Rafael Arozarena – Mararía

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    Inhalt: Es ist gar nicht so einfach, nach Femés auf Lanzarote zu kommen, auch Pedro mit seinem alten, klapprigen Lastwagen will auf keinen Fall von der Straße abbiegen, um den Fremden bis in den Ort zu fahren. Endlich angekommen, quartiert sich der Fremde, der Erzähler, in Isidros Kasino ein und macht auch direkt die Bekanntschaft des buckligen Marcial, der keinen Alkohol verträgt. Im Ort lebt eine Frau, die als Hexe betrachtet wird und der Fremde macht sich auf ihre Spur. Von jedem läßt er sich Geschichten über María, die einst das schönste Mädchen im Dorf und von allen Männern umschwärmt war, erzählen. So erfährt er von Marías gescheiterter Hochzeit mit „dem Mauren“, weil die Männer des Dorfes ihn in angetrunkenen Zustand erschlugen. Isidro berichtet, wie er durch María um die Übernahme eines gutgehenden Gehöfts gebracht wurde; Marcial erzählt davon, wie er sich um Marías kleinen Sohn gekümmert hat. Der Fremde spricht auch mit dem Arzt, bei dem María sich häufiger aufhält, mit dem früheren Pfarrer, mit jedem, der ein Puzzlestückchen beitragen kann. Und so entwickelt sich langsam das Bild einer Frau mit einem bewegten Leben in einer engstirnigen Umgebung.



    Meine Meinung: Die schöne und vom Schicksal gebeutelte María ist die einzige Hauptperson dieses Romans, alle anderen werden daneben zu bloßen Statisten. Sie erzählen ihre Geschichten über María, die zwar langsam ein Bild dieser Frau ergeben, auch durchaus ein facettenreiches Bild, aber die „eigentliche“ María tritt völlig dahinter zurück, weil sie selbst sich nicht einmal äußert. Sie spricht nur in den Berichten der anderen, mithin gefärbt durch deren Erinnerungen, Absichten, Selbstdarstellungen. Am ehesten „objektiv“ wirkt ausgerechnet der bucklige Marcial, nicht weil er nicht auch ein körperliches Interesse an María hätte, aber weil er derjenige ist, der ihr über ihren Sohn am meisten gegeben hat und der sich ob einer dummen Situation, an der er unschuldig ist, lebenslange Vorwürfe macht. Warum der Fremde auf der Suche nach María und/oder ihrer Geschichte ist, bleibt bis zum Ende unklar.


    Nichtsdestotrotz bezieht diese Lebensgeschichte aus dieser Darstellungsform einigen Reiz. Mit jeder neuen Stimme wandelt sich die Wahrnehmung von María und ich schwankte zwischen Kopfschütteln, Mitleid, Wut und Fassungslosigkeit. Das Ende kam mir allerdings zu schnell und holprig im Vergleich zum Rest daher, auch blieb da für mich eine große Frage offen. Arozarena bindet die Landschaft in seine Geschichte ein, die Details passen gut zu der durch die in den einzelnen Erzählungen erzeugten Stimmung. Aber obwohl so viele verschiedene Personen hier zu Wort kommen, gibt es keine spürbaren Wechsel im Stil. Ich hätte es interessanter gefunden, am Tonfall einen Unterschied zwischen dem Arzt und dem Wirt, dem Pfarrer und dem Lastwagenfahrer zu erkennen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen