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Maggie O’Farrell – Die Frau, die es nicht gab
Inhalt: (Klappentext)
Iris Lockhart ist eine unabhängige junge Frau, die mir beiden Beinen im Leben steht. Nichts deutet darauf hin, dass ein dunkles Familiengeheimnis ihren Alltag erschüttern könnte. Bis Iris in einem Brief aufgefordert wird, ihre Großtante Esme Lennox aus einer psychiatrischen Anstalt abzuholen, da das Haus geschlossen wird. Iris hat jedoch keine Großtante – erst recht keine, die seit über 60 Jahren wie eine Gefangene lebt. Aber das vermeintliche Missverständnis entpuppt sich bald als erster Hinweis auf ein Familiendrama, das im Edinburgh der 30er Jahre begann.
Die Autorin:
1972 in Nordirland geboren, aufgewachsen in Wales und Schottland. Lebt heute in London. Die Frau, die es nicht gab ist ihr vierter Roman.
Meine Meinung:
Als ich anfing zu lesen dachte ich zuerst, ein Chick-Lit Buch erwischt zu haben und wollte es schon wieder weglegen. Aber es kam ganz anders, als zum ersten Mal von Esme die Rede war.
Von Esme erfährt man in Rückblicken die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend, ihres Lebens, bevor sie in die psychiatrische Anstalt eingewiesen wurde. Eine Frau, die weder als Kind noch als Heranwachsende, noch als Erwachsene, Liebe erfahren hat, die immer nur zurückgewiesen oder ausgenutzt wurde wegen ihres Benehmens, wegen ihres Drangs nach Freiheit, nach einem Leben jenseits der Konventionen, nach einem Leben, das nicht fremdbestimmt ist. Und die Konventionen, in denen sie aufwuchs, aufwachsen musste, zerstörten letztendlich ihr Leben.
Esme hat für ihren Drang nach Freiheit, für ihr Anderssein entsetzlich gebüßt – sie wird von ihrer Familie in die psychiatrische Anstalt eingewiesen und dort mit Absicht vergessen, wird aus der Familiengeschichte getilgt, so dass schließlich niemand mehr weiß, dass es sie je gab, und noch gibt. Und außer einem Leben in Freiheit verliert sie noch viel mehr ...
Ihr gegenüber steht Iris, eine moderne junge Frau, die ihr Leben so gestaltet, wie sie möchte. Auch ihre Geschichte wird erzählt, für meinen Geschmack allerdings etwas zu detailliert. Bei vielen Einzelheiten habe ich mich gefragt, was das wohl mit der Entwicklung des Romans zu tun hat. Und habe keine Antwort gefunden.
Fasziniert hat mich die wechselnde Perspektive, aus der Esmes Leben erzählt wird – anfangs von ihr selbst, dann immer wieder und immer mehr von Kitty, ihrer älteren Schwester, die an Alzheimer erkrankt ist und in einem Heim lebt. Man bekommt Einblick in das Denken und das Verhalten der beiden Frauen und hat manchmal den Eindruck, als Leser direkt in ihren Köpfen zu sitzen, so nah befindet man sich.
Allein die Vorstellung, dass jemand sein ganzes Leben in einer psychiatrischen Anstalt verbringen muss, nicht weil er krank ist, sondern weil er seiner Familie im Weg ist, weil er sich nicht anpassen will, weil die Familie bestimmte Verhaltensweisen nicht verstehen kann oder will, hat mir während des Lesens eine Gänsehaut verursacht. Aber ganz offensichtlich war das bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts in Groß-Britannien (und vielleicht auch anderswo) genau so möglich. Die Autorin bringt das auch in ihren Roman ein, als Iris in den alten Anstaltsakten nach Informationen über ihre Großtante sucht und dort seitenweise Einträge findet über Frauen, die von ihrer Familie / ihrem Ehemann / ihrem Vater eingewiesen wurden, weil sie ihre ehelichen Pflichten verweigern, mit einem Freund durchbrennen, ihren Haushalt vernachlässigen, stundenlange Spaziergänge unternehmen und ähnliches. Dies wird im Buch zwar nur auf etwa 4 Seiten erzählt, hat bei mir jedoch einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Verbunden mit der Hoffnung, dass derlei Praktiken absolut der Vergangenheit angehören.
Fazit:
Ein interessantes Buch, das anfangs sehr leicht daherkommt, dann aber in zunehmendem Maße beklemmend wird, was sich bis zur letzten Seite steigert. Sicher nicht mein letztes Buch dieser Autorin.
[size=6pt]edit: Ratten nachgereicht[/size]