Butz Peters - Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.906 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

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    Klappentext:


    62 Tote
    250 Millionen Euro Schaden
    11 Millionen Seiten Ermittlungsakten


    Butz Peters rekonstruiert die Geschichte der Roten Armee Fraktion anhand von Unterlagen des Bundeskriminalamts und der Bundesanwaltschaft, aus Gerichtsurteilen und Telefonabhörprotokollen sowie Schilderungen von Opfern und Tätern. Entstanden ist die umfassende Geschichte der RAF und ihrer drei "Generationen": vom Frankfurter Kaufhausbrand 1968 bis zur Selbstauflösung 1998. Eine packende Zeitreise, die ein breites Presseecho auslöste und sich als Gesamtdarstellung der RAF etablieren konnte.


    Meine Meinung:


    Über 800 Seiten hat Butz Peters in dieses Buch investiert um einen gesamtüberblick über die wohl legendärste Terrororganisation Deutschlands geben zu können, der RAF. Drei Buchstaben, deren Auswirkungen auch noch nach 10 Jahren der Auflösung durch inkraftgetretene Sicherheitsvorkehrungen und Regelungen zu spüren sind. Das Buch ist in sieben Abschnitte unterteilt, die jeweils einen Schwerpunkt behandeln und dieser wird chronologisch in kleinere Unterkapitel aufgegliedert. So passiert es dann aber auch manchmal, dass andere Prozesse erst später behandelt werden, obwohl diese zeitlich vor anderen liegen würden, sich diese aber überschneiden. Peters lässt sich bei jeder der drei Generationen viel Zeit, geht detailliert auf wichtige Personen ein und gibt auch mal einen kurzen Lebenslauf. Und natürlich wird auch alles andere historische, wie auf dem Klappentext versprochen, rekonstruiert und bebildert. Dabei bleibt es dann allerdings auch, wer nämlich wissen möchte wie Meinhof und Baader zu Terroristen wurde, kann höchstens mutmassen, eine konkrete Analyse, warum die RAF, die RAF wurde, findet sich in dem Buch nämlich nicht. Das ist aber auch nicht weiter Schlimm, denn davon warnt der Verfasser ja schliesslich auch schon im Vorwort.


    Ich gebe dem Buch 3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Ich habe mich davor, abgesehen von einem Buch, dass von einem Springerjournalisten (wuäh) verfasst worden ist, noch nicht mit dieser Organisation auseinandergesetzt, kann die Lektüre aber jedem als Einstieg empfehlen, der sich mit der Problematik etwas genauer auseinandersetzen möchte. Jetzt, da ich das wichtigste weiss, kann ich mich auch bald mit Büchern befassen, die das ganze von einem analytischen Punkt aus betrachten. Butz Peters Stil ist gut und flüssig, und auch praktisch immer sachlich und objektiv (leider aber nicht ganz immer). Unterm Strich ist das Endprodukt informativ und unter Vorbehalt zu empfehlen.

    Einmal editiert, zuletzt von qed ()

  • Was schreibt eigentlich Buzz Peters, über die Springer Presse und ihre Mitverantwortung an der Entstehung der RAF.
    Wenn ich an diese Zeit denke, dann fällt mir Heinrich Böll und sein großartiger Roman "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" ein. Böll, musste sich ja von Strauß und der BILD-Zeitung, als geistiger Brandstifter beschimpfen lassen. Schade finde ich nur, daß sich neben der RAF, auch nicht gleich die BILD aufgelöst hat und sie sich auch weiterhin, in ihrer Menschenverachtung hinter der Pressefreiheit verstecken kann und darf. Die Opfer, der Methoden der BILD-Zeitung, sollten aber ebensowenig vergessen werden, wie die Opfer der RAF.

  • Abgesehen von dem Bombenanschlag auf das Springergebäuder, schreibt Peters nur sehr wenig über Springer selbst. Er bleibt neutral und sachlich und erwähnt sie höchstens noch im Zusammenhang mit der ganzen Bewegung der 68er, auch der Prozess gegen die Kommunarden wird kurz beleuchtet und der Protest der Studenten gegen die Springerpresse, aber sehr ausführlich ist das nicht.


    Dieses Buch von Böll muss ich auch mal lesen, bis jetzt habe ich lediglich Wallraff zu dem Thema Bild gelesen. Böll kam ja dann auch in die Kritik der (Springer)Presse, weil er anfangs der RAF Zeit eine Art Symphathiebekundung gemacht hat, die er dann später wieder zurückrief, oder anders deuten lassen wollte.


    Du hast schon recht, es sind schlussendlich immer die Opfer die die Leidtragenden sind und manchmal nach der sesationsgierigen Presseerscheinung, noch ein grösseres Leid zu tragen haben.

  • ich habe dieses Buch ebenfalls gelesen und für mich persönlich daraus einiges mitgenommen, als Jugendliche war in Frankfurt aufgewachsen und später dann auch beruflich immer wirklich mittendrin.
    Viel Zusammenhänge die ich, jung halt eben und unerfahren, noch nicht verstand oder gesehen habe, verbanden sich dann zu einem Bild oder bestätigten sich.


    Den Film die verloren Ehre...habe ich seinerzeit auch im Kino gesehen, mehrmals...und nur beim "Untergang" war es bei ihm an Ende ganz still... :winken:

  • Du hast schon recht, es sind schlussendlich immer die Opfer die die Leidtragenden sind und manchmal nach der sesationsgierigen Presseerscheinung, noch ein grösseres Leid zu tragen haben.


    Hallo Ihr,


    vielleicht solltet Ihr deshalb mal das Buch lesen


    "Für die RAF war er das System, für mich war er der Vater".


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    Das beleuchtet den ganzen Komplex aus der Sicht der Hinterbliebenen.



    Gruß


    gretchen

    Einmal editiert, zuletzt von gretchen ()

  • Ich finde das Buch sehr gut. Entgegen "Der Baader Meinhof Komplex" wird im Buch auch die zweite und dritte Generation behandelt. Auch der vermeintliche RAF Ausstieg findet Anklang.


    Das Buch ist mit interessanten Fotos unterlegt. Aus meiner Sicht eine gute Darstellung!

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • Andreas Tombrink
    Nun ja wenn man das Jahr der ersterscheinung des Baader Meinhof Komplexes Berücktsichtigt, konnte dieser die dritte Generation ja auch gar nicht ausreichend behandeln (die zweite Behandelt er dagegen schon, in dem er ja auch den deutschen Herbst beschreibt der ja maßgeblich von der sogenannten zweiten Generation der RAF "gestaltet" wurde)da das Buch ja 1985 erschien und so noch keine genauen Kenntnisse über die Zukunft der RAF bot.


    Für mich klingt das Buch jedenfalls recht interessant, eben auch weil es eine neuere Erscheinung zu diesem Stoff ist.

  • Vor allem ist es mit vielen Fotos unterlegt: u.a. denen der betreffenden Personen und
    Orte. Zu den Geschehnissen kann man jetzt Fotos und Bilder zuordnen.


    Richtigerweise hasst Du ja das "Erscheinungsdatum" angeführt.


    Ich finde, man sollte beide Bücher mal gelesen haben: man muss sie ja nicht direkt hintereinander lesen. Bezüglich der Fotos kann ich das Buch von Astrid Proll "Hans und Grete" empfehlen


    Gruss

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • Und um dem noch einen draufzusetzten: empfehle ich Dir



    "Wir kamen vom anderen Stern"


    von Thorwald Proll

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver