Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind

Zitat von Cait

Das Ende ließ mich erstarrt zurück (es ist einfach ein Hammer, ein Keulenschlag) und ich gestehe, die Geschichte hing mir noch lange nach und ich musste noch oft an Emmi und Leo denken.

Jep, dem kann ich mich nur anschließen.
Ich hatte das Hörbuch unterwegs im Zug auf einer längeren Reise zu Ende gehört - und schaltete völlig perplex den MP3-Player aus, als das letzte Wort verklungen war. "Sprich mich jetzt nicht an, ich muss das erstmal verdauen.", sagte ich fast schon verstört zu meinem Freund, damit bloß diese Eindrücke und Gedanken nicht zu schnell verwischt wurden.

Ich habe schon mehrere schlechte Rezensionen über das Buch gehört (habe es selbst nicht gelesen), aber ich denke, dass die beiden Sprecher aus der akustischen Variante einen Knaller gemacht haben. Beide Stimmen sind meiner Meinung nach perfekt ausgewählt worden.
Emmis Sprecherin Andrea Sawatzki beherrscht den Mix zwischen Sanftheit, Erotik und spitzer Arroganz sehr gut, und Leos Stimme Christian Berkel klingt einerseits wunderbar charmant und dann doch wieder so zynisch, wie Leo Leike es eben ist.

Ich musste mir das Hörbuch unter mehreren Tagen aufteilen, weil ich leider keine Zeit hatte, aber es war ein Genuss sonder gleichen. Und ich muss mich nochmal wiederholen:
Ich weiß nicht, ob mich das (Lese-)Buch auch so gebannt hätte, doch das Hörbuch ist es allemal wert!!

Bewertung

Auch ich bin begeistert

Meine Meinung:

Ein Liebesroman? Ehrlich gesagt im Grunde nicht mein Genres. Aber irgendwie hat mich Gut gegen Nordwind angesprochen. Ich hatte im laufe eines Interviews des Autors über die Fortsetzung des Romans davon gehört und irgendwie reizte mich die Idee eines Liebespaares das sich nie trifft aber dafür per Email Kontakt hat. Und ich muss sagen ich wurde nicht enttäuscht. Dieses Hörbuch übertraf meine Erwartungen und gehört zu den schönsten Hörerlebnissen die ich in letzter Zeit hatte. Andrea Sawatzki hat die Emmi mit solcher Inbrunst gelesen, das ich irgendwann Emmi hörte und nicht eine Schauspielerin die Emmi verkörpert. Christian Berkel ist für mich Leo geworden.

Aber auch die Geschichte selbst fand ich von Anfang an wunderschön. Irgendwie hat Glattauer einen Schreibstil der mich sehr angesprochen hat. Teilweise sind diese Emails fast schon poetisch h und hier werden Gefühle aufgebaut die so vielleicht niemals geäußert worden wären. Vor allem Leo ist mir sehr ans Herz gewachsen. Endlich mal eine Männerfigur die ihre Gefühle frei heraus äußert und nicht ständig den Macho heraushängen lässt. Er ist von Anfang an ehrlich zu Emmi, das hat mir immer wieder sehr gefallen. Emmi dagegen ist für mich eine etwas eingebildete Zicke die mit Leo spielt wie es ihr gefällt und dabei nicht nur ihn verletzt.

Dieses ständige hin und her, man kann richtig mitfühlen wie es vor allem Leo innerlich zerreist und ihn auffrisst. Nicht zuletzt auch durch die beiden Schauspieler kommt dieser Konflikt b besonders gut heraus. Ich wage fast zu bezweifeln ob mir Gut gegen Nordwind selbst gelesen so gut gefallen hätte. Gerade Gefühle und Gefühlsausbrüche kommen gesprochen ganz anders zum Tragen. In diesem Falle gebe ich dem Hörbuch (das keine gekürzte Lesung ist!) definitiv den Vorzug!

Ja ich bin begeistert von der Geschichte um Emmi und Leo, von diesen Gefühlen, den Vorwürfen, überhaupt dem ganzen Gedankenaustausch der beiden, auch von dieser Idee einen Roman zu schreiben, wobei ich glaube das sich das auch negativ auswirken könnte- dann wenn es zu viele Romane dieser Art geben wird…
Dies ist keine einfach Liebesgeschichte bei der am Ende alle glücklich sind. Vielleicht lässt Daniel Glattauer den Leser (bzw. hier ja den Hörer) sogar etwas traurig zurück. Aber irgendwie finde ich das Ende wunderschön, auf eine traurige Art aber passend. Eigentlich kann ich mir eine Fortsetzung nicht so ganz vorstellen, komme aber aus Neugier ni cht drumherum.

Hallo Ihr Lieben,

ich habe mir letztes Wochenende auch fast am Stück dieses Hörbuch angehört und hier kommt meine Meinung:

Emmi verwechselt eine Email-Adresse und schreibt die Kündigung für einen Zeitschriftenverlag an Leo, anstatt an den Verlag. Nach einigen falschen Emails antwortet Leo und klärt das Missverständnis auf. Aus der Zufallsbekanntschaft entwickelt sich bald ein reger Email-Verkehr, der für beide Seiten bald mehr, als nur eine zufällige Email-Bekanntschaft darstellt.

Das gesamte Buch ist in Form von Emails inklusive Betreff aufgebaut, die mal von Emmi und mal von Leo geschrieben werden. Umgesetzt wurde diese besondere Buchform im Hörbuch sehr gut durch Andrea Sawatzki und Christian Berkel, die jeweils die Emails von Emmi und Leo lesen. Die Form das gesamte Buch per Email aufzubauen, hat mir sehr gut gefallen und in Form des Hörbuchs mit zwei Sprechern wurde das richtig gut umgesetzt.

Von den Charakteren war mir Leo gleich sehr sympathisch. Zum einen liest Christian Berkel ihn mit sehr viel Gefühl, zum anderen schreibt er aber auch wunderbare Emails. Bei ihm konnte ich sehr gut nachvollziehen, wie sich jemand nur alleine aufgrund von Emails in ihn verlieben könnte. Emmi hingegen empfand ich oft sehr anstrengend, teilweise arrogant und viel zu oft einfach nur total daneben. Ich hatte zwar von Anfang an das Gefühl, dass sie über ihre wahren Gefühle hinweg täuschen möchte, aber ihre Art zu schreiben und auf einige von Leo's Themen einzugehen, habe ich sehr oft als einfach unverschämt empfunden. Wenn man sie so liest bzw. hört, konnte man oft denken, dass sie ein sehr schweres Leben haben muss bzw. von Männern schon so oft enttäuscht wurde, dass sie ein zurück gezogenes Single-Dasein führt. Das ist jedoch ganz und gar nicht der Fall.

Bis zum Ende habe ich mich auch mit Emmi's Beweggründen sehr schwer getan und konnte ehrlich gesagt irgendwann auch Leo's Haltung nicht mehr nachvollziehen. Mich hat das Hörbuch schließlich sehr traurig zurück gelassen und als Liebesgeschichte kann ich es nur bedingt betrachten. Vielleicht habe ich mich zu stark in Emmi's Mann und ihre Familie hinein versetzt, jedoch kann ich einfach nicht nachvollziehen, dass man mit einem Mann per Email eine tiefere Bindung schon fast eingeht, als mit seinem eigenen Ehemann. Vielleicht liegt es daran, dass ich Emmi's Verhalten ein bisschen als Flucht aus der Realität betrachte und ihr den Mut abspreche ihr reales Leben zu klären und sich dafür in eine Wunsch-Fantasie hineinsteigert.

Alles in allem weiß ich nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Die Hörbuch-Umsetzung finde ich klasse und auch die Idee der Emailform sehr gelungen. Die Entwicklung, die diese Geschichte nimmt, empfand ich jedoch als sehr traurig und das Ende hat mich dann eher fragend zurück gelassen. Für mich muss es nicht immer ein Happy End geben, aber irgendeine Klärung hätte ich schon gerne gehabt. So bleiben alle Hauptpersonen traurig zurück und gerade bei Emmi frage ich mich, wann sie endlich anfängt ihr Leben aufzuräumen und nicht mehr sich und alle um sie herum verletzt. Vielleicht tue ich ihr unrecht, aber ich habe sie als furchtbar egoistisch wahrgenommen.

So, wie bewerte ich jetzt ein Hörbuch, dessen Umsetzung ich sehr gelungen finde, dessen Idee mich zwar fasziniert, ich sie aber nicht bis zum Ende nachvollziehen kann und ich eine Figur sehr mag, während ich die andere auf den Mond wünsche?

Liebe Grüße
Tammy

An das abrupte Ende kann ich mich auch noch gut erinnern.
Allerdings habe ich zuerst das gedruckte Buch gelesen und blieb erst einmal wie in einer lange andauernden Starre zurück.
Zum Glück bin ich erst recht spät zu "Gut gegen Nordwind" gekommen, so daß es nur noch ein paar Tage gedauert hat, bis der Nachfolger erschienen ist, und ich die Geschichte von Emmi und Leo weiterverfolgen konnte.

Später habe ich mir auch noch den Hörbuch-Doppelpack zugelegt.

Die Hörbücher sind mit C.Berkel und A.Sawatzki wirklich erstklassig besetzt.
Die beiden schaffen es, Emmi und Leo und vor allem deren Emotionen immer auf den Punkt darzustellen.
Leo meist ruhig und besonnen, beherrscht, manchmal verzweifelt - und Emmi, quirlig, lebhaft, impulsiv, drängend.
Ein Lob an die Sprecher!

Auch die Geschichte an sich, die E-Mail Bekanntschaft von Emmi und Leo, die sich zu einer Freundschaft, einem Flirt und nach und nach auch zur zarten Liebe entwickelt, hat mich überzeugt.
Trotz einiger fragwürdiger Reaktionen seitens Emmi hat es Spaß gemacht, die Konversation der beiden zu verfolgen, wobei vor allem Leos Mails teilweise auch Anflüge von fast schon poetischem Tiefgang aufwiesen.

Der Nachfolger, Alle sieben Wellen, konnte mich inhaltlich leider gar nicht mehr überzeugen, da ist mir Emmi zu sehr auf die Nerven gegangen, aber das Hörbuch ist genauso fantastisch vertont.

Ich wage zu behaupten, Gut gegen Nordwind / Alle sieben Wellen sind die am besten vorgelesenen Hörbücher in meiner Sammlung.