George R.R. Martin - A Song for Lya

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.049 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wendy.

  • Hallihallo! :winken:
    Mein erstes Buch 2008 war gar kein Buch, sondern eine Kurzgeschichte, die ich wohl auch rezensiert hätte, wenn sie nicht auf einer meiner SLW-Listen stehen würde. :tipp:
    Die Geschichte gibt’s zwar einzeln zu kaufen, aber ich habe sie in der Geschichtensammlung Dreamsongs gelesen. Soweit ich herausfinden konnte, wurde diese Geschichte leider (noch) nicht auf Deutsch übersetzt.


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    Inhalt:
    Robb und seine Freundin Lya wurden vom Planetenadministrator Valcarengui angeheuert, um das seltsame Verhalten der Shkeen, der Lebensform auf dem Planeten Shkea, zu erklären. Ihre Fähigkeiten als Gedanken- bzw. Gefühleleser sollen ihnen dabei helfen aufzudecken, warum seit neuestem auch Menschen sich der Religion der Shkeen anschließen. Vor allem, weil man durch den Beitritt zu dieser Religion, gleichzeitig auch den Freitod wählt…


    Meine Meinung:
    Wenn mich George R.R. Martins Lied von Eis und Feuer nicht schon längst davon überzeugt hätte, wäre das jetzt der Moment um festzustellen, dass der Mann nicht nur ein unglaubliches Talent fürs Geschichtenerzählen und Schreiben hat, sondern auch, dass er durchaus mehr als nur eine Sorte von Text produzieren kann.


    Kurzgeschichten lese ich eigentlich sehr selten, weil ich gerne lange Zeit habe, um die Charaktere kennen zu lernen und (hoffentlich) lieb zu gewinnen. George R.R. Martin schafft es aber, mit dieser kurzen Erzählung, einem die beiden Hauptcharaktere Robb (den Ich-Erzähler) und Lya so nahe zu bringen, dass es gar keiner weiteren Worte bedarf. Nebencharaktere gibt es zwar nur wenige, aber auch diese sind gut ausgearbeitet und fühlen sich nicht nur wie leere Platzhalter an. Einige Charaktere haben sogar großes Potenzial und ich hätte sie gerne besser kennen gelernt – in ihrer eigenen Geschichte. Valcarenghui war da mit Abstand der interessanteste, weil undurchschaubarste, Charakter, aber auch über Laurie würde ich gerne wieder lesen.


    Die Stimmung von A Song for Lya ist melancholisch. Man wird ein gewisses Gefühl von Depression nicht los, denn GRRM schneidet hier ein Thema an, das alle Menschen irgendwann beschäftigt, das viele von uns bewegt und über das man sich während des Lesens ununterbrochen Gedanken machen muss. Verpackt in eine kleine, aber feine Science Fiction Geschichte wirf der Autor so elementare Fragen auf wie die, ob es einen Gott gibt, ein Leben nach dem Tod und wenn ja, wie es aussieht... Den Hugo-Award, den er mit A Song for Lya gewonnen hat, gönne ich ihm von ganzem Herzen.
    Obwohl die Geschichte so kurz war und obwohl sie die meiste Zeit nicht fröhlich ist, bin ich absolut begeistert und freue mich schon auf weitere ältere Werke (seien es Romane, Kurzgeschichten oder Scripten für Fernsehserien) von George R.R. Martin.


    5ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Die Geschichte wurde schon auf deutsch übersetzt - "Ein Lied für Lya"(erschienen u.a. in der Sammlung "Die zweite Stufe der Einsamkeit"). Sie gehört -wie die meisten SF-Kurzgeschichten Martins- zu einem lockeren Zyklus von Geschichten, die sich unabhängig voneinander um den gemeinsamen Handlungshintergrund des sog. "Zweifrontenkrieges" drehen: https://literaturschock.de/lit…/5609.msg163898#msg163898 - unter diesem Link findest du einen Roman("Wenn die Flamme erlischt - Dying of the Light") sowie weitere Kurzgeschichten und einen weiteren Link, in welchen Sammlungen die anderen Kurzgeschichten jeweils zu finden sind.

  • Hallo Jorge!


    Danke für den Tipp. Diese kleine Sammlung scheint zwar nur noch gebraucht erhältlich zu sein, aber immerhin schön, dass "Lya" doch übersetzt wurde.


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    Das Cover hab ich unten als Bild angehängt.


    Der Vollständigkeit halber lese ich auch noch die anderen drei Geschichten, die in dieser deutschen Sammlung enthalten sind (in meinem dicken Dreamsongs-Buch sind sie nämlich auch alle mit dabei :zwinker: )


    Die Zweite Stufe der Einsamkeit


    Der namenlose Ich-Erzähler führt Tagebuch über seine letzten Monate als intergalaktischer Leutchtturmwärter - sozusagen. Er bewacht seit vier Jahren in völliger Einsamkeit auf einem Ringschiff einen Weltraumstrudel und soll nun bald abgelöst werden. Dabei ist er sich nicht sicher, ob er sich auf die Rückkehr zur Erde freuen soll oder nicht...


    Diese Geschichte ist wie "Ein Lied für Lya" sehr melancholisch, geschrieben in einem noch düstereren Ton. Obwohl George R.R. Martin die Gedanken und Gefühle des Ich-Erzählers gut beschreibt und dem Leser auch die titelgebende "zweite Stufe der Einsamkeit" so nahebringt, dass man die Entscheidung des Protagonisten, sich für vier Jahre alleine ins Weltall zu begeben, durchaus nachvollziehen kann, kam keine richtige Spannung auf. Irgendetwas fehlt der Geschichte, denn obwohl man ihn verstehen kann, will man sich doch nicht wirklich mit dem Erzähler identifizieren.
    Insgesamt nicht zu vergleichen mit "Ein Lied für Lya".
    Ein großes Plus kriegt aber das Ende, das doch noch eine unerwartete Wendung in die Geschichte bringt.


    3ratten

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Und die nächste folgt zugleich:


    Der Held
    Diese kleine, aber feine Geschichte erzählt - wie ja unschwer zu erraten ist - von einem Kriegshelden. Hintergrund ist der von Jorge schon erwähnte Zweifrontenkrieg gegen die Hranganer. John Kagen will nach 20 Jahren Kriegsdienst und allerlei Action in Rente gehen und zwar auf der Erde. Sein Vorgesetzter versucht ihn davon abzuhalten, aber so leicht lässt sich ein wahrer Held nicht einschüchtern.


    Diese Geschichte hat mir wieder wesentlich besser gefallen als "Die zweite Stufe der Einsamkeit", nicht nur weil sie gleich mit einer spannenden Actionszene beginnt, sondern weil hier - trotz nur weniger Charaktere - Spannung und Konflikt aufkommt. Man fiebert mit Kagen mit, der sich einfach nur auf einem Planeten zurückziehen und seinen Ruhm und seine Rente genießen will.
    Außerdem hat mich diese Kurzgeschichte sehr an ein typisches "Lied von Eis und Feuer" Kapitel erinnert, besonders was die Struktur betrifft. Denkt man am Anfang noch, man begleitet nun einen Helden, wie er schreiende Babys aus brennenden Häusern rettet und sein Leben für andere aufs Spiel setzt, stellt sich bald heraus, dass dieser Held genug vom Heldsein hat. Sein Vorgesetzter Grady und er führen ein Gespräch, dass genauso gut zwischen Tyrion und Varys hätte stattfinden können (wenn auch Tyrions scharfe Zunge hier fehlt :breitgrins:). Auch hier ist das Ende überraschend, zwar nicht ganz so wie in "Die zweite Stufe der Einsamkeit", aber doch gelungen. Alles in Allem eine wirklich nette Kurzgeschichte. Ich kann mich nicht beklagen.


    4ratten

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Und hier ist der nächste Streich:


    With Morning Comes Mistfall (viel schöner als der holprige deutsche Tite "Mit dem Morgen kommt der Niedergang der Nebel" :rollen:)
    Der Planet Wraithworld ist kaum bewohnt, aber die wenigen Leute, die sich dort ein Zuhause gebaut haben, leben vom Turismus. Und dieser wiederum floriert, weil Menschen aus aller Welt (bzw. allen Sonnensystemen) kommen um die mystischen "wraiths" zu sehen, die im romantischen Nebel dieses Planeten immer wieder gesichtet werden und um die sich Gerüchte und Legenden ranken.
    Unser (wieder einmal namenloser) Ich-Erzähler ist ein Journalist, der eine Gruppe von Forschern begleitet, wie sie versuchen, das Geheimnis zu lüften und ein für allemal festzustellen, ob solche Wesen tatsächlich existieren oder ob sie nur Hirngespinste sind. Der Journalist schreibt brav seine Berichte, ist zugleich aber auf ganz andere Art von Wraithworld fasziniert. Der Hotelbesitzer Sanders zeigt ihm darüber hinaus noch, dass die Wahrheit nicht immer ans Licht muss...
    :hm: Hier fällt es mir ein bisschen schwer, meine Meinung in Worte zu fassen. Die Geschichte hat mich weder begeistert noch gelangweilt. Sie war nett zu lesen und wie immer gefällt mir auch hier George R.R. Martins Schreibstil und die Art, wie Dialoge schreibt. Aus dieser Geschichte spürt man auch die Sehnsucht nach etwas, woran man glauben kann - ähnlich wie bei "A Song for Lya", aber längst nicht so stark. Ich würde sagen, es handelt sich hierbei um eine gute Kurzgeschichte, die aber weder so deprimierend wie "Die zweite Stufe der Einsamkeit", noch so spannend wie "Der Held" und bei weitem nicht so großartig ist wie "Ein Lied for Lya". Muss man nicht gelesen haben, aber es ist auch kein Fehler, wenn man es tut. :zwinker:


    3ratten

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog