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Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.005 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ink-heart.
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Ludwig Tieck: Der gestiefelte Kater
Heinrich Heine: Saul Ascher als Gespenst in der "Harzreise".Quelle: wikipedia (sonst wäre ich auch nicht drauf gekommen).
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Hallo darchr,
versuch's mal mit Eichendorff: Der ist durchaus nicht nur so gefühlsselig, wie er immer dargestellt wird. In dem Gedicht "Zwielicht" z.B. steckt auch durchaus eine augenzwinkernde Absage an die Todessehnsucht der Romantiker. Das gilt auch für viele andere seiner Gedichte.
Auch seine Novellen "Taugenichts", "Marmorbild" und "Das Schloss Dürande" spielen teilweise mit den Topoi der Romantiker.HG
finsbury -
Hi,
ich werde mir das Gedicht morgen früh mal durchlesen und versuchen die Elemente "Selbstschöpfung" und "Selbstvernichtung" zu finden!
Könntest du noch einige Gedichte nennen, damit ich die romantische Ironie (die ich bisher aus einigen Büchern theoretisch verstanden habe) auch in der Praxis sehe und ich eine größere Auswahl für das Referat habe?
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Hallo darchr,
schau Dir Heine noch mal genauer an. Z.B. "Mein Herz, mein Herz ist traurig". Dieser wunderschöne Mai, alles ist toll (abgeshen von dem ersten Vers) und dann kommt dieses plötzliche "ich wollt, er schösse mich tot"- ach, ich finde das klasse! Oder auch "Zur Beruhigung". Die würde mir jetzt so spontan dazu einfallen.
Liebe Grüße
Tia -
Hallo darchr,
im Safranski habe ich noch einmal nachgeschaut, was dort zur romantischen Ironie steht. Er bezieht sich auf Schlegels Begriff der Ironie, womit im Wesentlichen zunächst mal gemeint ist, dass hinter dem endlichen Gesagten ein unendliches Gemeintes steht. Zurückgebrochen auf romantische Lyrik bedeutet das für mich, dass z.B. gewisse Schlüsselwörter der Romantik wie Nacht, Mond, Wald, Reise usw. ein ganzes System von Konnotationen nach sich ziehen, die den eigentlichen Inhalt fast lächerlich klein erscheinen lassen.
Das zu erklären hat zum Beispiel Novalis in "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren" -allerdings bitterernst - versucht oder aber auch - mal wieder - Eichendorff mit seinem Gedicht :Schläft ein Lied in allen Dingen
Die da träumen fort und fort
Und die Welt hebt an zu singen
Triffst du nur das Zauberwort.Da steckt allerdings nicht die von dir unten beschriebene Spannung drin, sondern dieses oben erwähnte Unendliche.
Etwas augenzwinkernder ist da Ludwig Tiecks "Wunder der Liebe" und besonders Clemens Brentanos "Schwanenlied", dessen hoher Ton von dem letzten Vers Lügen gestraft wird.Vielleicht kannst du mit diesen Dingen was anfangen.
Viel Erfolg mit dem Referat wünscht
finsbury
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Ludwig Tieck- William Lovell
Wohl der Inbegriff der romantischen Ironie.
Sonst noch die Nachtwachen von Bonaventura
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Hi,könntet ihr mir einige Gedichte sagen, in denen die romantische Ironie nach Schlegel (Wechsel zwischen Selbstschöpfung und Selbstvernichtung, sodass eine Distanz zum Gesagten entsteht) verwirklicht wurde?
Gedichte ...
Ludwig Tieck- William LovellWohl der Inbegriff der romantischen Ironie.
Sonst noch die Nachtwachen von Bonaventura
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Romantische Ironie ist in der Lyrik tatsächlich schwerer zu finden als in epischen und dramatischen Texten. "Der gestiefelte Kater" von Tieck ist wirklich das Paradebeispiel, etwas subtiler auch "Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann. Bei Heine gibt es bestimmt so einiges auch in der Lyrik. Was mir noch eingefallen ist: Clemens Brentanos "Erscheinung", das lässt sich ziemlich gut im Sinne deiner Definition deuten:
Zitat
Die zwölfte Stunde war beim Klang der Becher
Und wüstem Treiben schon herangewacht,
Als ich hinaus mich stahl, ein müder Zecher.
Und um mich lag die kalte, finstre Nacht;
Ich hörte durch die Stille widerhallen
Den eignen Tritt und fernen Ruf der Wacht.
Wie aus den klangreich festerhellten Hallen
In Einsamkeit sich meine Schritte wandten,
Ward ich von seltsam trübem Mut befallen.
Und meinem Hause nah, dem wohlbekannten,
Gewahrt' ich, und ich stand versteinert fast,
Daß hinter meinen Fenstern Lichter brannten.
Ich prüfte zweifelnd eine lange Rast
Und fragte: macht es nur in mir der Wein?
Wie käm' zu dieser Stunde mir ein Gast?
Ich trat hinzu und konnte bei dem Schein
Im wohlverschloßnen Schloß den Schlüssel drehen
Und öffnete die Thür und trat hinein.
Und wie die Blicke nach dem Lichte spähen,
Da ward mir ein Gesicht gar schreckenreich -
Ich sah mich selbst an meinem Pulte stehen.
Ich rief: „Wer bist du, Spuk?“ - er rief zugleich:
„Wer stört mich auf in später Geisterstunde?“
Und sah mich an und ward, wie ich, auch bleich.
Und unermeßlich wollte die Sekunde
Sich dehnen, da wir starrend wechselseitig
Uns ansahn, sprachberaubt mit offnem Munde.
Und aus beklommner Brust zuerst befreit' ich
Das schnelle Wort: „Du grause Truggestalt,
Entweiche, mache mir den Platz nicht streitig!“
Und er, als einer, über den Gewalt
Die Furcht nur hat, erzwingend sich ein leises
Und scheues Lächeln, sprach erwidernd: „Halt!
Ich bin's, du willst es sein; - um dieses Kreises,
Des wahnsinn-drohnden, Quadratur zu finden:
Bist du der rechte, wie du sagst, beweis' es;
Ins Wesenlose will ich dann verschwinden.
Du Spuk, wie du mich nennst, gehst du das ein,
Und willst auch du zu gleichem dich verbinden?“
Drauf ich entrüstet: „Ja, so soll es sein!
Es soll mein echtes Ich sich offenbaren,
Zu Nichts zerfließen dessen leerer Schein!“
Und er: „So laß uns, wer du seist, erfahren!“
Und ich: „Ein solcher bin ich, der getrachtet
Nur einzig nach dem Schönen, Guten, Wahren;
Der Opfer nie dem Götzendienst geschlachtet
Und nie gefrönt dem weltlich eitlen Brauch,
Verkannt, verhöhnt, der Schmerzen nie geachtet;
Der irrend zwar und träumend oft den Rauch
Für Flamme hielt, doch mutig beim Erwachen
Das Rechte nur verfocht: - bist du das auch?“
Und er, mit wildem, kreischend lautem Lachen:
„Der du dich rühmst zu sein, der bin ich nicht.
Gar anders ist's bestellt um meine Sachen.
Ich bin ein feiger, lügenhafter Wicht,
Ein Heuchler mir und andern, tief im Herzen
Nur Eigennutz und Trug im Angesicht.
Verkannter Edler du mit deinen Schmerzen,
Wer kennt sich nun? Wer gab das rechte Zeichen?
Wer soll, ich oder du, sein Selbst verscherzen?
Tritt her, so du es wagst, ich will dir weichen!“
Drauf mit Entsetzen ich zu jenem Graus:
„Du bist es, bleib und laß hinweg mich schleichen!“ -
Und schlich, zu weinen, in die Nacht hinaus.
Viel Glück bei deinem Referat! :smile: