Susan Sontag - The Volcano Lover (Der Liebhaber des Vulkans)

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    Neapel, 17. Jahrhundert. Ein englischer Gesandter, im Buch nur als "Cavaliere" bezeichnet (einer kurzen Vorbemerkung zufolge handelt es sich um William Hamilton, der wirklich existiert hat), lebt mit seiner kränklichen Frau Catherine in einer Villa mit Blick auf den Vesuv, der ihn über alle Maßen fasziniert und den er immer wieder besteigt, selbst Ascheregen und fliegende Lavabrocken stören ihn nicht, solange er Gesteinsproben sammeln kann. Auch sonst ist der Cavaliere ein großer Sammler, der begeistert Bücher, Gemälde und antike Kunstgegenstände hortet.


    Jahrelang führt das Ehepaar ein beschauliches Leben in Süditalien, er als Vertrauter des Königspaares von Sizilien, sie begnügt sich mit ihrer Rolle als Gastgeberin und die Frau an seiner Seite und widmet sich ansonsten dem Cembalospiel, bis sie immer schwächer wird und schließlich stirbt.


    Einige Zeit später lernt der Cavaliere eine junge Frau kennen, die in so ziemlich allem Catherines Gegenteil ist: jung, vital, ein wenig frivol und ungeschliffen, aber klug und eine begabte Schauspielerin und Sängerin. Ihre "lebenden Bilder" werden legendär, und schon bald ist Emma die Geliebte und später die Ehefrau des Cavaliere, obwohl sie von niedriger Herkunft ist und ihre Vergangenheit nicht so ganz einwandfrei für eine Dame der Gesellschaft.


    Diese traute Zweisamkeit erweitert sich zu einer der bekanntesten Dreiecksbeziehungen der englischen Geschichte, als "der Held" auf den Plan tritt, kein Geringerer als Lord Nelson höchstpersönlich, der sich Emmas Reizen nicht entziehen kann.


    Zuallererst sticht bei diesem Buch die kunstvolle, geschliffene Sprache ins Auge, die treffenden Formulierungen sind ein Genuss. Auffällig auch, dass kaum jemand mit Namen benannt wird, meist ist die Rede vom Cavaliere, der Frau des Cavaliere, dem Helden, der Königin und so fort. Dadurch entsteht eine gewisse Distanz zu den Personen, was mir nicht von Anfang an gefallen hat. Gerade zu Beginn sind auch sehr viele kleine Exkurse über Sammelwut und Vulkanausbrüche eingestreut, die dem Fortkommen der Geschichte und dem Einlesen nicht sehr förderlich waren.


    Nach den somit etwas zähen ersten 80 Seiten war ich dann "drin" in dem Buch, das übrigens den Untertitel "A Romance" trägt - aber nicht eine schmalztriefende Romanze der kitschigen Sorte, sondern eher gefühlvolles Understatement.


    Der Kampf der Engländer gegen Napoleons Frankreich und der Einmarsch der Franzosen in Neapel sind ein Kapitel der Geschichte, mit dem ich mich noch nie wirklich befasst hatte; hier gab es für mich einen ersten Einblick in teils blutige und grausame Geschehnisse und Anreize, das eine oder andere zusätzlich nachzuschlagen.


    In den letzten Kapiteln des Buches wird es dann, entgegen der eher distanzierten Erzählweise, die bis dahin vorherrschte, sehr persönlich, einige Personen kommen selbst zu Wort und erzählen sozusagen aus dem Jenseits, was mich ziemlich berührt hat und manches noch einmal in anderem Licht erscheinen ließ.


    Ein ungewöhnliches, nicht immer einfaches Buch, das ich anfangs manches Mal gerne weggelegt hätte, doch Dranbleiben hat sich letztendlich dann doch gelohnt. Es ist eben keine Schnell-mal-häppchenweise-nebenher-Lektüre, sondern ein kleines Kunstwerk mit einem gewissen Anspruch an den Leser.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • schon bald ist Emma die Geliebte und später die Ehefrau des Cavaliere,


    Lady Hamilton ... ja. Wenn ich mich recht erinnere, überlebt sie Gatten wie Geliebten und stirbt verarmt und versoffen irgendwo in einem kleinen englischen Kaff ...


    Kommt Goethe auch vor? Er (und auch Moritz!) haben Hamilton damals in Italien getroffen, und der Engländer blieb nicht ohne Enfluss auf Goethes und Moritz' Italienbild. Also letzten Endes auf das der Deutschen ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Recht hast Du. Sowohl Emmas Ende als auch eine Begegnung mit Goethe kommen im Buch vor.

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