Rüdiger Safranski - E.T.A. Hoffmann. Das Leben eines skeptischen Phantasten

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    Als begeisterte Leserin von E.T.A. Hoffmann war ich seit einiger Zeit auf der Suche nach einer ansprechenden Biographie des Schriftstellers. Die amazon-Rezensionen zu Safranski klangen vielversprechend und ergiebiger als eines der Reclam-Heftchen zu Hoffmann würde Safranskis Biographie bestimmt sein.


    Viel habe ich also nicht erwartet, war aber dann von der Qualität dieser Biographie überrascht. In immer gehobenem, teilweise anspruchsvollem Stil berichtet Safranski von E.T.A. Hoffmanns Leben und schafft das Kunststück, dabei stets sehr gut lesbar und verständlich zu bleiben.


    Natürlich geht er Hoffmanns Lebensweg ab: Kindheit und Jugend in Königsberg ohne Vater, eine innige Freundschaft, seine berufliche Karriere berufliche Niederlagen, seine (teilweise sehr unglücklichen) Liebschaften. Sehr deutlich wird vor allem die Zerrissenheit, die Hoffmann zwischen Künstler und Jurist schwanken ließ, und vor allem auch, dass er sich selbst immer eher als Musiker sah und die Schriftstellerei eher eine nebenher laufende Angelegenheit für ihn war, die vielleicht gerade deswegen so gut funktionierte. Man bekommt einen Eindruck davon, wie Hoffmann sich in vielen privaten Dingen gefühlt haben muss, ohne dass Safranski unhaltbare Spekulationen aufstellt. Auch die wichtigsten Werke Hoffmanns werden in die Lebensgeschichte miteingeflochten und wichtige Thesen der Forschung dazu genannt, immer auf sehr passende und interessante Weise.


    Aber dabei bleibt Safranski nicht, wie der Klappentext zu Recht verspricht: Safranski breitet hier ein sehr dichtes und fundiertes Wissen über die Epoche, andere literarische und musikalische Werke der Zeit, Politik und Stadtgeschichte aus. Hoffmanns Leben wird exemplarisch für seine Zeit, alles fügt sich ineinander. Es gibt zahlreiche Stellen, an denen man dann selbstständig weiterforschen bzw. –lesen könnte, aber mit den Informationen, die Safranski anbietet, kann man die Zusammenhänge bereits verständlich einordnen.


    Im Anhang findet sich ein ausführliches Wer- und Namenregister und eine Bibliographie. Diese ist jedoch mein einziger Kritikpunkt: sie ist nach Stichworten sortiert („Biographisches“, „Kulturhistorisches“, „Philosophisches“) und nicht an das jeweilige Ende eines Kapitels gesetzt, was für mich sinnvoller, da leichter zuordbar gewesen wäre.


    Trotzdem werde ich mir gerne weitere Biographien Safranskis zulegen, die Nietzsche-Biographie habe ich schon im Blick.


    4ratten