Neal Stephenson - Cryptonomicon [Minileserunde]

Es gibt 90 Antworten in diesem Thema, welches 20.860 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von BigBen.

  • @ BigBen
    Der Handlungsstrang um Randy ist zu Beginn wirklich nicht der tollste, aber es wird besser. Was ist mit Geschichten um Bobby Shaftoe und Goto Dengo? Da geht es doch wirklich zur Sache. Außerdem wird es noch ein paar Mal schön mathematisch, das dürfte wieder etwas für Deiner Mutter Sohn sein. Für mich gab es auch einige Flauten, aber ich fand, Story und Stil waren es wert, dranzubleiben. Das Buch mit mehr als 1000 Seiten, das von Anfang bis Ende durchgehend ohne Längen ist, muss erst noch geschrieben werden :breitgrins:.


    Mir ist übrigens die fragwürdige Übersetzung des "whois" nicht aufgefallen, und ich bin auch Internetuser :zwinker:.


    @ Alfa Romea
    Welches Buch von Stephenson würdest Du als schwerer verständlich oder lesbar einstufen, Cryptonomicon oder die Barock-Trilogie?


    Grüße
    Doris


  • Der Handlungsstrang um Randy ist zu Beginn wirklich nicht der tollste, aber es wird besser.


    Na hoffentlich.



    Was ist mit Geschichten um Bobby Shaftoe und Goto Dengo? Da geht es doch wirklich zur Sache.


    Ja, Shaftoe ist ein Lichtblick.



    Schade, dass es dir nicht gefällt. Vielleicht wirds ja noch besser und sonst zwingt die ja niemand, es bis zum Ende zu lesen. :zwinker:


    Ich bin stur genug, das ich, was ich angefangen habe, dann auch bis zum Ende lese.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • @ Alfa Romea
    Welches Buch von Stephenson würdest Du als schwerer verständlich oder lesbar einstufen, Cryptonomicon oder die Barock-Trilogie?


    Eine schwierig zu beantwortende Frage, da ich Cryptonomicon auf deutsch und die Barock-Trilogie auf englisch gelesen habe. Sie sind wahrscheinlich ziemlich gleichwertig, was Verständlichkeit angeht. Während Cryptonomicon für Mathe-Unbegabte und Anti-Techniker Herausforderungen in Sachen Crypto-Systeme und Computer-Technik bietet, trumpft die Barock-Trilogie mit anderen Dingen auf, vor allem mit der Vielfältigkeit.
    Natürlich geht es auch um Mathematik, so zB um das binäre Zahlensystem, es geht auch um Kryptografie, es geht um das Entstehen des modernen Börsen- und Handelswesens, um Politik, Köngishäuser (mitsamt den ungezählten Verwandten, die man sich auch noch merken muss), den Versuch, die britische Währung mittels Sabotage zu diskreditieren und so die britische Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen, um Experimente und Einsichten der ersten Physiker (die sich damals noch "natural philosophers" nannten), um den ewig währenden Streit zwischen Isaac Newton und Gottfried Leibniz, wer denn nun die Infinitesimalrechnung erfunden hätte), um Europäer, die sich beim Sklavenhandel eine goldene Nase verdienen, etc. etc. (das ist wahrscheinlich knapp die Hälfte der Themen, die eine Rolle in der Trilogie spielen).
    Es ist (meist) nicht schwer verständlich, aber so umfassend, dass die Lektüre mindestens gleich anspruchsvoll wie bei Cryptonomicon ist. Am besten reserviert man sich ein paar Monate und liest die Trilogie am Stück. Ich habe nämlich den Fehler gemacht, zuerst "Quicksilver" zu lesen und dann etwa ein Jahr lang nichts mehr. Das hat mir den Wiedereinstieg teilweise erschwert und ich habe mich mehr als einmal gefragt, was ich da genau tue.
    Naja, am Ende wusste ich es (und habe, wie schon erwähnt, ganz ernsthaft erwogen, das Werk gleich nochmal zu lesen. Was ich dann aber doch unterliess, wenn auch schweren Herzens. Damals war mein SUB halt noch höher als heute...) :breitgrins:


    BigBen:
    Na, dann hoffe ich doch mal, dass dir deine Sturheit doch noch ein paar angenehme Lesestunden beschert :smile:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Danke für die ausführliche Antwort! Das sollten wir 1:1 rüberkopieren in den Thread der Barock-Trilogie, das macht sicher noch anderen Appetit auf die Reihe.


  • Im Augenblick macht das Lesen wenig Spaß. Auf Seite 319 hat der Übersetzer etwas zuviel des Guten getan. Da steht:
    "Randy öffnet ein Fenster und tippt: Wer ist eruditorum.org"


    Im Englischen stand da bestimmt "whois eruditorum.org" Man beachte, das da kein Leerzeichen zwischen who und is steht! whois ist ein Unix-Befehl. Befehle zu übersetzen macht wenig Sinn. :sauer:


    Hihi, das kenn ich doch...
    http://forum.sf-fan.de//viewto…?p=32518&highlight=#32518


    :winken:

    You see things as they are and ask, "Why?" I dream things as they never were and ask, "Why not?" (G. B. Shaw)

  • Ich habe jetzt das Meeting beim Sultan hinter mich gebracht. Wie Alfa schon woanders schrieb, damals war die Technik top, die heute nur noch einen Gähnen hervorruft. Kamera im Laptop, Videokomprimierung durch Differenzbildung. :breitgrins: Solche ellenlangen Meetings, wo man gar nicht weiß, warum man überhaupt teilnimmt, kenne ich leider auch.
    Stephenson hackt mir zu sehr auf dem Unterschied Nerd - normaler Mensch herum. Sowas Besonderes/Anderes sind die Nerds nun auch nicht.
    Und leider fehlt mir immer noch ein wenig der rote Faden.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • Stephenson hackt mir zu sehr auf dem Unterschied Nerd - normaler Mensch herum. Sowas Besonderes/Anderes sind die Nerds nun auch nicht.


    Stimmt schon. Allerdings kommt da halt auch wieder der Faktor hinzu, dass das Buch schon ein paar Jährchen alt ist. Vor der Jahrtausendwende waren Hacker und Nerds für Otto Normalverbraucher schon so was wie eine kuriose, licht- und bewegungsscheue Geheimsekte. Evtl spielt Stephenson nur mit diesem Klischee (das nur langsam verblasst).
    Andrerseits sind Nerds schon eine Elite. Jetzt nicht im Sinne von: sie sind bessere Menschen. Aber sie sind Menschen, die einem kleinen Kreis angehören, der dieselbe Sprache spricht und dieselben Kenntnisse hat. Vielleicht bewundert Stephenson sie nur dafür, dass sie tagelang an einem Problem rumfrickeln können - in ihrer Freizeit, unbezahlt und ohne jemals irgendeine Form von Anerkennung von ausserhalb der anderen Nerds (also zB von Papa/Omi/Freundin) zu erhalten. Einfach weil diese Leute nicht mal verstehen, was überhaupt das Problem ist...




    Und leider fehlt mir immer noch ein wenig der rote Faden.


    Den gibts im klassischen Sinne auch nicht.
    Das einzige Thema, dass ich über jeden Handlungsstrang hinweg sehe, ist das von Macht und Ohnmacht. Zum Beispiel Informationen, die man hat, aber nicht nutzen darf (Lawrence Waterhouse), Randys und Avis Versuch, einen freien Datenhafen einzurichten, damit (unter anderem) Informationen frei und unzensiert fliessen können, dagegen dann wieder die Übernahmeversuche des Dentisten, die heimliche Revolte des Goto Dengo (kommt viel später, so weit hast du noch nicht gelesen), die Zwangslage des U-Boot-Kommandanten Günther Bischoff, als er Bobby Shaftoe und Enoch Root begegnet und alles, was sich daraus ergibt (da bist du wohl auch noch nicht...)


    Ich bin jedenfalls gespannt auf deine weiteren Eindrücke :smile:


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Bin jetzt knapp über Seite 500 raus. Die Story um U-691 bringt etwas Leben in die Bude. Das "Funkspiel" ist eine interessante Idee. Die Nylon-Story von Tom hat mir gefallen (wobei ich bezweifle, das das Phreaking so gut funktioniert).
    Weiß eigentlich jemand, warum die Kapitelüberschriften des Randy-Handlungstranges immer in Großbuchstaben geschrieben werden?

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • Die Nylon-Story von Tom hat mir gefallen (wobei ich bezweifle, das das Phreaking so gut funktioniert).


    Ich zweifle auch. Die Story ist der Hammer, vor allem die betretenen Gesichter, nachdem Pekka die "Lesung" abgebrochen hat. Ich habe sie förmlich vor mir gesehen :breitgrins:



    Weiß eigentlich jemand, warum die Kapitelüberschriften des Randy-Handlungstranges immer in Großbuchstaben geschrieben werden?


    Nein, es ist mir gar nicht aufgefallen... :redface:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Das Kapitel "Süchtig" (ab Seite 525) ist eines meiner liebsten im Buch: Da haben wir Enoch Root, Bobby Shaftoe, und ein U-Boot mit einem coolen Kapitän - mehr braucht es nicht, um mich glücklich zu machen :breitgrins:


    Das Kapitel habe ich aufgrund Deines Kommentars hier mit besonderer Spannung erwartet... und war etwas enttäuscht. So cool fand ich den Kapitän nun auch wieder nicht. Ich hätte lieber mehr über Bobby gelesen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • So cool fand ich den Kapitän nun auch wieder nicht.


    Bischoff erinnert mich an den "Alten" aus "Das Boot" von Lothar-Günther Buchheim. Da der für mich (nicht zuletzt auch dank Jürgen Prochnows Darstellung im gleichnamigen Film) eine Kultfigur ist, musste ich Bischoff von Anfang an ins Herz schliessen... :zwinker:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Bischoff erinnert mich an den "Alten" aus "Das Boot" von Lothar-Günther Buchheim. Da der für mich (nicht zuletzt auch dank Jürgen Prochnows Darstellung im gleichnamigen Film) eine Kultfigur ist, musste ich Bischoff von Anfang an ins Herz schliessen... :zwinker:


    Da ich weder das Buch noch den Film kenne, bin ich da wohl im Hintertreffen. :sauer:

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  • Hallo zusammen,


    ich bin noch mit von der Partie, habe aber derzeit wenig Sinnvolles beizutragen.


    BigBen, es ist sicher kein Nachteil, den Alten nicht zu kennen. So hast Du Dir völlig neutral ein Bild von Bischoff gemacht, das eben nicht durchwegs von Sympathie geprägt ist. Eigentlich ist er ohnehin eine Randfigur, wenn auch nicht ganz unwichtig für den Ablauf.


    Wie gefällt Dir die Handlung um Goto Dengo? Ihn hatte ich neben Bobby am meisten gemocht. Vielleicht kann ich Dir damit den Mund ein bisschen wässrig machen, dass es hier noch spannend wird.


  • Wie gefällt Dir die Handlung um Goto Dengo? Ihn hatte ich neben Bobby am meisten gemocht. Vielleicht kann ich Dir damit den Mund ein bisschen wässrig machen, dass es hier noch spannend wird.


    Dieser Strang ist interessant. Ich bin gerade bei den Kannibalen. Wobei ich die dort beschrieben Handlung ins Reich der Märchen verbanne. Soweit ich weiß, wird bei all diesen Völkern der Kannibalismus nur noch aus kultischen Gründen (symbolischer Kannibalismus) aber nicht mehr zur Ernährung durchgeführt.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Meines Wissens wurde Kannibalismus nur betrieben, weil man sich davon versprach, die geistige und körperliche Stärke des Getöteten in sich aufzunehmen. Wäre es zu reinen Ernährungszwecken geschehen, wären die Kannibalen mangels Nachschob schon beizeiten ausgestorben.


    Übrigens ist mir das mit der Großschreibung bei den Randy-Kapiteln ebenfalls nicht aufgefallen. Einen Reim kann ich mir darauf nicht machen.

  • Ich bin noch dabei. :winken: Bin jetzt so ca. auf Seite 640 und grüble über U-691. Da ist die Rede davon, daß es abgeschossen wurde, aber Shaftoe und Bischoff sind in Schweden und der Rest der Mannschaft ist mit dem U-Boot weiter nach Deutschland. Habe ich was übersehen, wird das später noch erklärt oder bin ich einfach zu doof. :confused:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Irgendwo wurde geschrieben, dass die Mannschaft ohne Bischoff "mit den Resten" (oder so ähnlich) des U-Bootes von Schweden nach Kiel weitergefahren war. Ich hatte das so interpretiert, dass das U-Boot schon ein halbes Wrack, aber noch manövrierfähig war. :rollen:


  • Schon im Kapitel "Auf Freiersfüßen" wird es interessant, als Waterhouse auf mathematischem Weg zu entschlüsseln versucht, auf welche Weise und wie oft er sich Erleichterung verschaffen muss, um seinen beruflichen Anforderungen zu genügen. Auf eine solche Idee kann auch nur ein Mann kommen :breitgrins:. Ich möchte ihm zugute halten, dass er Mathematiker ist und deshalb an dieser Methode fast nicht vorbei kommt.


    Nur leider sind die Formeln ein wenig fehlerhaft. Sowohl im Satz als auch nach der formalen Logik. Ich habe bei Formeln und Herleitungen immer den Drang alles Nachzurechen und werde ganz wuschig, wenn es nicht aufgeht. Ich kann dann für eine ganze Weile nicht ruhig weiterlesen. :grmpf:


    Die Beschreibung von der Entwicklung des RAM hat mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Unmengen, offene Röhrchen mit Quecksilber gefüllt und Quecksilbertropfen auf dem Fußboden. Die Luft muß ja Unmengen Quecksilberdampf enthalten! :entsetzt: Das kann auf die Dauer nicht gesund sein. Mich wundert auch, daß, wenn die Maschine auf dem selben Gang war, der Krach nicht schon früher jemandem aufgefallen ist.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001