Francoise Chandernagor - Das Kind im Turm

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    Francoise Chandernagor - Das Kind im Turm


    Louis Charles, der Sohn Ludwigs d. 16. und Marie Antoniettes wurde als Geisel nach der Ermordung seiner Eltern in einem Turm gefangengehalten. Anfangs wurde der 8-jährige noch notdürftig - ohne besondere Zuneigungen zwar - versorgt, bis er später immer mehr verwahrlost "gehalten" wurde. Er bekam sein Essen, das Zimmer wurde aber nie aufgeräumt (als Königssohn hatte er auch nie die Bewältigung von einfachen Dingen des Lebens erlernt), später wurde auch nicht einmal mehr sein Unrat der Toilette beseitigt. Das Fenster verstaubte komplett, das Zimmer war total verdreckt, überhaupt keine soziale Zuneigung wurde ihm gewährt und somit war der mittlerweile 9-jährige vollkommen in seiner Isolation auf sich alleine gestellt. Sein Geist stumpfte ab.


    Francoise Chandernagor beschreibt hier ein sehr düsteres Bild um das Leben des verwahrlosten Jungen (als Gefangener), wobei ihr der Teil, der die Gefühle und die kindliche Logik zur bestehenden Situation beschreibt, wirklich sehr gut gelungen ist. Sie beschreibt die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse Frankreichs ebenso gut wie die Charakterzüge des Louis Charles. Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben. Auch der Hinweis auf die Menschenrechte wird immer wieder aufgenommen. Sind nicht alle Menschen von Geburt an gleich? Kann man dem Jungen wegen seiner Herkunft die Freiheit nehmen?


    Die Beschreibung der Wäscherin, die außer der Wäsche der Herrschaften nichts von derem realen Leben weiß, war sehr eindrucksvoll. Anhand der Anzahl der Wäschestücke und deren Beschaffenheit beim Eintreffen im Waschhaus versucht sie, den Lebensweg der Herrschaften nachzuvollziehen. Anfangs bekam diese ja immer einen Wäscheberg aus dem bestimmten Haus, später wurden die Kleidungsstücke immer weniger und der Zustand der Wäschestücke immer schlechter. Sie reimt sich ihre eigene Geschichte (auf raffinierte Art und Weise) zusammen.


    Als Stilmittel verwendet sie einen fiktiven Prozess, in dem die, die an der Situation des Jugen beteiligt waren, teilnehmen und sich verantworten müssen. Dieser Prozess tritt allerdings nicht aufdringlich in den Vordergrund, sondern liefert im Hintergrund den Zusammenhang der Geschichte. In Frankreich war das Buch ein großer Erfolg. Wer an geschichtlichen Ereignissen interessiert ist, findet hier in diesem Roman etliche Hinweise.
    Dieses Buch kann ich nur empfehlen.
    Von mir gibt es hier: 5ratten


    LG
    Liandra

    :leserin:<br />Anonymus - Das wahre Bildnis des Dorian Gray<br />:leserin:<br />Kevin Leman - Geschwisterkonstellationen<br />:leserin:

  • Hallo,


    das Buch steht auch schon einige Zeit auf meiner Wunschliste, leider fand es bisher noch nicht den Weg zu mir.


    Gruß


    gretchen

  • Françoise Chandernagor - La Chambre


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    Liandra hat das Wesentliche der Handlung bereits zusammengefasst: beschrieben wird die Verwahrung und zunehmende Verahrlosung des französischen Dauphin Louis Charles de Bourbon in einem Turm nachdem man seine Eltern im Zuge der Revolution auf der Guillotine hingerichtet hat.


    Sehr einducksvoll wird die Apathie des Jungen geschildert. Die fehlende Zuneigung führt nach und nach zu autistischem und welt- und menschenabgewandtem Verhalten und Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Verfall, was letztlich zu seinem Tod und damit zur Erlösung führt. Um viel Handlung geht es hier nicht, dafür wird der Umgang der Menschen miteinander ins Zentrum gerückt und die Grausamheit, bisweilen auch Unbeholfenheit, mit der man zu Zeiten der französischen Revolution mit Kindern umgegangen ist.
    4ratten