Peter Høeg - Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Es gibt 59 Antworten in diesem Thema, welches 20.632 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tigi86.

  • Ich habe das Buch mit Begeisterung gelesen. Das hat mehrere Gründe. Ich will versuchen, ein paar aufzuzählen, es ist aber auch schon wieder einige Monate her, dass ich es las. Die Eindrücke sind also nicht mehr ganz frisch.


    Zum ersten hat mich diese eigenwillige Frau begeistert. Sie denkt und handelt sehr unabhängig - und bringt sich damit auch in etliche Schwierigkeiten, wie das dann so passieren kann. Ich finde sie sehr mutig, sie handelt nach ihren Überzeugungen und setzt sich für andere ein, denen Unrecht geschehen ist. Das ist eine Qualität, die nicht so häufig anzutreffen ist und mehr Unterstützung verdient hat.


    Fräulein Smillas etwas verschrobene Art ihren "Luxuslebensstil" auszukosten, den sie im Detail genießt, obwohl sie ihn sich eigentlich gar nicht leisten kann, bringt mich eher zum Schmunzeln. Sie ist bei ihrer grönländischen, indigenen Mutter aufgewachsen, mit Fischfang, Eis und Schnee, ihr Vater ist Däne. In einer rationalen Welt, die indigene Völker als unzivilisiert bezeichnet und auf sie herabsieht, ist es nicht leicht "anders" zu sein und zu einem solchen Erbe zu stehen oder es auch nur in einen einigermaßen erfolgreichen Lebensstil zu integrieren. Peter Hoeg zeigt hier eine sehr individuelle Möglichkeit, mit solchen Verwerfungen umzugehen. Ohne das Geld des Vaters im Hintergrund, auf das sich ihr Selbstbewusstsein ein gutes Stück stützt, wäre eine Teilnahme an der "modernen" Welt kaum denkbar, vielleicht nur über eine gute Ausbildung, in der man "beweisen" kann, dass man keine "Wilde" ist. Soweit ich mich erinnere, hat Fräulein Smilla auch eine wissenschaftliche Ausbildung, wobei sie den Beruf aber nicht mehr ausübt, aufgrund diverser Schwierigkeiten wegen ihrer Eigenwilligkeit. Ausbildung allein reicht also noch nicht einmal zur Integration, wenn man seine Eigenart nicht ganz verleugnet.


    Insofern ist das besondere Gespür für Schnee ein "Erbe" ihrer indigenen Herkunft, das so gar nicht in die rationale Welt passen will. Dafür ist es aber wie sich zeigt, recht überlebensfördernd und in mancher Hinsicht nützlich, um Dinge zu erfahren, die verborgen sind. Und es verleiht die Fähigkeit, sich in einer Welt zu orientieren, in der "zivilisierte" Menschen völlig hilflos sind. Fräulein Smilla überzeugt auch dadurch, dass sie ihre Herkunft nicht einfach verleugnet, sondern ihre besondere Gabe einsetzt, auch wenn sie kaum darüber spricht, verständlicherweise. Das Gespür für Schnee ist übrigens nichts Übernatürliches, sondern nur die Ausbildung einer sehr viel differenzierteren Wahrnehmung aller Phänome, die mit Wetter und Schnee zusammen hängen. Wenn ein Volk über lange Zeit in einer so lebensfeindlichen Klimazone lebt, bilden sich Fähigkeiten heraus, die nötig sind, um mit der Eigenart der Umgebung umgehen zu können. Das zeigt sich dann auch in der Sprache der Eskimos, die viele Wörter für Schnee besitzt, in seinen unterschiedlichen Qualitäten, eben weil Schnee allgegenwärtig und seine Beschaffenheit zu erkennen, überlebenswichtig ist. Völker, die in Wüstenregionen leben, haben z.B. sprachliche Möglichkeiten der Beschreibung von Bodenbeschaffenheiten entwickelt, die z.B. dazu dienen, in einer uns völlig eintönig erscheinenden Umgebung (ohne ausgewiesene Wege) die Lage von Wasserstellen zu beschreiben.


    Dann wäre noch die Fähigkeit Hoegs zu erwähnen, mit einer bildhabften Sprache eine Athmosphäre zu erschaffen und Stimmungen zu erzeugen. Ich hatte das ständige Gefühl von Dunkelheit, eben die dunkle Jahreszeit in einer nördlichen Hemisphäre, die mit den Geschehnissen zusammen einen Eindruck vermittelt, der nach meinem Empfinden finsterer ist als im "Plan zur Abschaffung des Dunkels" von demselben Autor.
    Vielleicht trägt zu diesem Eindruck auch die Verwirrung dazu bei, in die man beim Lesen öfters gerät, weil man die Handlungen und Zusammenhänge oft nicht gleich durchschaut und auch Schwieirgkeiten mit den verschiedenen Personen hat. Im Dunkeln sieht man nicht gut.
    Das soll in den neuen Buch des Autors "Das stille Mädchen" noch viel schlimmer sein, so dass der Verlag ein Lesezeichen mit einer Liste der Personen beigelegt hat, auf dem man nachsehen kann, wer wer ist. Ich habe das Buch geschenkt bekommen und werde es auf alle Fälle bald lesen.


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    Zurück zu Fräulein Smilla.
    Dieser Widerspruch, auf den weiter oben im Thread hingewiesen wurde, zwischen der persönlichen Beziehung Fräuleins Smillas zu ihrem Nachbarn und der Namenlosigkeit dieser Person - "der Mechaniker", war mir noch gar nicht bewusst aufgefallen. Es ist aber ein interessanter Hinweis. Wie sich im Verlauf der Geschichte zeigt, ist der Mechaniker auch nicht der, für den er sich ausgibt und so ganz wird auch am Ende nicht klar, welche Rolle er genau spielt. Es bleibt der Verdacht, dass da noch mehr ist als sich zeigt. Dennoch auch hier dieser Gegensatz zwischen persönlich und anonym, oder Individualität einer Person bzw. Beziehung innerhalb anonymer Rahmenbedingungen, die das ganze Leben von Fräulein Smilla ausmachen, die versucht, einen Platz für sich und ihre persönliche "andere" Seite in der Welt der Rationalität mit anonymen Spielregeln zu leben. Auch irgendetwas, das verdeckt bleibt und bleiben muss. Ein Kampf, der sich im Dunkeln in der Verwicklung von Verbrechen austobt, eine würdige Bühne. Ich finde das Buch hat zurecht zwei Preise bekommen ( Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi-Preis, Kategorie International 1995 und mit dem Silver Dagger Award der British Crime Writers´ Association 1994).


    LG Zoe

    Liebe Grüße!<br />Zoe

  • Auch mir hat das Buch nicht sonderlich gefallen.
    Ein sehr ausschweifender Schreibstil, der mich dazu bewogen hat, das Buch abzubrechen.
    Es steht zwar noch im Regal, aber nochmals werde ich es nicht anfangen.

  • Moin moin!


    Wie unterschiedlich Bücher doch auf Menschen wirken können!


    Zoe, tolle Interpretation, die mich direkt reizt, unter den von Dir genannten das Buch nochmals zu lesen!


    Von Beginn an hat mich die Protagonistin so fasziniert, die Atmosphäre des Romans nahm mich so gefangen, die Handlung war für mich so spannend, das ich das Buch immer nur sehr ungern aus der Hand legte - dabei hatte der seltsame Titel und auch die Inhaltsangabe eigentlich kaum Interesse bei mir geweckt (es war ein Geschenk).
    Von dem "Science Fiction-Elementen" bin ich überrascht, verunsichert worden, weil sie sich nirgends ankündigen und auch für meinen Geschmack so gar nicht hineinzupassen scheinen.
    Ich habe lange gegrübelt, ob und welche Absicht dahinter steckt. Da es eigentlich leicht auch eine realistische Möglichkeit geben konnte, bin ich allerdings überzeugt, dass Hoeg eine Absicht verfolgt hat.


    Zu dem "Mechaniker": ich habe in seiner Namenslosigkeit einen (weiteren) Hinweis auf die "Beziehungsunfähigkeit" Smillas gesehen, die letztlich auch in in ihrer "Fremdheit" in beiden - der dänischen und der grönlländischen - Kulturen begründet ist.
    Sie ist auch deshalb so unabhängig, muss so unabhängig sein, weil sie nirgends richtig dazugehört.
    Das beginnt meines Erachtens bereits bei ihrer äußeren Erscheinung - tatsächlich ist für mich auch einer Kritikpunkte des Films, dass die Schauspielerin doch nach unserem ästhetischen Empfinden viel zu schön ist und sie sich dabei zuwenig von dem "Normaldänen" abhebt.
    Frau Smilla hingegen sieht man das Anderssein an. sieht hier an, das sie einer anderen, letzlich (nach Hoeg) in Dänemark meist verachteten Kultur angehört.

    [size=10pt]Tschüss und liebe Grüße<br />Rüdiger[/size]

  • Peter Høeg - Fräulein Smillas Gespür für Schnee

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    Klappentext:


    Im Kopenhagener Hafenviertel stürzt ein Junge vom Dach eines Lagerhauses. Todesursache laut Polizeibericht: Ein Unfall. Smilla Jaspersen, die im selben Haus wohnt wie der Junge, sieht das anders und stellt ihre eigenen Nachforschungen an.


    Meine Meinung:


    Der Klappentext lässt einen vermuten, dass es sich hiermit um einen "normalen" Krimi handelt. Doch dem ist nicht so. Es geht nicht nur alleine um die Aufklärung des Todes des kleinen Jungen, sondern auch um den Grönland-Dänemark-Konflikt, diversen Grönlandexpeditionen, Schnee/ Eis, etc., das alles in die Handlung miteingebaut wird. Und genau das war das Problem. Durch diese verschiedenen Themen bin ich teilweise sehr durcheinander gekommen und hat mir dann auch die Spannung genommen. Und dann kam noch dazu, dass Høeg verschiedene Zeitsprünge machte. Ich fand das Leben und die Kindheit von Smilla sehr interessant, aber insgesamt war mir das zu viel "Nebenhandlung". Wie man so schön sagt: "Weniger ist oft mehr".
    Zum Schluss hin kamen dann auch noch verschiedene Science-Fiction-Elemente vor und das ist nun leider gar nicht meine Welt.
    Allerdings gibt es auch positive Punkte wie die Atmosphäre, die Høeg geschaffen hatte und Smilla war mir zwar nicht sehr sympathisch, aber ein sehr interessanter Charakter. Den Stil Høegs mochte ich insgesamt ganz gerne.
    Durch meine falschen Erwartungen an den Roman kann ich nur 2ratten geben.

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Ich habe das Buch auch schon vor langer Zeit gelesen, und wie der Mehrheit in diesem Thread, hat es mir nicht gefallen.
    Nun will ich es aber doch noch einmal versuchen. Vielleicht bin ich in der Zwischenzeit als Leserin schon "gereift" und kann mit dem eigenwilligen Erzählstil jetzt mehr anfangen.
    Schön jedenfalls, dass man so auch auf die Idee gebracht wird, Bücher nochmals zu lesen, um dann sicher und endgültig zu wissen, was man von ihnen halten soll.


    Liebe Grüße, Sue.

  • Ich habe das Buch auch damals, als es aktuell war gelesen und es nicht als so negativ empfunden, wie einige von euch. Ich weiß noch, dass ich es nicht verschlungen habe und es auch zähe Momente gab, aber es hat mich doch immer weiter bis zum Ende hin gezogen. Weglegen und damit aufhören konnte ich nicht.


    Über den Inhalt kann ich gar nichts mehr sagen, auch weiß ich das Ende überhaupt nicht mehr (Mensch muss das lange her sein, dass ich das gelesen habe...), aber was ich noch genau nachempfinden kann ist die Stimmung des Buches. Diese düstere, kalte Atmposphäre und ein Gefühl von Zähigkeit und Zeitlupe und Bedrohung. Dabei habe ich auch immer noch Bildausschnitte im Kopf. Und das im Gegensatz zu anderen Thrillern, die ich verschlungen und vergessen habe. Es muss mich also doch im Nachhinein beeindruckt haben.

  • Heimfinderin: mir geht es genauso... :zwinker:


    Da ich inzwischen den Film gesehen habe, wurde der Inhalt zwischenzeitlich wieder aufgefrischt. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass das Buch eine solch negativen Eindruck bei mir hinterlassen hätte - ich würde es spontan in die Schublade "intelligente Spannungsliteratur" stecken. Und das nordische Setting fand ich eh klasse, davon hatte ich zuvor noch nicht so viel gelesen.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Und das nordische Setting fand ich eh klasse, davon hatte ich zuvor noch nicht so viel gelesen.


    Ja, das war bei mir auch so und das trug wohl auch zu der Atmosphäre mit bei.


    Den Film habe ich noch gar nicht gesehen. Das ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Reizen würde er mich jetzt schon.

  • Fräulein Smillas Gespür für Schnee


    Inhalt: Der Tod in Kopenhagen, ein Kind fällt vom Dach. Ein Unfall, da ist dich die Polizei sicher. Doch Smilla Jaspersen zweifelt, was hat der kleine Jesaja dort oben überhaupt gemacht? Sie geht der Spur nach und gerät in eine Sache, die viel mehr ist als das Leben eines Kindes.


    Zuerst habe ich wie ihr auch gedacht, dass es sich hier um eine normale Kriminalgeschichte handelt. Deshalb war ich skeptisch, denn dieses Genre kenne ich nicht wirklich. Doch was Hoeg hier schreibt, ist viel mehr und viel dichter als ein bloßer Krimi. Für meinen Geschmack zu dicht. Oft hatte ich keine Ahnung mehr, was Smilla da eigentlich "treibt". Sie läuft von Ort zu Ort, besucht Menschen, aber ich hatte völlig den Faden verloren, was sie überhaupt wollte oder bezweckte. Ich kam mir vor wie ein kleiner Schuljunge, der hinter jemandem herläuft und versucht, demjenigen über die Schulter zu schauen, was aber nicht funktioniert, weil derjenige sich nicht über die Schulter gucken lässt.
    So war das doch ein recht einseitiges Vergnügen. Gut geschrieben, keine Frage. Aber die Story werde ich mir doch vielleicht mal bei dem Filmchen genauer anschauen müssen. Eigentlich schade!
    Das Finale habe ich auch nicht ganz verstanden, da driftete dann plötzlich alles unvermutet in Science-Fiction ab. Aber ich befand mich ja sowieso schon auf einer Buchumlaufbahn von mindestens 280.000 km Radius, da machte so ein kleiner Schlenker auch nichts mehr aus.


    Man muss dem Buch allerdings auch zugute halten, dass es teilweise echt spannend war und ich die 500 Seiten in relativ kurzer Zeit hinter mich gebracht hatte. Empfehlen kann ich es aber nicht.
    2ratten


    Gruß,
    m3rlin

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.<br />10/10 - tatsächlich geschafft!

  • Das Buch "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" subte schon eine ganze Zeit bei mir im Regal herum. Nun, während dieser heißen Sommertage hat es mich dann gepackt und ich habe es mir zu Gemüte geführt - tja, was soll ich sagen? Mein Fall war es irgendwie nicht...


    Was mich daran gestört hat:
    1. Die Geschichte war viel zu lang, für das, was sie eigentlich transportieren wollte. Zwar sehe ich ein, dass Hoeg eine gewisse Stimmung aufbauen wollte, in der auch der schwierige (aber nicht unsympatische) Charakter von Smilla sich entwickeln kann, aber ich musste an manchen Stellen die Seiten echt überfliegen, um überhaupt an der Geschichte dranbleiben zu wollen. Schade eigentlich.


    2. Die Geschichte ist mir in der Mitte einfach zu konfus geworden. Nachdem man von "Der Stadt" auf "Das Meer" wechselt, musste ich sehr häufig zurückblättern, weil ich gar nicht mehr verstanden hab, von welchen Personen und welchen Ereignissen Smilla spricht. Das hat den Lesefluss auch ganz schön gebremst.


    3. Gegen Ende wird die Story einfach zu 007-lastig, da hat man dann vom Film wohl mehr.


    Ich würde dem Buch auch höchstens 2ratten geben und schaue einfach mal, ob ich mir die DVD in der Bibo besorgen kann... Dieses Vergnügen kostet mich dann nur 2 Stunden und keine 2 Wochen "wertvolle" Lesezeit :rollen:

  • Erst auf Seite 100 angekommen, hänge ich schon bei Smilla fest :grmpf: ich mag den Autor und ich mag die Sprache, aber ich habe ein Riesenproblem mit schwer depressiven Protagonisten. Ich weiß einfach nicht, warum das sein muss. Wünscht mir Glück, dass ich durchhalte, dann editiere ich diesen Beitrag zu einer hoffentlich passablen Rezi :zwinker:

    :schmetterling: <br /><br />Wer zu lange in sich geht, kommt auf der anderen Seite wieder heraus.


  • Erst auf Seite 100 angekommen, hänge ich schon bei Smilla fest :grmpf: ich mag den Autor und ich mag die Sprache, aber ich habe ein Riesenproblem mit schwer depressiven Protagonisten. Ich weiß einfach nicht, warum das sein muss. Wünscht mir Glück, dass ich durchhalte, dann editiere ich diesen Beitrag zu einer hoffentlich passablen Rezi :zwinker:


    Vielleicht kommt der Umschwung bei dir noch. Ich mag das Buch sehr, aber das ist halt einfach individuell. Ich mag halt auch die schwer depressiven Protagonisten :breitgrins:.

  • Der Krimi, der diesem Buch zugrunde liegt, ist sehr spannend und hat mich mitgerissen. Aber nicht von Anfang an. Ich habe gute 100 Seiten gebraucht, um reinzukommen und gut bis zu Hälfte, um mit der Sprache zurecht zu kommen.


    Der Roman zieht sich zeitweise sehr in die Länge.

    Ich konnte mir teilweise nichts darunter vorstellen. Kann aber auch daran liegen, dass ich mich damit nicht auskenne. Das ist der nächste Kritikpunkt: Auch wenn ich von etwas keine Ahnung habe, möchte ich doch so eingeführt werden, dass ich es verstehe.


    Fräulein Smilla war mir zu unnahbar. Sie wurde mit vielen Worten umschrieben, genauso wie ihre Gefühls- und Gedankenwelt, ich habe aber keinen Zugang zu ihr gefunden. Ehrlich gesagt, habe ich zu keinem der Protagonisten einen Zugang gefunden. Sehr schade, aber ich glaube, dass das an der komplizierten Schreibweise von Hoeg liegt.


    Über einen Namen bin ich gegen Ende gestolpert:



    Ich habe diesen Roman sehr schnell gelesen, obwohl er sprachlich sehr schwierig war. Das lag aber einzig an der interessanten Geschichte um Jesaja. Viele andere Textstellen habe ich nur überflogen, da ich mit dem ganzen Fachgesimpel nicht klargekommen bin.
    Von mir deswegen nur 2ratten


    EDIT: Heute Abend kam dann gleich noch der Film im Fernsehen. Im Gegensatz zum Buch hat zwar einiges gefehlt, aber er hat mir besser gefallen. Ich würde eher dazu raten, den Film zu sehen - ich hätte nie gedacht, dass mir mal eine Verfilmung besser gefällt als das Buch :entsetzt:

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

    Einmal editiert, zuletzt von Zara ()

  • Jesaja ist tot. Von einem Dach gestürzt. Laut der Polizei ist der Junge beim Spielen verunglückt. Doch die Grönländerin Smilla Jaspersen denkt da anders. Wieso kletter ein Kind mit chronischer Höhenangst auf ein Dach?
    Trotz allen Wiedrigkeiten macht Smilla sich auf, das Rätsel um Jesaja zu lösen. Schliesslich hat sie ihm geschworen, ihm immer beizustehen. Und das will sie auch jetzt tun. Jetzt, da Jesaja tot ist.
    Ihre Recherche führt Smilla von Kopenhagen nach Grönland, vom Jahr 1991 ins Jahr 1966 und noch weiter zurück. Sie trifft auf Freunde und Feinde, doch nichts kann sie von ihrer Mission abbringen. Sie geht durch Eis und Schnee, wie sie es seit ihrer Kindheit tat...

    Peter Høegs "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" ist ein melancholisches Werk. Bevölkert von Winter, Eis und Kälte. Høeg erzählt viel von Grönland, viel von Eis. Einerseits ist Høegs Sprache sehr philosophisch und schön zu lesen, doch irgendwann hat man genug davon. Auf Dauer strengt den Leser die ständige Melancholie und ewige Tristesse zu sehr an. Man beginnt sich zu fragen, was der Autor einem eigentlich mitteilen will.

    Ebenso bleibt Smilla ein Geheimnis. Einerseits fühlt sie sich einsam und verlassen, doch wundert einen das nicht, wenn man liest, mit welcher Gleichgültigkeit und Kälte sie ihre Mitmenschen behandelt.
    Auch der rote Faden fehlt im Buch. Man wird mit vielen Namen, Daten, Fakten konfrontiert, die dann meist sofort wieder fallengelassen werden, nur um sie 100 Seiten wieder aufzunehmen. Doch da weiss man leider schon nicht mehr, worum es ging.

    Für Leser, auf die Eis, Schnee und das ferne Grönland faszinierend wirken, hält dieses Buch viele Informationen bereit, die mit einer dennoch spannenden Kriminalgeschichte verbunden sind.
    Im Allgemeinen würde ich jedoch von diesem Buch abraten, da es seinen Leser verwirrt, erschöpft und traurig zurücklässt und man sich nach der Hälfte des Buches nur noch damit quält.


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    2ratten

    //Grösser ist doof//

  • Zara und Jari: Ihr macht mir ja Mut! Ich muss/will es für den diesjährigen SLW auch noch lesen ... wie mir scheint, am besten schnell, sonst lasse ich mich komplett entmutigen! :zwinker:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Das ist wirklich interessant^^ ich hab die Smilla extrem gut in Erinnerung, aber ich könnte mir vorstellen das es mir heut ein wenig zu Science Fictionmäßig wäre. Als Teanie fand ich die Handlung wahnsinnig spannend!


  • Zara und Jari: Ihr macht mir ja Mut! Ich muss/will es für den diesjährigen SLW auch noch lesen ... wie mir scheint, am besten schnell, sonst lasse ich mich komplett entmutigen! :zwinker:


    Nicht entmutigen lassen! Geschmäcker sind verschieden :zwinker: Und wäre es nicht so ausführlich und langatmig, hätte mir das Buch auch besser gefallen. Aber meiner Meinung nach sollte man das Buch am besten im Winter lesen :breitgrins:

    //Grösser ist doof//


  • Zara und Jari: Ihr macht mir ja Mut! Ich muss/will es für den diesjährigen SLW auch noch lesen ...


    dito. Ich hänge bei dem Buch fest. Vielleicht sollte ich es so schnell wie möglich "hinter mich bringen" :zwinker:



    Aber meiner Meinung nach sollte man das Buch am besten im Winter lesen :breitgrins:


    Habe ich versucht, aber irgendwie habe ich noch keinen Zugang dazu gefunden :rollen:

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere! - Erich Kästner<br /><br />SLW 2016 9/30

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    Inhalt
    Smilla Jaspersen ist überzeugt: Jesaja, der Nachbarsjunge, ist nicht beim Spielen vom Dach gestürzt, sondern er ist gesprungen. Aber warum sollte ein Junge mit extremer Höhenangst von einem Dach springen? Nur, wenn er vor etwas, das hinter ihm war, noch mehr Angst hatte. Smilla begibt sich, trotz massiver Drohungen, auf die Suche nach Jesajas Geheimnis und gerät dabei in einen Strudel aus Gewalt, Eis und Schnee.


    Meine Meinung
    Mit Peter Høegs Schreibstil muss man zurechtkommen können. Mir ist dies leider nicht ganz und auch nicht immer gelungen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Smilla Jaspersen, einer in Dänemark lebenden Grönländerin, erzählt. Sie springt oft in ihre Vergangenheit zurück, erzählt manche Geschehnisse unchronologisch (was man leider manchmal erst im Nachhinein bemerkt) und lässt philosophische oder wissenschaftliche Gedanken miteinfließen. Dadurch entsteht eine etwas zerrüttete Erzählweise, auf die man sich einlassen muss.


    Im ersten Teil (das Buch besteht aus 3 Teilen) bin ich gut damit zurechtgekommen, mir gefielen vor allem die Rückblenden in Smillas Kindheit und ihr Leben auf Grönland. Man taucht richtig ein in Smillas Innenleben, ihre Konflikte mit der Kultur in Dänemark und mit ihrem Vater, in ihre Einsamkeit und selbstgewählte Isolation. Smilla ist ein Charakter, mit dem man, trotz oder gerade wegen seiner Ecken und Kanten, gut mitfühlen kann, denn man weiß, warum sie sich so und nicht anders verhält.


    Konnte ich der Handlung und den Hinweisen im ersten Teil noch ohne große Probleme folgen, fiel mir das im zweiten Teil schon schwerer. Es tauchen insgesamt sehr viele Personen auf, die alle etwas zu verbergen haben, falsche Identitäten annehmen oder über die erst im Nachhinein näheres erzählt wird. So behält Smilla einige Entdeckungen erstmal für sich, ohne dass der Leser erfährt, was es ist. Diese Art des Erzählens kenne ich schon aus anderen Krimis, deswegen hat sie mich auch nicht weiter beunruhigt, denn letztendlich wird alles erklärt. Ich kann mir aber vorstellen, dass manche Leser dadurch das Buch frustriert zur Seite legen, da sie meinen, nicht mehr durchzublicken.
    Der zweite Teil des Buches hat mir persönlich am meisten zu schaffen gemacht. Dort werden sehr viele Ortsbeschreibungen durchgeführt und zwar

    Die Handlung an sich war natürlich trotzdem sehr spannend, aber diese vielen Einschnitte haben mich ziemlich gelangweilt, so dass ich sie meistens nur überflogen habe.


    Überhaupt glaube ich, dass einige Informationen, die das Buch vermittelt, an mir vorbeigegangen sind, weil ich auf diese Wissensfülle in einem Krimi nicht wirklich vorbereitet war. Die Handlung konnte ich, ohne große Lücken, gut verfolgen, aber so manche Erläuterungen über Schnee oder das Verhältnis zwischen Grönland und Dänemark konnte ich nicht ausreichend würdigen. Dafür habe ich einfach zu wenig Gespür.

    Dieses Buch ist auf jeden Fall kein Buch für Nebenbei, denn ohne Konzentration gehen einem wahrscheinlich viele Informationen verloren. Mich konnte das Buch nur teilweise überzeugen. Smilla mochte ich und auch die Handlung an sich war spannend und schlüssig. Aber einige Stellen haben mich einfach nur gelangweilt oder waren mir zu detailiert, um noch sinnvoll zum Geschehen beizutragen. Dennoch würde ich das Buch an Leute, die sich darauf einlassen können, weiterempfehlen, auch wenn es mir nicht übermäßig gut gefallen hat.
    3ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)