Pablo De Santis - Die Übersetzung

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    Kurzbeschreibung
    Puerto Esfinge - der Hafen der Sphinx - ist ein verwunschener Ort an der argentinischen Atlantikküste. Genau der richtige Platz für einen Kongress über Geheimsprachen, über Kryptologie, über ausgestorbene Sprachen. Eigentlich fährt Miguel De Blast nur hin, um seine Jugendliebe Ana zu treffen, die er an seinen Rivalen Naum verloren hat. Naum ist jetzt ein Star im Literaturbetrieb und alle fiebern seinem Auftritt entgegen. Aber bevor der Meister eintrifft, beginnen die Rätsel: Erst werden Seehunde tot aufgefunden, dann mehrere Kongressteilnehmer. Die örtliche Polizei ist ratlos. Miguel De Blast gerät auf die Spur eines uralten Fluchs und einer magischen, vergessenen Sprache.


    Meine Eindrücke
    Miguel ist ein bisschen Eigenbrötler, den Kontakt zu Kollegen und Bekannten pflegt er kaum; seine Ehefrau freut sich folglich, als er die Einladung zum Kongress annimmt, weil sie Pause von seiner Einsilbigkeit bekommt. Der Kongress selbst findet an einem merkwürdigen Platz statt: Damit mehr Leute eingeladen werden können ohne das Budget zu sprengen, buchte der Gastgeber an einem abgelegenen Platz ein halbfertiges Hotel. Der Krimi gleitet dabei immer wieder am Rand des Fantastischen entlang: Einige Kongressteilnehmer sterben und Miguel stellt fest, dass sie sich mit einer Geheimsprache befasst haben. Was hat sie getötet: Ein Mitwisser? Oder gar die Sprache?


    Was mir ausgesprochen gut gefallen hat, ist De Santis Stil, mit geringem Aufwand die Atmosphäre des seltsamen Kongresses zu zeichnen: Sonderbare Übersetzer landläufiger Sprachen, die zum Teil aber kleine Brötchen mit kaum gelesenen Texten backen, die sich auf komplexe Fachtexte spezialisiert haben oder die ihrem Verlag ein Übersetzung liefern, obwohl sie die Hälfte des Originals verloren haben. Nebenher kommentiert De Santis die komischen Eigenheiten eines Kongresses, zum Beispiel so: An jedem Runden Tisch und bei jeder Konferenz, unabhängig vom Thema, gibt es einen bestimmten Menschen: Jenen, der unter dem Vorwand, eine Frage zu stellen, seinen eigenen Vortrag hält.


    De Santis erzählt genial schlicht. Zwar steckt ein Stück Krimi im Buch, aber darum alleine geht es nicht. Darin stecken gleichzeitig die Abgeschiedenheit des Hotels und die Abgeschiedenheit der Kongressteilnehmer mit ihren Spezialgebieten, die sie meilenweit von den Kollegen trennen. Darin steckt der Drang, neben den Todesfällen den Kongress so normal wie möglich weiterlaufen zu lassen. Miguel steht am Ende vor Aufklärung und Rätsel gleichermaßen - dieser faszinierende Eindruck bleibt auch bei mir haften.


    4ratten

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    Miguel de Blast arbeitet als Übersetzer, die Beziehung zu seiner Frau ist eher distanziert und er hat keine wirklichen Freunde. Die Einladung zu einem Übersetzerkongress irgendwo an der Küste ist für ihn eine Gelegenheit alte Studienkollegen wieder zutreffen, ganz besonders die Frau, in die er damals verliebt war und die ihm von einem Mitstudenten ausgespannt wurde. Der Kongress findet in einem nur zur Hälfte fertig gebauten Hotel irgendwo in der Provinz statt, in einem Ort an dem der Tourismus anscheinend nie wirklich angekommen ist. Schon kurz nach den ersten Vorträge wird auch die erste Leiche gefunden und vermutlich aus lauter Langeweile versucht Miguel de Blast herauszufinden, was geschah.


    Der Autor hat ein modernes Abbild einer Gothic Novel geschaffen, in der die gebildeten Adeligen in einem Schloss sitzen und einer nach dem anderen auf geheimnisvolle Weise verstirbt. Das Schloss ist hier allerdings ein baufälliges Hotel und die Adeligen sind verschrobene Akademiker. Die Umgebung ist absolut trostlos, Bauruinen, Regen und Kälte, ein Dorf, das von der Außenwelt vergessen ist. Lebenslust sucht man bei allen Protagonisten vergebens, da möchte man schnell glauben, dass die Toten Selbstmord begangen haben. Alles in dieser Geschichte wirkt sinnlos, kühl und ungemütlich, es herrscht eine beklemmende Atmosphäre, die nur Unglück gebären kann.


    Das Buch handelt nicht von einer Übersetzung, wie der Titel nahe legt, sondern von Sprachen an sich, und von den semantischen und linguistischen Besonderheiten die ihnen innewohnen, den verborgenen Besonderheiten, die erst durch die Übersetzung offen gelegt werden. Bei der geheimnisvollen Sprache, die Auslöser für alle Geschehnisse in dem Buch ist, wird ihr besonderes sosehr überhöht, dass sie (für mich) zu reinem Symbol verkommt.


    Ich mag eigentlich Bücher, deren Sinn sich einem nicht wirklich erschließt, bei denen man von Symbolen übermannt wird und am Ende ratlos zurückbleibt, aber hier, in dieser Kombination mit überwältigender Trostlosigkeit, gefiel mir das nicht, ich empfand die Geschichte als zu depressiv.


    3ratten