nicht bewusst zu bezeichnen. Kel ist einfach Kel und hat andre Probleme als sich ständig mit sich und ihrem äußeren zu beschäftigen. Das Training, die Freundschaft mit andren Pagen , die Angst das Probejahr nicht zu bestehen. Das steht aus Kels Sicht im Fokus des Romans. Dabei schwingt immer wieder auch Pierce Kritik an der Tatsache mit, das nach wie vor von Frauen und Mädchen die doppelte Arbeit erwartet wird, wenn sie neben Jungen und Männern in einer vermeintlichen maskulinen Domäne bestehen wollen. Selbst die Unterstützung durch Alanna wird ihr verwehrt - mit der Begründung, das sonst behauptet werden könnte, Kel würde betrügen. Da Alanna magische Fähigkeiten hat, wird dieser von Kritikern gerne mal unterstellt das sie nur deshalb Ritterin werden konnte. Zudem wird Kel auch unterstellt, das sie glaubt keine Chance auf eine Heirat zu haben und nur deshalb auf diese "Idee" gekommen ist. Das Kel vielleicht gar kein Interesse daran hat jemals zu heiraten, das glaubt nicht einmal ihre eigene Mutter, obwohl diese sie ansonsten ihren Wünschen unterstützt. Grade Kels Eltern sind wunderbar, beide ärgern sich z.B maßlos über die ungerechten Aufnahmebedingungen ihrer Tochter.

    Weitere weibliche Hauptfiguren sucht man allerdings vergebens. Auch Alanna hat nur einen kurzen Auftritt. Darüber war ich tatsächlich ein klein wenig enttäuscht, aber es war glaubwürdig beschrieben, weshalb Alanna dann nur noch als Kels Vorbild eine Rolle spielt.


    Der Roman selbst hat grade mal 200 Seiten, das liest sich schnell weg, sorgt aber auch ein wenig dafür, das vieles etwas oberflächlich bleibt. Da die Handlung etwa ein Jahr umfasst, lesen sich manche Kapitel etwas episodenhaft. Und man merkt schon auch, das die Autorin manches Mal mit Stereotypen arbeitet. Vor allem die Knappen die Kel grundlegend ablehnen fehlt mehr Tiefe. Eigentlich gibt es zu ihnen kaum Informationen außer das sie die systematisches Mobbing betreiben. Gerade hier zeigt sich aber schon, weshalb die Reihe im Original "Protector of the Small" genannt wird. Kel ist nicht nur Loyal gegenüber ihren Freunden, sondern setzt sich immer wieder für andere ein und lässt sich auch die Behandlung durch die älteren Pagen nicht gefallen. Das macht sie für mich zu einer sehr einnehmenden Person. Außerdem, ja ich hab einfach eine Schwäche für Tortalls Ritterinnen. :err:


    Insgesamt zeigt der Roman vor allem das auch in Tortall, trotz einem aufgeschlossenen Thronpaar die Mühlen langsamer malen und nach wie vor Männer dominieren. Kel ist dabei eine würdige Nachfolgerin Alannas, auch wenn ich sagen würde, das der Fantasyaspekt in dieser Reihe weit weniger eine Rolle spielt, was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, das Kel keine eigenen magischen Fähigkeiten besitzt.

    Schade das nur Band eins ins dt. übersetzt wurde.


    Von mir gibt es 4ratten

    Weil ich finde das Kels Geschichte trotz der ihrer Stärken nicht ganz an Alannas heranreicht.

  • Noch ein Kommentar:

    Ich habe (nicht sehr verwunderlich, ich liebe liebe liebe die Alanna Bücher sehr) mal wieder ein Reread von Song of the Lioness gestartet. Mir fällt im Vergleich dann doch sehr auf, wie stark First Test wie der erste Alanna Band gestaltet ist. Viele Ereignisse sind sich extrem ähnlich. So gibt es auch einen Feind innerhalb der Pagen, der seine angebliche Überlegenheit mit Gewalt durchsetzen möchte. Außerdem muss ich sagen, das Alanna einfach spannender geschrieben ist. Die Geschichte wirkt runder während Kels Handlung doch schon sehr extrem ein Versuch ist, sich von Alannas Handlung abzuheben und gleichzeitig doch immer wieder sehr ähnlich gestaltet ist.

    Ich bin mir nicht mal sicher ob das der Autorin immer so klar war.


    Auch das Grundthema ist sehr ähnlich, auch Alanna setzt sich mit ihrer Weiblichkeit auseinander, die sie aber im Gegensatz zu Kel ablehnt. Es ist zum Teil echt stark gespiegelt. Zudem gebe ich zu, das der höhere Fantasyanteil von vorneherein für mich spannender zu lesen ist. Man kann eine Welt entdecken, die man bei Kel schon kennt oder als neuer Leser*in meiner Meinung nach nicht soo gut kennen lernen kann. Aus irgendeinem Grund scheint die Autorin der Meinung, nur weil Kel keine magischen Fähigkeiten hat, sei der phantastische Part nicht so wichtig.

    Da Tortall aber eine Welt ist in der Magie eigentlich schon eine wichtige Rolle spielt, kann man das Land über Kels Romane allein nicht so kennen lernen, wie das über die andren Bücher der Autorin möglich ist.

    Im direkten Vergleich finde ich First Test schon sehr viel schwächer, auch was den Aufbau der Geschichte angeht.