John Banville - Die See

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.436 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Der Kunsthistoriker Max Morden kehrt an jenen Ort zurück, mit dem er aufregende und unbeschwerte, tiefschürfende und sehr prägende Erinnerungen verbindet: das Haus am Meer.
    Er hat erst vor kurzem seine geliebte Frau Anne nach einem Jahr des Kampfes gegen den Krebs verloren. Um die Trauer zu bewältigen, den unendlichen Verlust zu verarbeiten ruft er Kindheitserinnerungen wach, in denen vor allem die etwas unkonventionelle Familie Grace eine große Rolle spielt. Doch mit dieser Reise in die Vergangenheit werden auch alte Wunden aufgerissen.


    Herausragend – weil unbeschreiblich kunstvoll, ergreifend und wortgewaltig – ist der Stil dieser Erzählung. Banville jongliert mit verschiedenen Zeitebenen, lässt detailreiche Beschreibungen und kurze Momentaufnahmen von Landschaften, Gerüchen, Gefühlen und Personen einfließen, ohne auch nur an einer Stelle in Sentimentalitäten oder Gefühlsduseleien zu verfallen und fügt so das Lebensbild des Max Morden im Laufe der Erzählung mosaikartig zusammen. Max Morden ist keine sympathische Figur, er ist ich-bezogen, eitel und starrköpfig. Und doch bringt man Verständnis für ihn auf und begleitet ihn gerne auf seinem Weg zu einer Erkenntnis, die auf den letzten Seiten offenbart wird.
    Nicht zuletzt vermitteln die wunderbaren Beschreibungen des Meeres anhand vieler Metaphern die Vergänglichkeit des Lebens, die Bedeutung von Gegenwart und Vergangenheit, das Zusammenspiel von Liebe und Leiden.


    Ein ruhiges Buch, ein stimmiges Buch, ein Buch, das den Leser sehr nachdenklich zurücklässt. Äußerst empfehlenswert!


    Der Ire John Banville, geb. 1945, erhielt für diese „meisterhafte Studie über Trauer und erinnerte Liebe“ (Jury) den Man Booker Prize 2006.


    5ratten


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    Das Taschenbuch erscheint im März 2008:

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    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Meine Meinung

    Max Morden hat seine Frau nach langem Kampf gegen den Krebs verloren. Er kehrt zurück an einen Ort, in dem er in seiner Kindheit glücklich war. An dem kleinen Ort am Meer hat er Freunde gefunden, seinen ersten Kuss bekommen und seine erste Schwärmerei erlebt.


    Je mehr Max von diesem Sommer am Meer erzählt, desto realistischer werden seine Erinnerungen. Er sieht die Ereignisse von damals aus einem anderen Blickwinkel. Dinge, die erals Kind nicht verstanden hat, werden ihm jetzt klar. Genauso bewertet er manche seiner Handlungen von damals jetzt anders. Das macht die Erinnerungen an diesen Sommer nicht schlechter, er sieht die Dinge nur anders. Gleichzeitig stellt er sich den Ereignissen von damals.


    Eine Geschichte quasi rückwärts zu erzählen ist ein fast schon typische Stilmittel von John Banville. Es beginnt mit einem Ereignis in der Gegenwart, das als Aufhänger für die Geschichte aus der Vergangenheit genommen wird. Je weiter er dann erzählt, desto mehr räumt er mit Unklarheiten aus der Vergangenheit auf. Der Leser erfährt dabei oft mehr, als der Erzähler selbst, der die Dinge zwar beschreibt, aber manchmal nicht begreifen kann. Deshalb werden oft nicht alle Geschichten abgeschlossen.


    So ging es mir auch hier. Ich hätte mir bei den Ereignissen, die in der Vergangenehit spielen, einen Abschluss gewünscht. Auf der anderen Seite passt es zur Person von Max, dass er diese Geschichte eben nicht bis zum Ende erzählt. Denn eigentlich ist die Gegenwart das, was ihn beschäftigt. Die Vergangenheit ist für ihn schon abgeschlossen.


    The Sea ist eines der Bücher, die mich von der ersten Seite mitnehmen und auch nach der letzten nicht loslassen.

    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich muss das Buch noch mal lesen, glaube ich. Vor längerer Zeit hatte ich es als Hörbuch und war so mittelbegeistert, die Verfilmung hingegen hat mir sehr gut gefallen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen