Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Klappentext
Eine Bar ist vielleicht nicht der beste Ort für ein Kind, aber bei weitem nicht der schlechteste. Vor allem das »Dickens« nicht, mit seinen warmherzigen und skurrilen Figuren: Smelly, der Koch, Bob the Copund seine geheimnisvolle Vergangenheit oder Cager, der Vietnam-Veteran. Für den kleinen JR sind sie alle bessere Väter als seiner - wäre er da gewesen. Von ihnen lernt er Mut, Zuversicht und die Gewissheit, dass es nicht nur Gut und Böse gibt, dass Bücher Berge versetzen können und das man an gebrochenem Herzen nicht stirbt. In der Bar hört er zum ersten Mal Sinatra, sieht Baseballspiele im Fernsehen, und trinkt sein erstes Bier. Er lernt auch, dass Träume wahr werden können - wenn man für sie kämpft.»Komisch, ehrlich, traurig und lebensnah - JR Moehringer schreibt unwiderstehlich.« Vanity Fair
Meine Meinung
JR Moehringer ist Reporter und beschreibt mit diesem Buch seine eigene Kindheits- und Jugendgeschichte, genauer gesagt bis zu dem Punkt, an dem er sich als „Erwachsener“ ankommen sieht. Bei Fischer läuft das Buch unter „Roman“, es liest sich tatsächlich wie ein Entwicklungsroman, Moehringer jedoch besteht darauf, dass es seine „Memoiren“ sind.
Im Zusammenhang mit diesem Buch finde ich die folgende Anekdote witzig, um nicht zu sagen „verlagstypisch“. Ein Manager vom S. Fischer Verlag war in New York unterwegs und sah in den Auslagen dieses Buch, worauf er zuhause anrief und den Befehl erteilte, sich sofort um die deutschen Rechte zu kümmern, worauf sich herausstellte, dass das Angebot von Moehringers Agentin seit Monaten auf irgendeinem Schreibtisch bei Fischer verkümmerte.
Es geht um die Dickens-Bar in Manhasset auf Long Island und es geht um die Suche eines kleinen Jungen nach seinem Vater, der nach seiner Geburt die Familie verlassen hat. JR, der kleine Junge, lebt mit seiner Mutter in einem heruntergekommenen Haus zusammen mit einem grantigen Opa, seinem Onkel Charlie, dieser steht im „Dickens“ an der Theke, einer keifenden Tante sowie deren Töchter. Irgendwann findet der Junge heraus, dass sein Vater als Radiosprecher arbeitet und hängt fortan am Radio, um wenigstens die Stimme seines Vaters zu hören, bis er eines Tages das „Dickens“ entdeckt. Die Oma hat ihn dahingeschickt, um eiligst Zigaretten für Onkel Charlie zu holen, da dieser zuhause wegen eines Nikotinentzugschocks umgefallen ist.
Ab diesem Zeitpunkt – der Junge ist acht Jahre alt – träumt er noch von einem: von der Bar. Sein sehnlichster Wunsch ist es, genauso wie Onkel Charlie und all die anderen „Männer“ in der Bar ein- und ausgehen zu dürfen. Und hier klingt die Suche nach dem Vater wieder an: Die Männer in der Bar werden im Laufe der Erzählung zu Ersatzväter für JR. Großartig beschreibt Moehringer all die skurrilen Typen, die nur eines verbindet: Das Trinken und in dessen Gefolge die Themen, bei denen sich Männer auskennen: Pferdewetten, Baseball, Boxen und ... Frauen. Speziell die Passagen, wo sie über Frauen referieren – später wird sich JR unglücklich verlieben – sind eine Wonne zu lesen. Das Dickens bleibt JR die Familie, die Heimat, auch dann noch, als er Manhasset längst verlassen hat: er studiert in Yale und arbeitet als Praktikant bei der TIMES. Wann immer es Probleme in seinem Leben gibt, und das gibt es recht oft, das Dickens bleibt sein Zufluchtsort, nur dort fühlt er sich aufgehoben.
Das Buch ist einer charmanten und streckenweise originellen Sprache geschrieben, es wimmelt auch von originellen Szenen, manches zu komisch, um wahr zu sein, manches so komisch, dass es gar nicht erfunden sein kann, manches auch todtraurig, - wie das Leben nun mal ist.
Genießen kann man das Buch aber nur, wenn man sich auf die langsame Erzählweise einlässt. In diesem Buch geht es nicht darum, im Schnellverfahren etwas über ein Leben zu erfahren. Man muss diesem talentierten Erzähler auf seinen unspektakulär angelegten Spuren folgen, um etwas zu verstehen von den trinkenden Barbewohnern, die ihn geprägt haben - und wenn man das Buch zuklappt, dann geht es gar nicht anders, als festzustellen, dass man nicht nur diesen jungen Mann ins Herz geschlossen hat sondern auch all die Männer an der Theke!
EDIT
Hallo, ich habe den Betreff angepasst. LG, Seychella