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Hallo zusammen!
Eigentlich mag ich Graham Greene ja gar nicht. Seine Stories haben für mich keine richtigen Höhepunkte und plätschern sanft aber depressiv vor sich hin. Weder Stamboul Train noch noch das 25 Jahre jüngere Our Man in Havana vermochte ich wirklich zu goutieren. Und so habe ich Greene ins selbe Abteil gesperrt mit z.B. Zola - das Abteil mit der Aufschrift: "Sicherlich gute Autoren, aber nichts für mich".
Dann bin ich in einem Prospekt auf Travels with my Aunt gestossen. Das Buch wurde als sehr lustig angepriesen, und so habe ich es schlussendlich doch bestellt und jetzt auch gelesen. Ich bin im Grossen und Ganzen nicht enttäuscht worden.
Henry Pulling war Leiter einer Bankfiliale in den Londoner Suburbs. Seine Bank wurde von einer grösseren geschluckt und Pulling liess sich vorzeitig in den Ruhestand setzen. Nun sitzt er zu Hause und züchtet Dahlien. Das Leben des Mittfünfzigers ändert drastisch, als er beim Begräbnis seiner Mutter auf deren etwa 12 Jahre ältere Schwester trifft. Etwas vom ersten, das sie ihm - gar nicht schonend - beibringt, ist, dass seine Mutter gar nicht seine leibliche Mutter war. Und das zweite ist, dass sie ihm ihren etwa zwei Dekaden jüngeren aktuellen Liebhaber vorstellt: einen Schwarzen, den sie Wordsworth nennt. (Wie überhaupt die viktorianischen Autoren, aber auch Walter Scott, eine grosse Rolle im Roman spielen.)
Die Tante liebt es, Geschichten zu erzählen. Und so erfährt Pulling, und mit ihm der Leser, die Lebensgeschichte einer grossen Courtisane. Liebe ist das Kernthema dieses Lebens, dieses Romans.
Die alte Dame ist noch äusserst fit und bedeutend unternehmungslustiger als der eine Generation jüngere Neffe. So kommt es, dass sie ihn zu der einen oder andern Reise überredet, ja mitschleppt. Zuerst innerhalb Englands, dann auf dem europäischen Kontinent bis nach Istanbul, zuletzt in den südamerikanischen Dschungel. Aus den unterschiedlichen Geisteshaltungen der beiden Protagonisten lässt sich natürlich komisches Potenzial schlagen, was Greene denn auch weidlich und gut tut. Es ist, was man im positiven Sinne, allgemein den typisch englischen Humor nennt.
Gegen Ende flacht die Story leider ein bisschen ab. Ich will hier nicht sagen, was mich gestört hat, da ich sonst zu viel vom Schluss verraten müsste. Lest selber - die Lektüre lohnt durchaus.
[size=1]EDIT: Deutschen Titel im Betreff ergänzt und Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah[/size]