„Im Zeichen der Löwin- Die Entscheidung“ von Tamora Pierce
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Inhalt
Seit Alanna von Trebond gab es noch kein Mädchen in Tortall, dass die harte Ritterausbildung auf sich nehmen wollte, obwohl bereits seit zehn Jahren Mädchen offiziell dafür zugelassen sind. Als dann jedoch Keladry von Mindelan Page werden möchte, stößt sie auf jede Menge Widerstand. Der Ausbilder Lord Wyldon weigert sich ein Mädchen auszubilden und besteht auf einem Probejahr für Kel. Über diese Ungerechtigkeit ist nicht nur Kel empört, sondern auch Alanna. Zusätzlich wird Alanna verboten während der Ausbildung Kontakt mit Kel aufzunehmen.
Aber auf Kel wartet nicht nur ein unfairer Ausbilder, sondern besonders auch feindselige Kameraden. Doch dank ihrer bisherigen Ausbildung und ihrer Charakterstärke lernt sie sich durchzusetzen.
Die Autorin
Tamora Pierce wurde in Pennsylvania geboren.
1983 erschien ihr erster Roman, der zur “Song of the Lioness(Alanna)“- Reihe gehört. Inzwischen hat sie 20 Romane veröffentlich und lebt mit ihrem Lebensgefährten in Manhatten.
Meine Meinung
Endlich wurde das erste Buch der „Protecor of the Small“- Reihe übersetzt!
Eigentlich war das eine Wieholek für mich, weil ich das Buch (genau genommen die ganze Reihe) schon auf Englisch gelesen habe. Wie üblich für die Autorin ist dieser Roman nämlich nur der Erste von vier Bänden um Keladry von Mindelan.
Er schließt sich zeitlich gesehen fast nahtlos an das „Dhana- Quartett“ an und ist bereits die dritte Reihe um das Land Tortall.
Inhaltlich gesehen vereint dieser Roman beiden bisherigen Reihen: Ritter, Unsterbliche und Tierfreundschaften.
Leider bleibt mir der deutsche Titel mal wieder völlig unverständlich. Wahrscheinlich als Verkaufsargument lautet der „Im Zeichen der Löwin“ um auf Tamora Pierces bisher erfolgreichste Reihe um Alanna, die Löwin zu verweisen. Das erscheint mir jedoch ungerecht und erweckt möglicherweise falsche Vorstellungen.
Kel ist keine zweite Löwin, sondern ganz sie selbst und hat es so schon schwer aus dem Schatten der beliebten Bücher herauszutreten. Auch ohne, dass man als Leser ständig gezwungen wird beide Reihen durch solche plakativen Mittel zu vergleichen. So zeigt noch dazu das (meiner Meinung nach nicht sonderlich schöne) Cover eindeutig Kel mit einem ihrer Spatzen, aber mit Alannas roten Haaren.
Anders als Alanna oder Dhana verfügt Tamora Pierces neue Heldin über keine magischen Fähigkeiten, aber über einen ebenso starken Willen. Und das ist gut so, denn böse Zungen behaupten Alanna hätte ihre Ritterwürde damals durch magischen Betrug gewonnen und nur die darin unbegabte Kel kann beweisen, dass Mädchen aus eigener Kraft Ritter werden können.
Leider ist der Roman sehr dünn und, obwohl ich mich keine Seite lang gelangweilt habe, auch ziemlich ereignislos. Hauptsächlich gewöhnt sich Kel erst einmal an ihr neues Leben, findet Freunde und muss sich mit unendlich vielen Schikanen herumschlagen.
Freundschaft und Ehre siegt über Niedertracht. Selbstbeherrschung und Disziplin führen zum Erfolg.
Das macht das Buch zwar zu einer netten Unterhaltung, aber noch zu keinem absoluten Knaller. Und leider auch nicht sonderlich originell. Ähnliche Themen wurden schon oft verarbeitet, nicht nur von der Autorin selbst (z.B. Joanne K. Rowling oder Trudi Canavan).
Dennoch ist Tamora Pierce Stil wieder wunderbar, flüssig und gelungen. Als begeisterter Fan fühlt man sich in Tortall sofort wieder zu Hause und freut sich besonders, wenn man alte Bekannte wieder trifft.
Die Charaktere sind wieder liebevoll und sympathisch gezeichnet, allerdings erscheint Kel, gerade für ihr Alter, manchmal fast zu perfekt und selbst beherrscht. Da nutzt ihre panische Höhenangst auch nichts mehr, um diesen Eindruck zu revidieren.
Die Nebencharaktere bleiben leider etwas blass bis auf Neal und vielleicht Lord Wyldon. Das Verhalten von Lord Wyldon war es auch stets, das mir den Magen umgedreht hat. Wenn man ein Lehrer ist darf man sich einem Schüler einfach nicht so unfair gegenüber verhalten, schon gar nicht aus persönlichen Gründen. Obwohl Kels Mitpage Joren sicher ein schlechterer Mensch als der Ausbilder ist, konnte ich ihm sein schlechtes Verhalten eher verzeihen als dem erwachsenen und Verantwortung tragenden Wyldon.
Kels ständige Diskriminierung macht dieses Buch weitgehend zu einem eher düsteren Roman.
Insgesamt darf man nicht vergessen, dass dieser Roman nicht einzeln stehen kann, sondern Teil einer (gelungenen) Reihe ist. Ich hoffe stark, dass die folgenden Bücher auch übersetzt werden. Und die Leser nicht so mit einer offenen Serie stehen werden gelassen wird, wie bei den „Emelan“- Büchern der Autorin. Dort wartet der deutsche Leser schon seit Jahren auf die Übersetzung des vierten, abschließenden Bands.
Allerdings wäre es vielleicht besser gewesen noch ein paar Monate länger auf dieses Buch warten zu müssen, wenn die Übersetzung dann besser gelungen wäre. Die Übersetzung ist stets einer der größten Kritikpunkte der Fans, dem ich mich bisher nicht immer anschließen konnte. Diesmal sind aber sogar mir einige Dinge sauer aufgestoßen. Warum wird „Queenscove“ mit Königsbucht übersetzt?
Aber am meisten hat mich eine andere Sache gestört. Männer, die aus einem Land namens Scanra stammen, nennt man im Deutschen nicht einfach Scanrans, sondern würde sie vermutlich als Scanraer (oder Scanraner) bezeichnen!
Fazit
Alles in allem bietet das Buch gute Unterhaltung mit einer starken Heldin und sympathischen Charakteren in einer fantastischen Welt, doch ganz kann es sein großes Vorbild „Alanna“ nicht erreichen.