Epeli Hau'ofa - Rückkehr durch die Hintertür

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    Kurzbeschreibung
    In Tonga gilt als miserabler Erzähler, wer seine Zuhörer nicht zum Lachen bringt. Lach- und Lügengeschichten über seine kleine Insel im Pazifik erzählt auch Epeli Hau'ofa. Hier gelten ganz andere Regeln als für den Rest der Welt. Die größte Tugend ist heiteres Nichtstun, das allerdings immer wieder durch penetrante Entwicklungshelfer gestört wird. Sie haben die Insel als ideales Terrain für Hilfsprojekte entdeckt, was allerhand lästige Betriebsamkeit verursacht. Doch bald entwickeln sich die Bewohner zu international hoch geschätzten Experten im Einreichen korrekter Gesuche und Empfangen von Hilfe.


    Meine Eindrücke
    Das Buch versammelt Kurzgeschichten und Satiren über die Gepflogenheiten im Inselstaat Tiko. Ein lebenslustiges Volk genießt den Tag und darf sich einer Vergangenheit ohne Kolonialisierung erfreuen. Aber die Entwicklungshelfer geben sich die Klinke in die Hand und versuchen, die Einwohner auf Teufel komm raus zu entwickeln.
    Dabei haben die Leute aus Tiko alle Hände voll damit zu tun, sich eine Woche lang vom anstrengenden Sonntag zu erholen. Sonntags wird im streng religiösen Tiko soviel gebetet, dass die Leute eine komplette Woche lang regelrecht erschöpft davon sind. Findet jedenfalls Epeli Hau'ofa in der Einstiegsgeschichte. Die Religiosität spielt selbst bei der Partnersuche eine Rolle oder bei der Suche nach einer passenden Freizeitgestaltung für ältere Damen.


    Hau'ofa zieht die Entwicklungshelfer ebenso durch den Kakao wie die Einheimischen: Die einen wollen Geld stiften und den wirtschaftlichen Segen aus anderen Ländern nach Tiko tragen, die anderen hätten gerne was vom Kuchen ab, geraten aber eher in Bedrängnis statt in bessere Verhältnisse. Nur einem einzigen Tikong gelingt es, die Spendierwütigkeit der Neuseeländer, Engländer und Australier auszunutzen und viel Geld ins Land zu holen. Die von den Ausländern vielgepriesene "authentische Eingeborenenpersönlichkeit", die es zu erhalten und zu entwickeln gilt, verfügt in Gestalt von Ole Pasifikiwei über ausreichend Schalk im Nacken und er spielt das Spielchen um internationale Kommitees am Ende genauso gut wie die anderen.


    Das Buch verrät einiges über die Lebenslust und die Einstellung der Tikongs. Ein interessantes Buch, aber keines, was mich fasziniert oder gefesselt hat.


    2ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, daß ich diese Sammlung gelesen habe und ich habe mich dabei köstlich amüsiert, das weiß ich wohl noch (zumal ich es in dem Journal zum BC-Buch auch behauptet habe :breitgrins: ). Die ganzen Tricksereien um „Entwicklung“ waren wunderbar bösartig. Da ich mich mit verschiedenen Themen rund um Entwicklungshilfe schon beschäftigt habe, konnte ich hier einige bekannte Phänomene wiederfinden und neue Entdeckungen über Mechanismen mit Blick von der „Empfängerseite“ machen. Ich habe damals den Gegenwert von


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    vergeben, könnte jetzt aber nicht sagen, ob ich es angesichts meiner gewachsenen Vergleichsmöglichkeiten mit „exotischer“ Literatur immer noch so bewerten würde.


    Schönen Gruß,
    Aldawen