Alain Robbe-Grillet †

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  • Heute ist Alain Robbe-Grillet im Alter von 85 Jahren verstorben. Er galt als Miterfinder des Nouveau Roman. Sein La Jalousie war für mich eines der ganz grossen Leseerlebnisse. Fast keine Handlung, subtile Beschreibung ... grosse Literatur.


    Auch Kino hat er gemacht.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Danke für den Tipp, sandhofer. Den Autoren kenne ich gar nicht.


    Liebe Grüße
    mombour

  • Eine kurze Kolumne zum Tode Robbe-Grillets verfasst von Rolf Vollmann in der heutigen ZEIT (leider nicht online).


    Zitat: "Sicher war es nichts [die geschriebenen Werke von Robbe-Grillet (Anmerkung von mir)], um damit ein Leseleben zu bestreiten. Aber indem es das bequeme Leseleben ein bißchen zerrüttete, machte es auch den Kopf frei, und man entdeckte nun, was sie dann alle jeder für sich für herrliche Sachen schrieben, die Saurraute, die Duras, Simon, Butor, Pinget; und er, Robbe-Grillet, erst neulich noch. Adieu also, Ihr Gottlosen, das waren Zeiten!"


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Was würdest du denn sagen ist DAS charakteristischste Buch des "noveau roman"?


    "Rayuela" von Julio Cortázar wird meist dazugerechnet. Allerdings bin ich nicht wirklich einverstanden. Von Manuel Puig "Der Kuss der Spinnenfrau" und vor allem "Boquitas pintadas" scheint mir da viel typischer zu sein. Kein Erzähler, oft Polizeibericht-artig etc. Das waren auch die Ansprüche des nouveau roman, nicht?


  • Was würdest du denn sagen ist DAS charakteristischste Buch des "noveau roman"?


    Hallo Celesta,


    da ich mich z.Zt. in der Lektüre des Romans "Der Augenzeuge" von Robbe-Grillet aufhalte, gestatte ich mir zu antworten. Ein Merkmal des Nouveau Roman ist, dass sich der Inhalt nur auf die sichtbare Welt der Dinge beschränkt. Der Romantitel "Der Augenzeuge" drückt schon vortrefflich aus, was der "Roman Nouveau" will, so werden hier gänzlich auf Charaktere verzichtet, detaillierte Umschreibungen aus der Welt der Dinge dagegen sind das Typische.


    Ein großartiges Beispiel aus dem Augenzeugen ist die herrliche Beschreibung einer Möwe im Flug.


    Ein Ausschnitt:


    Zitat von "Robbe-Grillet"

    Eine graue Möwe, die der ersten durchaus glich, flog in derselben Richtung vorbei und folgte ohne ein Zittern der Schwingen ebenso langsam derselben waagerechten Bahn - mit leicht gedrehtem Kopf, seitlich nach unten zeigendem Schnabel und starrem Auge.


    Schon in diesem kleinen Ausschnitt erkennen wir äußerst detaillierte Umschreibungen sichtbarer Dinge, welche die Menschen gewöhnlich übersehen. Das ist das typische am "Nouveau Roman".


    Unvergesslich ist mir eine Szene aus "Der Palast" von Claude Simon geblieben. In einem Café steht jemand auf, zieht eine Pistole und erschießt jemanden. Diese kurze Szenerie zieht sich über mehrere Buchseiten hin. Auch hier ist die Detailverliebtheit gegeben.


    Liebe Grüße
    mombour

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